Das Telefon klingelte leise irgendwo in den Tiefen der großen Villa. Madam Zabini griff nach dem Hörer: „Pronto?“
„Ciao Mamma.“
„Blaise. Wie geht es dir?“
„Gut und dir?“
„Danke.“
„Ich bin gut angekommen. Es gibt jetzt gleich Kaffee und Kuchen … Ralph, also Minchens Vater ist sehr nett.“
„Hat er Geld?“
„Weiß nicht.“
Madame Zabini seufzte. „Du hast die Weihnachtsgeschenke der Mädchen vergessen. Ich schicke sie dir.“
„Danke sehr, Mamma.“
„Sonst noch was, mein Bester?“
„Nein, meine Liebe.“ Blaise lächelte.
„Gut. Frohe Weihnachten und einen Guten Rutsch.“
„Gleichfalls, Mamma.“
Gerade wollte die Madame auflegen, da fiel ihr noch etwas ein: „Und Blaise?“
„Si?“
„Kein Alkohol. Und benimm dich.“
„Si, Mamma. Ciao!“
„Ciao.“
Die Hörer fielen wieder auf die Telefongabel.
Blaise seufzte. Er liebte seine Mamma, aber sie war ein wenig … speziell. Grinsend stapfte er zurück ins Wohn- und Esszimmer.
„Gibt es jetzt essen? Ich bin gespannt, was die kleine Lady hier,“ er strich Ibarela über den Kopf, die kichernd rot anlief: „so alles gezaubert hat.“
„Aber Mister, ich habe doch gar nichts besonders gemacht. Ich habe nur gearbeitet. Das ist alles und …“
„Schon gut, Lady.“, erwiderte Blaise und setzte sich auf einen Stuhl.
Daphne setzte sich neben ihn und Mina, Ralph und Ibarela nahmen auf der anderen Seite des Tisches Platz. Ein Schwenk mit dem Zauberstab und schon schwebten Teekanne, Kaffeekanne und die Kanne mit heißer Schokolade durch die Luft und verteilten ihren Inhalt, wo immer man ihnen eine Tasse hinhielt.
„Kann ich Zucker und Milch haben, bitte?“, fragte Daphne und hielt ihre Teetasse hoch.
Ralph schwenkte seinen Zauberstab noch einmal: „Kein Problem.“
Und schon fielen Kandiszuckerstücke in den Tee und Milch floss hinein.
„Danke, das reicht.“, die Zuckerdose und die Milch hörten auf ihrer Aufgabe nachzugehen und schwebten weiter in der Luft.
Nach einer Weile hob Ralph den Kopf: „Oh. Blaise und Daphne. Was sind denn so eure Lieblingsfächer??“
Blaise lachte: „Geschichte der Zauberei. Da drin bin ich richtig gut.“
Mina verschluckte sich an ihrem Tee und wurde von Ralph sanft auf den Rücken geklopft.
„Und Daphne?“
„Ach, es gibt kein Fach, das richtig gerne mag. Vielleicht Zauberkunst.“, sie zuckte mit den Schultern.
Mina, die sich wieder erholt hatte, schnappte nach Luft und feuerte einen wütenden Blick in Blaises Richtung ab. Der grinste nur unschuldig und zuckte mit den Schultern.
„Sicher, dass du nicht ein anderes Fach nennen wolltest, Blaise?“, fragte Ralph.
„Was? Nein. Geschichte der Zauberei ist unglaublich inspirierend, wenn man Schokolade selber macht.“
Jetzt lachte Ralph laut auf: „Ja, das will ich gerne glauben!“, lachend wischte er sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
Mina lächelte schwach. Und griff nach einem weiterem Plätzchen.
„Dad?“
„Ja?“
„Mum wird wirklich nicht mehr zurückkommen, oder?“, fragte sie leise. Eine Träne tropfte in ihren Tee und malte kreisförmige Muster.
„Nein, sie hat nichts gesagt. Rechne lieber nicht mit ihr.“
„Ich vermisse sie.“, schluchzte Mina.
„Ich weiß. Ich weiß, Sternkind, aber versuch nicht an sie zu denken. Und wein jetzt nicht. Damit tust du dir keinen Gefallen und ihr auch nicht. Es macht es für dich nur schwerer.“
Lachend wischte sich Mina die Tränen von den Wangen: „Du hast Recht. Entschuldigung. Ich wollte euch nicht die Stimmung verderben.“
„Ach, das ist doch kein Problem.“, winkte Blaise ab. „Nur schade, dass dein … Auuuuu!“
Mina und Daphne hatten ihn unter dem Tisch getreten.
Verwirrt sah Ralph die Kinder an: „Was ist jetzt los?“, sein Blick wanderte erneut zu seiner Tochter. „Hast du einen Freund?“
Mina sah ihn schockiert an: „Dad! Ich bin im zweiten Schuljahr!! Sicherlich nicht!“
„Aber es gibt jemanden, den du gerne hast.“
Blaise kicherte hinter seiner Hand: „Ja. Den gibt es und … AUU!“
Das war der zweite Tritt an dieselbe Stelle wie zuvor gewesen.
Erfreut strahlte Ralph Mina an: „Und wer ist es?“
Mina dachte nach. Sie konnte nicht einfach … Urquhart fiel ihr ein. Sie hatte ihn doch kurz vor der Abfahrt kennengelernt. Warum eigentlich nicht. Aber sie würde ihn ein bisschen verändern: „Oh … äh … ach weißt du … Er … er ist … in der vierten. Und … naja. Er ist ein ganz netter.“
Blaise zog die Augenbrauen hoch und sah zu Daphne. Die zuckte mit den Schultern.
Aufmerksam nickte Ralph und trank weiter Tee: „Und weiter?“
„Äh weiter? Ach weißt du, er hat … kinnlange, dunkelblonde Haare und blaue Augen … Er ist ziemlich gelangweilt … oder wirkt so. Ich kenn ihn auch nicht richtig. Wir haben heute morgen zum ersten Mal kurz miteinander geredet … Das ist alles.“
„Ah! Ich glaube er spielt Quidditch in unserem Haus. Aber ich weiß nicht welche Position.“, klinkte sich Daphne ein. Blaise guckte noch immer dumm aus der Wäsche, offensichtlich zu schockiert, dass Mina nicht Snape genannt hatte.
Ralph lachte: „Das ausgerechnet du einmal einen Quidditch-Spieler mögen würdest. Und wie heißt er?“
Mina sah zu Daphne, die zuckte mit den Schultern: „Ach, das hab ich gar nicht gefragt. Weißt du … wir haben wirklich nur kurz geredet und er war auch direkt wieder weg.“, wich Mina der Frage aus.
Mal abgesehen davon, dass es den Kerl in dieser Form überhaupt nicht gab, aber das musste ihr Dad ja nicht wissen.
„Ich weiß nicht wieso, aber ich komme mir beobachtet vor.“, flüsterte Granger vielleicht etwas zu laut zu Potter und Weasley.
„Hermine, langsam siehst du Gespenster. Die Circeni ist weg. Du hast zwei Wochen Ruhe.“, erwiderte Ron laut.
„Trotzdem. Irgendjemand beobachtet uns.“
Potter drehte sich um: „Ich kann niemanden entdecken.“
„Vielleicht ist es ja nur Peeves. Du weißt, dass er gerne Schüler ärgert.“, murrte Weasley ärgerlich und schob Potter und Granger weiter. Die drei verschwanden im Klo der Maulenden Myrte.
Urquhart grinste. Natürlich würden sie ihn nicht sehen. Er war gut im observieren. Er tat ja auch fast nichts anderes. Wie ein …
„Ist das nicht ein wenig langweilig, denen den ganzen Tag hinterher zu schleichen?“, fragte eine Mädchenstimme schräg hinter ihm.
Im letzte Moment verkniff sich Urquhart einen Schrei, fasste sich stattdessen lieber kurz ans Herz und drehte sich um, das sonst so hübsche Gesicht zu einer wütenden Grimasse verzerrt.
„Bist du von allen guten Geistern verlassen worden, Coralin Wayland?“, dass es irgendjemand anderes war, der ihn so erschreckt hatte, war ausgeschlossen, denn Coralin war die einzige Person, die es schaffte, ihn zu erschrecken.
Die Slytherin der dritten Klasse hatte eine Art Spleen entwickelt, andere Leute zu beobachten und das Reden so oft es ging zu lassen. Zudem schaffte sie es irgendwie, immer unsichtbar zu wirken, wenn sie einen dann ansprach, bekam man bald einen Herzinfarkt.
Sie lächelte dünn: „Ich weiß überhaupt nicht, ob ich sowas wie gute Geister besitze. Was mich eher verwundert … Seit wann tust du, was dir ein jüngerer gesagt hat.“
Urquhart zuckte zusammen. Es war schon gruselig, was das Mädchen alles wusste. Er lachte leise und bedrohlich: „Sie hatte nicht gesagt: „Mach das.“. Sie hatte mich gebeten.“
„Du scheinst sie zu mögen, sonst würdest du’s nicht machen.“
„Geht dich das was an, Coralin?“
„Vielleicht.“, sie lächelte wieder so dünn und verschwand dann mit einem: „Man, sieht sich.“
Urquhart schüttelte den Kopf. Das Mädel war ja verrückt. Er wurde aus Coralin nicht schlau, aber das wurde wohl kaum einer. Er wandte sich wieder der Toilette zu, in der diese, seiner Meinung nach, vermaledeiten Gryffindors verschwunden waren. Irgendwie hatte Coralin Recht. Ein wenig langweilig war das schon, aber er tat es gerne.
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