von giveMEaREASON
Der Tag verlief...schlecht. Aber wie definiert man schlecht? Ich habe definitiv schon Schlimmeres durchgemacht, seit ich mit Harry befreundet war. Dies hatte jedoch überhaupt nichts mit Harry zu tun, sondern mit Ron...
Wieder einmal, hatte man das Gefühl, als würde sich der Geschichtsunterricht unendlich lang ziehen, wie ein Kaugummi. Der Großteil der Schüler war schon eingedöst und es wurde immer mühseliger sich dazu aufzuraffen weiterhin Notizen zu machen.
Als die letzte Schulstunde dieser Woche endlich hinter uns lag, erfüllte mich Vorfreude auf das Wochenende.
Eine sanfte Bewegung streifte meine Schulter. Zuerst dachte ich, es wäre Ryan, aber der rote Haarschopf verriet mir, dass ich mich geirrt hatte. Die Enttäuschung war schwer zu verbergen. Ron lächelte schüchtern.
'Hey Hermine, also ähh...ich wollte dich fragen, ob wir,.... natürlich nur wenn du Lust hättest, vielleicht, dieses Wochenende ... zusammen nach Hogsmeade gehen?' Seine Stimme war fast flehentlich.
Ich starrte ihn verdutzt an. In solchen Momenten stand man unter Zeitdruck. Ließ ich zu lange auf meine Antwort warten, bemerkte er meine Unsicherheit und machte einen beleidigten Rückzieher. Antwortete ich hingegen überhastet, machte dies den Eindruck, als hätte ich schon ewig lange darauf gewartet und könnte es nun gar nicht mehr abwarten. Die Wahrheit lag dazwischen, mit starker Tendenz zur Ausrede.
'Ehrlich gesagt, hatte ich gar nicht vor dieses Wochenende nach Hogsmeade zu gehen...', erwiderte ich mit gespielter Zerknirschtheit. Aber es war wenigstens die Wahrheit; mir spukten ganz andere Dinge als ein Besuch beim Honigtopf oder den drei Besen im Kopf.
'Oh...n-na gut.' Ron wirkte ziemlich vor den Kopf gestoßen und bedröppelt.
'Nächstes Mal vielleicht?', versuchte ich ihn aufzumuntern. 'Ja, ja klar...nächstes Mal', erwiderte er halbherzig.
Als ich am Abend dann im Gemeinschaftsraum saß und Ron noch immer nicht da war, machte ich mir Sorgen. Harry war auch in Hogsmeade gewesen. (Mit Ginny! Ich freute mich sehr darüber.) Er und Ginny waren allerdings schon längst zurück.
'Hermine? Ich bräuchte kurz deine Hilfe.' Leicht verwundert blickte ich zu Ginny. Sie hatte noch nie meine Hilfe bei Hausaufgaben in Anspruch genommen. Doch ihr starrer, durchdringender Blick deutete auf die Zweideutigkeit ihres Anliegens hin. Der Blick blieb von Harry nicht unerkannt und er murmelte etwas unverständliches.
Ich folgte Ginny in eine ruhige Ecke des belebten Gemeinschaftssaals. Ihr Gesichtsausdruck war ernst.
'Ich habe Ron heute gesehen. In den drei Besen. Rate mal in wessen Gesellschaft.'
Ich blieb stumm. In meinen Gedanken formte sich ein abstoßender Verdacht und es fühlte sich so an als hätte man mir ein Schwert aus Eis in den Rücken gerammt.
'Lavender', formten Ginnys Lippen.
Meine Gefühle fuhren Achterbahn.
Und ich erinnerte mich an heute Nachmittag. Ryan ließ sich nirgendwo blicken und ich lief ziellos im Schloss umher. Für Außenstehende sah es zwar so aus, als würde ich die üblichen Vertrauensschüler Rundgänge machen, allerdings ließ ich meine Gedanken beim Gehen gerne schweifen.
Erst als ich angekommen war, bemerkte ich wohin meine Beine mich getragen hatten. Ich stand vor dem Zimmer in dem ich erst kürzlich das verdächtige Schleifen gehört hatte. Dieses Mal war die Tür offen. In dem alten Klassenzimmer befand sich Lavender. Sie grüßte mit einer Unschuldsmiene und ich wandte mich um. Es war schließlich nichts Verbotenes sich in einem unverschlossenen Klassenzimmer zu befinden. Doch wenn ich diese Szene wieder und wieder vor meinem geistigen Auge wiederholte hatte ich das Gefühl, dass sich ein Schatten im toten Winkel des Zimmers bewegt hatte. Es war verschwommen, doch der Verdacht einen roten Haarschopf gesehen zu haben, ließ mich nicht los.
Es war nichts Neues dass Lavender etwas von Ron wollte und ich konnte mir vorstellen was dieses etwas war.
Aber seit wann ging Ron darauf ein?
Was Ron und Lavender darin, in diesem Klassenzimmer getrieben hatten, wollte ich gar nicht wissen.
Das Schleifen hallte wieder in meinen Ohren und ich stellte mir eine bizarre Szene vor, in der das Lehrerpult so sehr unter ihrem Gewicht wackelte, dass es über den Boden schleifte.
Dabei störte es mich nicht einmal, dass sie es getan hatten, sondern dass Ron mich heute noch gefragt hatte, ob ich nicht Lust hätte ihn nach Hogsmeade zu begleiten. Mehr als nur freundschaftlich. Mistkerl, dachte ich verbissen.
Plötzlich schwang die Tür auf und Ron trat ein. Wenn Blicke töten könnten.
Mein eisiger Blick durchbohrte seinen verwirrten. Aus dem Augenwinkel konnte ich Harry entdecken, der sicherheitshalber den Zauberstab hob, um eingreifen zu können, wenn die Situation außer Kontrolle geraten sollte. Ich musste Lächeln. In ungesagten Zaubern war ich besser als Harry. 'LEVICORPUS', dachte ich mit aller Kraft und sogleich schoss ein roter Lichtstrahl aus meinem Zauberstab. Ron entfuhr ein ersticker Schrei als er kopfüber in die Luft flog.
Ginny schaffte die um uns stehenden Gryfinndors aus dem Gemeinschaftsraum.
Meine Stimme war schneidend und giftig als ich vor Ron trat und fluchte: 'Mistkerl!'
Der Fluch wurde aufgehoben. Von Harry. Er stellte sich diplomatisch zwischen uns. 'WAS BEI MERLINS BART IST HIER LOS?', fragte er empört.
'Frag nicht mich, sie ist ausgeflippt!', knurrte Ron.
'Du glaubst wohl, ich hätte keinen Grund dazu, was? Du fragst mich, ob ich mit dir nach Hogsmeade gehe und 3 Stunden später machst du mit Lavender rum!'
Ron erbleichte. 'WAS? Ich...nein! Ich habe mit niemandem rumgemacht!', erwiderte Ron völlig perplex und verwundert. Ich hörte gar nicht zu.
'Weißt du, mich stört es nicht. Aber dann frag mich nicht! Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, dass ich nein gesagt habe.'
'Ich habe nicht mit Lavender rumgemacht! Bitte glaub mir!' Rons Stimme zitterte verzweifelt. 'Das würde ich niemals tun!'
'Wo warst du denn so lange?'
Ron warf seinen Rucksack auf den Boden, er quillte fast über, so viele Bücher waren darin.
'Ich habe gelernt, weil ich dich beeindrucken wollte! Du beachtest mich ja nicht einmal mehr!'
Ron sagte die Wahrheit, es gab Zeugen die ihn in der Bibliothek gesehen hatten.
Es wurde plötzlich ganz still.
'Entschuldigung', murmelte ich mit bittender Stimme.
Ron blickte mich undurchdringlich an.
'Es tut mir Leid. Ich habe voreilige Schlüsse gezogen!'
Ron verzog noch immer keine Miene.
'Ron! Sieh mich an!'
Sein Blick wanderte zu mir. 'Du hättest eh keine Lust mit mir nach Hogsmeade zu gehen, oder? Ich bin ja nur Ronald Weasley.'
'Sag sowas nicht!', bettelte ich.
'Es ist doch die Wahrheit.'
Ron wandte sich um. Er rannte. Weg von hier. Tränen rannen über meine Wangen und ich sank völlig benommen zusammen.
Mein Körper zitterte unaufhörlich.
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