Mina lehnte sich gegen die kalte Steinwand des Kerkers und versuchte ihren Herzschlag wieder auf einen normalmenschlichen Level zu bekommen. Was hatte sie nur getan? Hatte sie es wirklich so weit getrieben, sich von einem erwachsenen Mann, noch dazu einem Lehrer, verführen zu lassen? Im Grunde genommen wusste sie, dass sie es nicht anders wollte, als ganz diesem Mann zu gehören, seinen Blick auf sich und nur auf sich zu spüren und sich ihm ganz hinzugeben … sie stoppte ihren Gedankenfluss erneut. Das waren keine Gedanken für ein Mädchen der zweiten Klasse! Das konnte nicht ihr Ernst sein! Was würde ihr Vater dazu sagen?! Am Besten fand er es gar nicht heraus. Das würde das Beste sein. Und am Besten ging sie auch nicht weiter auf Snapes Angebot ein. Obwohl … eigentlich wollte sie es nicht anders.
Wütend schlug sie mit der flachen Hand gegen die Wand und verschwand im Gemeinschaftsraum.
Ohne auf Daphnes oder Blaises Fragen einzugehen, verschwand sie im Schlafsaal, zog die Vorhänge um ihr Bett zu und die Decke über den Kopf. Am Besten wäre es, erst einmal zu schlafen und dann … sie wusste es nicht … oder doch? Ja, morgen würde sie Snape sagen, dass sie das Angebot nicht annehmen würde. Einen Grund konnte sie sich dann immer noch ausdenken.
Mina strich durch Hogwarts‘ Flure, auf der Suche nach etwas, von dem sie nicht wusste, was sie suchte. Gesichter, Menschen, Formen und Farben begegneten ihr und doch, konnte sie das alles nichts Bestimmtem zuordnen.
Vor, hinter und neben ihr gingen Türen auf und doch ging sie weiter.
Treppen rauf und Treppen runter, ohne ein Ziel, ohne das genaue Wissen, wohin.
Und dann sah sie das Ziel, das sie suchte.
Vor ihr öffnete sich eine Tür und eine Person dahinter, drehte sich halb um.
Mina blieb stehen, versuchte das Gesicht zu erkennen, nichts. Sie versuchte die Person zu erreichen, doch je weiter sie sich vorwagte, desto größer wurde der Abstand zwischen ihnen. Sie streckte eine Hand aus, versuchte nach dem Unbekanntem zu greifen, doch die Tür schloss sich langsam und flog dann mit einem lauten Knall zu.
Mina schrak aus dem Schlaf aus. Was war denn das gewesen? Einen solch seltsamen Traum hatte sie noch nie gehabt! Mit gedämpften Zauberstablicht zog sie den Wecker hinter den zugezogenen Vorhängen vom Nachttisch und sah darauf. Es war erst drei Uhr morgens! Sie stellte den Wecker zurück, löschte das Licht und ließ sich in die Kissen fallen.
Irgendetwas musste dieser Traum bedeuten. Sie versuchte sich an etwas Genaues zu erinnern, doch alles, woran sie sich erinnerte, war die sich schließende Tür. Sie starrte an die Decke des Bettes. Also normal war das nicht. Sie rollte sich auf die Seite. Einschlafen konnte sie jetzt auch nicht mehr. Das würde ja ein super Tag werden, wenn sie unausgeschlafen war.
Sie griff unter das Kissen und zog ein Buch hervor. Im Schein des erneut entzündeten Zauberstablichtes glänzte ein pechschwarzer abgegriffener Ledereinband. Das Zaubertrankbuch, das sie letztes Jahr zu Weihnachten bekommen hatte. Noch immer wusste sie nicht, von wem sie es bekommen hatte und doch durchfuhr sie ein wohliger Schauer, als sie das Buch aufschlug.
Ihre Finger fuhren durch die Seiten und sie blieb bei einem ihrer Lieblingstränke stehen. Veritaserum. Gerne würde sie dieses Zeug einmal brauen. Aber an wem ausprobieren? Wahrscheinlich Potter oder so? Sie war sich nicht sicher.
Wieder und wieder las sie das Rezept durch, bis sich jede kleinste Änderung eingeprägt hatte. Sie gähnte. Die Müdigkeit übermannte sie wieder. Und ohne, dass sie es wollte, wurden ihre Lider schwerer und sie schlief noch einmal ein.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel