von LunaYazz
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Hallo Leute!
Das ist mein neuestes Werk, für dass ich meine FF "Severus Snape -Das letzte Jahr in seinem Leben" für kurze Zeit unterbrochen habe.
Es ist mal etwas ganz anderes von mir: Keine melodramatische Sadfic, sondern eine abgedrehte Gagparade! Dazu noch ein Crossover -Harry Potter und der Film "Sweeney Todd" in einer Geschichte vereint! Die Idee entstand aus einem abgedrehten Traum und einigen verrückten Einfällen meines wachen Ichs.
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Die Nacht hatte sich über London gelegt die ein samtschwarzes, mit Sternenlicht gesprenkeltes Tuch. Der dunkle Barbiersalon wurde vom gespenstischen Schein eines tief hängenden Mondes in ein silbriges Licht getaucht. Der Mann mit dem schwulen Haarschnitt saß ganz allein, nur von den wispernden Stimmen der Einsamkeit umgeben, auf seinem eigens patentierten Stuhl. Konzentriert war er damit beschäftigt, sich die größten Rosinen aus einer knisternden Plastiktüte zu suchen. Es war niemand anderes als Sweeney Todd.
Er zog sich gedankenverloren die Augenlider herunter und stopfte in jedes seiner großen, tiefbraunen Augen eine fette, klebrige Rosine. Ich sehe jetzt irgendwie richtig verwegen aus, dachte er sich grinsend. Das steht mir gut. Aber da fehlte noch etwas zur Perfektion. Sweeney beäugte sich kritisch in dem alten, zerbrochenen Spiegel. Ein bisschen Styling musste schon noch sein. Also zückte er eine seiner wie ziseliertes Silber glänzenden Rasierklingen und begann, sich damit den Dreck unter den Fingernägeln weg zu kratzen.
Plötzlich, als er gerade noch darüber nachgrübelte, wie er seine pickligen Füße am besten zur Geltung bringen konnte, flog mit einem markerschütternden Knall die Tür auf. Sweeney wirbelte herum. Im Türrahmen stand eine in einen wallenden, schwarzen Umhang gekleidete, gruselig wirkende Gestalt mit einer unerträglich fettigen, schlecht geschnittenen Frisur. Doch was Sweeney als Erstes an Severus Snape auffiel, waren die schrumpeligen Rosinen, die auf seinen geröteten, tränenden Augen klebten.
„Hallo“ sagte Sweeney perplex und deutete mit zitterndem Finger auf Severus´ rosinengespickte Augen. „Warum… Warum bist du…“ Doch Severus überging die Begrüßung. Er griff in eine Tasche seines Umhangs, zückte seinen Zauberstab und rief, ohne auch nur ein Wort an Rosinen oder sonstige Nichtigkeiten zu verlieren: „Avada Kedavra!“ Im nächsten Moment ging alles ganz schnell: Sweeney klappte zusammen, stürzte auf den staubigen Boden, als ihn der gleißend grüne Lichtblitz traf, Severus lächelte triumphierend, doch einen Herzschlag später rappelte sich Sweeney schon wieder keuchend auf. „Hä? Wie…“ Severus starrte Sweeney an wie ein Affe eine viereckige Banane. „Tja, tja, ja…“ sang der Barbier nun in Trällerstimme und drehte eine kleine Pirouette, dann fügte er hämisch grinsend hinzu: „Ach ja, meine Horkruxe sind immer für mich da…“ Sein Blick huschte zu den Rasierklingen in seinem Gürtelbund, und Severus begriff. „Dann bring ich dich eben so oft um, wie es nötig ist, alter Pickelfuß!“ rief er zornig, und auf Sweeneys verblüfften Blick hin deutete er auf die mit Pickeln übersäte große Zehe, die dem Barbier aus dem vom Todesfluch versengten Stiefel ragte. Dann brüllte er wutentbrannt: „Avada Kedavra, Avada Kedavra, Avada Kedavra…“
Gefühlte tausend leuchtend grüne Lichtblitze später lag Severus keuchend in einer Ecke von Sweeneys Barbiersalon, während dieser sich nun wieder seelenruhig mit seiner Rosinentüte beschäftigte, als wäre nichts geschehen. „Der Barbier, der überlebte!“ zitierte er ruhig und beäugte dabei eine lächerlich kleine Rosine. Dann fügte er beiläufig hinzu: „Je mehr Horkruxe, desto besser, oder? Aber gut, dass ich jetzt erstmal einen Teil los bin, für den Fall, dass ich mal Selbstmord begehen will. Ach übrigens, warum wolltest du mich eigentlich töten?“ Wilder Zorn blitzte in Severus´ dunklen Augen auf. „Warum-?“ keuchte er. „Diese Frage wagst du wirklich, mir zu stellen? Arrogant und überheblich stehst du hier vor mir und behauptest, du wüsstest nicht, warum ich dich töten will!“ Sweeney sah Severus nur total verwirrt an. „Sollte ich das denn wissen?“ „Aus Rache, Mann!“ brüllte Severus. „Wegen Lily! Du, ja, guck nicht so, du hast sie auf dem Gewissen, meine Lily! Ich kannte sie schon so lange… seit ich meine erste Fuß-Akne hatte…Und du hast mir alles zerstört!“ „Hör mal, mich interessiert deine komische Lily nicht, genauso wenig wie deine pickligen Füße, die brennen und zwicken auch bestimmt nicht so sehr wie meine…“ meinte Sweeney gelangweilt. „Ich habe auch wirklich genug eigene Probleme. Du nervst.“
Ja, dieser Typ nervte. Sehr sogar. Sweeney wollte sich jetzt in Ruhe stylen. Er hatte sich geschworen, anständig zu werden. Ein anständiger Barbier. Nie mehr sollte so etwas passieren wie mit Lucy. Vielleicht würde Johanna dann auch irgendwann einmal wieder mit ihm reden. Aber um diesen Idioten loszuwerden, musste er seinen Schwur brechen. Sein Stuhl funktionierte noch einwandfrei. Und verzweifelte Situationen verlangten nach verzweifelten Maßnahmen.
„Aber hey, du, Schwamm drüber!“ sagte Sweeney heiter und schüttelte Severus überschwänglich die Hand. „Mir fällt gerade auf, dass du mein exakt zehntausendster Kunde bist… Also, zur Feier des Tages, hättest du Lust auf eine kostenlose Rasur? Oder ein…“ Er besah sich Severus´ fettige Schnittlauchhaare und musste würgen. „Ein neuer Haarschnitt mit anschließender Rasur?“ „NEIN!“ schrie Severus ihn an. „Nein, nein, nein, meine Haare sind schön, kapiert, also lass mich in Ruhe!“ Seine Augen füllten sich plötzlich mit Tränen. Himmel hilf. Auf so eine Reaktion war Sweeney wirklich nicht gefasst gewesen. Na, dann ließ er es besser sein. War vielleicht so oder so zu empfehlen. Dieser Freak machte ihm Angst. „Und ich finde es auch gemein, dass dich meine Lily gar nicht interessiert!“ fuhr Severus trotzig fort und wischte sich die Tränen weg. „Wegen ihr stopfe ich mir tagtäglich diese ekelhaften Rosinen in die Augen, kriege die schlimmsten Wutanfälle…“ „Lalala…“ sang Sweeney melodisch und hielt sich die Ohren zu. „Und ich habe den Spiegel Nerhegeb zerschlagen, mit meinem Kopf!“ fuhr Severus unbeirrt fort. „Um an Lily zu kommen, ja! Mann, war Dumbledore wütend!“ Seine tiefschwarze Augen quollen über vor Aufregung und die Rosinen purzelten zu Boden, dann sagte er schlicht: „Und sie war wunderschön, aber das müsstest du ja wissen, du hast Lily schließlich umgebracht!“
„Was?“ Sweeney hörte augenblicklich auf mit seinem Singsang. „Wunderschön? Du meinst meine Lucy? Ach… so, du meinst nur wieder deine blöde Kuh, Lily oder wie sie heißt. Mein Gott nochmal, ich habe sie doch gar nicht umgebracht! Ich kenne sie noch nicht mal! Okay, das ist in der Regel kein Grund für mich, jemanden nicht umzubringen, aber trotzdem! Ich habe auch erst eine Frau getötet, bis jetzt… nein, zwei…“ Er unterbrach sich. Tränen stiegen in seine Augen. Reflexartig zückte er eine Rasierklinge, drückte sie mit einem verstörten Blick auf Severus an sich und küsste mehrmals das kalte Metall. „Jaja, nur ablenken…“ sagte Severus bitter. „Wer hat sie sonst auf dem Gewissen? Du – bist – Voldemort, und ja, ich spreche deinen Namen aus, da staunst du, was? Ob du Vielsaft-Trank nimmst, dir Rosinen in die Augen stopfst und so tust, als wärst du bloß ein geisteskranker Typ, der mit Messern rumknutscht, ist mir sowas von egal, hörst du? Jeder weiß, dass du dich nach der Schlacht von Hogwarts im Verborgenen hältst, nach dieser Niederlage, knapp überlebt hast du sie, ja, du Schwächling, konntest dich nicht gegen Potter behaupten! Ich habe Leute reden hören, Muggel, Mann! Hier lebt er, der Dunkle Lord, haben sie gesagt! Hier in dieser Bruchbude! Warum sollten sie lügen? Ein einfacher Barbier… Das klingt doch nach einer exzellenten Tarnung.“ Severus wirbelte nur so zornentbrannt durch den Salon, so dass sein Umhang hochwehte und seine pinke Minimuff –Unterhose entblößte. „Oh wie süß, dein Höschen!“ rief Sweeney begeistert. Sein Stimmungstief war augenblicklich verflogen.
Dann meinte der Barbier grienend: „Aber ich und Voldymoldy? Nein, leider nicht. Ich bin bloß der Sweeney. Alles an mir ist vollkommen echt. Ich bin nur ein mittelmäßiger Zauberer, geb es ja zu. Eigentlich sogar total miserabel. Deshalb habe ich einst beschlossen, wie ein Muggel zu leben. Das einzige, was ich wirklich gut kann, ist Verwandlung, das war es auch schon. Aber so kann ich dir beweisen, dass ich nicht Voldemort bin. Jeder weiß, dass der Dunkle Lord keine Animagusgestalt besitzt, aber ich…“ sagte er mit vor Stolz geschwollener Stimme, „…bin eine Kakerlake.“ Im nächsten Moment verschwand er einfach, schien unendlich schnell zusammenzuschrumpfen, bis Severus nur noch einen winzigen schwarzen Punkt auf dem hölzernen Fußboden ausmachen könnte. Und bevor er auch nur einen Atemzug tun konnte, stand Sweeney wieder in seiner vollen Größe vor ihm. „Siehst du?“ „Aber… aber…“ meinte Severus perplex, „Warum… Warum haben die dann gesagt…“ „Ach, du meinst das mit dem Dunklen Lord?“ fragte Sweeney. „Ja, das ist so… Manche Leute finden mich tatsächlich etwas gruselig. Sie meinen, ich sei nicht ganz koscher, das würden sie mir ansehen. Hinter meinem Rücken nennen sie mich den Dunklen Lord. Keine Ahnung, warum. Ich finde es aber irgendwie ganz lustig.“
Ein langer Moment der Stille, bis die Luft zu knistern schien. Plötzlich sah Sweeney Severus ganz merkwürdig an und murmelte leise: „Also aus irgendeinem Grund erinnerst du mich ja an jemanden… Aber, nein, im Grunde doch nicht. Der hatte auch nicht so eine schreckliche Frisur, ich meine…“ Dann füllten sich Severus´ Augen mit Tränen. Der Zaubertrankmeister warf sich auf den Boden und fing lauthals an zu schluchzen. „Das… Das ist alles so ungerecht…“ Sweeney geriet abermals ins Stutzen. Dieser Kerl war wirklich sowas von unberechenbar! „Lily… Lily… wird nicht gerächt werden, und jetzt kann ich dich nicht mehr umbringen, alles umsonst, es gibt keinen Grund… Oder?” fügte er hoffnungsvoll hinzu. „Nein.“ sagte Sweeney bestimmt. Nun schluchzte Severus noch lauter, wälzte sich in einem Tobsuchtanfall auf dem Boden, während er krächzende Laute ausstieß und wie ein Hahn zu kikerikien begann. „Nun hör aber wirklich mal auf, du bist doch kein Geflügel!“ rief Sweeney aufgebracht. „Beruhige dich, alles ist gut. Ich habe diese Phase auch mal durchmachen müssen, glaub mir. Du bist ein Mensch, hörst du, ein Mensch namens…“ Er stockte. „Severus… Severus Snape…“ schniefte Severus. „Aber nenn mich ruhig Schniefelus, mach´s schon, mach´s schon, ich weiß, dass meine Nase abnorm lang ist!“ Er heulte noch mehr. „Komm schon, Sev…“ murmelte Sweeney tröstend. „Es muss doch nicht jeder so hübsch sein wie ich, es ist doch nicht schlimm, wenn man hässlich ist…“ Doch Severus hörte kaum zu. Er kratzte nun mit den Fingernägeln die Wand ab. „Alles umsonst! Umsonst! Lilys Mörder! Er lebt immer noch!“ brüllte er, hämmerte sich auf Dobby-Art gegen den Kopf und zerzauste sein fettiges Haar. „Hör doch auf, dich zu schlagen!“ meinte Sweeney hilflos. „Nein! Ich kann nicht stoppen!!“
Sweeney seufzte. Der arme Kerl tat ihm sowas von Leid. Warum nur? Warum hatte er plötzlich so viel Mitleid mit einem Fremden? Einem Fremden, den er eben noch töten wollte? Severus sah ihn mit seinen nachtschwarzen Augen verstört an. So ein intensiver Blick. Seine Augen waren wie Tunnel, durch die der Barbier direkt in seine Seele schauen konnte. Und Sweeney glaubte es mit einem Schlag zu wissen. Sein Herz begann zu flattern. „Hm, du hast vielleicht Lily nicht gerächt, aber…“ Er war überrascht, wie viel Wahrheit in seinen Worten steckte. „Aber dafür hast du einen Seelenverwandten gefunden: mich!“
Severus hörte schlagartig auf, zu kratzen und zu hämmern: „Dich?“ „Jaah, mich… Siehst du, wir leiden zum Beispiel beide unter der seltenen Erkrankung der Fußakne.“ „Ja… das… stimmt schon…“ sagte Severus perplex.
„Und es geht noch weiter!“ meinte Sweeney strahlend. „Auch du –nun ja– auch du stopfst dir Rosinen in die Augen, oder? Jeden Tag?“ „Jaah…“ murmelte Severus. „Echt? Warum du?“ fragte der Barbier begeistert. „Du sagtest, diese Lily…“ „Nun, genau…“ antwortete Severus gedankenverloren. „Also… damit bestrafe ich mich selber …Beste Form der Selbstbestrafung, meiner Meinung nach-“ „Jaah, ne?“ unterbrach ihn Sweeney heiter. „Ja. Unangenehm, dauernd so schleiwrige Rosinen, beeinträchtigt die Sehkraft, bringt die Augen zum Tränen, entzündet sich. Genau das, was ich verdient habe. Ich bin nämlich Schuld –Schuld an Lilys Tod! Ziemlich verworrene Geschichte, nun auch schon fast zwanzig Jahre her…“ Severus seufzte. „Und deshalb …stopfst du dir Trockenfrüchte in die Augen?“ hakte Sweeney beeindruckt nach. „Nach all dieser Zeit?“ „Immer.“ sagte Severus. Eine peinliche Pause trat ein, dann fragte er zögernd: „Und du? Hast du auch Schuldgefühle?“ „Nein, weißt du, meine Augen mit Lebensmitteln vollzustopfen ist mein liebstes Freizeithobby!“ entgegnete Sweeney ironisch. „Natürlich, auch ich trage große Schuld… Meine arme Frau… Lucy… glaubst du, sie wäre stolz auf mich? Ich meine, seit Jahren habe ich noch keinen Tag die Rosinen ausgelassen, egal, wie entzündet meine Augen auch waren! Egal, wie wenig das zu meinem Outfit passte!“
Severus antwortete nur mit „Ehm…“ Sweeneys Herzschlag stockte. Seine …Stimme! Er musste es ihm jetzt sagen, jetzt. Da verknallte er sich doch einfach Hals über Kopf wie ein Teenager, dabei hatte er gedacht, er könnte nie mehr jemanden lieben. „Es ist mir aber eigentlich auch egal!“ sagte der Barbier voll Inbrunst. „Egal, was Lucy über mich denken würde. Im heutigen Verlauf des Tages ist mir vieles klar geworden. Schon im ersten Moment, als du hier so überschwänglich in den Salon gestürmt warst, war da dieses starke fürsorgliche, fast schon mütterliche Gefühl, als ich deine ungepflegte Frisur gesehen habe. Selbst als du mich bis zur Weißglut genervt hast, dachte ich: Schade, dass ich den gleich umbringen werde. Aber dann ist es passiert, einfach so, ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte. Severus, ich… ich liebe dich!“ Severus starrte Sweeney an, als wäre er wahnsinnig geworden. Seine bleichen Wangen röteten sich. Dann zog der Barbier ihn einfach an sich und küsste ihn ohne Vorwarnung direkt auf den Mund. Ein kurzer Moment des Zögerns, dann erwiderte Severus den Kuss, gerade in dem Augenblick, als die Sonne am bonbonfarbenen Himmel aufging und den Barbiersalon in ein rötliches Licht tauchte.
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