Irgendetwas piepste. Eigentlich passte das Piepsen nicht in die Vorstellung die er gerade hatte. Und auch nicht in den Traum. Traum.
Warum eigentlich Traum?
„Mr Circeni. Mr Circeni. Wie lange wollen sie eigentlich noch schlafen? Was ist mit Miss Mina und ihren Freunden?“
Ralph schlug die Augen auf. Ibarelas große Augen schauten ihn an.
„Was ist?“
„Miss Mina und ihre Freunde. Sie wollten sie doch abholen.“
Ralphs Blick wanderte zu dem Wecker auf dem Nachttisch. Langsam wurden seine Augen größer. „Oh verdammt!! Ich habe verschlafen.“
Schnell hüpfte er aus dem Bett, schlüpfte in Schuhe, Schal und Mantel und öffnete die Tür.
„Soll ich schon Tee und Gebäck hinstellen?“
„Das wäre nett, Ibarela. Danke.“
Und damit war der braunhaarige Mann mit verstrubbelten Haaren aus dem Haus.
Er erreichte mit schnellen Schritten das Auto. Er betrachtete die Tür. Schlüssel. Er klopfte an seinen Taschen.
Kein Schlüssel.
Noch einmal fluchend, stapfte er zum Haus zurück und klingelte.
„Mr Circeni?“, verwundert öffnete Ibarela die Tür.
„Autoschlüssel vergessen.“, murmelte Ralph und schob sich die Brille zurück auf die Nase.
Ibarela hielt sie ihm auf der Hand hin: „Bitte.“
„Danke.“
Die Tür schloss sich, das Auto öffnete sich und nur zwei Minuten später war Minas Vater aus der Einfahrt und schoss die Straße runter.
Alles ging gut, bis er nach London reinkam.
Berufsverkehr und Schneefall.
Das vertrug sich natürlich nicht gut.
Wütend schlug er auf das Lenkrad. Er wollte doch nur seine Tochter abholen. Er war sowieso schon zu spät. Und jetzt das. Was war er nur für ein schlechter Vater?!
Während er in dem Stau stand, wühlten seine Hände nach dem Handy im Handschuhfach. Als er es in der Hand hatte, fiel ihm ein, dass Mina ja gar kein Handy hatte.
Das würde er auf jeden Fall mal ändern müssen.
Blaise kam mit Kaffee, heißer Schokolade und einer Schachtel Doughnuts zurück.
Neugierig sah Daphne ihn an: „Was ist das?“
„Na. Essen und Trinken. Heiße Schokolade für euch, Kaffee für mich … uuuuuuund Doughnuts.“, triumphierend hielt er die Schachtel und die drei Becher hoch.
Mina, die auf dem Kofferwagen geschmollt hatte, hob den Kopf und ein Grinsen schlich sich über ihr Gesicht: „Danke, Blaise.“, murmelte sie und griff nach dem Becher Schokolade, den Blaise ihr hinhielt.
„Willst du nichts essen?“
„Nein danke. Wenn wir nach Hause kommen, hat Ibarela bestimmt genug zu essen. Das will ich mir nicht nehmen lassen, indem ich jetzt was esse. Tut mir leid.“
Blaise winkte ab: „Ach was. Meine Schuld. Ich habe da gar nicht dran gedacht. Wir können Sie ja morgen essen.“
Mina zog eine Augenbraue hoch: „Sicher?“
Traurig zogen sich seine Mundwinkel nach unten: „Nein. Nicht wirklich. Ich …“, er griff in die Schachtel, zog ein Rosa überzogenes Etwas heraus und biss hinein. Dann hielt er Daphne die Schachtel unter die Nase: „Schöne Dame. Ich weiß, dass Ihr Hunger habt. Wollt Ihr auch etwas haben?“
Daphne sah zu Blaise und zu Mina. Die lächelte nur: „Du kannst ruhig. Ich werde dir schon nicht den Kopf abreißen.“
Daphne lächelte und griff auch in die Schachtel.
Endlich. King’s Cross, lag vor ihm. Es hatte ja auch lange genug gedauert. Jetzt brauchte er nur noch … einen Parkplatz. Und ausnahmsweise hatte er heute mal Glück. Gerade wurde einer frei. Schnell schoss er in die leere Lücke, schaltete den Motor ab und kletterte aus dem Auto. Er verfing sich im Gurt, stolperte, fing sich. Noch einmal fluchte er, dann schlug er die Tür zu, schloss ab und hastete auf den Bahnhof zu.
Ein paar Menschen, sahen ihn verwundert an, wie er mit unordentlichen Haaren und einer Brille, die immer wieder rutschte, fluchend auf den Bahnhof zu hetzte, aber er machte sich nichts draus. Er war schon immer anders, nicht normal, nicht „typisch englisch“ gewesen. Aber schließlich war er Polizist. Zumindest, wenn man von Muggelberufen ausgehen würde. Das entschuldigte in seinen Augen vieles.
Aber er war sich bewusst, dass Mina wenn nicht sauer, dann wenigstens beleidigt wäre.
Im Eilschritt betrat er den Bahnhof und machte sich auf zu Gleis neun und zehn. Noch während er sich kurz umsah, sah er zwei von drei Kindern auf einem Kofferwagen sitzen.
Blaise und Daphne, aßen ein paar Doughnuts und tranken etwas warmes, während sie sich des Lebens erfreuten.
Besorgt sah Ralph sich um. Er konnte Mina nicht sehen. Flink trat er ein paar Schritte zur Seite, als jemand an ihm vorbei wollte und dann konnte er auch einen Blick auf seine Tochter werfen. Was ein Glück, sie war da!
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel