
von Puschl
Es war spät geworden im Zentrum, doch Sarah hatte noch Hunger. Und nun stand sie in der Küche und kochte sich etwas. Ein eigenartiges Kribbeln machte sich in ihrem Nacken breit, so als würde sie die ganze Zeit schon beobachtet. So ein Blödsinn, sie straffte ihren Rücken und machte weiter. Es konnte niemand rein, sie hatte die Wohnungstüre abgesperrt.
Sie griff nach dem Basilikum und die Dose flog in ihre Hände. Hinter ihr schnaufte jemand laut auf. Sie drehte sich um und im selben Moment flog ein Mann gegen die Wand. „Das tat weh“, sagte die samtige Stimme beleidigt. „Sollte es auch“, sagte sie streng und ging auf ihn zu. „Severus?“, fragte sie ungläubig. „Wie zum Teufel bist du hier hereingekommen?“ Er rappelte sich vom Boden hoch und starrte sie an. „So wie man sich als Zauberer fortbewegt, aber was soll ich dir da noch erklären, du kennst dich doch bestens damit aus.“, sagte er kühl. Sie fixierte ihn ungläubig.
„Von was bitte redest du? Kannst du mir das erklären? Ich kann dir nicht folgen? Und außerdem was machst du in meiner Wohnung.“ „Bist du jetzt wieder die Therapeutin, die die Fragen stellt?“, sagte er böse. „Du hast dir soeben die Dose mit dem Gewürz zufliegen lassen und willst mir erklären, dass du nichts von dem ganzen weißt. Und im Übrigen wie erklärst du mir, dass du mich an die Wand geklatscht hast wie einen Frosch?“ Ungläubig starrte sie ihn an. „Das passiert manchmal, wenn ich wütend bin. Außerdem, ich bin dir keine Antwort schuldig. Was machst du hier?“, die letzten Worte betonte sie. „Ich bin hier weil ich dich davon überzeugen wollte, dass ich kein schizophrener Spinner bin.“, sagte er leise. „Toll und dazu kommst du in meine Wohnung geschlichen um mich zu erschrecken, faselst etwas davon, dass ich ja Bescheid weiß.“ Sie fuchtelte wütend mit ihren Händen herum, ein Messer flog an ihr vorbei und direkt auf Severus zu. Dieser zückte seinen Zauberstab und im selben Moment zerbröselte dass Messer zu feinen Staub. „Wer bist du?“, fragte er aus schwarzen Augen.
Ihre straffe Haltung fiel zusammen, zitternd stand sie da und gab keine Antwort. Ungläubig sah sie auf den Metallstaub am Boden. „Wer bist du? Wieso beherrscht du stablose Magie?“, fragte er erneut und trat einen Schritt auf sie zu. Er packte sie bei den Armen und zwang sie aufzusehen. „Sarah, ich bin hier, weil ich dir erklären wollte, dass ich ein Zauberer bin und auf was treffe ich, auf eine Hexe.“ Schwarze Augen trafen auf eisblaue. „Von wegen Hexe.“ sagte sie. „Passiert dir das öfter?“, fragte er vorsichtig. „Ich, ich, nur wenn ich wütend bin. Lass mich aus. Du tust mir weh.“ „Und das Gewürzglas?“ „Darüber habe ich noch nie nachgedacht.“ „Noch nie darüber nachgedacht“, äffte er sie nach und ging unruhig hin und her. Sie strich sich nervös eine schwarze Strähne aus den Augen. Er hatte die Finger fest auf die Nase gelegt und grübelte. „Hör auf damit.“, sagte sie leise. „Womit?“ „Deine Finger auf die Nase zu legen.“ „Warum? Ich denke nach. Das Ministerium hat dich noch nie aufgegriffen?“ „Das was? Warum sollten die das?“ „Weil du Magie in einer Muggelgegend praktizierst. Darum“, erläuterte er. Er begann wieder auf und ab zu tigern. Warum war er ausgerechnet hier gelandet, mit einem kleinen Bruchteil seiner Erinnerungen. Er konnte sich an alles erinnern, was er unterrichtet hatte, doch an private Dinge überhaupt nicht.
Verdammt noch mal, fluchte er wieder einmal. Sie war ihm von Anfang an vertraut vorgekommen. Es war klar, er hatte ihre Magie gespürt. Er hasste seine Gedächtnislücken. Sie hatte sich auf einen Barhocker gesetzt , der in ihrer Frühstücksecke stand, und beobachtet den unruhigen Mann. „Wieso weißt du nicht, dass du eine Hexe bist?“, fragte er und blieb stehen. „Severus, ich bin keine Hexe.“, sagte sie bestimmt. „Doch, dass bist du. Keine ausgebildete, aber du zauberst.“ Er fixierte sie, er musste in ihre Erinnerungen forschen ob es einen Anhaltspunkt gab. Fest sah ihr in die Augen und drang in ihre Gedanken. Sofort wirbelten Bilder auf ihn ein. Der gestrige Abend, die Kinder. Als nächste drängte sich ein Bild der kleinen Lily sich auf, die weinend in ihren Armen lag. Er ging weiter, die Erinnerungen an den Treffpunkt hinter sich lassend. Er sah Sarah als sie klein war, wie sie im Garten spielte. Hinter ihr tauchte eine Frau auf, doch er konnte ihr Gesicht nicht sehen. „Komm wieder ins Haus, Liebling. Dein Vater schläft jetzt.“, sagte die gesichtslose Frau. Ihre Stimme kam ihm vertraut vor, so als hätte sie es zu ihm gesagt. Er kam zur nächsten Erinnerung. Ein Mann ging auf eine Frau los, er schlug sie, in der Ecke weinte das Mädchen. Doch der Mann ließ sich nicht beirren, er prügelte weiter auf die Frau ein. Blut tropfte auf den Boden. Das Mädchen kauerte hinter einem großen Sessel und sah mit großen erschrockenen Augen hervor. Der Mann drehte sich um. „Und du bist die nächste, du Missgeburt.“ Und rauschte aus dem Raum. Das Mädchen lief zu seiner Mutter, doch die rührte sich nicht.
„Nein“, schrie Sarah auf und er wurde aus ihren Gedanken gezogen und flog schon wieder auf die Wand zu. Sie stand auf und näherte sich ihm. „Ich weiß nicht was du gemacht hast, aber das sind meine Erinnerungen.“, schrie sie und hob die Hand. Severus wurde in die Luft geschleudert. „Du hast kein Recht in meinen Erinnerungen zu wühlen, Severus Snape.“, fauchte sie wütend. Er war von ihrer Reaktion noch so geschockt, dass er die gesehenen Erinnerungen noch nicht wirklich verarbeitet hatte. Er schwebte immer noch in der Luft. „Lass mich bitte runter.“, sagte er leise. In der besten Situation war er nicht um jetzt aufbrausend zu reagieren. Sie ließ ihn unsanft zu Boden fallen. Er stand sofort wieder auf und rieb sich seinen Hintern. „Du hast Recht, ich habe in kein Recht in deinen Erinnerungen zu wühlen. Aber ich habe ein Recht zu erfahren, was du mit meiner Mutter zu tun hast.“
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