von Paddy_4
So, dieses Mal gings etwas schneller mit dem Kapitel schreiben. Ich hoffe es gefällt euch und ich hoffe auf viele Reviews! ;)
@HermineJanePotter: Dankeschön für deinen Kommentar! Freut mich wie jedes mal riesig! Dein Auftrag wurde ausgeführt, Madam! :D ♥
@HerminePotter1980: Wie ich mich jedes Mal freue, wenn ich dir eine Freude machen kann ist schon toll ;) Ich hoffe ich mach dir auch mit diesem Kapitel eine Freude. Danke für deinen Kommentar und dass du Kapitel 13 auch toll fandest! ♥
@Forrest: Danke für deinen Kommi ;) Mich hats wirklich gewundert, dass niemand auf die Sache mit Ginny eingegangen ist, deshalb hats mich umso mehr gefreut, dass du das getan hast! Diese Sache wird später noch aufgelöst! Ich hoffe dir gefällt dieses Kapitel! ;)
Viel Spaß beim Lesen! Schreibt Reviews, Leute!
LG Pat
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Allmählich wanderte die Sonne von Süden nach Westen, und draußen wurde es dunkler.
Leise seufzend wandte Hermine den Blick vom Fenster. Sie blickte in ihren Schoß hinab.
„Alles okay?“, fragte Ginny besorgt.
„Nein.“, antwortete Hermine und schüttelte den Kopf. „Was dauert da denn so lange!?“
„Ich weiß es nicht.“, sagte Ginny leise. Sie griff sich ihre Tasse Tee und nippte daran.
Hermine beobachtete sie gedankenverloren.
„Gut, Liebling.“, flüsterte Molly heiser. „Wir müssen wieder nach Hause. Dein Vater und die Jungen warten bestimmt schon auf uns.“
„Ist gut, Mum.“, sagte George trocken. „Ich bring euch noch zur Tür.“
Das Geräusch von Stühlen, die über den Boden knarzten, durchbrach die eisige Stille.
Luna und Lavender eilten voran, gefolgt von George und Molly. Hermine und Ginny räumten noch schnell die Teetassen und die Kanne vom Tisch und in die Küche, die sich im Nebenzimmer befand.
Georges kleines Haus war erstaunlich schön eingerichtet, ganz anders, wie Hermine es erwartet hatte. Anstelle von kleinen Boxhandschuhen in Schränken und Vasen, oder schokoladenüberzogenen Kotzpastillen, die er den Leuten als Pralinen verkaufen wollte, war das Haus ganz normal ausgestattet.
Blumen und Bilder erhellten die kleinen Räume. Ein Holzboden aus Mahagoni und ein heller Tisch mit wunderschönen Verzierungen an den Füßen, verpassten dem Esszimmer einen modernen und gleichzeitig bäuerlichen Schliff, den Hermine sehr schmeichelhaft gefunden hätte, wenn sie nicht mit den Gedanken bei Harry wäre.
„Glaubst du es ist etwas passiert?“, fragte sie ängstlich, als sie die Tassen ins Spülbecken stellte. Sie ließ kaltes Wasser darüber fließen und griff nach einem Tuch fürs Abspülen.
„Mach dich nicht verrückt.“, meinte Ginny und zupfte an einer halbverwelkten Sonnenblume herum, die in einer Vase neben dem silbernen Kühlschrank stand. „Es geht ihnen gut.“
„Meinst du?“, sagte Hermine und stellte die sauberen Tassen zurück in die Schränke.
Nachdem der Tisch und das Geschirr sauber waren, gingen die beiden den kurzen Flur entlang, der zur Haustür führte.
„George sieht schrecklich aus.“, flüsterte Hermine besorgt.
Er war nur noch ein schwacher Abklatsch von dem George, den Hermine so mochte.
Sein rotes Haar war spärlicher geworden und hatte an Farbe verloren. Sein Gesicht war eingefallen, sodass man klar die Wangenknochen erkennen konnte.
Seine Haut kränklich blass, mit dunklen Schatten unter den Augen. Ohne das verschmitzte Grinsen, kam er Hermine wie eine andere Person vor, die George nur zum Verwechseln ähnlich sah.
„Wir haben das Geschirr weggeräumt.“, erklärte Ginny, als die beiden durch die offene Tür hinausspazierten. Draußen war es bereits etwas kühler und Hermine wickelte ihr azaleefarbenes Pulloverkleid enger um ihren Körper.
Die Sonnenstrahlen, die auf die gepflasterte Gasse trafen, verblassten allmählich, während die Schatten der umliegenden Gebäude dunkler wurden. Nur noch wenige Hexen und Zauberer schlenderten gemütlich die Straße entlang, die meisten davon waren junge Paare.
„Danke für den Besuch.“, sagte George mit einem gezwungenen Lächeln.
Molly strich ihm über die Wangenknochen. „Komm wieder nach Hause.“, hauchte sie.
Georges bernsteinfarbene Augen musterten das Gesicht seiner Mutter.
„Danke, Mum.“, flüsterte er, schüttelte jedoch den Kopf.
Molly seufzte und umarmte ihren Sohn. „Bis bald mein Liebling.“ Kurz schniefte sie und wischte sich über die Wangen. Hermine blickte zu ihren Füßen, um nicht weinen zu müssen. Ginny trat vor und schlang die Arme um die Mitte ihres großen Bruders. George küsste sie auf die flammend, roten Haare.
Auch Hermine umarmte ihn fest. Eine Träne kullerte über ihre Nasenspitze.
„Sagt Bescheid, wenn sie zurück sind.“, meinte George und schloss schließlich die Haustür.
Hermine holte tief Luft. Sie war erleichtert, endlich würde sie wissen, ob es Harry gut geht.
„Mum, halt dich an mir fest.“, sagte Ginny und reichte ihrer Mutter die Hand.
„Ähm, was? Natürlich…“, stammelte Molly.
Sie nahm ihre Hand und die anderen taten es ihr gleich.
„Gleich sind wir Zuhause.“, sagte Ginny und blickte den anderen ins Gesicht. Lavender nickte heftig, Luna lächelte neblig und Hermine atmete noch einmal durch. Molly sagte nichts.
Ginny schloss ihre Augen und schon spürte Hermine das widerliche Ziehen im Magen.
Fester Boden unter ihren Füßen.
Befreit atmete Hermine auf, doch sogleich versagte ihr die Luft.
Ein fürchterlicher Schrei ließ ihr das Mark in den Knochen gefrieren. Sie riss sich von den anderen los und rannte los, vorbei an den schnatternden Hühnern und den Gnomen, die vorsichtig wieder in den Garten zurück krochen.
Mit geballter Wucht stieß sie die Tür auf, die polternd gegen die Wand krachte.
„Hermine!“, rief Ron panisch. Sein Gesicht war voller Schnittwunden, einige davon gingen tiefer, und ein tiefblauer Fleck zierte seinen linken Oberarm. Weshalb hatte er seine Jacke ausgezogen?
Er rannte zu ihr und stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor sie. „Mine, geh bitte raus!“
„Wa-? Wieso!?“, schrie sie ihn an. Sie versuchte an ihm vorbeizukommen, doch er blockte sie ab.
„Ron! Lass mich durch!“, rief Hermine und prügelte auf ihn ein. Sie erhaschte einen Blick nach drinnen. Plötzlich erstarrte sie.
„Warte draußen!“, wies Ron sie an und drückte sie weg, doch sie warf sich mit ihrem gesamten Gewicht gegen ihn. Er stolperte gegen die Kante des Esstisches.
Hermine nahm keine Rücksicht, ob er sich verletzt hatte und rannte an ihm vorbei, ins Wohnzimmer zu Arthur und einen Mann mit schulterlangem, schwarzem Haar. Beide beugten sich über den niedrigen Wohnzimmertisch, an dessen unteren Ende ein Paar Beine herausragten. Arthur blickte sich zu ihr um, sein Gesicht glänzte von dem Schweiß auf seiner Stirn.
„Hermine, es ist besser, wenn…“, stammelte er nervös. Der Mann neben ihm schwang seinen Zauberstab über den Kopf und wieder herunter. Kleine, goldene Funken prasselten auf den Tisch und die Beine fingen an leicht zu zittern. Ein lautes Keuchen ertönte.
Hermine drängte sich an Mr. Weasley vorbei. Sie wimmerte laut auf und brach neben dem Tisch zusammen.
Vor ihr auf dem Tisch, mit nacktem, blutbeflecktem Oberkörper, schneeweißem Gesicht und nach oben gerollten Augen, lag Harry.
„Was ist passiert!“, kreischte Hermine und strich hektisch durch sein eiskaltes Gesicht. Seine Augenlider zitterten und seine smaragdgrüne Iris suchte nach ihr.
„Harry?“, flüsterte Hermine mit brüchiger Stimme. „Halt durch, bitte!“
Panisch suchte sie seinen Körper ab und ängstlich bemerkte sie ein großes Loch an seiner rechten Seite, aus dem scharlachrotes Blut floss, das die ganze Holzplatte überströmte. Auf dem Sofa gegenüber lag Rons Jacke, über und über mit Blut, das schaurig glänzte.
„Hermine, komm mit.“, sagte Ron hinter ihr.
„Verdammt noch mal.“, rief sie schrill. „Was ist passiert!?“
„Eine von denen hat ihn erwischt.“, berichtete Ron schnell. „Er ist in einen Kronleuchter geknallt und hat sich das hier eingefangen…“
Hermine schnappte nach Luft, als er von dem Regal neben sich ein langes, spitziges Metallrohr zog. An den goldenen Zacken klebte Blut.
„Und wieso heilt ihr ihn dann nicht?“, fragte sie und blickte zu dem Mann hoch, der ein weiteres Mal den Zauberstab durch die Luft schwang. Erneut regneten Funken auf Harry herab, diesmal jedoch leuchtend rot. „Er verblutet!“
„Wir wollten ja, aber es geht nicht.“, sagte Ron und blickte ängstlich auf das viele Blut.
„Die Hexe hat ihm einen Fluch aufgehalst, der es uns nicht möglich macht, ihn zu heilen.“, erklärte Arthur. Besorgt musterte er das aschfahle Gesicht von Harry.
„Swindson versucht den Fluch aufzuheben.“, sagte er und wies auf den Mann neben ihm
„Fast geschafft.“, murmelte Swindson, als grüne Funken aus seinem Zauberstab stoben.
Lautes Getrappel dröhnte durch den Raum.
Molly rannte hastig zu ihnen, gefolgt von Luna, Ginny und Lavender.
„Mein Junge!“, rief Molly und drängte sich an Hermines Seite. „Was ist passiert?“
Ginny und Lavender blickten mit grauenerfüllten Augen auf Harry hinab, doch Luna eilte schnell zu einem kleinen Sessel in einer Ecke des Wohnzimmers. Hermine hatte Neville gar nicht bemerkt. Er hatte tiefe Kratzer und ein paar Beulen im Gesicht, doch er schien in Ordnung. Luna warf sich auf ihn und schlang ihre Arme um seinen Hals.
Während Arthur den anderen erklärte, was geschehen war, richtete Hermine sich auf.
Sie taumelte auf die andere Seite des Tisches, zog ihr Pulloverkleid aus und kniete sich wieder hin. Vorsichtig legte sie es auf das Loch in Harrys Seite, um die Blutung zu stillen. Wenn sie ihm nicht Magie helfen konnte, dann eben auf Muggelart.
Sofort tränkte sich ihr Pullover mit heißem Blut und ein schwacher Eisengeruch schlich sich in ihre Nase. Plötzlich zuckte Harry zusammen. Ein lautes Keuchen entfuhr ihm.
„Geschafft!“, rief Swindson. „Weg da, Mädchen!“
Hermine rückte weiter nach vorne und der Mann kniete sich vor das Loch. Er fing an Beschwörungsformeln zu murmeln und gebannt sah Hermine zu, wie Blut zurück in die Wunde floss, wie sich neues Gewebe bildete und schließlich neue Haut über das Loch spannte.
„Hermi-nee…“, keuchte Harry plötzlich auf. Farbe füllte seine Augen aus und erleichtert wimmerte Hermine auf. Sie legte die Hand um seinen Hals und küsste ihn auf die eiskalten Lippen. Er versuchte zu lächeln, doch sein Gesicht verzog sich zu einer schmerzerfüllten Grimasse.
„Es-tut so…weh!“, stöhnte er laut. Er wollte seine Hände bewegen, doch Hermine hielt sie fest. Im selben Moment schrie er laut auf.
„Nicht!“, sagte Hermine schrill. „Warum dauert das denn so lange!?“
„Verdammt!“, knurrte Swindson. „Das Ding saß ziemlich tief!“
Plötzlich fiel Hermine etwas ein. Sie griff in ihre Perlentasche, die sie sich umgehängt hatte und tastete nach dem kleinen Fläschchen.
„Wird das hier helfen!?“, fragte Hermine hektisch und streckte Swindson das Fläschchen mit der Murtlap-Essenz entgegen.
„Natürlich! Sehr gut!“, sagte Swindson und griff sich das Fläschchen. Er entkorkte es und tröpfelte die gelbliche Essenz auf die dünne Hautschicht. Kaum erkennbare Rauchschwaden stiegen auf. Harry hörte auf zu zittern und begann regelmäßig ein- und auszuatmen.
„Hermine.“, flüsterte er plötzlich. Seine Stimme hörte sich an, als hätte er soeben eine schwere Erkältung hinter sich. Doch er lebte und seine Augen suchten ihr Gesicht.
„Ich bin hier.“, wisperte Hermine und nahm seine Hand. „Wie geht es dir?“
„Ich liebe dich.“, hustete er und versuchte wieder zu lächeln. Diesmal gelang es ihm besser.
„Hey, Kumpel!“, meldete sich Ron und trat an Hermines Seite. Er grinste breit. „Wir haben sie geschnappt! Und Neville ist in einen Klavier gekracht.“
„Ist es kaputt?“, fragte Luna und strich über die Beulen auf Nevilles Gesicht. Er nickte. „Wie schade…ich mag Flügel.“
Harry lachte ein heiseres Lachen. Hermines Augen füllten sich mit Tränen.
„Es wäre besser, wenn Potter Ruhe hätte.“, brummte Swindson und stand auf.
„Natürlich.“, sagte Molly. „Vielen Dank, Manuel.“
„Keine Ursache, Molly. Ich werd dann mal den Müllhaufen nach Askaban bringen.“
„Wo sind…die denn?“, hauchte Lavender und blickte sich ängstlich im Wohnzimmer um.
„In meinem Schuppen.“, antwortete Arthur. „Hier lang, Manuel.“
„Gut.“, sagte Swindson und folgte Arthur durchs Wohnzimmer in die Küche. Vor der Haustür machte er Halt. „Ach und, ihr drei...“, schnarrte er zu Harry, Neville und Ron. „Gute Arbeit.“
Und mit diesen Worten ging er hinaus.
„Nun gut.“, rief Molly mit ernster Miene. „Harry, du gehst jetzt nach oben ins Bett.“
„Ich muss mit Arthur sprechen.“, hauchte Harry. Er schien besorgt.
„Das kann warten, Harry.“, sagte Molly sofort. Sie würde keine Widerworte gelten lassen.
„Warte, ich helf dir.“, sagte Ron, als Harry Anstalten machte, alleine aufzustehen.
Er legte sich einen Arm von ihm um die Schulter. Auch Neville rappelte sich auf und legte sich seinen anderen Arm um, und gemeinsam halfen sie ihm mühsam auf die Beine.
Sie schlurften in Richtung Treppe. Hermine folgte ihnen.
Hermine eilte voraus und öffnete die Tür zu Bills altem Zimmer.
„Hier her.“, schnaufte sie und führte die drei zu dem großen Bett unter der Dachschräge.
Schnell warf sie die Seidendecke beiseite. Torkelnd schleppten sie Harry zum Bett und unter lautem Gestöhne und Ächzen bugsierten sie ihn vorsichtig auf das weiche Bett.
„Den Rest übernimmst du?“, fragte Ron und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Den Rest übernehme ich.“, bestätigte sie.
„Mum wird sicher gleich rauf komme, um dir zu helfen.“, meinte Ron. Hermine nickte.
„Danke.“, flüsterte sie.
„Keine Ursache. Ruh dich aus, Harry.“
Die Tür fiel ins Schloss und plötzlich waren sie allein. Ängstlich wandte sie sich zu ihm um.
Harry begegnete ihrem Blick, doch es strengte ihn tierisch an, die Augen offen zu halten.
Er fühlte sich ausgelaugt und hundemüde. Noch immer schmerzte die Stelle, in die sich das goldene Metall gebohrt hatte, höllisch.
„Wie geht es dir?“, hauchte Hermine und setzte sich auf den Bettrand. Ihre Hände strichen zärtlich über seinen blutbefleckten Oberkörper, rauf zu seinem kalten Gesicht. Vorsichtig strich sie ihm über die müden Lider, ihre warmen Finger wuschelten ihm durchs Haar.
„Mir geht’s gut.“, hustete Harry schwach. „Und dir?“
„Du fragst mich, wie es mir geht?“, fragte sie ungläubig. Harry antwortete nicht.
Stumm durchforstete er das schöne Gesicht über ihm.
Die rehbraunen Augen, wie sie voller Liebe zu ihm hinabblickten. Doch etwas störte ihn.
„Lach für mich.“
„Was!?“, fragte Hermine und tupfte sich mit dem Ärmel die wässrigen Augen.
„Bitte.“, flehte Harry noch einmal. „Lach für mich.“
„Ich kann jetzt nicht lachen, Harry.“, sagte sie vorwurfsvoll und beschämt zugleich.
„Wieso denn nicht?“, erwiderte er hartnäckig. „Ich bin wieder hier und lebe noch.“
„Du wärst fast verblutet!“, zischte Hermine. „Ich hätte dich fast verloren! Du hättest mich fast alleine zurückgelassen. Und jetzt verlangst du von mir, ich solle lachen!?“
Wütend nahm sie ihre Hände von seinem Gesicht und verdeckte mit ihnen ihre Augen.
Laute Schluchzer hallten durchs Zimmer. Große Tränen tropften von ihrer Wange.
„Tut mir Leid!“, rief Harry sofort. „Hermine, ich wollte nicht, dass du weinst! Hör auf zu…“
„Halt den Mund!“, kreischte sie und nahm ihre Hände von den Augen. Zornig funkelte sie ihn an, die Lippen zu einer blassen Linie verzogen und die Wangen erfüllt von einem dunklen Schatten. Harry erschreckte sich, als er sie ansah.
„Hast du auch nur ansatzweise darüber nachgedacht, was ich ohne dich getan hätte, wenn du ermordet worden wärst!?“, schrie sie laut.
„Hermine…“, stammelte Harry.
„Nein!“, unterbrach sie ihn schrill. „Nein, hast du nicht! Ich wäre alleine gewesen! Ich hätte niemanden! Meine Eltern wissen nicht, dass es mich gibt und du bist der einzige, mit dem ich leben will, aber verdammt noch mal, du stürmst davon und riskierst dabei dein Leben!“
„Du hättest…“,
„Ich wäre wie GEORGE!“, brüllte sie und Tränen, eine größer als die andere, strömten ihre Wangen runter, hinab in ihren Schoß. Harry erstarrte. Heftig schluchzend fiel Hermine von ihren Knien und landete unsanft auf dem Boden.
„Ich hab ihn heute gesehen.“, weinte sie. „Es ist so schrecklich! Ich musste die ganze Zeit an dich denken und was wäre, wenn du nicht zurückkommen würdest! Ich hatte solche Angst! Ich will nicht so werden, Harry! Ich kann nicht…“
Hinter ihnen öffnete sich die Tür und Mrs. Weasley kam herein, in den Händen ein Tablett und darauf ein Krug Wasser, ein Lappen, eine Teetasse und eine orange Box mit Schmendricks Heilsalbe aus geriebenen Feenflügeln. Aus ihrer Schürze lugte ein kleines Kristallfläschchen mit silberner Flüssigkeit, die leicht umherschwappte.
Hermine zuckte zusammen.
„Tut mir Leid, wenn ich störe, aber die Wunde muss gereinigt werden.“, sagte Molly schüchtern.
„Du störst nicht, Molly.“, murmelte Hermine und im selben Augenblick war sie aufgesprungen und zur Tür hinausgestürmt.
„Nein! Bleib!“, rief Harry ihr nach, doch wieder durchfuhr ihn ein stechender Schmerz und er sank zurück in die Kissen. Er stöhnte laut auf und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Seine Augen fingen an zu brennen und beschämt spürte er, wie heiße Tropfen seine Wangen hinunterflossen. Molly schloss die Tür.
Hermine rannte die Treppen hinunter. Sie wollte nur noch weg. Raus.
„Autsch!“
Plötzlich war sie in etwas Hartes gestoßen und sie stolperte vornüber, doch sie wurde aufgefangen. Hermine blickte auf.
„Alles okay?“, fragte Ron, seine blauen Augen erfüllt von Sorge.
„Ja.“, log Hermine kurz angebunden. „Mir geht’s gut.“
„Du warst noch nie sonderlich gut im Lügen.“, sagte Ron leise und vorsichtig wischte er mit einem Finger über ihre Wangen. Auf seinen verkratzten Fingern glitzerten Tränen. Hermine zuckte kaum merklich zurück.
„Mir geht’s gut.“, wiederholte sie trocknete mit einem Ärmel ihre Augen.
„Hör auf zu lügen.“, grummelte Ron stur. „Was ist passiert? Ist es wegen Harry?“
Hermine schüttelte hektisch den Kopf, doch im selben Moment strömten erneut Tränen aus ihren angeschwollenen Augen. Schnell schlang Ron die Arme um sie. Sie erwiderte die Umarmung und drückte sich fest an ihn.
„Komm runter, Mine.“, flüsterte Ron und strich ihr über den Rücken.
„Er ist so ein Vollidiot!“, weinte sie, das Gesicht an seiner Brust verborgen.
„Das brauchst du mir nicht zu sagen!“, lachte Ron.
„Er wäre fast getötet worden und denkt nicht einen Moment an mich!“
„Das stimmt nicht. Er hat deinen Namen gestammelt, die ganze Zeit über. Es war fast etwas nervig.“, erklärte Ron und hielt sie auf Abstand, sodass er sie anschauen konnte.
Ihre Schluchzer erstarben allmählich.
„Geht doch.“
„Er hat meinen Namen…“, murmelte sie leise.
„Die ganze Zeit über. Er hat noch irgendwas von einem Versprechen gesagt, aber das hab ich nicht ganz verstanden.“
Hermine stöhnte verzweifelt auf. Sie vergrub ihre Finger in den Haaren und seufzte.
„Ich bin so dämlich.“, schnaubte Hermine.
„Du hast dir nur Sorgen gemacht. Das ist normal.“
Hermine blickte zu ihm auf und ein warmes Gefühl der Zuneigung flammte in ihr auf.
Ron starrte sie an. Sein Blick war unergründlich, seine Lippen halb geöffnet, als würde ihm etwas auf den Lippen liegen.
„Da bist du ja!“
Lavender kam aus Rons Zimmer gerannt, nur mit einem lila Morgenmantel bekleidet, der ihr leicht um die Hüften wehte. Darunter trug sie ein ebenfalls lila Dessous mit Spitze.
„Oh! Hermine!“, japste sie und schnürte den Morgenmantel enger. Ihre Wangen liefen heiß und schnell warf sie ihre schillernden Goldlocken in ihr Gesicht. Ihr Blick wanderte über Hermines tränenverschmiertes Gesicht und blieb an ihren Fingerspitzen hängen, die ganz leicht Rons Hände berührten. Lavenders Augen blitzen zu ihr auf.
„Tut mir Leid.“, entschuldigte sich Hermine peinlich berührt, schnell trat sie einen Schritt weiter nach hinten. „Ich hatte keine Ahnung, dass ihr, naja…“
„Ich hab auf dich gewartet, Ron.“, sagte Lavender und legte den Kopf schräg.
„Ich wollte gerade zu dir kommen, Lav.“, stotterte Ron und legte eine Hand auf ihre Hüften.
„Wolltest du, hmm?“, erwiderte sie mit kühler Stimme. Ron seufzte auf und küsste sie auf die zusammengezogenen Lippen. Hermine fühlte sich schrecklich Fehl am Platz.
„Gut.“, sagte sie und wich nach hinten aus. „Ich werd dann mal wieder nach oben gehen.“
„Wir sehen uns beim Abendessen.“, rief Lavender. „Und bestell Harry liebe Grüße, ja?“
Hermine lächelte zaghaft. „Klar. Danke Ron.“
„Gern geschehen.“, erwiderte Ron, ehe er von Lavender in sein Zimmer gezogen wurde.
Schnell eilte Hermine die Treppen hoch, in der Hoffnung der Peinlichkeit entfliehen zu können. Oben angelangt hielt sie kurz inne. Sie atmete tief ein und aus, strich sich die Haare aus dem Gesicht und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen.
Die Tür vor ihr wurde geöffnet und Molly trat hinaus in den Gang. Hermine richtete sich auf und setzte ein halbherziges Lächeln auf.
„Oh, Liebes!“, sagte Molly, als sie Hermine erblickte. „Harry schläft. Am Besten, du lässt ihm seine Ruhe, dann ist er schon bald wieder auf den Beinen.“
„Ich will nur kurz nach ihm sehen.“, äußerte sich Hermine leise, unsicher ob Molly sie durchlassen würde. Ihr Mutterinstinkt war hart wie Koboldstahl.
„Natürlich.“, sagte Molly und überraschenderweise hielt sie ihr die Tür auf. Hermine bedankte sich und schlüpfte an ihr vorbei ins Zimmer. Molly schloss vorsichtig die Tür.
Das Zimmer lag im Halbdunkel.
Molly hatte die Vorhänge zugezogen, nur noch ein Spalt Mittagssonne drängte sich herein.
„Es tut mir Leid.“
Hermine seufzte. Natürlich hatte er gewartet, bis sie zurückkam. Sanft blickte sie sich um.
Harry sah etwas besser aus als zuvor, jedoch wirkte er immer noch erschöpft und schlapp.
Sein Gesicht war ruhig und unbewegt. Nervös starrte er zu ihr herüber.
Hermine fiel es schwer ihn so zu sehen. Molly hatte das Blut verschwinden lassen und seinen Bauch mit einem weißen Verband umwickelt. Endlose winzige Pflasterstreifen zierten seine Arme und sein Gesicht.
„Ich dachte du schläfst.“, sagte Hermine. Langsam ging sie auf ihn zu.
„Ich musste irgendetwas trinken und bin hundemüde.“, hauchte Harry gähnend.
Aus den Augenwinkeln sah Hermine das leere Kristallfläschchen auf dem Tablett.
„Trunk des Friedens.“
„Was?“
„Ein ziemlich starkes Beruhigungsmittel gegen Schmerzen.“, erklärte sie. „Du müsstest schon längst eingeschlafen sein.“
„Ich hab auf dich gewartet.“, sagte Harry. „Hermine…ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Hätte ich gewusst, dass du solche Angst hättest, dann wäre ich…“
„Hier geblieben?“, meinte sie schmunzelnd. „Das glaubst du doch selbst nicht. Ich kenne dich, Harry und ich weiß, dass du niemals eine Chance, Todesser nach Askaban zu verfrachten, ungenutzt lassen würdest.“ Harry musste unwillkürlich lächeln.
„Ich liebe dich, Hermine.“, flüsterte Harry plötzlich. Er blickte in ihr wunderschönes Gesicht, in ihre großen braunen Augen, die sich schüchtern hinter den weichen Haaren versteckten.
„Ich liebe dich mehr.“, schluchzte Hermine. „Und deshalb wirst du mich nächstes Mal mitkommen lassen. Ich will dich beschützen, denn…ohne dich will ich nicht leben!“.
„Wenn du aufhörst zu weinen, kannst du mitkommen.“, grummelte Harry mit, gespielt finsterer Miene.
„Na schön.“, sagte sie und fing an leise zu lachen.
„Da ist es ja.“, grinste Harry breit. „Mein Lachen.“
Hermine konnte nicht anders, als sich auf ihn zu stürzen. Fest versiegelten ihre Lippen die seinen und ihre Hände berührten alles, was sie von ihm berühren konnten.
Ihre Finger strichen zärtlich über seinen Oberkörper, seinen breiten Hals hinauf und durch sein leicht schwitzendes Gesicht. Sanft entlockte Harry ihr ein leises Stöhnen, als er seine Zunge zwischen ihre warmen Lippen schleichen ließ. Sein Herz begann zu rasen und eine unbändige Hitze stieg in ihm hoch. Er brodelte förmlich.
Sie packte ihn im Kragen und zog ihn fester an sich. Sie wollte ihn nie wieder loslassen. Drängend schlang sie seine Arme um ihn. Er erwiderte die Umarmung und zog sie näher heran, seine Hände krallte er von hinten in ihre seidenen Haare. Alles was er fühlte, war sie. Sie war das einzig Wirkliche in seiner Welt. Als sie sich auf ihn lehnte, knickte er weg.
„Harry…“, hauchte Hermine, fest darauf konzentriert die Beherrschung nicht zu verlieren.
„Hör auf zu reden.“, erwiderte er und küsste sie leidenschaftlicher, als zuvor. Seine Hände wanderten ihren Rücken hinab und griffen das Ende ihrer Bluse. Langsam zog er es über ihren Rücken.
„Hör auf mich auszuziehen, Harry.“, wisperte Hermine benebelt, aber entschlossen nicht nachzugeben. Sie küsste ihn noch einmal sanft auf die harten Lippen und richtete sich schließlich auf.
„Willst du das übernehmen?“, fragte Harry schmunzelnd. Gebannt starrte er zu ihr hoch.
„Nicht heute.“, erwiderte sie. Sein brennender Gesichtsausdruck verwandelte sich in tiefe Enttäuschung.
„Kuck nicht so.“, verteidigte sich Hermine, als sie ihre Haare zurecht strich. „Du musst schlafen, Liebling. Wenn ich dich davon abhalte, bringt Molly mich um.“
„Ich bin nicht…müde.“, sagte Harry trotzig, doch insgeheim wusste er, dass es nur noch eine Frage von Minuten war, bis er schließlich einschlafen würde. Außer er hätte eine gewisse Ablenkung, doch diese schien fürs Erste wegzufallen.
„Ruh dich aus, Schatz.“, wisperte Hermine liebevoll. Ein letztes Mal beugte sie sich über ihn um ihn sanft zu küssen. An ihren Lippen haftete noch immer der Zitronengeschmack von dem Eis, das sie heute Mittag gegessen hatte. „Ich liebe dich.“
Gähnend ließ er sich tiefer in die Kissen sinken und bereits nach wenigen Minuten war er eingeschlafen.
Mit einem sanftmütigen Lächeln schloss Hermine die Tür hinter sich.
Traumverloren schlenderte sie die knarrenden Holzstufen hinab.
„Ich hol mir nur kurz was zu essen.“
Hermine hielt inne.
Ron lugte in sein Zimmer hinein, die Hand schon auf die Türklinke gelegt. Seine Haare standen wild verwuschelt in alle Himmelsrichtungen ab und er trug nichts weiter als einen dunkelbraunen Morgenmantel, der vorne schlampig zugeschnürt worden war.
„Bring mir ein Glas Kürbissaft mit.“, trällerte Lavender von drinnen. Ron schloss die Tür.
Plötzlich schreckte er zusammen.
„Bei Merlins Bart! Hermine!“, rief er schockiert. Schnell verschränkte er die Arme vor der Brust und schnürte den Mantel enger. „Mann, hast du mich erschreckt.“
„Tschuldige.“, sagte sie und versuchte ein Kichern zu unterdrücken.
„Ach, du findest das auch noch witzig!?“, entrüstete sich Ron, grinste jedoch übers ganze Gesicht. „Wie geht es Harry?“
„Er schläft.“, berichtete Hermine und zwang sich mit ihrem Gekicher aufzuhören.
„Gut.“, sagte Ron kurz angebunden. „Willst du auch nach unten?“
Sie nickte und ging an ihm vorbei. Gemeinsam stiegen sie die restlichen Treppen hinab.
Unterwegs musste Hermine noch immer schmunzeln.
„Ach hör schon auf.“, wies Ron sie an, als sie ein weiterer Kicheranfall eingeholt hatte.
„Ich kann nichts dafür.“, trällerte Hermine mit glockenklarer Stimme.
„Ich lach ja auch nicht über dich und Harry.“, meinte Ron plötzlich. Hermines Lachen erfror.
„Was meinst du damit?“, fragte sie mechanisch, während sie die letzte Paar Stufen hinab stiegen.
„Ich meine damit, dass du und Harry nicht gerade leise seid, wenn ihr…naja.“, feixte Ron.
„WAS!?“, fauchte Hermine, als sie im Wohnzimmer angelangt waren.
„Ach, da seid ihr ja.“, rief Molly aus der Küche. „Wir haben Besuch, Kinder.“
Hermine warf Ron einen finsteren Blick zu, ehe sie sich umwandte und in die Küche lief.
Und tatsächlich.
Auf einem der Holzstühle saß eine ältere Frau mit langen, braunen Haaren, die kunstvollen Locken flossen ihr über die Schultern und den Rücken. Ihre großen, weichen Augen blickten zu ihnen auf.
„Ma-!“, rief eine hohe Quiekstimme und die Quelle dieser fremden Stimme krabbelte soeben um die Ecke eines verwitterten Holzkastens.
„Ohhh!“, seufzte Hermine laut, als sie in die großen blauen Augen unter dem leuchtend grünen Haarschopf schaute.
„Darf ich vorstellen.“, verkündete Molly herzlich lächelnd. „Andromeda Tonks und der kleine Teddy Lupin.“
Die Frau blickte freundlich zu ihnen auf. „Guten Tag.“
„Um Himmels Willen, Ron!“, polterte Molly laut. „Zieh dir gefälligst etwas Anständiges an!“
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