„Was? Potter hat einen Gummiarm?“
„Japp.“
Es war bereits Abend geworden und Harry Potter mal wieder das Gesprächsthema.
„Wie hat er das denn geschafft?? Er müsste rein theoretisch doch keinen einzigen Knochen mehr im Arm haben, oder?“
„Hat er auch nicht.“
„Wie das denn?“
„Naja, ein verrückter Klatscher, der ihn sowieso das ganze Spiel verfolgt hat, ist ihm gegen den Arm geflogen.“
„Aber davon verliert man doch keine Knochen.“
„Davon nicht … Aber es gibt da so eine gewisse …Person …“
„Ja?“
„Und die dachte, vollkommen von sich selbst überzeugt, dass sie den Arm sofort und auf der Stelle wieder heilen könnte.“
„Lockhart?“
„Ganz genau! Und jetzt liegt Potter, ohne einen Knochen im Leib, im Krankenflügel und muss Skelewachs bis zum Abwinken trinken.“
„Ohne einen Knochen im Leib?? Du hattest Arm gesagt, Blaise.“
„Ach,“ der Junge legte die Arme hinter den Kopf und die Füße auf den kleinen Tisch vor ihm, während er sich im Sofa des Gemeinschaftsraumes weiter zurücklehnte: „Das ist bei dem doch das gleiche.“
„Wo hast du denn deine Arme?“
„Ich? Na, hier. Da, wo jeder andere auch.“
„Und bei Potter sind Arme und Körper also dasselbe?“
„Ja, so ziemlich. Sieht alles gleich aus.“
Mina schlug das Buch über englische Seekräuter und ihre Wirkungen aus der Bibliothek auf und begann zu lesen. Es war erstaunlich, wie schnell man Blaises sinnloses Reden ignorieren konnte, sobald man etwas anderes tat.
„Ich bin übrigens der Meinung, dass wir den armen Kerl besuchen sollten.“, warf Blaise ein und überschlug die Beine.
„Wozu? Um ihn auszulachen, dass man mit seinem Arm jetzt Hunde und Enten formen kann?“, erwiderte Mina schnippisch.
Blaise klatschte erfreut in die Hände: „Gute Idee, das sollte ich machen. Ich werde gleich losgehen und ihn fragen, ob ich das mal ausprobieren darf.“
„Einen Teufel wirst du tun. Kümmer dich lieber um deine Noten, als um …“
Jemand tippte ihr auf die Schulter, mehr oder weniger interessiert, drehte sie sich um: „Bitte?“
Vor ihr stand Millicent Bullstrode, das Slytherin-Mädchen, das mehr aussah, wie die Tochter eines Schlachters, und das erstaunlich langsam im Denken war. Jede Schnecke war schneller, als Millicent Bullstrode, wenn es ums denken ging.
„Oh, Millicent. Freut mich, dich zu sehen.“, sagte Mina mit einem süßlichen Lächeln auf den Lippen und einem Unterton in der Stimme, der einen Stein zum schmelzen gebracht hätte.
„Jemand, sagte mir, dass Professor Snape dich sehen möchte.“, kam die langsame Antwort.
Mina zog die Augenbrauen zusammen und musste sich ein Grinsen verkneifen, als es schien, das Millicent beim Sprechen bald einschlafen würde.
„Was, schon wieder?“, hörte sie Blaise neben sich murmeln. „Mein Gott, Minchen, dem hast du aber ordentlich den Kopf verdreht … UGH!“, das war das Buch über englische Seekräuter in seinem Gesicht. Bei einem tausend Seiten Wälzer ein nicht gerade kuscheliges Erlebnis.
„Klar, kein Problem. Ich bin schon unterwegs. Danke, Millicent.“
Doch Millicent Bullstrode war schon verschwunden. Mina erhob sich und schlug die Hände über ihrem Kopf zusammen: „Um Himmels Willen, wie kann man nur so blöd sein!“
„Um Himmels Willen, wie kann man nur so kaltherzig sein.“, murmelte Blaise, während er das zweite Mal in diesem Schuljahr seine Nase nach Brüchen abtastete.
„Du hast es nicht besser verdient.“, erwiderte Mina, besann sich jedoch eines besseren. Sie hob das Buch von Blaise Schoß auf und sagte dann freundlich: „Warte hier. Ich hab da was feines.“
„Was denn?“
„Warte einfach hier.“, und damit verschwand sie im Mädchenschlafsaal, nur um einen Augenblick später mit einer Tube Salbe wieder zurückzukehren.
„Was das denn?“, fragte Blaise, mehr neugierig, als skeptisch und schnupperte an der Tube. „Riecht komisch.“
„Ringelblumensalbe. Kühlt, und ist gut gegen blaue Flecken, falls es welche geben sollte. Wenn die Nase anschwillt, gehst du aber besser zu Madam Pomfrey. Damit kenn ich mich nicht aus.“
„Hast du das selbst gemacht?“, fragte Blaise, und beäugte die Salbe auf seinem Finger mit einem Ausdruck von Interesse.
„Nein, das kann man in London in jeder Drogerie kaufen. Auch Muggel haben Ahnung von Heilung. Wenn auch meistens nicht so gut, wie Zauberer. Und... Ich an deiner Stelle, würde das nicht probieren. Ich glaube das ist weder gesund noch lecker.“
Blaise zog seine Zunge, mit der er hatte probieren wollen, wieder zurück, schmierte die Salbe stattdessen auf seine Nase und legte ein Taschentuch darüber, damit sie besser einzog, wie er behauptete.
Als Mina kopfschüttelnd den Gemeinschaftsraum verließ, hörte sie ihn jedoch laut und deutlich sagen: „Du Daphne, seh ich jetzt aus, wie einer von diesen unheimlich gut aussehenden Nomaden in der Sahara?“
„Ähm … vielleicht. Ein wenig.“
Blaise begeisterte Antwort konnte Mina nicht mehr hören.
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