von Mille_Casanova
Wir schafften es irgendwann sogar, auf der Party zu erscheinen.
Am Rande des verbotenen Waldes hatten einige Schüler schon eine Bar aufgebaut und Musik spielte. Davon bekam man aber außerhalb eines bestimmten Zaubers gar nichts mit, und so mussten wir uns glücklicherweise keine Gedanken um die Lehrer machen.
Während Roger mit Chris tanzte und Ronja sich zu ihrem Freund verzogen hatte, standen Kat, Kim, ich und einige andere an der Bar. Nun ja, ich stand an der Bar. Kim und Kat zofften sich ein paar Meter weiter mal wieder und der Rest machte mit irgendwem rum. Ich bestellte mir einen weitern Feuerwhiskey und überlegte schon, wie ich meinen Kater am nächsten Morgen vertuschen sollte, als sich einer der Weasley-Zwillinge zu mir gesellte.
"Hi. Robert, richtig?" Mein rothaariges Gegenüber streckte mir die Hand hin und ich schüttelte sie, während ich nickte.
"George Weasley. Ich suche gerade irgendwen zum unterhalten, der nicht mit jemand anderem rumknutscht." Unwillkürlich musste ich lächeln und auch auf seinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus.
"Tja, da ist heute wohl dein Pechtag. Soweit ich sehen kann, bin ich heute der einzige, der sich nicht mit seiner Begleitung vergnügt. Und auch meine dürfte irgendwo hier sein." George blickte sich kurz um und beugte sich mit einem Grinsen zu mir hin.
"Nun, ich seh aber keine. Und wenn ich keine seh, dann heißt das für mich, du bist im Moment frei."
So langsam irritierte mich die Anzüglichkeit unseres Gespräches und ich rieb mir peinlichberührt den Arm.
"Ja, also... Sie wird aber bestimmt gleich kommen." George lachte auf und zog mich auf die Tanzfläche.
"Und bis dahin vergnügen wir uns noch ein bisschen."
Er legte mir den Arm um die Taille und schnippte kurz mit dem Zauberstab. Sofort verwandelte sich der Discosound, der eben noch gespielt wurde, in einen langsamen Tango.
"Ich glaube wirklich nicht, dass wir.." Weiter kam ich nicht, denn George wirbelte mich herum und zog mich ganz nah an sich. Ein Kribbeln schoss mir die Wirbelsäule hinunter und ich keuchte auf.
"Was galubst du nicht?" Er grinste mich an und ich roch den Alkohol in seinem Atem, vermischt mit etwas, das süßer roch als alles, was ich kannte.
Ruckartig fingen wir wieder an zu tanzen und obwohl ich es nicht wollte, fühlte sich jede Stelle, die er berührte, an, als ob sie in Flammen stände.
Es musste wohl interessant ausgesehen haben, wie zwei Jungs zusammen Tango tanzen, wobei der eine recht betrunken und der andere doch schon sehr angetrunken ist. Außerdem konnten wir uns nicht wirklich einigen, wer nun führen sollte, und so hatte wir so unsere Probleme. Doch das schien die Zuschauermenge nicht zu stören.
Georges Hand schob sich unter mein Hemd und ich blieb ruckartig stehen. Er grinste und zog mich von der Tanzfläche in die Nähe des verbotenen Waldes.
Sanft drückte er mich ins Gras und lehnte sich gegen mich.
"Du bist mir schon vor einiger Zeit aufgefallen.", sagte er leise und nahm meine Hand, auf der er die Linien nachzeichnete.
Ich betrachtete seinen roten Haarschöpf und fragte mich, was ich denn eigentlich hier tat. Ich fühlte mich wie im falschen Film und doch konnte ich mich nicht rühren. Georges Körper, der sich an meinen presste, fühlte sich vertrauter an, als er sollte.
"Wahrschienlich sollte ich das jetzt nicht sagen, aber als ich dich gesehen hab, wie du mit diesem Mädchen da auf die Party gekommen bist, hab ich mich gefragt, ob du mich überhaupt jemals wahrgenommen hast." Er sprach einfach weiter und blickte in den Wald hinein.
Dass mir in diesem Moment kurz die Luft wegblieb, schien er nicht zu merken. Tatsächlich hatte ich ihn bisher kaum wahrgenommen. Für mich waren er und sein Bruder bisher immer nicht mehr gewesen als...Ja, als was eigentlich ?
Ein Organismus? Eine Person? Das jeder ein eigenständiges Individuum war, hatte ich irgendwie übersehen.
Plötzlich drehte George sich um und blickte mir tief in die Augen. Sanft legte er mir die Hand auf die Wange und fuhr mit seinem Daumen über meine Lippen.
"Liebst du sie?" Seine Frage überrumpelte mich gänzlich.
Liebte ich Kim? Hatte ich sie überhaupt jemals geliebt? Es fühlte sich komisch an, rational darüber nachzudenken. Denn obwohl ich in den meisten Sachen rational war, hatte ich noch nie überlegt, was ich für Kim empfand. Als wir zusammenkamen, wussten wir nicht mal genau, was liebe war und seitdem, waren wir einfach zusammengeblieben.
Ich schüttelte den Kopf und auf einmal spürte ich George Lippen auf meinen. Ich war zu überrumpelt, um mich irgendwie zu bewegen, und das fasste er scheinbar als Bestätigung auf.
Als ich mich wieder gefasst hatte, stieß ich ihn zurück und sprang auf. So Leid mir es auch tat, ihn einfach hier zu lassen, so dringend musste ich auch weg.
Wie konnte er nur denken, dass ich schwul war? Ich hatte noch nie etwas mit einem Jungen gehabt. Ich hatte auch noch nie einen Jungen falsch angesehen. Wie kam er nur darauf? Er musste wohl betrunken sein. Anders ging das gar nicht. Und ich hätte ja auch nicht so lange gezögert, wenn ich nüchtern gewesen wäre. Oder?
Als ich Kim von der Bar her winken sah, ging ich zu ihr hin und umarmte sie kurz.
"Hy, Rob. Du siehst irgendwie fertig aus, geht es dir nicht gut?" Besorgt musterte sie mich und zog mich dann auf die Tanzfläche.
"Was auch immer passiert ist, jetzt bist du hier. Bei mir. Alles ist okay."
Wenn das doch nur der Fall gewesen wäre.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel