Während Blaise und Daphne schon in ihrem Zimmer auf den Matratzen lagen und schliefen, nachdem endlich eine Eule von Blaises Mutter mit drei seltsam geformten Päckchen angekommen war, hatte er beschlossen, lieber gleich zu schlafen, saß Mina unten mit ihrem Vater im Wohnzimmer. Ibarela hatte das Geschirr vom Abendessen, das mal wieder großzügig ausgefallen war, gespült und weggeräumt und hatte sich dann völlig erschöpft schlafen gelegt.
Der Weihnachtsbaum in der Ecke war unbeleuchtet und Mina freute sich schon drauf, wenn er morgen Abend in seinem ganzen Glanz erstrahlen würde. Jetzt lag sie einfach erst mal im Arm ihres Vaters, lauschte Atmung und Herzschlag und genoss die Nähe.
„Schlafen die beiden schon?“, fragte Ralph leise.
„Mhm.“, gab Mina von sich. Und ein Lachen von oben, ließ einen Moment später diese Aussage ins Gegenteil rücken. „Zumindest dachte ich das.“, erwiderte sie.
„Macht nichts.“
„Gehen wir morgen in die Kirche, Dad?“
„Willst du denn?“
„Irgendwie schon.“
„Mal schauen, wir fragen die anderen zwei morgen auch.“
„Und Ibarela.“
„Du weißt doch, dass sie ohnehin „Nein“ sagen wird, Schatz.“, antwortete Ralph sanft.
„Sie macht sich zu viel Arbeit.“
„Sag ihr das mal. Sie wird das Gegenteil behaupten.“
„Wusstest du, dass Iba eine Schwester hat?“
„Nein. Wirklich?“
Mina nickte: „Sie heißt Tine und arbeitet in Hogwarts.“
Ralph lachte: „Du hast die Küche entdeckt?“
„War nicht schwer. Ich hab den Blutigen Baron gefragt.“
Ralph erschauerte beim Gedanken an den Slytherinschen Hausgeist.
Mina grinste: „Er ist eigentlich ganz nett. Wenn man ihm mit dem entsprechenden Respekt entgegen kommt.“
„Würdest du das auch über Severus Snape sagen? Was man von ihm hört, ist ja sonst nicht das gelbe vom Ei.“
„Ich würde dasselbe auch von Professor Snape sagen, ja. Hast du mir nicht immer beigebracht, dass man den Leuten in seiner Umgebung mit dem nötigen Respekt entgegenkommen soll?
Professor Snape ist sehr nett, wenn man nett zu ihm ist. Und er ist intelligent. Das kann man nicht von vielen Personen behaupten.“, erwiderte sie und wirkte beinahe ein wenig eingeschnappt.
Ralph strich ihr über das schwarze Haar: „Intelligent. Fürwahr das war er schon immer.“
„Warst du mit ihm in einem Jahrgang?“
„Mhm.“
„Und wie war er so?“
Er lachte: „Warum willst du das denn wissen?“
„Keine Ahnung. Wolltest du nie wissen, was hinter der Fassade deiner Lehrer steckt?“
„Doch schon. Ich kann dir nicht viel zu ihm sagen. Ich hab ihn immer nur aus der Entfernung gesehen. Ein stiller Junge, der sich lieber dem lesen und Zauber erfinden gewidmet hat, als private Kontakte zu spinnen. Ich glaube, er hat sich nicht sonderlich gut mit einigen Gryffindors verstanden.“
„Ist das nicht normal?“
„Für euch Slytherins schon.“, er grinste.
„Du sagtest, er hat Zauber erfunden? Welche?“
„Ach Mina.“, er seufzte. „Das weiß ich nicht. Frag ihn doch selber.“
„Bin ich lebensmüde?“
„Du nimmst ja auch Privatstunden bei ihm. Da sollte das doch kein Problem werden, oder?“
„Lassen wir das Thema. Das ist doof.“, langsam wurde es Mina wirklich unangenehm über Snape zu sprechen.
„Reden wir stattdessen lieber über deinen unbekannten Schwarm?“, fragte Ralph.
Mina schüttelte den Kopf: „Du bist wirklich neugierig. Ich denke, wir reden jetzt lieber darüber, dass wir ins Bett gehen.“
„Tatsächlich?“
„Tatsächlich.“
„Dann Gute Nacht Mina.“, er drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe.
Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange: „Nacht Dad.“
„Schlaf gut. Und träum was schönes.“
„Du auch.“
Und damit verschwand sie aus dem Wohnzimmer.
Seufzend lehnte sich Ralph im Sofa zurück, setzte die Brille ab und rieb sich mit zwei Fingern über Stirn und Augenlider, als er seine Brill wieder aufsetzte, stand er auf und stellte sich ans Fenster und sah in den Schnee im Garten: „Glaubst du nicht, dass du ihr damit unrecht tust, Susan?“, fragte er in keine bestimmte Richtung. Und er wusste, er würde keine Antwort bekommen.
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