Am Tag darauf wachte Mina auf und war hellwach.
Sie war von solch glänzender Laune, dass sogar die Decke der Großen Halle, die in wolkig, trübem Grau erschien, diese nicht beeinträchtigen konnte.
Die vier langen Haustische ächzten unter der Last von Schüsseln mit Haferbrei, Platten voll geräuchertem Hering, Tellern mit Eiern und Schinken und Bergen von Toastbrot. Nachdem Mina sich an den vier Haustischen ein wenig Obst ergattern konnte, setzte sie sich zu Blaise und Daphne, die sich beide über Abstecher mit Vampiren beugten.
„Guten Morgen.“
„Morgen Minchen, du kommst genau richtig. Die Post müsste gleich kommen.“
„Ich weiß, trotzdem danke.“
Sie setzte sich neben Daphne.
„Warum lest ihr das?“
„Oh, wir amüsieren uns darüber. Das ist ein Unterschied.“
„Also findet ihr den Kerl ebenso grauenvoll wie ich …“
„Mhm … Tut mir echt leid, dass du dir schon die Autogrammstunde von dem anschauen musstest …“
„Ach das, es war mehr ein Versehen, wir wussten nicht, dass er da war … Abgesehen davon, kann man es als eine Art Impfung bezeichnen.“
„Ach so, frei nach dem Motto: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“
„So in der Art. Was ist denn bei denen los?“
Am Gryffindor-Tisch war ein kleiner Tumult ausgebrochen, als während der Postaustragung eine leicht angeschlagene Eule wohl in den Milchkrug gefallen war.
Ron hatte die Eule aus dem Krug gezerrt und entsetzt auf den roten Brief in ihrem Schnabel gestarrt.
Blaise kicherte über seinen Kürbissaft hinweg: „Weaselby, hat ‘nen Heuler.“
„Oh, da tut er mir aber leid …“, kicherte Daphne und lachte böse.
„Ähm … Was ist ein Heuler?“
Blaise deutete auf den Gryffindor-Tisch: „So ziemlich das übelste, was deine Eltern dir antun können …“ Er lachte wieder: „Geht gleich los. Es ist doch immer wieder ein schönes Schauspiel.“
In diesem Moment ertönte ein so lautes Dröhnen, dass es die ganze Große Halle erschütterte und Staub von der Decke rieseln ließ.
„… DEN WAGEN ZU STEHLEN – ES HÄTTE MICH NICHT GEWUNDERT, WENN SIE DICH RAUSGEWORFEN HÄTTEN, WART AB, BIS ICH DICH IN DIE FINGER KRIEGE, NATÜRLICH HAST DU NICHT DARAN GEDACHT, WAS DEIN VATER UND ICH DURCHMACHEN MUSSTEN, ALS WIR SAHEN, DASS ER WEG WAR …“
Mrs Weasleys Geschrei, hundertmal lauter, als es normal gewesen wäre, ließ Teller und Löffel erzittern und hallte gellend laut von den steinernen Wänden wider. Jeder, der jetzt erst merkte, was los war, sah auf, um zu sehen, wer den Heuler bekommen hatte und Weasley versank so tief unter den Tisch, dass nur noch seine puterrote Stirn zu sehen war.
Mina knabberte genüsslich an ihrem Apfel weiter und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Blaise und Daphne schlugen sich vor Lachen auf die Schenkel.
„… BRIEF VON DUMBLEDORE GESTERN ABEND, ICH DACHTE, DEIN VATER WÜRDE VOR SCHAM STERBEN, NACH ALLEM, WAS WIR FÜR DICH GETAN HABEN, DU UND HARRY HÄTTET EUCH DEN HALS BRECHEN KÖNNEN …“
„Wäre besser gewesen, oder?“, japste Blaise.
Mittlerweile hatte Mina ihr Frühstück hingelegt, denn auch sie hielt sich jetzt vor Lachen den Bauch.
„… EINE UNGLAUBLICHE SCHANDE, DEIN VATER HAT EINE UNTERSUCHUNGSKOMMISSION AUF DEM HALS UND WENN DU DIR NOCH EINMAL DEN KLEINSTEN FEHLTRITT ERLAUBST, HOLEN WIR DICH SOFORT NACH HAUSE.“
Die Grabesstille, in der der rote Brief zu Asche zerfiel, wurde nur von Minas, Daphnes, Blaises und Malfoys lautem Lachen durchbrochen, während Harry und Ron ein Gesicht machten, als hätte man sie gezwungen, durch einen Tsunami zu schwimmen. Allmählich stellte sich wieder munteres Geplapper ein; die vier lachenden Slytherins beruhigten sich langsam wieder und Mina nahm ihr Frühstück wieder auf.
„Ich hoffe, ich krieg‘ nie so’n Teil.“, kicherte Mina.
„Nee. Du bist zu klug … Bis du was anstellst und das rausgefunden wird, ist das schon Schnee von gestern.“
„Wir wollen es hoffen, Mr Zabini.“, sagte eine sanfte Stimme hinter ihnen. Sie drehten sich halb herum.
Mina verschluckte sich dabei vor Schreck an ihrem Apfel und begann zu husten. Während Daphne ihr sanft auf den Rücken klopfte, grinste Blaise freundlich.
„Guten Morgen, Professor. Wohin des Weges?“
„Ihre Stundenpläne, Mr Zabini.“
Professor Snape hielt ihm drei beschriebene Blätter unter die Nase.
„Danke, Professor!“
„Bis später, Miss Circeni, ersticken Sie bis dahin bitte nicht.“
„Danke, Professor. Es geht schon.“, ächzte sie und nahm einen kleinen Schluck Orangensaft.
Snape nickte scheinbar zufrieden und ging weiter die Tischreihe entlang, um die Stundenpläne zu verteilen.
„Ich habe ja gesagt, dass er dich mag …“, sagte Blaise, während er den Mädchen die Stundenpläne gab.
„Ist ja gut, Blaise.“
„Buäh …“, meinte Daphne angewidert, als sie die ersten zwei Stunden des Tages betrachtete.
„Was ist?“
„Wir haben jetzt eine Doppelstunde Kräuterkunde … Gryffindor.“
Blaise klatschte in die Hände, während er zum Gryffindor-Tisch schielte: „Oh, toll, das wird lustig!“
„Hallo?“, Daphne tippte ihm an die Stirn. „Ich sagte Gryffindor. Ist dir klar was das bedeutet?“
„Klar. Ein idiotisches Haus und eines voller Schönheiten und kluger Köpfe.“
„Oh, Mann, Blaise, Gryffindor. Weißt du worin das endet?“
Blaise winkte ab: „Ach. Das bisschen Mord und Totschlag. Das kann man ignorieren.“
Mina musste schon wieder lachen. Immer noch grinsend runzelte sie schließlich die Stirn.
„Ich frage mich eher, wie wir alle in das Gewächshaus passen wollen. Das von letztem Jahr war ja recht klein. Wenn wir dasselbe kriegen, wie letztes Jahr, gibt das ‘n schönes Gedränge.“
Sie schielte zu Neville herüber, der offensichtlich gerade darüber nachdachte, wo er den Stundenplan hinlegen sollte, ohne zu vergessen, wo er ihn hingelegt hatte. Er sah sehr angestrengt aus.
Blaise erhob sich: „Wir werden sehen, was kommt, außer Longbottom. Lasst uns erst einmal unsere Sachen holen und da runter gehen. Im Notfall prügel ich uns durch.“
„Ach ja, unser Held.“, meinten Daphne und Mina sarkastisch und hakten sich untereinander ein. Lachend und sich unterhaltend gingen sie mit wehenden Umhängen am Gryffindor-Tisch vorbei.
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