von Gx2^4
Immer noch hingen dunkle Rauchschwaden über dem halb-zerstörten Gebäude. Es hatte Stunden gedauert, das Feuer zu löschen, doch schließlich war es den eifrigen Feuerwehrmännern gelungen. Als sie es geschafft hatten, war es schon fast Mittag – die Sonne war längst aufgegangen, und Zeitungsjungen, mit dramatisch betitelten Zeitungen bewaffnet, waren müde losgezogen, um in die Häuser des Landes die schlechten Nachrichten zu überbringen – als die Feuerwehrmänner endlich ihre Arbeit vollendet hatten. Zwar zogen immer noch giftige Dämpfe durch die Luft, doch die akuten Brände, waren gelöscht.
Erschöpft tranken sie Wasser, und lehnten an ihrem Kranwagen.
Schweiß perlte sich ihre Gesichter herab. Ihre Körper glühten förmlich. Sie schwitzten schrecklich. Sie waren müde. All ihre Glieder schmerzten. Und hinzu kamen dann auch noch die furchtbaren Eindrücke der letzten Stunden, die in ihren Gehirnen fest gebrannt schienen.
Diejenigen, die ins Gebäude gelaufen waren, um etwaige Überlebende zu retten hatten Unglaubliches gesehen. Dinge die sich vor ihre inneren Augen einbrannten und von denen sie fürchteten, sie nie mehr zu vergessen. – Wie sehr sie sich hierbei irrten.
Als sie das mit Rauchschwaden durchzogene Gebäude betreten hatten hatten sie sich verwundert umgeblickt. Normalerweise kämpften bei einem solchen Brand die Menschen eingeschlossen, und nach Luft ringend um ihr Leben. Doch diesmal war es anders. Dies war kein gewöhnlicher Brand, zu dem sie hier gerufen wurden.
Es war ihnen vorgekommen wie in einem Geisterhaus.
Kein einziger Mensch hatte überlebt. Und doch schien niemand wegen des Feuers, oder der sich entwickelnden Dämpfe gestorben zu sein – so jedenfalls schien es im ersten Moment. Tatsächlich gab es eigentlich keinen ersichtlichen Grund dafür, dass sie alle gestorben waren.
Sie waren – so schien es – einfach so tot umgefallen.
Gesund und munter in dem einen Moment – tot in dem nächsten. Keine ersichtlichen Wunden, an ihren Körpern. Keine geröteten Luftröhren, was darauf hindeutete, dass sie schon tot gewesen waren, bevor das Feuer überhaupt entfacht worden war.
Als Harry und Hermine schließlich vor dem zerstörten Gebäude ankamen, war es schon später Vormittag, und die Feuerwehrmänner erinnerten sich nicht mehr an die unfassbaren Erfahrungen der Nacht. Einige schielten noch ein wenig vor sich hin, doch niemand machte sich Gedanken, über all die toten Menschen – sie erinnerten sich ja nicht an sie.
Um das Gebäude waren Absperrzäune gestellt, oder rot-weißes Flatterband, das Schaulustige davon abhalten sollte, den Tatort zu verunreinigen.
Außerdem stand alle paar Meter ein aufmerksamer Polizist, der mit der Pistole in der Hand, bei jeder Bewegung in seiner Umgebung, den Finger schon am Abzug hatte.
Hermine lief sofort los, als sie vor dem Gebäude aufgetaucht waren. Es hatte ihr viel zu lange gedauert, bis sie schließlich hier waren – das schlimmste für sie war daran, dass sie selbst die Schuld dafür trug, dass es so lange gedauert hatte, bis sie schließlich am Tatort angekommen waren. – Hätte sie Harry nicht überredet seinen Zauberstab Zuhause zu lassen, hätten sie nicht den Abstecher zu eben diesem Zuhause machen müssen, um seinen Zauberstab von dem Nachttischchen zu holen.
Sie hatten Glück, dass gerade in diesem Moment ein Polizist in eine andere Richtung sah, sodass sie unbemerkt unter dem Flatterband durchsteigen konnten.
Immer dichter wurden die dunklen Dämpfe, die einem das Atmen erschwerte, und einem die Sicht nahmen. Es brannte furchtbar in den Augen, je näher sie dem qualmenden Gebäude kamen.
Beinahe blind, tasteten sie sich durch den dichten Rauch.
„Hey!“ von der Seite kam ein Feuerwehrmann angelaufen „Hey, ihr da!“ rief er und lief weiter auf sie zu.
Er trug eine Atemmaske vor dem Mund.
Als er sie erreicht hatte stellte er sich ihnen in den Weg und fuchtelte wild mit den Armen.
„Ihr dürft da nicht rein!“
„Wir wollen doch nur...“ begann Hermine, doch Harry unterbrach sie.
„Tut uns leid, wir haben uns wohl verlaufen!“ sagte er, und zerrte Hermine hinter sich her. Hermine starrte ihn verdattert an, und auch der Feurwehrmann glaubte ihm kein Wort. Er blickten ihnen hinterher, bis sie um die nächste Ecke verschwunden waren.
„'Wir haben uns verlaufen'?“ fragte Hermine irritiert „Was sollte das denn? Wir müssen da rein Harry, wir können uns doch nicht von irgendeinem.. was weiß ich... aufhalten lassen!“ Hermine war ernsthaft sauer, und funkelte Harry dementsprechend an.
„Natürlich gehen wir da rein! Aber ich finde wir sollten nicht unnötig auf Konfrontationskurs mit den Muggeln gehen. Die Lage ist was das angeht sowieso schon brisant genug. Da müssen wir aufpassen.“
Hermine sah ihn einige Augenblicke an. Doch die Wut verschwand langsam aus ihren Augen. Stattdessen nickte sie sogar mit dem Kopf, und sah ihn erwartend an. „Okay. Du hast recht. Und wie kommen wir dann rein?“
Harry lächelte sie einfach nur an, deutete mit dem Zeigefinger an, dass sie leise sein solle, und tastete sich dann an der Mauer entlang hin zu der Ecke. Von dort aus lugte er dann vorsichtig hinüber zu der Stelle wo immer noch der Feuerwehrmann stand, und wohl zur Kontrolle dort noch einige Zeit bleiben würde. Denn Harry war klar, dass der Mann glaubte, sie würden es noch einmal versuchen, an ihm vorbei zu kommen. Ihre Ausrede war einfach zu fadenscheinig gewesen.
Kurz drehte sich Harry wieder zurück zu Hermine, und murmelte „Wir warten, bis er weg ist, und dann schleichen wir uns leise an ihm vorbei!“
Sie nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte, und gemeinsam warteten sie darauf, dass der argwöhnische Feuerwehrmann endlich gehen würde.
Harry und Hermine ließen sich langsam an der gekachelten Wand herunter gleiten.
Hermine schloss dabei kurz ihre Augen, und atmete ein paar Mal tief durch. Sie nutzte den Augenblick der Ruhe um ihre Gedanken zu ordnen.
Sie versuchte zu verstehen, was dies alles bedeutete.
Ein Gruppe Fremder, stürmte Mitten in der Nacht das Ministerumsgebäude der Muggel, und griff alle dort anwesenden Leute an.
Daraufhin zerstörten sie das Gebäude und verschwanden ungesehen. Und wozu das ganze?
Was war das Ziel dieser unbekannten Gruppe?
„Jetzt!“ murmelte Harry von der Seite, und Hermine zuckte erschrocken zusammen – so tief hatte sie sich in ihren Gedanken vergraben.
Harry sprang auf, und zog Hermine nach sich hoch, und dann zog er sie an der Hand hinter sich her, während er los rannte.
Der Feuerwehrmann war zurück zu seinen Kollegen gegangen, und so hatten sie nun freie Bahn.
Harry stieß â€“ als sie das Gebäude erreicht hatten – eine Tür auf, die zum Glück nicht verschlossen war, und gemeinsam betraten sie das verkohlte Gebäude des Muggel-Ministeriums.
TBC
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