„Fertig, Minchen?“
„Fix und Fertig. Lasst uns losgehen. Ich will nicht die Letzte sein, die in den Zug steigt.“
Blaise grinste: „Bist du doch sowieso nicht.“
„Wie kommst du drauf?“
„Ladies first.“
Mina schnitt eine Grimasse, zog ihren geliebten Slytherin-Schal fester, schlug den Mantelkragen hoch und stapfte durch den Schnee zum Dorf hinunter, wo die Scharlachrote Lokomotive des Hogwarts-Express warten sollte, um sie nach Hause zu ihren Familien zu bringen.
Bei dem Wort „Familie“ wurde Mina plötzlich schmerzlich bewusst, dass ihre Mutter dieses Jahr nicht mit Weihnachten feiern würde.
Sie zuckte zusammen und schüttelte sich.
Jetzt nur nicht weinen.
Wenn sie jetzt weinen würde, würde sie nie wieder in einen Spiegel gucken.
Liebevoll legte sich eine Hand auf ihre Schulter und Mina sah in Daphnes freundliches Gesicht: „Ist okay, Mina. Du kannst ruhig weinen. Du musst nicht stark sein.“
Mina grinste und schritt weiter geradeaus, immer den Weg entlang: „Natürlich muss ich. Welcher Mann will denn schon eine schwache Frau heiraten?“
Zumal sie es sich nie verzeihen würde, wenn ihre Freunde erfahren würden, wie verletzt sie wirklich war. Nein, nur über ihre Leiche.
Sie sah auf die Uhr und sah zu Blaise zurück: „Mach mal schneller, Blaise! Wir sind spät dran.“
„Das liegt nur daran, dass du so viel geflirtet ha …“, weiter kam er nicht. Der Schneeball, der fast so groß wie sein Kopf war, traf ihn direkt ins Gesicht.
Verdattert sah er die beiden Mädchen an, die ihre Zauberstäbe wieder einsteckten: „Aber …“
„Halt die Klappe. Und lauf.“, grinste Daphne.
Mina drehte sich um, gefolgt von Daphne.
„Wieso ist er nicht umgekippt?“, fragte sie trotzig.
„Vielleicht … ist er zu dumm dafür?“, kam die Antwort zurück.
Mina trat gegen den Schnee: „Er hätte umkippen sollen. Der Idiot.“
Blaise kniff sie in die Wange: „Ich kann nicht so einfach umkippen von dem bisschen Schnee.“
„Warum nicht?“, Mina schlug seine Hand weg.
„Weil meine Intelligenz so groß ist, dass sie mich von hinten stützt.“
„Du meinst Blödheit.“
Darauf erwiderte er erst einmal nicht, sondern grinste nur, was Minas Laune nicht unbedingt hob.
Sie erreichten den Bahnhof und waren die Letzten. Minas Laune sank noch tiefer.
Der Schaffner drängelte sie sich zu beeilen. Und nachdem Blaise ein paar freundliche Worte mit ein paar Erstklässlern geredet hatte, hatten sie ihm widerstandslos das Abteil überlassen, dass sie hatten haben wollen.
„Wie hast du das geschafft?“, fragte Daphne bewundernd.
Mina ihren Mantel an den Haken hängend, antwortete schnell: „Stell dir vor, du bist in der Ersten, und ein schwarzer Kerl, der ungefähr 1,65m groß ist, macht dich dumm an. Was würdest du tun?“
„Ich bin Schokobraun nicht schwarz.“, schmollte Blaise gespielt.
„Das war die Rache für’s nicht umkippen, du Volltrottel.“, Mina grinste.
Etwas klapperte am Fenster.
Als sie aufsah, schrie sie erfreut auf und riss das Fenster runter.
Eion kam mit der kalten Winterluft hereingeflattert.
Fröstelnd schloss Daphne das Fenster wieder: „Ich hatte mich schon gefragt,wo du ihn gelassen hattest.“
Mina strich dem Uhu zärtlich über das Gefieder: „Ich dachte, ich lasse ihn noch ein bisschen frei fliegen. Das tut ihm gut. Ich weiß zwar nicht, was er in Hogwarts den ganzen Tag macht,“
„Na, dasselbe wie wir. Schlafen.“, grinste Blaise.
Mina schnitt wieder eine Grimasse: „Aber ich wollte ihm ein wenig Freizeit lassen. Das hat er sich verdient.“
Die Zeit verging. Sie tranken heiße Schokolade, die von der netten Süßigkeitenhexe verkauft wurde, aßen Blaises Schokolade und andere Süßigkeiten dazu und redeten über Gott und die Welt.
Und Mina drehte einige Runden, mit Eion auf der Schulter, durch den Zug. Gefolgt von neugierigen Blicken der Jüngeren.
Plötzlich klopfte es an der Abteiltür.
Daphne winkte das kleine Mädchen in der Ravenclaw-Uniform herein. Als dieses hereingetreten war, lächelten zwei im Abteil sie freundlich an. Mina hatte es vorgezogen, einen neutralen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Und wenn man Blaise betrachtete …
Naja. Ein Lächeln war das auch nicht. Er grinste eher so stark, als ob es um sein Leben ginge. Hätte er keine Ohren, war sie sich sicher, dass es diesmal um den ganzen Kopf reichen würde.
„Nun, Kleines. Was können wir für dich tun?“, fragte Daphne sanft.
Blaise grinste noch immer albern. Konnte dem mal bitte jemand was überbraten?
„Ich … meine Freundinnen und ich … hätten eine Frage …“
„Aha.“
„An … das Mädchen mit dem Uhu.“, nervös malte sie Muster mit der Schuhspitze auf den Boden.
Minas linke Augenbraue schnupperte Höhenluft: „So? Was denn?“
„Wir … wollten wissen … ob du eine … Vampirin bist.“
Mina lachte leise: „Und wie kommt ihr darauf?“, fragte sie und strich über Eions Brustgefieder, der genüsslich die Augen zusammenkniff.
„Naja … du … bist außerordentlich hübsch und … deine Augen haben eine so ungewöhnliche Farbe. Da haben wir uns gefragt …“, sie stoppte und lief rot an.
„Ich kann euch versichern, dass ich keine Vampirin bin.“, erwiderte Mina knapp, aber sanft.
Das Mädchen sah auf und strahlte sie an: „Ah! Na dann … Vielen Dank! Und schöne Weihnachten!“, damit war sie verschwunden.
Blaise grinste noch immer albern, wahrscheinlich überlegte er gerade, ob er lachen oder weinen sollte. Mina und Daphne warfen sich einen schmunzelnden Blick zu.
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