„Ich wusste immer, dass der alte Salazar Slytherin ein Schwachkopf war“, sagte Ron zu Harry, als sie das Klassenzimmer verließen. Blaise schlug „aus Versehen“ mit seiner Tasche gegen Rons Hinterkopf.
„AU! Was soll das? Hast du noch alle Tassen im Schrank?“, fauchte Ron.
Blaise hielt sich den Knöchel und stütze sich am Türrahmen ab: „Tut mir ja selber voll leid, Weaselby, aber ich bin gestolpert und da hat meine Tasche ihr Eigenleben begonnen.“
„Und das soll man dir glauben? Sehr witzig!“, sagte Hermine mit schmalen Augen und führte Ron am Arm weg.
„Ich hab dich auch lieb, Granger!“, rief Blaise hinterher und winkte. „Sie mag mich.“
„Aaaaber sicher. Jeder liebt oder mag dich, Blaise. Du bist voll die Testosteron-Schleuder, und hast die absolute sexuelle Anziehungskraft. Jeder steht auf dich. Absolut jeder!“
Blaise lachte, während sie sich auf dem Weg zum Abendessen machten: „Das will ich hoffen. Aber, es scheint offensichtlich nicht bei allen zu wirken.“
„Bei wem denn nicht?“, fragte Mina verwundert.
„Na bei dir, Minchen. Du magst mich doch nicht, oder?“
„Wer hat denn den Schwachsinn behauptet?“ Sie blieb stehen, hielt die Tasche nun mit beiden Händen fest.
„Mein Ego.“
„Du hast ein Ego?“
„Siehst du, da! Schon wieder! Du magst mich nicht!“, anklagend hob er den Zeigefinger und deutete auf sie.
Mina legte den Kopf schief und lächelte: „Ach was. Natürlich mag ich dich. Du bist immer für einen da und bringst einen immer wieder zum lachen. Egal, wie down man ist. Außerdem … machst du die beste Schokolade, die ich in meinem ganzen Leben gegessen habe.“
Blaise starrte sie verwundert an und grinste dann über das ganze Gesicht: „Schade, dass ich nicht auf dich stehe. Du würdest meiner Mutter als Schwiegertochter echt gefallen.“
Mina bekam ein wenig Farbe auf den Wangen: „Aber … ich habe das doch nur … Ich wollte doch nicht.“
Daphne lachte: „Jetzt sieh sich einer das an! Mina ist in Verlegenheit gebracht worden. Welch seltenes Ereignis. Blaise, du bist großartig.“
Jetzt bekam Blaise ein wenig Farbe ins Gesicht. Allerdings kaum sichtbar: „Ach was. Ich hab aber doch gar nichts gemacht …“, er kratzte sich an der Nase.
Mina lachte noch einmal leise auf und drehte sich dann auf dem Absatz um: „Lasst uns was essen gehen. Ich habe einen Bärenhunger!“
„Sag das nicht zu laut! Vergiss nicht, du bist in Hogwarts. Hinterher hast du noch einen Bären auf dem Tisch liegen und musst ihn essen!“, bemerkte Blaise und Daphne nickte bestätigend.
Sie betraten die Große Halle, die bereits schon brechend voll war. Mina sah zu dem großen Lehrertisch am gegenüberliegenden Ende auf. Lockhart sah ziemlich fertig und außerdem ausnahmsweise mal nicht munter und wie ein Paradiesvogel aus, sondern er war verstrubbelt und blickte müde, ohne jegliches Lächeln in die Halle.
Blaise lachte böse und leise: „Er war alleine in seinem Büro … und der Horror wird noch eine ganze Woche weitergehen …“
Mina stimmte in das Lachen ein. Ein kaltes, herzloses Lachen.
Blaise und Daphne sahen sie erschrocken an.
„Ist was?“
„Du hast gerade …“ Blaise schluckte. „Voll gruselig gelacht …“
„Oh … das kommt vor, entschuldigt bitte … Ich …“
Professor McGonagall trat vor die Drei.
Erschrocken sah Mina die strenge Verwandlungslehrerin an.
„Um Himmels willen, schauen Sie nicht so erschrocken drein, Miss Circeni. Ich soll Ihnen lediglich von Professor Snape ausrichten, dass er Sie nach dem Essen in seinem Büro empfangen will. Er möchte dort wohl etwas mit Ihnen besprechen.“
Mina sah um die alte Frau in dem grünen Umhang herum. Snape saß am Lehrertisch, und sah in die Halle, als ob er kontrollieren wolle, dass auch nichts unartiges geschah und nippte an seinem Kelch.
Sie sah McGonagall wieder an: „Vielen Dank. Würden Sie vielleicht so freundlich sein und ihm ausrichten, dass ich da sein werde?“
McGonagall seufzte: „Nun, es wäre mir um einiges lieber, wenn Sie sich um Ihre Verwandlungsnoten kümmern würden, sonst rasseln Sie dieses Jahr wieder durch die Prüfungen, aber ja. Ich werde es ihm ausrichten.“
Mina lächelte: „Vielen Dank.“ Und damit drehte sie sich um und ging auf den Slytherin-Tisch zu.
Blaise grinste geheimnisvoll und summte etwas vor sich hin, das klang wie: „Mina hat ein Date, juhuu …“, bis Mina und Daphne ihn zum Schweigen brachten, indem sie ihm zwei Hühnerbeine in den weit geöffneten Mund steckten, an denen er vorerst einmal erstickte.
Als er wieder einigermaßen unter den Lebenden weilte, klärte er Mina auf, dass man das Blut eines Zabini lieber nicht an den Händen haben wollte. Mina wollte gerade nach dem Warum fragen, da stieß Daphne sie an.
„Au, was ist denn?“
„Entschuldige … Professor Snape … er sieht schon eine ganze Weile hier herüber … Er lässt die Augen nicht von dir …“
„Ach was, du …“
„Nein, ich sage die Wahrheit.“
Mina sah von ihrem Teller auf und sah zum Lehrertisch. Tatsächlich sah Snape sie an und kreiste währenddessen mit seinem langen, schmalen Finger um den Rand des Kelches vor sich. Er senkte den Blick nicht eine Sekunde, lächelte ihr zu.
Mina lief rosa an und wandte den Blick ab.
Blaise klatschte erfreut in die Hände: „Mann! Ich freue mich so … noch nie habe ich erlebt, dass du bei jemandem so schnell rot wirst, wie bei Professor Snape.“
Mina ballte die Hände zu Fäusten, zitterte: „Ach was … Ich bin doch gar nicht rot.“
„Oh doch, bis zu den Ohrenspitzen.“, antwortete Blaise und stupste gegen ihr Ohr.
Snape sah amüsiert zu Mina und ihren Freunden. Nur zu gerne würde er wissen, was in diesem Mädchen vorging, es verstehen und trösten, wenn es traurig war. Daphne stieß Mina an und sprach über etwas mit ihr, einen Moment später sah Mina zu ihm auf. Als er gelächelt hatte, war sie, soweit er das auf die Entfernung erkennen konnte, rosa angelaufen und hatte weggesehen. Verdammt, dieses Mädchen hatte sich doch nicht etwa … Nein, dazu war sie zu vernünftig. Wenn ein Mensch von all diesen Schülern sich nicht auf die Liebe einlassen würde, dann Mina Circeni. Und wenn doch, dann ganz sicher nicht in einen Lehrer. Nein! Noch dazu würde er das nicht zulassen … es gab nur eine einzige Frau, die er liebte und diese war vor Jahren gestorben. Brutal ermordet. Er und Mina konnten gute Freunde werden, aber sie würden nie eine Beziehung führen. Schade eigentlich, denn eigentlich hätte er gerne … zum Glück unterbrach ihn Professor Sprout in seinem Gedankenfluss, wer hätte sonst gewusst, wo das noch hinführen würde.
Mina war froh, als Snape von Sprout angesprochen wurde und sich in ein Gespräch mit ihr vertiefte. Dummerweise musste sie jedoch feststellen, dass er aus den Augenwinkeln immer wieder herüber sah. Verdammt, was war denn so interessant hier drüben?! Etwa sie? Nein, das konnte nicht sein. Von all diesen Lehrern wäre Snape nie so blöde, sich auf die Liebe einzulassen. Schon eher Dumbledore und McGonagall, aber nicht Snape. Allein der Gedanke daran, dass Snape sich in jemanden verliebte, war absurd. Nicht, dass sie es ihm nicht gönnen würde, aber nein. Für etwas so unvernünftiges wie die Liebe, war er zu vernünftig. Dazu hatte er keine Zeit! Obwohl … vielleicht wäre es doch nicht … Sie ohrfeigte sich selber. Nicht einmal daran denken.
„Minchen! Was tust du denn da?“, fragte Blaise entsetzt und stemmte vorwurfsvoll die Hände in die Hüften.
„Äh, was? Wie bitte?“
„Warum ohrfeigst du dich denn selber? Hier, jetzt schau dir das an“, er hielt ihr einen Spiegel vor. „Ein Handabdruck auf deiner Wange. So kannst du doch nicht vor Professor Snape treten!“
„Ich … äh …“
„Gib’s zu, du hast an etwas ganz unanständiges gedacht.“, er beugte sich vor. „Mit Professor Snape.“, raunte er. „Hast du dir vorgestellt, was er gleich mit dir in den Kerkern machen wird?“
„BLAISE!“, schrie sie entsetzt und sprang so schnell auf, dass Kelche und Teller einen halben Meter nach oben sprangen während sie an den Tisch stieß.
Totenstille brach über der Großen Halle herein. Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Verlegen setzte sie sich wieder hin.
„Du bist ja ekelhaft!“, fauchte sie.
Blaise selber kam aus dem Lachen gar nicht mehr heraus.
„BLAISE!“, schrie jemand entsetzt. Snapes Kopf wirbelte herum, um zu sehen, woher der entsetzte, spitze Schrei gekommen war. Am Slytherin-Tisch stand Mina, hochrot angelaufen und alle Blicke auf sich gerichtet, während Blaise Zabini neben ihr aus dem Lachen gar nicht mehr herauskam.
Snape musste zugeben, dass ihr das Rot auf ihren Wangen erstaunlich gut stand.
Nur einen Moment später setzte sich Mina wieder hin, noch immer rot und starrte auf den Teller vor ihr, während alle anderen sich wieder ihrem eigenen Geschäft zu wanden. Snape seufzte und erhob sich. Dann nickte er den anderen Lehrern am Tisch zu und verschwand durch die Tür hinter dem hohen Tisch. Er fuhr sich durch das nachtschwarze Haar und zückte seinen Zauberstab. Er wollte ganz sicher sein, dass sich hier nichts anbahnte, was nicht da sein sollte.
Einen Moment später brach eine silberne Hirschkuh aus seinem Zauberstab und sah ihn mit großen Augen an. Er atmete aus, erst jetzt war ihm bewusst, dass er die Luft angehalten hatte. Mit einem weiteren Wink des Zauberstabes, ließ er den Patronus wieder verschwinden.
Er hatte nicht gesehen, dass das Bild der Hirschkuh geflackert hatte, als wenn es seine Form verändern wolle.
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