von Blue
Wütend riss sie die Tür auf, knallte sie gleich wieder hinter sich zu und warf sich auf ihr Bett.
Erschöpft drückte sie ihren Kopf in ihr Kissen.
Hermine musste sich anstrengen, ihre Tränen zurückzuhalten. Es war hoffnungslos!
Snape würde sie auf ewig für die kleine, nervige Besserwisserin halten, wie er heute erneut, vor der gesamten Klasse und unmissverständlich unter Beweis gestellt hatte.
Das war eine korrekte, eins zu eins wiedergegebene Antwort aus dem Lehrbuch, des fünften Schuljahres.
Wie schön, dass sie die Fakten aus allen Büchern von vor zwei Jahren nochimmer in und auswendig können.
Seine Worte klangen ihr noch in den Ohren, während ihr zwei Tränen die Wangen hinab rannen.
Wie oft konnte ein Herz brechen?
Lohnten sich Gefühle?
Wann starb die Hoffnung?
Und was würde die Zeit heilen?
Hermine nahm sich ein Stück neues Pergament , ihre Feder und ihr Tintenfässchen.
Dann setzte sie sich auf den Boden, ans Fenster, um besseres Licht zu haben. In der Nachmittagssonne entstanden die gefühlvollsten, aber zugleich auch schmerzvollsten Zeilen, die sie in ihrem gesamten Leben jemals geschrieben hatte:
Ich schreib an Sie - muss ich's begründen?
Sagt dies nicht mehr als Worte tun?
Sie dürften, wenn Sie's richtig finden,
Mich strafen mit Verachtung tun.
Doch wenn Sie etwas mitempfinden
Mit meinem traurigen Geschick,
So stoßen Sie mich nicht zurück.
Der Himmel will es: ich bin Dein;
Mein Leben war dafür verpfändet,
Dass Du mich triffst und löst es ein;
Ich weiß es: Gott hat Dich gesendet,
Mein Hüter bis ans Grab zu sein
Du bist mir oft im Traum erschienen,
Ich liebt Dich, eh ich Dich gesehn,
Dein Zauberblick ließ mich vergehn,
Und Deine Stimme klang tief innen
Mir längst das war kein Traum, viel mehr!
Kaum tratst Du ein, und ich erkannte,
Ich fühlte nichts mehr, ich entbrannte,
Und sprach im Geiste: das ist Er!
Ich schließe! Schrecklich, was ich schrieb
Ich sterbe fast vor Scham und Grauen
Doch da mir Ihre Ehre blieb,
Will ich mich kühn ihr anvertrauen
Die Sonne war bereits untergegangen, als Hermine das Pergament faltete und in einen Umschlag schob.
Mit zitternden Fingern schrieb sie seinen Namen darauf, bei jedem Buchstaben, pochte ihr das Herz bis zum Hals.
Sollte es sein?
Wann sollte man aufhören ehrlich zu sein?
Wann war es vielleicht besser, Dinge zu verschweigen?
Konnte man innerlich zerfressen werden?
Eine halbe Stunde und viele Zweifel später, stand sie vor seiner Tür, den Brief in der Hand.
Die Kälte hier unten schüttelte sie, jagte ihr Schauer über den Rücken, wie er es immer tat, wenn er sie direkt ansprach.
Wann wurde es sinnlos, zu flüchten?
Wurde es sinnlos, zu fühlen?
Doch sie verwarf all diese furchtbaren Fragen und machte ihrem Haus alle Ehre.
Sie bückte sich entschlossen und schob den Brief unter der Tür durch.
Dann rannte sie. Sie rannte, als ob der Leibhaftige hinter ihr her wäre, im Kopf nochimmer ihre Zeilen.
Und wieder knallte sie die Tür hinter sich zu.
Sie war dumm! Wie hatte sie so naiv sein können, zu glauben, dass er etwas für eine 17-jährige Schülerin empfinden könnte? Verzweifelt warf sie sich auf ihr Bett und gab sich ihrem Tränenfluss hin.
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