
von Puschl
"Ich denke wir sollten mit der Hypnose anfangen“, sagte sie ruhig und ließ seinen letzten Satz unkommentiert. Ruhig stand sie auf und holte die schon bekannte Matratze. Verdammt noch mal war diese Frau stur, dachte er. Spätestens jetzt hätte sie ihm es schriftlich geben müssen, dass er in die Klapse gehört und nicht hier her. Doch sie ließ sich nicht beirren und bereitete alles vor.
Er stellte sich auf und fixierte ihre Finger, schon wenige Sekunden später fühlte er sich schwer und befreit. Er stand wieder in dem Raum mit den Türen und ließ sich weiterlotsen. Doch diesmal kam er in einen weiteren Raum und viele andere Türen. „Öffne eine Türe, was siehst du, was fühlst du?“ Wie befohlen öffnete er die Erste, Schreie drangen in sein Ohr, er sah Menschen umherliegen. Panisch warf er die Türe wieder zu. Er wandte sich an die nächste. Er sah ein Klassenzimmer, sein Klassenzimmer. Er atmete den vertrauten Geruch ein, Gewürze lagen in der Luft. „Was siehst du Severus?“, fragte die Frau. „Ich sehe einen Jungen über einen Kessel gebeugt, er zitterte als er mich sah. Das ist Neville Longbottom.“ „Geh zu ihm und rede mit ihm.“ Er folgte den Anweisungen, doch bevor er etwas sagen konnte war der Junge davongelaufen. „Das hat keinen Sinn.“, seufzte Severus. „Geh wieder zurück und durch die nächste Türe.“, befahl sie. Er wandte sich um und war im nächsten Raum. Albus Dumbledore stand vor ihm. „Severus mein Freund“, sagte die vertraute Stimme. „Erst wenn du akzeptieren kannst, wer du bist, wirst du deine Erinnerungen finden. Lerne deine Vergangenheit zu nehmen und schaue in die Zukunft.“ „Albus, was meinst du hör auf in Rätsel zu sprechen, sag mir was los ist, lass mich nicht dumm sterben.“, flehte er. „Bei Merlin, warum musst du das immer machen? Kannst du mir nicht einmal sagen für was das alles gut ist?“ Unruhig warf er sich umher, so als wolle er die Person gegenüber anspringen und schütteln. „Severus, höre auf meine Stimme“, sagte Sarah in ihrer sanften Stimme. „Ich zähle bis drei, bei drei schlägst du deine Augen auf und kannst dich an alles erinnern. Eins, zwei, drei.“
Verwirrt saß er da, er brauchte einen Moment um sich wieder zu sammeln. Im nächsten Moment war er aufgesprungen und zur Tür raus.
Auch die nächsten Tage brachten kein Licht in die Erinnerung. Immer mit Hoffnungen behaftet ging er zu den Sitzungen, und immer wieder stürmte er hinaus, wenn Albus ihm sagte, dass er erst verzeihen, akzeptieren müsse. Er zog sich zurück, ließ Sarah nur so weit an sich ran, wie er wollte. Und diese Grenze war knapp bemessen. Ein Wort zu viel und er verschloss sich.
Die heutige Sitzung war nicht besser verlaufen. Wütend saß er am Boden. „Rede mit mir Severus“, bat Sarah mit einem verzweifelten Unterton. „Lass es gut sein, ich stehe die ganze Woche schon am gleichen Punkt. Immer wenn ich auf Personen treffe, drehen die sich um und laufen davon, einzig Albus sagt mir immer wieder das gleiche.“ Er war aufgesprungen.
„Ich sollte das ganze vergessen und irgendwo ein Leben anfangen, ohne meine Erinnerungen. Vielleicht ist es ja das Beste, weil scheinbar bin ich das größte Monster was rumläuft. Selbst meine eigenen Erinnerungen fliehen wenn sie mich sehen.“ Die letzten Worte hatte er zornig rausgeschrien. Mit einem Schwung fiel die Tür zu.
Er verschnellerte seine Schritte und lief zur Eingangstüre raus, er musste hier raus, seinen Kopf frei bekommen. Beinahe hätte er Bradshaw über den Haufen gerannt, der soeben im Wohnheim angekommen war.
Einfach raus, so weit die Füße tragen, weg von allem, von den verzweifelten Versuchen auch nur einen Funken zu finden, der ihm helfen konnte. Er lief weiter, runter zum Fluss, dort war es ruhig, dort konnte er in Ruhe nachdenken. So konnte es nicht weiter gehen. Mit einer rasenden Wut im Bauch, setzte er sich auf die Bank. Verzweifelt versuchte er seine Gedanken zu ordnen, doch immer wieder drängten sich Albus Worte rein. Er hatte bisher einige Gesichter erkannt und mit Namen zuordnen können. Doch was half es ihm, wenn er nichts über diese Personen wusste. Waren sie Freunde oder Feinde.
Er war tief in seine Gedanken versunken und merkte nicht, dass sich jemand zu ihm setzte.
„Du bist traurig“, sagte eine kindliche Stimme neben ihm. Erschrocken drehte er sich in die Richtung aus der die Stimme kam. Grüne Augen fixierten ihn. „Nein“, sagte er kühl. „Doch, ich seh es, in deinen Augen.“, kam die altkluge Antwort. „So, und das weißt du. Was machst du hier Lily?“, fragte er streng. „Ich hab dich vorbeilaufen gesehen, habe dir gerufen, aber du hast mich nicht gehört.“, sagte sie traurig. „Was macht dich traurig? Hast du mit Sarah gestritten?“ erstaunt sah er sie an. Mit Sarah streiten? Wie kam dieses Kind nur darauf. „Nein, ich habe nicht mit Sarah gestritten. Ich habe hier nur nachgedacht.“ „Vielleicht kann ich dir helfen? Ich bin gut im Ordnen, sagt Sarah.“, strahlte die Kleine und legte ihre Hand auf seine. „Ich denke nicht, dass du mir helfen kannst.“ Ernst sah sie ihn an und nickte. „Kennst du das Gefühl dass dir keiner glaubt?“, fragte er vorsichtig. Wieder nickte die Kleine. „Ja, Pater Michael glaubt mir nie, wenn ich sage dass ich Mama sehe, aber Sarah schon. Sarah ist cool, sie glaubt dir doch?“ „Nein, sie glaubt mir nicht.“ „Dann musst du sie überzeugen, so mach ich das immer, ich zeige ihr meine Mama und sie hat mir geglaubt.“, mit diesen Worten sprang der Rotschopf wieder auf und stürmte davon.
Dann musst du ihr es zeigen, hallte in seinem Kopf auf. Wie konnte er vergessen, dass er ja nach wie vor seinen Zauberstab hatte. Er würde Sarah aufsuchen und sie überzeugen. Ja, so einfach war das.
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