Mina Circeni schlief friedlich auf den Koffern, den Kopf auf einem dunkelrotem Kissen und in eine warme Wolldecke gehüllt.
Ralph seufzte leise. Wenn sie schlafen konnte, war sie nicht allzu sauer. Wenigstens etwas. Er trat näher an die Kinder heran.
Blaise sah auf und hüpfte vom Kofferwagen: „Na so was. Minchens Pappa. Sie sind etwas spät oder?“
Ralph schmunzelte: „Ja, ich weiß. Ich habe verschlafen und stand im Stau. Tut mir leid.“, er nickte auf Mina: „Ist sie wütend?“
Daphne zuckte mit den Schultern: „Sie hat sich wieder beruhigt. Daphne Greengrass. Freut mich, Sie kennen zu lernen.“
Ralph kratzte sich am Kopf und schüttelte ihre Hand: „Ja … ich erinnere mich. Wir wurden einander letztes Jahr vorgestellt. Und du bist Blaise Zabini. Freut mich, Weihnachten mit euch zu verbringen. Darf ich jetzt?“, er deutete auf Mina.
Die Beiden traten zur Seite.
Liebevoll beugte sich Ralph über Mina, strich ihr einige Strähnen aus dem Gesicht und streichelte über ihre Wange, davon wachte sie immer auf.
„Mina. Mina, aufstehen. Ich bin jetzt da.“, flüsterte er in ihr Ohr.
Schläfrig blinzelte Mina in das helle Bahnhofslicht. Dann tauchte das Gesicht ihres Vaters vor ihren Augen auf.
„Du bist zu spät.“, murmelte sie verschlafen.
Ralph grinste. „Ich weiß. Aber immerhin bin ich jetzt da. Komm. Ibarela wartet. Wir fahren jetzt nach Hause.“
„Aber die Koffer …“
„Keine Angst, Minchen. Dein Vater transportiert die Koffer, Daphne die Donut-Schachtel und ich trage dich.“ und damit hob Blaise sie hoch, nahm sie Huckepack und spazierte fröhlich pfeifend los.
Verdutzt sah Ralph hinter dem schwarzen Jungen her: „Ist er immer so?“, fragte er Daphne.
Die zuckte mit den Schultern: „Jetzt ist er noch harmlos. Es geht noch schlimmer.“
Ralph kratzte sich am Kopf: „Na da bin ich ja mal gespannt, was aus den nächsten zwei Wochen wird.“
Die Wiedersehensfreude von Ibarela und Mina war groß. Mina hatte sich im Auto wieder erholt und war wieder hellwach, als sie schließlich die Primrose Hill Road erreichten, was natürlich nicht ohne einen Kommentar von Blaise von statten gegangen war: „Uhh, ist das hier aber fidel. Ist das so ‘ne Nobelgegend?“
Mina hatte ihm Eion auf den Hals gehetzt und ihn dann schief angesehen: „Noch ein Wort und du schläfst zwei Wochen hier draußen als Schneemann.“
„Aber das geht doch gar nicht. Ich bin doch …“
„Das wirst du dann schon noch sehen, wie braun du dann bist oder nicht mehr bist.“, hatte sie gefaucht.
Und jetzt, wo ihr die Hauselfe um den Hals fiel, schien der Streit mit Blaise schon wieder vergessen.
Während die Männer, nicht ohne ein feixen der Mädchen, die schwere Aufgabe übernahmen, die Koffer der Mädchen nach oben zu tragen, hängten Mina und Daphne ihre Mäntel an die Garderobe und folgten Ibarela in das Wohn- und Esszimmer mit angrenzender Küche.
Mina betrachtete den schon fertig gedeckten Tisch: „Du bist ja schon fertig. Ich dachte, wir könnten helfen.“
Jemand schlang von hinten die Arme um sie und drückte sie an sich: „Du weißt doch, dass Ibarela sich immer große Mühe mit allem gibt und dafür in den frühen Morgenstunden aufsteht.“, raunte Ralph ihr ins Ohr.
Kichernd stieß Mina ihn sanft weg: „Lass das, Dad. Das kitzelt.“
Ein gemeines Grinsen schlich sich auf das Gesicht des sonst so sanften Mannes: „So. Kitzlig bist du, ja? Das wollen wir doch mal sehen.“
Und damit begann er, Mina um den Tisch und quer durchs Wohnzimmer zu jagen.
Kreischend rannte sie vorneweg, er hinterher.
Daphne nahm einen Teller von Ibarela entgegen, auf dem verschiedene Plätzchenarten gestapelt waren.
„Sind sie immer so?“, fragte sie die Hauselfe.
„Ich habe Master Ralph nicht mehr so glücklich gesehen, seit seine Frau sich von ihm getrennt hat. Aber als Mina klein war, war das oft so, ja.“, piepste die kleine Elfe.
In diesem Moment warf sich Ralph Mina über die Schulter und lachte laut: „Hab ich dich. Hab ich dich.“
Mina schrie auf und haute spielerisch auf den Rücken ihres Vaters, während er sich schnell im Kreis drehte.
„Was ist denn hier los?“, fragte Blaise, als er mit den Händen in den Hosentaschen ins Wohnzimmer kam.
„Hi, Blaise!“, rief Mina lachend von oben.
Ihr Vater hatte sie auf den Kühlschrank gesetzt und stand jetzt an der gegenüberliegenden Wand und putzte sich die Brille.
„Minchen? Kann ich mal kurz telefonieren?“
„Klar. Das Telefon ist im Flur. Lass dir Zeit. Ich muss sehen, wie ich hier lebend runterkomme. Dann gibt es essen.“, sie grinste ebenfalls.
„Ich rette dich gleich. Danke!“, und damit drehte Blaise sich wieder um und verschwand im Flur.
Seufzend griff er nach dem Hörer, wählte die Nummer seiner Mutter und wartete.
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