Als sie am nächsten Morgen beim Frühstück saßen, verbreitete sich langsam wieder gute Laune unter den Dreien. Blaise machte zwar noch einmal deutlich, dass man für Freunde immer da sein müsse, aber im selben Atemzug bedauerte er es auch, dass er weder bei Harrys noch bei Rons Strafarbeit hatte Mäuschen spielen können und dass auch die Verabredung mit Draco geplatzt wäre. Um so glücklicher war er, als er feststellte, dass Harry und Ron aussahen, als hätten sie eine anstrengende Nacht hinter sich. Mit einem Blick auf Lockhart, der gerade dabei war, Snape auf die Nerven zu fallen, der schon ein Gesicht machte, als würde gleich etwas furchtbar schreckliches geschehen, rieb Blaise sich die Hände: „Heute Nacht startet der große Rachezug. Wer macht mit?“
„Was für ein Rachezug?“, fragte Mina verschlafen, denn sie hatte in der Nacht kaum ein Auge zugekriegt, und blätterte eine Seite des Tagespropheten um.
„Ja genau, was verschweigst du uns?“, stocherte Daphne.
„Na, der Rachezug gegen Lockhart?“
„Rachezug gegen Lockhart?!“, fragten beide Mädchen laut und wie aus einem Mund. Blaise hielt ihnen erschrocken ihre Münder zu.
„Doch nicht so laut! Muss doch nicht gleich jeder wissen.“ Er grinste den Leuten, die neugierig zu ihnen geblickt hatten zu und lachte: „Alles okay, sie haben von einem Buch geredet, das angeblich geschrieben werden soll …“
Schulterzuckend wandten sich die Schüler wieder ihren eigenen Dingen zu, während Blaise, Mina und Daphne die Köpfe zusammensteckten und so taten, als würden sie einen interessanten Artikel im Tagespropheten studieren.
„Also, rück raus, Blaise.“, flüsterte Daphne gespannt und knabberte an dem Würstchen auf ihrer Gabel.
„Ja, raus mit der Sprache.“, raunte Mina.
„Ihr könnt euch doch noch an den Wichtelkäfig erinnern, oder?“
Beide Mädchen nickten.
„Also, ich hab es geschafft, mit den Wichteln so weit zu „kommunizieren“, dass sie etwa eine Woche in Lockharts Büro hausen und ihm das Leben zur Hölle machen werden … Ich muss sie nur heute Nacht dort rauslassen.“
„Und was ist mit Potter und Co? Die kommen uns sicher mit irgendwas in die Quere … Immerhin stromern die Nachts immer durch das Schloss …“
„Nun, ich habe gehört, dass sie heute auf …“
„Wer stromert durch das Schloss?“, fragte Snapes sanfte Stimme hinter ihnen. Sie zuckten zusammen. Musste dieser Mann auch immer dann auftauchen, wenn man gerade etwas Geheimes besprach? Irgendwie schien er Geheimnisse oder Planungen von nächtlichen Aktionen zu wittern.
„Oh … stromern … ja, wir meinten diese Missgeburt von Katze …“, zog sich Blaise eine Ausrede aus der Nase.
Amüsiert hob Snape die Augenbrauen. Ein süffisantes Lächeln schlich um seine Lippen: „Sie meinen Mrs Norris, Mr Zabini, oder? Lassen Sie das lieber nicht Mr Filch hören. Das könnte schlimm für Sie enden.“
„Oh, ja … ich hatte natürlich nicht vor, das in seiner Gegenwart zu sagen …“, Blaise zog die Augenbrauen zusammen. Er sah aus, als ob er angestrengt nachdachte: „Sie können Mrs Norris nicht leiden?“
„Nun … ich habe nichts gegen Katzen. Aber ich hasse sie … Sie …“, er brach ab .
„Ja?“, fragte Blaise jetzt ehrlich interessiert.
„Nun, dass geht Sie nichts an, Mr Zabini. Und gucken Sie nicht so gespielt enttäuscht, das macht keinen sonderlich intelligenten Eindruck auf Ihre Umgebung.“
Blaises Gesichtszüge glitten wieder in den Normalzustand, Dauergrinsen, zurück. Snape wandte sich an Mina: „Wie geht es Ihnen, Miss Circeni?“
Sie setzte den Becher, aus dem sie gerade getrunken hatte, ab: „Oh, ausgezeichnet, danke der Nachfrage.“
„Das freut mich.“, er lächelte. Blaise beobachtete die Szenerie mit zusammengekniffenen Augen. Er hätte schwören können, dass Snapes Blick weicher und wärmer geworden war, als er begonnen hatte, mit ihr zu sprechen. „Nun, ich hoffe für Sie drei, dass Sie nicht planen, durch irgendwelche Schulteile herumzustromern, die Sie nichts angehen.“
Blaise schenkte ihm ein blendend weißes, noch breiteres Zahnpastawerbunggrinsen: „Aber Sie würden ihrem eigenen Haus doch nie Punkte abziehen, oder Professor?“
Snape lächelte geheimnisvoll: „Wer weiß, Mr Zabini. Wer weiß.“ Und damit verschwand er.
Blaise sah ihm nach und schüttelte den Kopf: „Seltsamer Kerl. Also …“, er drehte sich zu den Mädchen um, die hinter ihm standen und Snape hinterher sahen, als der Rest seines Satzes ihm im Halse stecken blieb, denn es bot sich ihm die wohl seltsamste Szene, die er in seinem ganzen Zabini-Leben, und ein Zabini-Leben war seltsam von Geburt bis Tod, je gesehen hatte:
Daphne wedelte angestrengt mit einer Hand vor Minas Augen und versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Mina bekam gar nichts mit. Verträumt und mit glasigem Blick, starrte sie auf die Stelle, an der Snape gestanden hatte. Um Himmels Willen! Das konnte doch nicht war sein.
„Minchen. Hey Minchen. Sag doch was. Oh, das wird schlimm enden. Minchen, was ist denn?“
„Er ist … hinreißend …“, sagte Mina leise.
Blaise wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als eine schnarrende Stimme erklang: „Danke, Kürbiskopf, aber dummerweise werde ich nie was für dich empfinden.“
Blaise zuckte zusammen, seine Wangen zierte plötzlich ein eindeutiger Rosaton und Mina erwachte aus ihrer Trance. Und hätte brechen können.
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