von Xaveria
Mit finsterem Blick landete Hermine Granger vor seinen Füßen – hallte in seinem dunkleren Lodern mit der Kraft eines stummen Donnern.
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„OH“, schnaubte sie wütend, sprang mit einer Gewandtheit auf ihre Füße um die Severus sie nur beneiden konnte, und wirbelte abrupt mit ihrem Zauberstab herum.
Die Wohnungstür knallte zurück in ihre Angeln.
Ein kratziges Rutschen aus dem Flur sagte ihr, dass Mimi sich unter dem nächsten Möbelstück versteckte.
„Oh, tut mir leid, Mimi…“, stöhnte Hermine, warf ihren Mantel und ihre Tasche an einen leicht krummen Kleiderständer und verschwand im Flur.
Severus folgte ihr, nur um von dem Abbild ihres Hinterteils begrüßt zu werden, als sie unter das alte Sofa griff um nach der Katze zu suchen.
„Komm schon raus, du kleines Ding.“
Ein leises Geräusch von der Katze – Severus ertappte sich dabei, wie er gedanklich schon ein „Meee“ formte und seine Lippen verzogen sich zu einer ernsten Miene – und Hermine legte ihren Kopf auf den Dielen ab.
„Bitte, Mimi? Es tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe.“
Aber Mimi konnte nicht so einfach überredet werden und Hermine gab am Ende auf, richtete sich auf und knotete ihr Haar zusammen. „Tee“, sagte sie entschlossen. „Ich könnte jetzt eine Tasse gebrauchen.“
Seine Lippen zuckten in ein breites Lächeln, und Severus trat elegant aus dem Weg als Hermine herumwirbelte und in die Küche ging. „Bleib“, zischte er leise zu Mimi.
Hermine blieb abrupt stehen, als sie die Flakes auf dem Boden verteilt sah. „Oh, Mimi“, seufzte sie. Dann machte sie sich daran die Überreste des Frühstücks wegzuräumen und setzte den Wasserkessel auf die Flamme, während sie nebenbei die Flakes zu einen Haufen schob und in den Mülleimer warf.
Severus Blick folgte den Buchstaben. Ihre Reihenfolge schien zufällig zu sein.
Weder er noch Hermine bemerkten die restlichen Flakes, die auf dem Tisch unter dem Teeservice lagen und denen der Weg zum Mülleimer durch den Zuckerstreuer (jetzt Salzstreuer) verwehrt blieb..
Sie buchstabierten nichts Wichtiges als sie sich wenige Minuten später mit ihrem Tee hinsetzte.
Im Schatten des Kühlschrankes hielt Severus voller Erwartung seinen Atem an, als sie einen gierigen, tiefen Schluck aus der Tasse nahm.
Nachdem sie den Inhalt mit einem fürchterlichen Würgelaut durch die Küche gespuckt hatte, lehnte er sich mit verschränkten Armen zum ersten Mal am diesen Tage vollkommen entspannt gegen die Wand.
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Hermine nahm den Zuckerstreuer und untersuchte den Inhalt genauer. Sie wusste, dass sie in letzter Zeit beschäftigt gewesen war wegen Krumm und den Amerikanern sowie Rons jährlichen Antrag auszuweichen, aber das hier? Das hier passte einfach nicht zu ihr. „Vielleicht werde ich ja alt?“, fragte sie sich laut. „Dann eben ein Bad. Was denkst du, Mimi?“ Sie stieß den Stuhl zurück und ging zurück in den Flur.
Severus regulierte schnell das Heißwasser wieder auf normal.
Beide übersahen vollkommen das kratzende Geräusch, die das Wort „Haut!“ absolut offen auf der Tischkante formten.
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Nach seinem morgendlichen Fehler, verharrte Severus im Flur, während Hermine kurz in ihrem Schlafzimmer verschwand, nur um Haaresbreite in einem viel zu transparenten, lose sitzenden Bademantel an ihm vorbeizulaufen.
Severus erblickte einen kleinen, schwarzen Schatten, der sich seinen Weg unter dem Sofa hervorkroch, bereit nach dem vorbeiflatternden Bademantel zu springen.
Rasch schloss Severus seine Augen, nickte schon fast selbstgratulierend, als er das Geräusch von zerrissener Seide hörte.
„Was für ein verspieltes Ding.“ Eine jetzt -
Schau nicht hin. Nicht hinschauen.
- nackte Hermine hielt inne, um sich vorn über zu beugen -
Severus knirschte mit den Zähnen.
- und die Katze auf ihren Arm zu nehmen, dessen Schnurren jetzt den schmalen Flur ausfüllte.
„Was hältst du von einem Buch, Mimi?“
Verdammt noch mal, dachte Severus mit fest verschlossenen Augen, hin und her gerissen zu sehen, wie sie ihre unsortierten Bücher vorfand und in dem Versuch sich nicht vorzustellen, wie sie sich überhaupt vor dem Bücherregal beugte.
Er hatte keinen Wunsch dies zu sehen.
Ganz und gar nicht.
…
Keinen.
Er hörte, wie sie ins Wohnzimmer ging und öffnete ein Auge zu einem Schlitz.
Seine Wimpern ließen alles in runde Schatten verschwinden. Nachdem er diesen Umstand als akzeptabel abgetan hatte, glitt er durch die Küche, um die ganze Szene von der anderen Tür aus zu beobachten.
Mimi blickte von ihrem Seidehaufen auf und spazierte ihm nach.
Als Severus blinzelte, fuhr Hermine mit einem überlegenden Finger über das Regal und stoppte dann. „Lockhart?!“
Von ihrem Ton schloss er, dass seine impulsive Entscheidung, die Rolle zwischen seinen ausgewählten Werken zu stecken, die richtige gewesen war. Immer noch irgendwelche kindlichen Schwärmereien, Miss Granger? Er lächelte, aber sein Lächeln wandelte sich in Verwunderung, als er hörte wie etwas Hartes auf den Boden fiel und der Kamin zum Leben erwachte.
„Ronald Weasley, bist du in meiner Wohnung gewesen?“
„Oi, Hermine – sag mal, du hast ja gar nichts--“
„Ich habe dir schon tausend Mal gesagt, dass ich nicht will, dass du in meine Wohnung kommst, wenn ich arbeiten bin.“
„Bin ich nicht, Hermine, ich schwöre es. Und--“ Severus hörte sein gewürgtes Schlucken aus der Küche. „--du bist… du siehst…“
„Ja, ja, schön aus, wenn ich splitterfasernackt bin, ich weiß. Was für ein originelles Kompliment. Augen. Hier oben, Weasley”, loderte Hermine. „Ein Verrieglungsstreich! Salz gegen Zucker austauschen – absolut kindisch--“
Severus riss unfreiwillig seine Augen auf.
Sie kniete inmitten des verteilten Flohpulvers auf den Boden, während immer mehr Haare aus ihrem Zopf fielen.
Er schloss bestimmt seine Augen.
„--und diese lächerliche Lockhartrolle, die du und Harry für ein solch lustiges Geburtstagsgeschenk hieltet, unter S,wirklich Ron, meine Bücher umsortieren? Wann wirst du endlich mal erwachsen?!“
„Hermine, ich--“
Severus hörte sie aufstehen, bemaß vorsichtig die Länge seiner Wimpern und schielte.
Ihre Silhouette stand verschwommen in ehrwürdiger Rage gegen die Flammen. „Sag nichts. Einfach nichts.”
Eine schnelle Armbewegung und die Verbindung war unterbrochen. „Verdammter Lügner“, knurrte sie, stampfte ins Badezimmer und schmiss die Tür hinter sich zu.
Mimi schielte zu Severus hinauf und sie tauschten zwei fast identische Blicke aus.
Die Buchstaben auf dem Tisch kratzen fast lautlos: „Wwd?“
Für Mimi bedeutete das natürlich: „Was war das?“ – aber Severus hatte es nicht gesehen und Mimi hätte es ihm nicht erklären können, wenn er es getan hätte.
Es belief sich so oder so auf dasselbe.
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Nach fünf langen Minuten, in denen mehrere vergebliche Versuche eine Verbindung zum Kamin aufzubauen fehlgeschlagen waren, entschied Severus, dass Hermine fertig damit war Weasley anzukeifen, und was noch besser war, wahrscheinlich für eine ganze Weile das Badezimmer nicht verlassen würde.
Er schlich sich in ihr Schlafzimmer, wo jetzt ihre zwei Meter große Schmuckschatulle im Raum stand.
Um genau zu sein, war sie geöffnet.
Endlich.
Es war an der Zeit ihre Unterwäsche zu schrumpfen.
Er freute sich schon fast.
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Eine schnelle Erfassung des Innenlebens und Severus erkannte gleich drei Dinge: Dass diese Schatulle ihre gesamte Garderobe enthielt, dass sie niemals irgendwas wegschmiss, und dass sie so achtlos mit ihrer Kleidung umging wie ihr ihre Bücher heilig waren.
Er begutachtete ein Durcheinander von Berufsroben, Muggelkleidung in verschiedenen Größen und halb in der Ecke verschwunden, Abendkleidroben, an die er sich nur dunkel erinnerte. Einige handgestrickte Pullover lugten unter einem Haufen von Handtüchern hervor sowie derweiße Plüschmorgenmantel.
Er bemerkte darüber hinaus, dass diese Hexe mehr Schuhe besaß, als irgendwelche Lebensumstände rechtfertigen würden.
Methodisch öffnete er weitere Schubladen und entdeckte eine Reihe, die mit „Hogwarts“ gekennzeichnet war und ihre ordentlich gefalteten Schulroben von jedem Jahr enthielten. Stirnrunzelnd schloss er diese Schublade sobald er sie geöffnet hatte.
Seltsam.
Als dann weder magische noch irgendwelche banalen Kombinationen offenbarten, wo die Hexe ihre Unterwäsche aufbewahrte, musste er sich widerwillig geschlagen geben. Er konnte immerhin nicht etwas schrumpfen, was er nicht finden konnte.
Zusammen mit dem Rest seines Unmutes verdrängte er seine Frustration und verließ das Schlafzimmer, um sich wieder im Flur versteckt zu halten.
Der Dampf von Hermines Bad schwebte durch die offene Tür und legte sich um ihn. Er erstarrte in seinen Bewegungen, damit er seine Anwesenheit nicht verriet.
Für eine ganze dreiviertel Stunde stand er bewegungslos im Dampf. In regelmäßigen Abständen hörte er, wie sie einen Wärmezauber sprach und er stand einfach wartend da.
Ein Warten, in dem er nur das Plätschern des Wassers hörte, wenn sie eine Seite umblätterte.
Ein Papierrascheln, gefolgt von noch mehr Ruhe.
Severus beobachtete, wie der Dampf schwebte und wieder fiel.
Endlich beendete sie ihr Bad und er schlich davon.
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Noch immer rosig von ihrem Bad, schlurfte eine in Schlafanzug gekleidete Hermine ins Wohnzimmer und setzte sich auf den Boden vor ihrem Bücherregal um es systematisch durchzuschauen.
Mimi trottete an Severus vorbei, der am Fenster Wache hielt, und sprang auf das Fensterbrett. Goldene Augen schauten mit einem Blick zu ihm auf, den jeder andere Zauberer als Glück erkannt hätte.
Hermine brauchte nicht lange, um die anderen Titel zu finden, die er vertauscht hatte.
„Raffinierte Slytherins… Sprechen mit… Merlin, wie ungeordnet…Happenstances Kräuter?“ Sie schnaubte. „Absolut keinen thematischen Zusammenhang. Oh...“, sie griff nach der Lockhartrolle, „und dieses abscheuliche Ding. Dummkopf.“ Sie steckte die Bücher zurück an ihre entsprechenden Plätze und schüttelte mit dem Kopf. „Ich werde dann wohl besser ins Bett gehen.“
Mit einem Lächeln schaute sie hinüber zum Fenster. „Kommst du?“
Severus knurrte fast.
Richtig. Die Katze.
Es blieb bei einem finsteren Blick.
Als Mimi sich nicht rührte, kratzte Hermine mit ihren Fingernägeln über den Fußboden. „Komm schon, Mimi. Schlafenszeit.“
Mimi starrte weiterhin hoffnungsvoll Severus an.
„Wo schaust du denn hin, Liebes?“ Hermine stand auf und ging zum Fenster.
Severus entkam nur knapp der Entlarvung, indem er zur Seite glitt als ihrausgestreckter Arm nach Mimi griff.
Seine Stiefel stießen gegen die Schachtel mit Flohpulver.
Bei dem Geräusch schaute Hermine mit einem Stirnrunzeln auf die Schachtel.
Severus blieb absolut regungslos, bereit für die nahende Entdeckung.
„Lass uns dich zurückstellen, wo du auch hingehörst.“
Er wich nur knapp ihrer Hand aus, als sie sich die Schachtel schnappte und sie auf den Kaminsims abstellte.
„Jetzt spreche ich schon mit leblosen Gegenständen… genau wie Demetrios…“ Ihr kurzes Lachen war leise und seltsam leer.
Ein subtiler Duft durchdrang ihr Haar und er floh auf die andere Seite des Raumes.
Mimi folgte ihm mit einem anbetenden Blick.
„Was ist heute Abend nur mit dir los?“ Hermine zuckte mit ihren Schultern, lachte hilflos und sagte dann: „Schön. Wenn du lieber hier in diesem windigen, großen Zimmer alleine bleiben willst, als mit mir im Bett eine Runde zu kuscheln, wie du willst.“
Als sie den Flur hinunter verschwand, scheuchte Severus Mimi in ihre Richtung. Geh, dachte er.
Mimi setzte sich unverzüglich hin.
Geh, starrte er.
U nbeeindruckt schaute die Katze ihn einfach nur an.
Die Lichter erloschen und Severus sank in Hermines Armsessel. Er musste gründlich nachdenken.
„Kindisch“, hatte sie gesagt. Er wog ihre Einschätzung leidenschaftslos ab und befand es für richtig. Die Taktiken aus seinen ersten Jahren in Slytherin würden wirklich kindisch sein. Von da aus war er praktisch direkt zum Dunklen Lord gegangen und hatte offensichtlich das Spektrum zwischen Streiche und… nun Mord… verpasst.
So konzentriert darauf einen Mittelweg zu finden, bekam er nur am Rande mit, dass Mimi auf seinen Schoß kletterte, ihre Krallen in seine Hose faste, sein Bein massierte und ihr Schwanz seine Hand kitzelte, damit er sie damit streichelte.
Sie drehte sich mehrmals unter seiner Berührung um und schnurrte sich in einen tiefen Schlaf.
Sie schlief bereits lange tief und fest, ihre Schnurrhaare zuckten in einer traumhaften Jagd nach einem Seidenmantel, als sich dem Zauberer ein Mittelweg offenbarte, während seine unsichtbaren Hände leicht hinter ihren Ohren strich.
Seine Begründung war fehlerlos:
Tatsache: Es ist viel, viel einfacher jemanden zu schikanieren, der auch weiß, dass es tatsächlich passierte und
Tatsache: Er war mehr oder weniger ein Geist.
Wenn: Er also sozusagen etwas Lärm veranstalten würde.
Dann: Konnte es keinerlei Zweifel mehr für sie geben, dass er es war – er, Severus Snape und nicht dieser begrenzte, rüpelhafte Ron Weasley (Tatsache: Besonders dann, berichtigte er sich, wenn er demonstrativ bewies, dass Weasley nicht in ihrer Wohnung war).
Deshalb: Musste er ihr Wohlgefallen entreißen und ihren Verstand vollständig von der Illusion der Bequemlichkeit entleeren, den sie erhielt, als sie Weasley beschuldigte.
Dadurch, dass sie seine versteckten Anweisungen einfach ignoriert hatte, hatte sie seine Regeln gebrochen. Die Tatsache, dass sie überhaupt nichts von seinen Anweisungen gewusst hatte, kümmerte ihn nicht im Geringsten.
Er würde ihr sogar die Möglichkeit der Leugnung verweigern.
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Jetzt, mit einem klaren Plan in der Hand,stand er aufund warf eine äußerst verwirrte und festgekrallte Katze, die sein Hosenbein hinunterrutschte, von seinem Schoß.
Die Katze ignorierend, deutete er gebieterisch auf Hermines Bücherregal. Ein Schwung mit seinem Arm und ihre gesamten Hogwartsbücher, starr sortiert nach Jahren,landeten auf ihrem Boden. Eine Handdrehung und der Rest ihrer Sammlung schoss aus dem Regal, um wahllos und langsam drehendvor ihrem Fenster zu schweben.
Eine noch immer blinzelnde Mimi schüttelte ihre Pfote, während ihr Blick die fliegenden Bücher erhaschte. Ein Leseband hing von einem heraus,sie schnappte danach und beförderte somit das Buch geradewegs in Severus Hand.
Reflexartig fing er das Buch,betrachtete es – ein altes, in Leder gebundenes Band, ohne Zweifel muggelstämmig- und las die verblassten Letter auf dem Rücken des Buches: „Ausgesuchte Werke von E.A. Poe.“
Die Wahl der Katze war absolut zufällig gewesen - die Flakes auf dem Tisch lasen noch immer „Wwd?“- aber bessere Zauberer als Severus Snape hätten unwissend schlimmere Metaphern erwogen, und lebenig oder tot, er würde die Ordnung einhalten. Merlin wusste, dass sie, was ihn betraf, viel zu oft verworfen worden waren.
Nachdem er Poes Geschichten in seine Robe steckte, wo sie ebenfalls unsichtbar wurden , wandte er seine Aufmerksamkeit mit einer boshaften Vorfreude in seinen Augen, auf Hermines Schlafzimmer.
Ein geisterhaftes Glucksen störte die Nacht und Severus präzise Schritte hallten durch den Flur, direkt in ihre Träume.
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