Sie eilten hinüber zum Schloss, wuschen sich rasch, und dann ging es auch schon mit Verwandlungen weiter.
Mina hatte den Unterricht von Professor McGonagall schon im letzten Jahr verabscheut, doch dieses Mal war sie sich sicher, dass er zur Hölle auf Erden für sie werden würde.
Alles, was sie letztes Jahr schon nicht gelernt hatte, wurde dieses Jahr zu einer doppelten Herausforderung, als sie einen Käfer verwandeln sollte. Nicht nur, dass sie dieses Insekt einfach ekelerregend fand, nein, es hielt nicht einmal still um ihr überhaupt die Chance zu geben, es zu verwandeln.
Der Gedanke daran, dass es Ron nicht besser erging, da sein mit Zauberband geflickter Zauberstab in den unpassendsten Momenten Funken ausstieß und ihn in dicken, nach faulen Eiern stinkenden, grauen Rauch hüllte, wenn er seinen Käfer verwandeln wollte, beruhigte sie ein wenig. Als Ron dann auch noch mit dem Ellenbogen seinen Käfer zerdrückte und um einen neuen bitten musste, war sie sich sicher, dass sie noch ganz gut dran war.
Professor McGonagall war weder über Rons, noch über Minas Taten sehr erfreut.
Mina atmete erleichtert auf, als die Glocke zum Mittagessen schellte. Sie fühlte sich von den zwei Verwandlungsstunden wie ein trockener Schwamm ohne Wasser. Ihre Gute Laune kehrte jedoch schnell zurück, als sie hinunter in die Große Halle kamen und etwas aßen und Blaise sie gehörig von den schlechten Gedanken an Verwandlungen ablenkte.
„Was haben wir heute Nachmittag?“, fragte Daphne schließlich, als sie auf den Weg in den Hof waren. Der Himmel war bedeckt.
„Verteidigung gegen die dunklen Künste.“
„Oh, dass wird diesen Vaisey aber freuen. Was macht der eigentlich in Slytherin?“
Blaise zuckte mit den Schultern: „Er ist Reinblüter, soviel weiß ich … Aber nicht besonders helle und er redet zu viel.“
„Das ausgerechnet du das mal sagen würdest, hätte ich nie gedacht.“, antwortete Mina feixend.
Blaise zuckte mit den Schultern: „Es gibt immer wieder Wunder.“
Mina setzte sich auf die kleine, von Säulen durchwirkte Mauer. Daphne nahm neben ihr Platz und Blaise lehnte sich an die Wand.
Während Daphne wieder Abstecher mit Vampiren aufschlug und begann, sich köstlich darüber zu amüsieren, schaute Mina einfach nur über den Hof.
Auf der großen Steintreppe las Hermine, Harry und Ron unterhielten sich mit einem kleinen mausgrauhaarigen Jungen, der eine große Kamera in den Händen hatte und während sie sich unterhielten, kamen auch Malfoy, Crabbe, Goyle und schließlich Professor Lockhart hinzu.
„Irgendwie hat dieser ekelhafte Typ einen Narren an Potter gefressen.“, meinte Mina und deutete zu der großen Treppe hinüber, wo sich die handvoll Slytherins entfernte und der kleine Junge mit der Kamera Lockhart und Harry fotografierte.
Es klingelte. Mina sprang die kleine Mauer herunter und machte sich mit Blaise und Daphne zu Verteidigung gegen die dunklen Künste auf.
Harry wurde von Lockhart mit reingezerrt und setzte sich im Klassenzimmer so weit nach hinten, wie es ging und versteckte sich hinter einer Balustrade der sieben Bücher. Mina, Daphne und Blaise nahmen nebeneinander Platz. Mina schlug die Beine übereinander und Blaise legte die Füße auf den Tisch, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
Als alle saßen, räusperte sich Lockhart laut und es trat Stille ein, nur das leise Klacken der Absätzen von Blaises Schuhen war zu hören, wenn er sie aneinander schlug. Lockhart griff nach Neville Longbottoms Exemplar von Trips mit Trollen und hielt es hoch, um sein eigenes zwinkerndes Bild auf der Titelseite zu zeigen.
„Ich“, sagte er, deutete darauf und zwinkerte ebenfalls, „Gilderoy Lockhart, Orden der Merlin dritter Klasse, Ehrenmitglied der Liga zur Verteidigung gegen die dunklen Kräfte und fünfmaliger Gewinner des Charmantestes – Lächeln - Preises der Hexenwoche – aber das ist nicht der Rede wert. Die Todesfee von Bandon bin ich schließlich nicht losgeworden, weil ich sie angelächelt habe!“
Er hielt inne, um ihnen Gelegenheit zum Lachen zu geben; ein paar lächelten matt.
Alles, was man hörte war ein: „Nein wirklich? Man mag es kaum glauben …“, aus Blaises Mund.
„Wie ich sehe, habt ihr alle die komplette Ausgabe meiner Werke erworben – gut so. Ich dachte, wir könnten heute mit einem kleinen Quiz beginnen. Etwas Leichtes, keine Sorge – wollte nur sehen, wie gründlich ihr gelesen habt, wie viel ihr behalten habt -“
Er verteilte die Aufgabenblätter und ging dann wieder nach vorn: „Ihr habt dreißig Minuten – los geht’s!“
Mina sah auf ihr Blatt und las:
1.Was ist Gilderoy Lockharts Lieblingsfarbe?
2.Wie lautete Gilderoy Lockharts geheimer Wunsch?
3.Was ist Ihrer Meinung nach Gilderoy Lockharts größte Leistung bisher?
So ging es über drei Seiten hinweg bis zur letzten Seite:
54.Wann hat Gilderoy Lockhart Geburtstag und was wäre das ideale Geschenk für ihn?
Mina sah auf: „Professor?“
„Ja, bitte Miss …?“
„Circeni. Ähm … Sie wollen das nicht wirklich als Test bezeichnen?“
„Doch, warum?“
„Weil das vollkommen idiotisch ist.“
„Haben Sie meine Bücher nicht gelesen.“
„Doch, jedes einzelne.“
„Dann sollte dieser Test ja kein Problem für sie sein.“, er zwinkerte.
Mina hätte kotzen können: „Doch.“
„Warum?“
„Weil mir bei diesem Test ebenso das Kotzen kommt, wie beim Lesen Ihrer Bücher.“
Lockhart lachte: „Guter Witz, fangen Sie an.“
Eine halbe Stunde später sammelte Lockhart die Zettel ein und blätterte sie vor der Klasse durch.
„Tjaja - kaum einer von euch weiß noch, dass meine Lieblingsfarbe Lila ist. Das schreibe ich in "Ein Jahr bei einem Yeti". Und ein paar von euch müssen Wanderungen mit Werwölfen sorgfältiger lesen – dort mache ich in Kapitel zwölf deutlich, dass mein ideales Geburtstagsgeschenk die Harmonie zwischen allen magischen und nichtmagischen Menschen wäre – auch wenn ich zu einer großen Flasche Ogdens Old Firewhisky nicht nein sagen würde!“
Er zwinkerte ihnen erneut schalkhaft zu. Ron starrte Lockhart inzwischen mit ungläubiger Miene an; Seamus Finnigan und Dean Thomas, die in der ersten Reihe saßen, schüttelten sich vor unterdrücktem Lachen. Hermine hingegen lauschte Lockhart mit verzückter Aufmerksamkeit und zuckte zusammen, als er ihren Namen nannte.
„… Miss Granger kennt meinen geheimen Wunsch, die Welt von allem Bösen zu befreien und meine eigene Serie mit Haarpflegeprodukten zu vermarkten. Gutes Mädchen! Tatsächlich -“ er überflog ihre Arbeit, „Die volle Punktzahl! Wo ist Miss Hermine Granger?“
Hermine hob eine zitternde Hand.
„Hervorragend!“, strahlte Lockhart, „Ganz hervorragend! Nehmen Sie zehn Punkte für Gryffindor! Und hier … Miss Circeni … auch Sie. Volle Punktzahl, obwohl sie sagten, dass der Test „bescheuert“ sei … Sie haben einen ausgesprochen guten Humor. Sie gefallen mir. Auch für Sie, zehn Punkte für Slytherin.“
Er ging noch einige Tests durch und lachte schließlich: „Mr Zabini. Wo ist Mr Zabini?“
Blaise hob die Hand.
„Schön. Mr Zabini. Haben Sie meine Bücher gelesen?“
„Jedes einzelne.“
„Und was stand da so drin.“
„Keine Ahnung, sehen Sie ja.“
„Ja. Bedauerlicherweise haben Sie jede Frage mit: „Keine Ahnung“ und „Ist doch egal, oder?“ beantwortet. Darf ich fragen, wo Ihre Bücher sind?“
„Oh, das war ganz lustig. Da nur Müll drin stand, habe ich sie verbrannt. Hat ein erstaunlich gutes Feuerchen gegeben. Und war lustig anzusehen …“
Das konnte Mina sich gut bildlich vorstellen. Blaise, der fasziniert in einen Kamin schaute, in dem Lockharts ekelhaftes Dauergrinsen in Flammen aufging.
Lockhart schaute Blaise einen Moment ein wenig schockiert an und lächelte dann wieder: „Schön, um Ihre Frage zu beantworten, die sie hier drauf geschrieben haben. Nein, ich bin nicht schwul …“
Während Mina noch in Lachen ausbrach, klatschte Lockhart in die Hände und meinte: „Und nun zu den ernsten Dingen!“
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