Mit kreischenden Bremsen hielt der Hogwarts-Express auf Gleis neundreiviertel. Mina, Daphne und Blaise standen auf, packten ihr Handgepäck zusammen und traten auf den Gang. Er war voll von aufgeregten Schülern aller Stufen. Die älteren, etwas ruhiger, die jüngeren aufgeregt und voller Vorfreude, ihre Familien wieder zu sehen.
Einer nach dem anderen verließen sie den Zug und traten auf das Gleis.
„Wo wartet dein Vater?“
„Hm? Draußen. Er hat Angst, dass wir ihn sonst nicht finden, also wartet er auf Gleis neun und zehn.
Blaise reichte Daphne und Mina ihre Koffer: „Ist er da draußen nicht schwerer zu gucken, als hier?“
„Es heißt ‚zu sehen‘, aber um deine Frage zu beantworten. Nein. Du wirst ihn schon wiedererkennen.“
„Wirklich?“
„Wirklich.“
Sie machten sich zum Tor auf, nickten hier und da einem älteren Slytherin zu und traten schließlich zurück in die Muggelwelt.
Es dauerte einen Moment, bis sie sich an die Einflüsse des Muggelbahnhofs gewöhnt hatten, dann traten sie zur Seite, um weiteren Leuten Platz zu machen, Blaise stellte seinen Koffer ab und stürzte los.
„HE! Wohin gehst du?“, rief Daphne ihm erschrocken hinterher.
„Nur Gepäckwagen holen, Liebchen. Bin gleich wieder da. Vermisst mich nicht.“, antwortete er und verschwand.
Währenddessen hatte Mina sich auf die Zehenspitzen gestellt und nach ihrem Vater Ausschau gehalten. Komisch. War er denn noch nicht da?
Blaise kam mit dem Gepäckwagen zurück, stapelte die Koffer darauf, und setzte dann die Mädchen obenauf.
„Also, Minchen. Wo müssen wir hin?“
Sie zuckte mit den Schultern.
„Wieso weißt du nicht?“
„Weil er noch nicht da ist. Ganz einfach.“
„Wieso ist er nicht da?“
Leicht genervt drehte Mina sich um: „Woher soll ich das wissen? Vielleicht Schnee und Stau? Oder Berufsverkehr. Bin ich Hellseherin?“
„Aber du bist eine Hexe.“, Blaise schmollte.
Mina jetzt ebenfalls: „Es ist nicht sonderlich nett, so was zu sagen.“, antwortete sie und band sich die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen.
„Aber du bist doch eine!“, empörte sich Blaise.
Bevor die Meinungsverschiedenheit noch weiter ausarten konnte, hob Daphne die Hände.
„Wie wäre es, wenn wir in die Eingangshalle gehen und da warten?“
„Nicht gut.“, erwiderte Blaise.
„Warum?“
„Zu groß. Wir bleiben hier.“
„Wie langweilig.“, Mina gähnte und starrte weiterhin das Gleis entlang. Eion hatte die Augen geschlossen und döste vor sich hin.
Langsam begann Blaise den Wagen hin-und herzufahren, nur um irgendetwas zu tun.
Aus einer geraden Strecke wurden Schlängellinien und dann brachte er tatsächlich das Kunststück fertig, in kleinen Achten zu fahren.
Daphne und Mina jauchzten erfreut, während einige kreuzende Fußgänger Blaises Spielereien nicht lustig fanden.
„Geht doch woanders hin.“
„Ihr seid im Weg.“
„Habt ihr nichts besseres zu tun?“
„Das hier ist kein Spielplatz!“
„Habt ihr kein zu Hause?“
„Könnt Ihr nicht damit aufhören?“
Er grinste frech: „Tut mir leid, geht nicht. Die Mädchen langweilen sich sonst. Gehen Sie doch woanders lang.“
Empörung machte sich breit, aber als den Wartenden klar wurde, dass Blaise keinerlei Anstalten machen würde, woanders seine Achten zu fahren, gingen sie auf der anderen Seite vorbei.
Blaise jubelte: „Ich habe meinen Willen bekommen!“
Mina hob den Kopf und sah auf die große Uhr über dem Gleis: „Das mag sein. Aber Dad ist schon eine Stunde zu spät.“
Daphne nickte: „Langsam kriege ich Hunger und Durst.“
Blaise grinste: „Schön hier sitzen bleiben. Bin gleich wieder da! Vergesst mich nicht!“
Die Mädchen sahen sich verdattert an. Mina seufzte: „Als ob uns was anderes übrig bleiben würde.“
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