Imminent Danger - Drohende Gefahr - Kapitel 9: Kingsley's Überraschung
von Paddy_4
Die Sonne schimmerte friedlich durch den wolkenbedeckten Himmel. Die runde Lichtung in der Mitte des Grimmauldplatzes war mit weißen und gelben Blümchen gesprenkelt, die ihre kurzen Stiele dem sanften Sonnenlicht entgegenstreckten.
Die Haustür fiel mit einem leisen Klicken ins Schloss und Harry wandte sich den anderen zu.
Er musste kurz blinzeln. Lange war es her, dass er eine solch starke Frühlingssonne gesehen hatte und seine Augen hatten sich an dunkles, verregnetes Wetter gewöhnt.
Eine weiche Hand umfasste sein Handgelenk.
„Können wir?“, fragte Hermine. Ihr Haar wehte leicht im Frühlingswind und ihre Augen leuchteten vor Aufregung. Harry nickte.
„Klasse!“, sagte Neville, und Luna, die sich mit geschlossenen Augen im Sonnenlicht gebadet hatte, hüpfte erfreut auf.
Hermine legte ihre Arme um Harry und legte ihren Kopf an seine Brust. Harry küsste sie aufs weiche Haar, ehe er einen kleinen Schritt vorwärts machte und sie mit einem lauten Knall disapparierten.
Sämtliche Luft wurde aus seinem Körper herausgequetscht und wieder einmal fühlte sich Harry wie durch einen viel zu engen Schlauch gezwängt. Doch so schnell sie verschwunden waren, so schnell hatten sie ihr Ziel erreicht.
Dankend schnappte Harry nach frischer Luft, wobei er eher eine Nase voll Müllgestank abbekam. Harry rümpfte die Nase.
Sie standen in einer kleinen Straße mit einigen schäbig wirkenden Bürobauten, einem Pub und einem überquellenden, stinkenden Müllcontainer.
Ein lauter Knall neben ihnen, verriet Harry, dass auch Neville und Luna angekommen waren.
„Hmm.“, seufzte Luna. „Wisst ihr noch, wie wir vor drei Jahren hier mit den Thestralen gelandet sind?“
Harry senkte kurz den Kopf. Diesen Ausflug würde er nie wieder vergessen können.
„Oh, Harry. Tut mir Leid.“, entschuldigte sich Luna sofort, offenbar bestürzt über ihre eigene Gedankenlosigkeit. Harry hob den Kopf.
„Das ist vergangen Luna. Wie du gesagt hast, es ist drei Jahre her“, sagte Harry.
Hermine kniff ihn zärtlich in die Seite und musterte ihn mit ihren rehbraunen Augen.
„Da vorne ist die Telefonzelle.“, unterbrach Neville die Stille und wies auf eine alte rote Telefonzelle. Sie stand vor einer Mauer, voll mit buntem Graffiti.
Einige Scheiben der Telefonzelle waren zerschmettert worden oder fehlten ganz.
„Nach euch.“, sagte Neville und öffnete dir Tür.
Harry zwängte sich so weit wie möglich ins Innere der Telefonzelle. Hermine, Luna und Neville traten ein und mit viel Mühe schloss Neville die Tür hinter ihnen.
Harry stand gegen das Telefon gedrückt, das an der verblichenen roten Wand hing.
Er befreite seine Hand aus dem Getümmel und presste einen Finger auf die Wahlscheibe.
„Kann du dich an die Zahlen erinnern?“, fragte Hermine aus der Ecke neben ihm.
„Mal sehen…sechs, zwei, vier, vier, und noch die drei.“, sagte Harry mit gedrückter Stimme, während er die Nummern wählte. Kurze Stille.
„Willkommen im Zaubereisministerium. Bitte nennen Sie Ihren Namen und Ihr Anliegen.“, begrüßte sie eine kühle Frauenstimme. Kurze Erleichterung.
„Harry Potter, Hermine Granger, Neville Longbottom, Luna Lovegood und unser Anliegen… wir möchten zu Kingsley Shacklebolt.“, keuchte Harry. Das Telefon drückte ihm schmerzhaft in die Magengrube.
„Vielen Dank“, sagte die kühle Frauenstimme. „Besucher, bitte nehmen Sie die Plakette und befestigen Sie sie vorne an ihrer Kleidung.“
Ein Klicken und vier silberne Plaketten glitten aus dem Münzschacht.
Hermine, die dem Münzschacht am nächsten stand, nahm sie und verteilte sie.
Harry las den silbernen Aufdruck.
Harry Potter, Audienz beim Zaubereiminister Kingsley Shacklebolt
Er befestigte die Plakette an seinem blauen Jeanshemd.
„Besucher des Ministeriums, Sie werden aufgefordert, sich einer Durchsuchung zu unterziehen und Ihren Zauberstab zur Registrierung am Sicherheitsschalter vorzulegen, der sich am Ende des Atriums befindet.“
„Ja, wissen wir.“, sagte Harry genervt von der langen Prozedur.
Plötzlich begann der Boden der Telefonzelle zu vibrieren und langsam fuhren sie nach unten.
Als sie schließlich im Boden versunken waren herrschte völlige Dunkelheit, Harry hörte nur noch die kleinen Seufzer seiner Begleiter, die ab und zu aufkeuchten und versuchten sich ein wenig Platz zu schaffen.
„Also vor drei Jahren war’s bequemer, findet ihr nicht?“, sagte Neville seufzend aus einer hinteren Ecke der Telefonzelle.
Ein goldener Lichtstrahl wanderte Harrys Füße rauf bis zu seinen Augen und durch die schäbigen Scheiben der Telefonzelle erkannte Harry das Atrium des Zaubereiministeriums.
Er sah die riesige und prachtvolle Halle mit dem glänzenden, dunklen Holzfußboden. An beiden Seiten des Atriums waren unzählige Kamine und in sekundenschnelle tauchten dort Hexen und Zauberer auf oder verschwanden im hellgrünen Feuer, das Harry nur zu gut kannte.
„Das Zaubereiministerium wünscht Ihnen einen angenehmen Tag.“, sagte die Frauenstimme und dankend verließen sie die Telefonzelle.
„Endlich sind wir aus diesem Teil raus.“, sagte Neville und rieb sich die Schulter.
Luna schlang sich um seinen Arm und blickte gespannt einem Kobold hinterher, der soeben aus einem der Kamine aufgetaucht war und sich mit verdrießlicher Miene unter die vielen Besucher des Ministeriums mischte.
Harry legte einen Arm um Hermines Hüfte und hielt sie dicht neben sich, um sie nicht aus den Augen zu verlieren.
Er spürte ihre Wärme sogar durch ihre weiße Bluse. Ihr Atem zitterte leicht. Sie war nervös.
Harry strich ihr über den Rücken. Sie lächelte ihn an.
„Da vorne ist dieses Zauberstabregistrierungsteil!“, rief Luna durch das laute Getrappel der vielen Leute und wies auf ein Pult links des prunkvollen Brunnens, der im Zentrum des Atriums thronte.
Schnell schlüpften sie in eine kleine Lücke des Menschenstroms und bahnten sich langsam einen Weg nach vorne.
„Meinst du wirklich, dass das bei den Veelas aus Bulgarien gut ankommt?“, fragte ein untersetzter, kleiner Zauberer zu ihrer Rechten, seinen Begleiter, der wild nickend auf den Mann einredete.
Der kleine Zauberer lächelte breit. „Vielleicht lohnt sich die Stelle in der Abteilung für Internationale magische Zusammenarbeit ja doch noch! Stell dir nur mal ne Veela mit mir vor!“
Hermine lachte leise hinter hervor gehaltener Hand auf.
Der Menschenstrom wurde enger und die meisten drückten sich in Richtung Aufzüge, die sie in die verschiedenen Stockwerke des Zaubereiministeriums bringen würden.
Harry versuchte sich vorsichtig aus dem Strom zu befreien, Hermine fest an seiner Seite.
„Warte! Judy, jetzt warte doch mal! Ich glaub das war Harry Potter!?“, flüsterte ein großer Zauberer aufgeregt seiner Kollegin im grünen Tweedkleid zu.
Schnell zwängte sich Harry durch die Mauer aus Menschen und anderen Geschöpfen.
Er hatte nicht erwartet unerkannt zu bleiben, doch es nervte ihn tierisch überall erkannt zu werden.
Viele Gesichter wandten sich fragend nach ihm um, während er sich mit gesenktem Kopf einen Weg bahnte.
„Ist das nicht das Granger-Mädchen?“, rief eine dicke Hexe mit gackernder Stimme.
Hermine keuchte überrascht auf. Sie hatte sich noch nicht an ihre neue Popularität gewöhnt.
Neville und Luna folgten ihnen nach.
Zu Harrys Erleichterung hatten sie es ohne ein größeres Aufsehen zu erregen aus dem Strom geschafft.
„Geschafft!“, sagte Hermine erleichtert. Ihr Blick wanderte von Harry, über Neville und Luna, die beide etwas zerzaust waren und blieb schließlich an etwas haften.
Harry wandte sich um.
Sie standen nun vor dem prächtigen, goldenen Brunnen in der Mitte des Atriums.
Das letzte Mal, als Harry ihn gesehen hatte, war es ein Abbild von Voldemorts Weltsicht gewesen. Bei der Erinnerung an die nackten Körper der entstellten Muggel, die unter der Last der Hexe und des Zauberers schreckliche Qualen erlitten, lief ihm ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Doch der Brunnen war erneuert worden.
Riesige goldene Statuen ragten über ihre Köpfe hinweg.
Ein Zauberer, eine Hexe, ein Hauself, ein Zentaur und ein Kobold blickten mit freundlichen, fürsorglichen Gesichtern zu ihnen herunter. Verbunden durch ein schimmerndes Band, bildeten sie einen Kreis der Gemeinschaft.
„Sieh mal.“, flüsterte Hermine gebannt.
Sie zeigte mit dem Finger auf das Band, das die Statuen miteinander verband.
Erst jetzt erkannte Harry einen feinen Schriftzug auf dem Band, der leicht glitzerte.
Wir sind eins.
„Das ist wunderschön.“, sagte Luna seufzend neben ihnen.
„Hey! Ihr da!“, rief eine unfreundliche Männerstimme hinter ihnen.
Sie zuckten zusammen, ehe sie sich umdrehten. Ein missgelaunter, ungepflegt aussehender Zauberer saß mit krummen Rücken hinter dem Pult neben dem Brunnen und blickte ungeduldig zu ihnen herüber.
„Ich hab hier vier Zauberstabregistrierungen angekündigt. Seid ihr das?“, rief er ihnen forsch zu und stupste mit einem dreckigen Finger auf ein Klemmbrett, das vor ihm lag.
„Ähm, ja das sind wir.“, antwortete Hermine etwas nervös und schnell traten sie näher.
„Zauberstäbe.“, grummelte der Zauberer und streckte die Hand aus.
„Das ist nicht nötig, Henry.“
Der Sicherheitszauberer fiel vor Schreck von seinem Holzstuhl, landete unsanft auf dem harten Holzfußboden und blickte aufgeregt zu ihnen auf.
„Das sind meine persönlichen Gäste. Sie haben sicherlich nichts Böses vor, oder?“, sagte Kingsley mit einem verschmitzten Grinsen hinter ihnen.
Hermine lachte leise, ehe sie Kingsley flüchtig umarmte. Harry schüttelte ihm strahlend die Hand und Kingsley begrüßte auch Neville und Luna.
Er trug einen smaragdgrünen Samtumhang, der im Glanz der goldenen Statuen mattgolden schimmerte. Kingsley lächelte sie breit an, seine strahlend weißen Zähne bildeten einen starken Kontrast zu seiner dunklen Haut.
„Schön, dass ihr meine Einladung empfangen habt.“, sagte Kingsley mit seiner tiefen Stimme.
„Dankeschön, dass du dir Zeit für uns nimmst. Du hast bestimmt auch ohne uns genug um die Ohren.“, sagte Hermine, doch Kingsley tat ihren Kommentar mit einer kurzen Handbewegung ab.
„Für euch nehm ich mir gerne Zeit, Hermine.“, sagte er freundlich. „Nun gut, wenn ihr mir folgen würdet, Harry. Hier geht’s lang. Ähm, ach und Henry sei nächstes Mal doch ein wenig freundlicher zu den Gästen des Ministeriums.“
Henry lugte verstohlen über den Rand seines Pultes.
„Harry…? Hermine...?“, flüsterte Henry und sein Blick klärte sich langsam auf, als er Harrys Narbe entdeckte. Er wollte etwas sagen, doch ein kurzer strenger Blick von Kingsley ließ ihn augenblicklich verstummen. „Ähm, natürlich Minister.“
Luna winkte dem Mann zum Abschied, ehe sie Kingsley durch die Menschenmenge folgten.
Die Menschen die auf dem Weg zu den Aufzügen waren, machten Platz, als Kingsley sie durchführte.
„Vielen Dank.“, rief Kingsley, als auch ein kleiner Kobold den Weg freimachte.
Harry staunte. Kingsley wurde wohl von vielen respektiert und geschätzt.
Die goldenen Gitter des Fahrstuhls schlossen sich krachend und der Aufzug glitt ratternd nach unten.
„Kingsley, ich dachte dein Büro liegt in den oberen Stockwerken?“, sagte Hermine. Ihre Stimme zitterte leicht vom vibrierenden Boden des Aufzugs.
„Das tut es auch, Hermine. Aber mein Büro ist nicht unser Ziel.“, antwortete ihr Kingsley mit geradem Blick nach vorne. Hermine blickte Harry fragend an, doch der zuckte nur die Achseln.
Durch die Gitter erkannte Harry eine Wand aus schwarzen Steinplatten mit leicht glitzernden Steinchen eingearbeitet. Der Aufzug musste wohl weit unter die oberen Stockwerke fahren, denn sie standen nun schon fünf Minuten still schweigend nebeneinander.
Harry wollte gerade fragen, wo genau er sie hinführte, doch just in dem Moment wurde der Aufzug von einem spärlich türkisgrünen Licht erfüllt, das von draußen hineinleuchtete.
„1. Untergeschoss, Diamantenexpress.“, sagte die gleiche kühle Frauenstimme, die sie schon in der Telefonzelle gehört hatten.
Die goldenen Fahrstuhltüren öffneten sich mit einem weiteren Krachen und Harry stockte der Atem.
„Nun, hier wären wir. Das ist der Bahnhof der Diamantenexpresse.“, verkündigte Kingsley.
Mit offenen Mündern traten sie aus dem Aufzug.
„Das ist wunderschön.“, staunte Hermine mit großen Augen.
Sie standen inmitten einer riesigen Höhle aus glattem, grauen Stein. Das grüne Licht stammte von unzähligen riesigen Diamanten, die an den Wänden hingen und die ganze Höhle mit ihrem geheimnisvollen Leuchten erstrahlten.
Die Höhle hatte viele riesige Ausgänge, die alle in verschiedene Richtungen führten und in jedem weiteren Ausgang stand ein weiterer großer Eisenbahnzug mit dunkelgrüner Farbe passend zu den Diamanten.
Jede Menge Hexen, Zauberer, Kobolde und sogar Hauselfen tummelten sich um die vielen Eisenbahnzüge. Einige komische Gestalten waren darunter. Harry entdeckte einen Zauberer, der seinen langen grauschwarzen Bart mindestens zehnmal um den Hals gewickelt hatte, wie eine Art Schal und er sah einen rosa Elfen, der sich mit ernsthafter Miene mit einem Wachmann unterhielt, der sich das Lachen verkneifen musste und ein puterrotes Gesicht hatte, ähnlich wie Onkel Vernon, wenn er stinksauer wird.
„Und gefällt’s euch?“, fragte Kingsley breit lächelnd beim Anblick ihrer erstaunten Gesichter.
Harry nickte bloß, während Hermine immer noch still schweigend neben ihm stand und staunte. Auch Neville hatte den rosa Hauselfen entdeckt und blickte ihn belustigt an.
„Ich fasse euer schweigen, einfach mal als ein Ja auf.“, sagte Kingsley amüsiert über die Wirkung, die der riesige Bahnhof auf sie hatte.
Harry trat einen Schritt vorwärts. Die Luft hier war rein und kalt und Harry glaubte zu merken, wie durch die weiteren Höhlen Luft zu ihnen durchwehte.
„Wo führen diese ganzen Höhlen hin?“, fragte er neugierig.
„Nun, deswegen seid ihr hergekommen nicht wahr?“, antwortete Kingsley.
„Du meinst, diese ganzen Züge fahren alle in ein anderes Land?“, sagte Harry ungläubig.
Hermine holte tief Luft, während sie aufgeregt zu Kingsley aufblickte.
„Das tun sie in der Tat.“, sagte Kingsley. „Portschlüssel und Apparieren über zu große Entfernungen kann gefährlich sein und mit dem Besen zu fliegen, sehr unkomfortabel.“
Harry erinnerte sich, wie schlimm es war als er mit dem Besen nur bis nach London geflogen ist. Bei der bloßen Erinnerung bekam er schon Frostbeulen.
„Diese Züge bringen euch in die Hauptstädte jedes großen Landes. Und der hier…“, sagte er und wies mit seiner großen Hand auf einen großen Zug auf der rechten Seite der Höhle.
„Der bringt euch nach Australien, also ins Ministerium Australiens in Canberra. Von dort aus werdet ihr weitervermittelt. Ihr werdet dort einen Portschlüssel erhalten, der euch nach Sydney führt.“
Hermine packte Harrys Arm. Luna hüpfte aufgeregt leicht auf und ab.
„Wie ist das möglich?“, fragte Neville begeistert.
„Internationale Zusammenarbeit, Fleiß und viel Geduld.“, antwortete Kingsley und betonte das letzte Wort recht deutlich.
„Wie kommt’s, dass wir noch nie was von diesem weltweiten Tunnelsystem gehört haben?“, fragte Hermine mit hoher Stimme. Sie war ganz aufgeregt, das spürte Harry.
„Weil dieses Tunnelsystem neu ist. Es existiert erst seit ungefähr zwei Jahren. Die Bauarbeiten haben sich während der letzten Monate zwar hingezogen, doch jetzt ist er fertig. Der Bahnhof der Diamantexpresse, oder auch Weltbahnhof genannt.“, sagte Kingsley und Harry meinte einen kleinen Anflug von Stolz in seiner Stimme gehört zu haben.
„Das ist der pure Wahnsinn!“, jubelte Neville voller Begeisterung.
„Ich danke dir.“, sagte Kingsley mit freudigem Blick.
„Sir!?“, rief plötzlich jemand. Es war der Wachmann, der sich mit dem rosa Elfen unterhalten hatte, der jetzt mürrisch auf dem Boden saß und mit verschränkten Armen zu Kingsley hinüberstarrte. „Hätten Sie eine Minute?“
Der Wachmann war noch recht jung, und er schien ziemlich verzweifelt.
„Ich habe sogar zwei.“, rief Kingsley zurück und wandte sich ihnen zu.
Er kramte mit einer Hand in den Tiefen seines Umhanginneres und zog vier silberne Karten heraus und einen Briefumschlag. Er reichte die Sachen Harry.
„Das sind eure Fahrtickets und ein Brief für die zuständigen Leute in Australien.“, erklärte Kingsley schnell.
„Danke für alles, Kingsley.“, sagte Hermine leise und Harry sah, wie ihre Augen zu glitzern begannen. Sie löste sich von Harry und umarmte Kingsley fest.
„Du musst mir nicht danken, Hermine. Ich freue mich, dass du deine Eltern wieder zurück nach Hause holen kannst.“, sagte er mit seiner tiefen Stimme, während er ihr vorsichtig den Rücken tätschelte.
Hermine ließ ihn los und küsste ihn kurz auf die Wange, ehe sie sich wieder neben Harry stellte.
Harry glaubte zu sehen, wie ein kleiner Schatten über die Stelle auf Kingsleys Wange huschte, wo Hermine ihn geküsst hatte. Harry lachte in sich hinein.
Er hatte Kingsley noch nie erröten gesehen.
„Nun…“, räusperte sich Kingsley. „Wenn ihr noch irgendwelche Fragen habt, ihr wisst ja wo ihr mich findet. Nun denn, ich wünsche euch viel Glück in Australien. Passt auf euch auf.“
Er schüttelte Harry, Neville und Luna die Hand und umarmte Hermine flüchtig.
„Bis bald, Kingsley!“, rief Harry ihm nach, als er zu dem verzweifelten Wachmann hinübereilte. Der Hauself hatte gerade einen Stein nach dem Wachmann geworfen, der schreiend in Deckung ging.
Harry erhaschte gerade noch einen Blick auf einen der großen Eisenbahnzüge, der gerade losfuhr, als sich die goldenen Gitter des Aufzugs ein weiteres Mal schlossen und sie langsam nach oben ratterten.
Er wandte sich Hermine zu.
Sie starrte gebannt auf die vier Tickets.
Diamantexpress Nr.7
Australien, Canberra
Nr. 01678990
„Wie geht’s dir?“, flüsterte Harry ihr zu.
Neville und Luna blickten höflich hinaus zu den glitzernden schwarzen Steinplatten.
Hermine zuckte kurz zusammen. Sie lächelte mit glitzernden Augen zu ihm hoch.
„Mir geht’s gut.“, antwortete sie und eine Träne lief ihr die Wange herunter. „Ich kann meine Eltern zurück nach Hause holen. Mit dir.“
Harry lächelte schief. Er legte eine Hand in ihr süß duftendes Haar und küsste sie zärtlich auf die weichen Lippen. Mit einem Finger strich er ihr langsam die Träne von der Wange, während er sie fest an sich drückte. Hermine küsste ihn auf den Handrücken, der ihr durchs Gesicht streichelte. Sie legte den Kopf auf seine Brust und horchte seinem leicht beschleunigtem Herzschlag.
„Erdgeschoss, Atrium des Zaubereiministeriums, Zauberstabregistrierung“, verkündete die kühle Frauenstimme ein weiteres Mal.
Krachend flogen die Gitter des Aufzugs auf.
Das Atrium hatte sich geleert und nur noch einzelne Menschen oder Geschöpfe huschten an ihnen vorbei.
Sie liefen gerade am Brunnen vorbei als hinter ihnen sich ein weiterer Aufzug öffnete.
„Harry!“, rief eine erfreute Stimme. „Hermine!“
Harry drehte sich um.
Molly Weasley war gerade aus einem der goldenen Aufzüge gestiegen und eilte nun mit einem wackelnden Korb in der Hand auf sie zu.
Sie strahlte über beide Ohren, während sie etwas unbeholfen zu ihnen rüberwackelte.
Harrys Magen drehte sich um und sein Griff um Hermines Hand lockerte sich etwas.
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Samstag, 01.07.
Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Selbst Muggel wie wir sollten diesen freudigen, freudigen Tag feiern! Jenen nämlich, da sich der Londoner Verlag Bloomsbury entschloss, die Manuskripte der britischen Autorin Joanne K. Rowling zum Druck anzunehmen und sie der breiten, nichtmagischen Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Susanne Gaschke, Die Zeit