
von Puschl
Pünktlich um Acht stand Severus vorm Zentrum. Sarah bog gerade um die Ecke. „Morgen Severus, du schon da?“, begrüßte sie ihn. „Ja, ich hab mich losgerissen von meinen neuen Freunden.“, meinte er sarkastisch und überdrehte die Augen. „Wenn es dich nicht stört, komm doch mit, ich muss noch einkaufen gehen.“, sagte sie und deutete auf ihren leeren Korb. Er nickte und sie gingen nebeneinander zu einem Supermarkt in der Nähe.
„Heute ist Spagettitag“, schmunzelte Sarah und warf die fünfte Packung Nudeln in den Einkaufswagen. „Die Kinder freuen sich immer darauf, gemeinsam zu kochen und danach miteinander zu essen. Außerdem müssen wir heute mit den Dingen für den Weihnachtsbazar anfangen.“ Fragend sah sie der dunkle Mann an und half ihr die Tomatensauce in den Wagen zu laden. „Wir basteln Kleinigkeiten, Kerzen, Töpfe mit Blumen oder Kräutern, die sie selbst ziehen und die werden dann beim Kirchenbazar verkauft. Mit dem Geld wird dann entschieden was wir damit machen. Letztes Jahr sind wir alle gemeinsam zelten gefahren, in die Highlands. Oder wir schaffen neue Spiele an. So was in der Art.“
Sie seufzte und schob den Wagen weiter. Severus sah sich um, nein, das hier war nicht sein Fall, viel zu viele Menschen die geschäftig durch die Gänge liefen, die Musik war nervtötend und die sanfte Lautsprecherstimme die ständig irgendetwas anpries war nicht seines. Vorsichtig besah er sich das Gemüse näher, unter dem normalen Licht betrachtet sah es ekelig aus, nein dass hier würde er niemals im Leben kaufen. Auch wenn diese Stimme wieder predigte, dass die Äpfel heute besonders schön wären und günstig. Mittlerweile hatte ihn Sarah weiter zur Kassa geschoben und schlichtete am Ende des Bandes alles in eine große Schachtel. Neugierig betrachtete er das Geschehen, er hatte bisher noch nie Einkäufe in dieser Größenordnung bewältigen müssen, doch scheinbar hatte sie Übung darin. Eine Haarsträhne aus dem Gesicht blasend stopfte sie letzte Packung Nudeln in die Schachtel und legte dem Kassier das Geld hin.
Erleichtert und schwer bepackt verließen sie den Laden. Seine Laune verschlechterte sich. Worauf hatte er sich da eingelassen.
„Ich werde Montag mit dem Heimleiter reden, dass du, wenn du willst, nachmittags im Zentrum aushelfen kannst.“, durchbrach sie die Stille und nahm den schweren Korb in die andere Hand. „Es würde sich gut in deiner Akte machen und deinen Aufenthalt erheblich kürzen, vorausgesetzt“ „vorausgesetzt ich verhalte mich in den Sitzungen kooperativ.“, unterbrach er sie mürrisch. „Ja, das ist natürlich die Voraussetzung.“, sie stellte den Korb auf eine Parkbank. „Hypnose ist nicht schlecht, vielleicht können wir damit einen Teil deiner Erinnerungen wachrufen. Sie sind da, dass weiß ich, doch nur gut vergraben. Dein Geist versucht sich mit dieser Aktion nur zu schützen.“ Sie nahm den Korb wieder auf und setzte sich in Bewegung. Severus hatte die ganze Zeit die schwere Schachtel im Arm und war froh, diese Barriere vor sich zu haben. Vermutlich wär er bei ihren letzten Worten davongerannt. Du verdammter Idiot, schimpfte er sich in Gedanken. Darauf hättest du selbst auch kommen können. Er würde abends versuchen seinen Geist zu erforschen. Sie sah ihn fragend von der Seite an. „Ich denke, das ließe sich machen.“, stellte er trocken klar.
Sie hatten das Zentrum erreicht, vor dem schon Jimmy und Paul warteten. Lily kam gerade ums Eck gebogen und strahlte als sie Severus sah. „Hey Mann Sarah, warum sagst du nichts, wir wären mitgekommen“, strahlte Paul, als er den vollen Korb sah. „Weil dann zu viele Chips im Wagen gelandet wären und nicht das was wir brauchen.“, feixte sie dem Jungen zu. „Ja aber du brauchst starke Männer die dir tragen helfen, wenn dich Severus nicht gefunden hätte“, lachte Jimmy und nahm ihr den Korb ab. „Na dann ihr starken Männer, rein mit euch und bitte alles in der Küche ausräumen.“ Severus folgte den Jungen und Lily heftete sich auf seine Fersen. Die junge Frau folgte um das Auspacken zu überwachen. Nach und nach trudelten weitere Kinder ein. Steven hatte ein Kuchenblech in der Hand. „Von Oma, sie hat einen Kuchen gebacken, als Nachspeise.“, lächelte er und wäre beinahe über ein Sitzkissen gestolpert.
„So alle mal zusammen“, rief Sarah. „Gruppenaufteilung. Wer möchte heute kochen und Lily nein, du warst die letzten vier Wochen in der Küche. Heute brauche ich deine Kreative Hand wo anders.“ Sie sah sich aufmerksam um, sofort meldeten sich ein paar Mädchen für den Küchendienst. „So einer noch, Jimmy? Wie wärs.“ „Och Sarah, da muss ich wieder abwaschen, die Mädels verdonnern mich immer zu den niedrigen Arbeiten.“, seufzte der blonde Junge trotzig. „Ich werde euch überwachen, damit die arbeiten gerecht aufgeteilt werden.“, warf Severus ein und setzte ein ernstes Gesicht auf. Etwas zupfte an seinem Ärmel. „Du Severus?“, fragte die kleine Rothaarige schüchtern. „Kannst du Sarah bitte davon überzeugen, dass ich die beste Karottenschneiderin der Welt bin?“
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