Das internationale Geheimhaltungsabkommen - Merkwürdigkeiten
von Gx2^4
Wieder einmal fuhr seine Hand zu seiner Hosentasche. Wieder kontrollierte er, ob der dünne Holzstab immer noch dort war. Griffbereit, wenn er ihn brauchen würde.
Nervosität lag in seiner ganze Erscheinung. Er trat von einem Bein aufs andere. Und immer wieder wanderte sein Blick durch den Raum, auf der Suche nach etwas ungewöhnlichen. Das war reichlich schwer, war doch alles ungewöhnlich, was er hier sah.
Komisch diese schwarzen Gegenstände, auf drei Storchbeinigen Ständern stehend, mit den vielen Knöpfen und Kabeln, die ein spiegelartiges Rundes Teil direkt auf sie gerichtet hatte.
Eigenartig, diese gehetzt wirkenden Menschen, die hin und her liefen, mit schwarzen Kopfhörern auf, und sich unheimlich wichtig machten. Naja, vielleicht waren sie ja auch wichtig.
Doch das erstaunlichste in diesem Raum war die Frau, die dort zwei Meter neben ihm stand. Diese Frau war ganz offensichtlich nicht mehr die jüngste. Tiefe Falten ließen ihre Haut wie die Oberfläche einer alten Kartoffel erscheinen. Ein weiser Blick, aus dem die ganze Ehrwürdigkeit ihrer Erscheinung sprach, ergänzt von einem Gewand, das nicht protzig wirkte, und doch eindeutig mit Stil und Eleganz die Stellung und den Wert dieser Person in der und für die Gesellschaft unterstrich, machte es beinahe beklemmend für Ron neben einer solchen Person zu stehen.
Ron wagte es nicht einmal eine Sekunde zu ihr herüber zu schielen. Ja er hatte Angst vor einem einzigen Augenkontakt mit dieser Person.
Nichtmal er – ein Zauberer geboren und aufgezogen in einer Zaubererfamilie, ohne irgendeine Beziehung zur Muggelwelt – konnte sich davor verschließen. Vor dieser Frau. Vor ihrer Stellung.
Selbst er kannte ihren Namen. Sogar ohne eine Kindheit mit ständig laufendem Fernseher – ja gar mit einer Kindheit ohne das Wissen um die Erfindung des Fernsehers – wusste er was sie in der Muggelwelt bedeutete.
Sie füllte das höchste der britischen Ämter aus. Sie war die Queen.
Ron blickte sich ein weiteres Mal um. Langsam wanderte sein Blick weiter, auf der Suche nach etwas ungewöhnlichen. In einem Raum, wo alles ungewöhnlich war. Jedenfalls für ihn.
Und erneut schoss ihm durch den Kopf, dass die Anderen vielleicht doch recht gehabt hatten. Er war der Falsche für diesen Job. Warum nur hatte er es so unbedingt machen wollen?
--Flashback--
„Wie wollen wir die Geschichte so schnell verbreiten?“ fragte Ron, der Muggel nach wie vor für etwas unterentwickelt – jedenfalls im Vergleich zu der Zauberergesellschaft – hielt
Harry und Hermine sahen sich einen Augenblick wissend in die Augen. „Fernsehen!“ sagten sie wie aus einem Mund. Über ihre beider Gesichter huschte dabei ein angedeutetes Lächeln.
Hermine drehte dann aber wieder ihr Gesicht Kingsley zu. „Aber welche Person meintest du, soll die Geschichte verbreiten?“
Kingsley lächelte sie an und antwortete ihr dann „Na die Queen!“.
„Aber wie...?“ stotterte Harry, und sah ihn fragend an.
Dann schien ihm ein Licht aufzugehen.„Ähm, Kingsley, weiß die Queen von uns?“
Der erfahrene Auror sah ihn an und lachte. „Natürlich weiß sie von uns! Sie ist das Oberhaupt unseres Landes, es wäre Töricht, wenn wir uns ihr nicht anvertraut hätten.“
„Also gut!“ sagte Ron Unternehmungslustig. „Gehen wir zur Queen, und erklären ihr, was sie den Menschen sagen soll!“
Ron war schon halb in der Bewegung als Hermine, die keine Anstalten gemacht hatte, sich in Bewegung zu setzen, den Mund aufmachte.
„Aber... wenn sie die Regierung umgebracht haben, sollten wir uns da nicht erstmal fragen: warum?“
Ron sah sie mit einem Gesichtsaudruck an, der es offensichtlich machte, dass er nicht verstanden hatte was sie meinte.
„Was wollen die – wer auch immer die sind – damit erreichen? Wieso töten sie die Muggelregierung?“
„Aber warum ist das wichtig? Sie haben es getan, das ist alles was zählt! Jetzt müssen wir versuchen die Situation zu retten!“ sagte Ron aufgebracht.
„Er hat recht!“ sagte Kingsley, mit seiner üblichen ruhigen Stimme „Das wichtigste – das allerwichtigste – ist das internationale Geheimhaltungsabkommen! Das hat oberste Priorität.“
Hermine schüttelte den Kopf. Selten ging sie auf Konfrontationskurs mit Kingsley. Niemand tat das. Zu groß war der Respekt vor ihm, vor seinen Leistungen. Vor seiner Erfahrung.
Nichteinmal der Zaubereiminister traute sich das.
Der einzige Zauberer Englands, der sich wagen könnte, Kingsley zu widersprechen wäre der Junge mit der blitzförmigen Narbe, der stumm neben der ganze Szene stand.
Harry jedoch sagte nichts, stattdessen, stand er da, und beobachtete – seine Hände tief in seinen Taschen vergraben – die anderen in diesem Raum.
In diesem Moment fehlte ihm etwas. Er war Handlungsunfähig.
Er hatte seinen Zauberstab nicht dabei. Er fühlte sich nicht mehr ganz ohne ihn. So nackt. So angreifbar!
Und so war es Hermine, die Kingsley widersprach – weil sie überzeugt war, dass sie Recht hatte.
Nie hatte sie so etwas gerne getan. Nie hatte sie gerne Autoritätspersonen widersprochen. Sei es ihr Vater, oder ihre Lehrer. Außer eben, wenn sie wusste dass sie Recht hatte. Dann nämlich würde sie sich von Nichts, und Niemandem von ihrer Meinung abbringen lassen.
„Aber was wenn die Leute – wer auch immer es war, der den Muggelminister getötet hat – genau das wollen? Was wenn sie darauf warten, dass wir die Queen aus ihrer Deckung holen. In dem Moment da sie vor einer großen Menschenmenge spricht, kann sie nicht mehr ausreichend geschützt werden!“
Ron öffnete den Mund, doch Hermines Augen blitzten zu ihm herüber, sodass er stumm blieb, und den Mund wieder schloss.
„Sie haben die Regierung der Muggel getötet! Was wenn sie das getan haben, um die Muggel ihrer Führung zu berauben? Nimm den Muggeln die Führung, und sie versinken binnen kürzester Zeit im Chaos! Die Folge wäre Anarchie. Anarchie in ganz England. Muggel ohne Führung, sind eine nicht absehbare Gefahr! Eine Gefahr, die größer ist, als alles was wir in den letzten Jahren erlebt haben! Und die einzige Person die der vollkommenen Führungslosigkeit im Weg steht – ist die Queen!“
Kingsley sah sie einige Augenblicke an, und dachte darüber nach, was sie da gesagt hatte.
„Also gut.“ sagte er dann schließlich „ was schlägst du vor?“
„Wir lassen die Queen vor die Presse treten, aber ein paar von uns, werden sie schützen. Währenddessen werde ich zu dem Regierungsgebäude gehen, und versuchen raus zu finden, wer das getan hat. Wir müssen diesen Angriff so schnell wie möglich unterbinden! Wer immer das getan hat, ich fürchte er hat es nicht getan, um die Beziehung zwischen Muggeln und Zauberer zu verbessern. “
Kingsley nickte, und sah sie noch einige Sekunden nachdenklich an. Auch Harry sah sie an. Jedoch weniger nachdenklich, denn ehrlich beeindruckt.
Wie Hermine gerade die Sache in die Hand nahm, einen Plan entwickelte.
Harry sah sie an, und spürte in seinem innersten, dass sie eines Tages Zaubereiministerin sein würde. Er wusste nicht woher dieses Gefühl plötzlich kam, doch von einem Moment auf den nächsten wusste er es mit absoluter Sicherheit.
Kingsley sah an Hermine vorbei zu Harry. „Also gut Harry, kommst du mit? Wir werden die Queen schützen!“
Harry erwiderte seinen Blick, blieb aber zunächst stumm. Als er dann den Mund aufmachte, befürchtete er schon eine richtige Standpauke, wenn er erst einmal ausgesprochen hatte, was er jetzt aussprechen würde.
„Tut mir Leid Kingsley, ich habe keinen Zauberstab!“
„Was soll das heißen, du hast keinen Zauberstab?“ fragte Kingsley argwöhnisch.
Hermine fuhr rasant mit ihrem Kopf zu Harry herum, und blickte ihn an. Erst jetzt schien sie sich wieder zu erinnern, zu was sie Harry überredet hatte.
„Oh Harry!“ murmelte sie, und lächelte ihn entschuldigend an „Entschuldige!“. Er nickte nur und sah zu Kingsley.
„Mein Zauberstab liegt zuhause!“ sagte er dann, in Erwartung einer Strafpredigt, die sich gewaschen hat.
„Zuhause?“ fragte Kingsley aufgebracht.
„Ein Auror,“ begann er dann die Predigt, die Harry erwartet hatte, mit lauter werdender Stimme „trägt immer einen Zauberstab bei sich! Ein Auror ist für die Sicherheit aller Zauberer zuständig! Er muss immer – und überall – bereit sein!“
Doch als er kurz Luft holte, um erst richtig los zu legen, unterbrach ihn Hermine.
„Es ist meine Schuld Kingsley! Ich habe ihn dazu überredet!“ Kingsley sah sie und Harry noch einige Sekunden tadelnd an, sagte jedoch nichts. Denn in diesem Moment vernahm er Rons Räuspern von hinten, sodass alle drei ihm die Köpfe zu drehten.
„Ähm... wenn du nichts dagegen hast, würde ich wohl mitkommen, um die Queen zu schützen!“
Und da war es passiert.
Ron hielt die Luft an, und wünschte sich schon im nächsten Moment, er hätte es nicht gesagt.
Doch da war es schon zu spät. Denn was passiert war, war nun einmal passiert.
Ron würde also die Queen beschützen. Ron, der gerade einmal ein einziges Bild der Queen kannte.
Ron, der nicht wusste, wie man sich unter Muggeln unauffällig verhielt – weil er noch nie etwas mit Muggeln zu tun gehabt hatte.
- Flashback Ende -
Ron drehte seinen Kopf nach rechts, und blickte direkt an der weißen Haarpracht der Queen vorbei. Dort stand Kingsley, der seinen Blick kurz erwiderte, und ihm zu nickte.
TBC
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Der Tod ist in allen sieben Büchern ein ganz bedeutendes Thema.
Joanne K. Rowling