„Wie …“, Mina wollte eigentlich nicht nach ihrer Mutter fragen, aber ihr brannten so unglaublich viele Fragen auf der Zunge.
„Wie es deiner Mutter geht?“, fragte Ralph und ließ einen kleinen Kieselstein ins Wasser fallen. „Ich weiß es nicht, Mina. Soweit ich weiß, ist sie vorerst bei den Dursleys eingezogen.“
„Warum?“, fragte Mina entsetzt.
„Sie waren bei der Verhandlung. Ich habe nur mitgekriegt, wie Petunia am Ende sagte, dass man „das arme Ding“ ja vorerst nicht sich selbst überlassen könne. Susan …“, er seufzte. „Es schmerzt, diesen Namen zu sagen.“
„Dann sag ihn nicht!“
Ein Lachen: „Sie nahm das Angebot zumindest gerne an. Und wenn wir uns jetzt zufällig begegnen, ist es so, als würden wir uns nicht kennen.“
„Wäre es nicht besser, wenn man ihre Gedanken löscht?“, Mina zupfte Grashalme auf und verteilte sie auf ihrem Rock.
„Nein, ich denke nicht. Petunias Schwester war ja auch Hexe und Petunias Gedanken wurden nicht gelöscht … Ich denke, man sollte deiner Mutter die Erinnerung lassen, damit sie, sollte sie dir je begegnen, wenn du erwachsen bist, wunderschön bist und Kinder hast, weiß, was sie verpasst hat.“
„Also Dad!“
„Ja, bitte?“
„Kinder?“
„Möchtest du keine?“
„Kommt drauf an … ich denke noch nicht soweit. Erst einmal möchte ich die Schule gut abschließen und dann … dann sehe ich weiter. Vielleicht arbeite ich bei dir.“
„Als Auror?“, er schüttelte den Kopf. „Nein, Mina. Das ist wirklich kein Job für dich.“
Sie lachte und rupfte weiter Gras aus. Der Haufen auf ihrem Rock wurde größer und schließlich begann sie, die Grashalme zu verflechten. Etwas, was ihre Mutter sie gelehrt hatte.
Ein Moment des Schweigens trat ein.
„Petunias Schwester … war Hexe?“
„Mhm. Soweit ich weiß, ist sie vor einigen Jahren, ich glaube zwölf oder elf, gestorben.“
„Oh. Das tut mir leid.“
„Es war keine sonderlich amüsante Angelegenheit. Allerdings nicht.“
Wieder schwiegen sie.
„Wie geht es dir mit dem Gedanken, dass nur noch ich und Ibarela zu Hause sind?“, fragte ihr Vater schließlich ruhig. Er hatte sich erstaunlich gut unter Kontrolle. Das musste Mina zugeben. Sie wusste nicht, ob sie an seiner Stelle genau so ruhig sein könnte.
„Mir? Oh … ich komme erstaunlich gut damit klar. Ich habe hier Freunde, die immer für mich da sind. Und ich habe Eion. Und was zu Hause angeht … Hab ich dort die zwei liebsten Menschen in meinem Leben.“
„Ibarela ist kein Mensch, Mina.“
„Sie zählt genauso gut als einer, wie du und ich.“, erwiderte sie ein wenig schnippisch, was Ralph zum Lachen brachte.
Einen Moment später landete Eion lautlos auf der Schulter ihres Vaters.
„Wenn man vom Teufel spricht!“, erwiderte dieser munter und strich über Eions Brustgefieder. Der Uhu nahm es leise fiepend zur Kenntnis.
Mina wandte sich lächelnd wieder dem Grasflechten zu.
„Mina?“
„Ja?“
„Bist du eigentlich … schon verliebt?“
Sie starrte ihren Vater erschrocken an. Das Gesicht von Severus Snape tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Sie blinzelte.
Unmöglich. Absolut unmöglich. Der Gipfel der Unmöglichkeit.
„Wie kommst du denn darauf?“
„Du wirkst so … anders … erwachsener …“
Sie zuckte mit den Schultern: „Vielleicht gibt es einen, den ich sehr gerne mag. Du hast Recht.“
„Dieser Blaise?“
„Jemand … ähnliches.“, Mina musste sich zurückhalten, nicht laut loszulachen, bei dem Gedanken an einen Snape, der mit einem Zabini typischen Grinsen auf dem Gesicht herumlief und Schokolade verteilte. Was für eine lächerliche Vorstellung. Sie biss sich sicherheitshalber auf die Lippen.
„Willst du es mir nicht sagen?“
Mina atmete tief durch und schüttelte den Kopf: „Erst mal nicht. Nein.“ Sie sah auf das geflochtene Gras in ihren Händen. Verdammt, jetzt war Snape auch schon in Grashalme gebannt! Und jetzt? Egal, wie sie es jetzt los werden würde, es wäre immer so, als würde sie ihn umbringen!
Bevor sie noch weiter darüber nachdenken konnte, schnellte Eion vor und schnappte nach dem Grasgeflicht und verspeiste es.
„AH! Eion! Was machst du denn da?!“, rief Mina entsetzt aus, Ralph zuckte erschrocken zusammen! Damit hatte er nicht gerechnet.
„Was … Was … Was?!“
„Der … Eion … also …“, stammelte Mina und deutete auf Eion, der mit zufrieden zusammengekniffenen Augen auf der Wiese saß und mit den Flügeln schlug.
Der Vogel hatte Snape gefressen!
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