von terese
"Severus, am Sonntag kommen Verwandte zu Besuch, und da lasse ich dich nicht mit so fettigen Haaren herumlaufen!" verkündete Eileen Snape ihrem sechsjährigen Sohn.
"Aber Mum, du hast sie mir doch erst vor zwei Monaten gewaschen", protestierte Severus. Seine Mutter lachte verächtlich. "Ja, mein Lieber, zwei Monate ist das schon wieder her! Sag mal, juckt dich denn nicht allmählich der ganze Kopf?" "Nein", log Severus.
Seine Mutter packte ihn bei den Schultern und schob ihn vor den Garderobenspiegel. "Aber sieh dich doch nur mal an! Gefällst du dir eigentlich wirklich mit diesen Haaren?" "Ja, mir gefallen sie",behauptete Severus trotzig. Dann duckte er sich plötzlich und wollte davonlaufen, aber seine Mutter erwischte ihn noch rechtzeitig am Arm. "Deine Haare werden jetzt gewaschen und damit Schluss!" sagte sie und zog ihn in Richtung Badezimmer. "Nein, ich will nicht!" brüllte Severus und versuchte sich loszureißen. Aber Eileen Snape hatte einen festen Griff. Sie zerrte ihn ins Badezimmer und stellte eine Flasche Shampoo vor ihn hin. Dann gab sie ihm eine Ohrfeige, denn Severus hatte nach ihr getreten.
Er begann zu weinen. Sie nutzte seinen Schock aus und versperrte die Badezimmertür von außen. "Du wäscht dir jetzt die Haare, vorher kommst du da nicht raus!" rief sie und ging. Severus warf sich heulend gegen die Tür, schlug mit den Fäusten dagegen und rüttelte heftig an der Klinke, aber ohne Erfolg. Er hörte, wie sich die Schritte seiner Mutter entfernten und die Küchentür zuschlug. Sie meinte es tatsächlich ernst.
Er sah sich wutentbrannt im Raum um. Gerade hatte er die Shampooflasche gepackt und wollte sie gegen die Wand werfen, da fielen die Gegenstände, die auf der gläsernen Ablage über dem Waschbecken standen, herunter. Erschrocken stellte Severus sie wieder hinauf. Immer wenn er wütend war, passierte ihm solche komischen Sachen.
Vielleicht konnte er durchs Fenster flüchten? Aber eine Tracht Prügel wollte er lieber doch nicht riskieren. Sein Vater fackelte da nicht lange.
Er betrachtete heulend und voller Abscheu die Shampooflasche. Wenn er wenigstens schon einen Zauberstab hätte, dann könnte er versuchen, sich die Haare sauberzuzaubern. Doch den bekam man ja erst mit elf.
Severus weinte noch eine Weile weiter, aber dann hörte er allmählich auf. Es hatte ohnehin keinen Sinn, wenn keiner zuhörte. Und je schneller er das Ganze hinter sich brachte, desto eher sah er die Freiheit wieder. Doch eins war klar. Mit seiner Mutter würde er nie wieder ein Wort sprechen.
Jetzt musste er die Haare erst einmal nass machen. Aber dazu müsste er mit dem Kopf unter den Wasserhahn ... Severus schüttelte sich und verzog angewidert das Gesicht. Den Kontakt mit Wasser vermied er, soweit es nur irgend ging.
Na gut, einmal den Kopf kurz unter den Wasserstrahl halten, das würde er überleben. Er atmete tief durch und drehte den Warmwasserhahn auf. Er streckte einen Finger in den Strahl und zog ihn sofort wieder zurück. Das war ja noch viel zu kalt! Er ließ das Wasser fünf Minuten laufen und versuchte es dann wieder. Jetzt war es viel zu heiß.
Severus ließ sich stöhnend auf den Rand der Badewanne sinken. Wie viele Probleme würde ihm der heutige Tag noch bringen?
Da fiel sein Blick auf die Handbrause. Vielleicht würde es damit besser gehen. Er drehte den Hahn auf und ließ den Duschstrahl über seine Hand regnen. Ja, das fühlte sich angenehmer an. Er bückte sich, führte den Duschstrahl ein paarmal über den Hinterkopf, drehte den Hahn zu und schüttelte sich wie ein Hund. Das Wasser spritzte auf den Boden und lief ihm in den Kragen. Er zog sein Hemd schnell aus, bevor es ganz nass wurde.
Nun musste dieses blöde Shampoo drauf. Je mehr desto besser, dann würde er die Haare nicht so bald wieder waschen müssen. Er schüttete fast den ganzen Flascheninhalt auf seinen Kopf und verteilte ihn mit den Fingern kreuz und quer in den Haaren. Mensch, war das eklig! Er kniff die Augen fest zu, damit ja kein Shampoo hineinkam.
Und jetzt musste man das Zeug wohl eine Weile drauf lassen, damit es wirkte, oder? Er streckte sich seufzend auf dem Vorleger aus und versuchte, das unheimliche Knistern auf seinem Kopf nicht zu beachten. Er stellte sich vor, wie er auf einer Wiese am Fluss in der Sonne lag, den Vögeln zuhörte und den Hund Snatchy neben sich kraulte ...
So, nun reichte es aber! Das Zeug in den Haaren juckte ja! Severus sprang auf und kratzte sich minutenlang den Kopf wie wild. Jetzt war das Shampoo gründlich verteilt.
Ein paar Minuten hielt er es noch aus. Wasser hin oder her, jetzt würde er das gräßliche Shampoo auf seinem Kopf aber restlos rausspülen! Er drehte die Brause auf, soweit es nur ging, hielt den Kopf darunter und wusch sich fleißig das Shampoo aus den Haaren. Der Duschstrahl spritzte quer durch das Badezimmer und auf den Boden. Severus drehte den Hahn zu und schüttelte sich wieder, wobei er den restlichen Fussboden nassspritzte.
Nun musste er die Haare nur noch trocken kriegen. Er rubbelte und rubbelte, doch sie waren immer noch feucht. "Dann gehe ich eben raus in die Sonne", knurrte Severus, zog sein Hemd wieder an und drückte die Klinke herunter. Aber natürlich war die Tür immer noch versperrt.
"Hey, Mum, lass mich raus, ich bin fertig!" rief er und klopfte gemäßigt gegen die Tür. "Mum, mach auf, ich bin fertig!" Nichts. Dachte sie etwa, er würde bis Mitternacht brauchen? Severus verzog sich beleidigt wieder auf den Vorleger. Jetzt war er so folgsam gewesen, und was machte diese Frau? Wollte sie ihn hier verhungern lassen? Es geschah ihr ganz recht, wenn er jetzt eine Erkältung bekam. - Er rollte sich zusammen und schloss die Augen. Irgendwann würde seine Mutter ja wieder ins Bad kommen.
Fünf Minuten später wurde an die Tür geklopft. Als sich nichts rührte, schloss Eileen Snape auf und steckte den Kopf herein. "Severus, bist du jetzt ..." Sie stockte und betrachtete überrascht ihren schlafenden Sohn. Dann sah sie den nassen Boden, die nasse Badewanne, den laufenden Wasserhahn und die fast leere Shampooflasche, die heruntergefallen war. Vorsichtig, um nicht auszurutschen, ging sie zum Wasserhahn und drehte ihn ab. Dann beugte sie sich über Severus und befühlte seinen feuchten Kopf. Die Haare waren ja tatsächlich sauber! Eileen Snape grinste gerührt. "Na komm, mein Sohn." Sie hob den schlafenden Jungen auf, trug ihn ins Wohnzimmer und legte ihn auf das Sofa. Dann holte sie ihren Zauberstab und begann, ihm die Haare trockenzuzaubern. Davon wachte Severus auf.
"Mum?" sagte er verwirrt. Eileen lachte. "Du bist im Bad eingeschlafen, Sev", sagte sie. "Aber deine Haare sind jetzt wirklich schön sauber. Das hast du gut gemacht!" Sie nahm Severus auf den Schoß, trocknete ihm die Haare fertig und strich ihm dabei immer wieder zärtlich über den Kopf.
Und das fand er nun doch ganz schön.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.