von giveMEaREASON
Das modrige, pechschwarze Gemäuer absorbierte jegliches Licht, das am Abend, wenn die Sonne in einem spitzen Winkel ihre letzten Strahlen Richtung Westen absandte, durch die vergitterten, eckigen Fenster fiel. Und auch sonst wirkten die Sonne und ihre Wärme, wenn man sie von hier aus betrachtete oder spüren wollte, unerreichbar.
Hier.
Es war als hätte man den Gefangenen von Askaban verweigert an dem Selbstverständlichsten auf dieser Welt teilzuhaben. Der Sonne.
Man sagte doch: Egal was passiert, die Sonne wird morgen wieder aufgehen.
Hier galt dies nicht.
Und so lebenswichtig die Sonne ist, so lebensberaubend ist es auf sie verzichten zu müssen.
Das war jedoch nicht die einzige Eigenschaft, die Askaban zu solch einem unmenschlichen Ort machte. Oh nein.
Dementoren waren Wesen, in dessen Gesellschaft sich jedem Insassen die Nackenhaare aufstellten. Kälte erlangte eine neue Definition sobald man den vermummten Gestalten zum ersten Mal begegnete. Das Gefühl verloren zu sein, erreichte einen schneller als man Blinzeln konnte.
Oh ja, Askaban war ein fürchterlicher Ort. Diese Tatsache kann niemand abstreiten, aber es ist ja nicht so, dass jemand das tun möchte.
Diese Eigenschaften zeichneten Askaban aus und der ruhmreiche Titel des schrecklichsten Gefängnisses der Zauberwelt wurde stolz belächelt. Ich wollte am liebsten schreien, wenn ich mir das vor Augen führte. Es dauerte nicht mehr lange und dann tat ich's auch.
Den ersten Gedanken den man fassen kann ist: 'Weg von hier!'
Mir ging es nicht anders.
Was ist schon ein Schutzschild, wenn man diesem trostlosen Ort auf Leib und Gedeih ausgeliefert ist?
Auch die stärkste Mauer, die man um sich baut, beginnt irgendwann zu bröckeln. Mit Schutzschilden verhält es sich nicht anders.
Ich war seit zwei Stunden und 10 Tagen hier eingesperrt und je länger ich die Sekunden zählte, desto langsamer vergingen sie. Hier zogen sich Minuten zäh hin, dass sie sich anfühlten wie Tage. Tage wurden zu Wochen, Wochen zu Monaten, Monate zu Jahren bishin zu einer trostlosen Ewigkeit, die keine war.
Eingekesselt saß ich in meiner mickrigen Zelle, die gerade noch genug Platz zum Atmen bot. Nicht, dass ich das nötig hätte.
Die Wachmänner streiften hier jede Stunde an den Zellen vorbei. Langsame, schwere Schritte verrieten mir, dass es wieder so weit war. Ich hörte die Schritte schon, ehe sie meinen Gang erreicht hatten. Mehr als zwei Minuten dauerte es bevor ich die Füße vor mir sah. Durch das eiserne Gitter blickte ich aus der Dunkelheit in den beleuchteten Gang, auf dem der bullige Wachmann patroullierte. Natürlich in Begleitung seines Patronus.
Ein stämmiger Pitbull aus gleißendem Licht streunte vor den Füßen seines Herrchens und hielt so die Dementoren auf Abstand. Doch selbst mit einem Patronus, konnte ich mir nicht vorstellen, dass die Kälte, die die hundert Dementoren erzeugten, erstickt war. Der eingefallene Blick des Wachmanns bestätigte diese Vermutung zweifellos.
Er linste in meine Zelle, bemüht, in dem kalten Dunkel Umrisse zu erkennen. Ich wunderte mich schon fast, dass er exakt in meine Augen blickte, aber noch immer diesen hohlen, suchenden Blick aufgesetzt hatte. Konnte er denn nicht meinen wachsamen Blick auf sich nicht spüren? Mir kam es so vor, als wäre ich der Wachmann, der prüfend die Angesichter der Gefangenen studierte. Doch die Wahrheit sah anders aus. Der Wachmann verließ mit einem erstarrten Gesichtsausdruck mein Blickfeld und ich saß noch immer eingesperrt in dieser Zelle. Sch*** Welt, fluchte ich stumm.
Wieso tue ich mir das hier an? Das hatte ich mich schon oft gefragt. Vielleicht weil es keinen Sinn mehr hatte meine Existenz fortzuführen. Was konnte ich schon von der Welt und dem Leben erwarten, wenn ich für die wichtigste Person dieses Universums ein Monster war? Ich ballte meine Hand zur Faust. So sehr, dass meine Haut sich im Bereich der Knöchel weißlich verfärbte, als würden meine Knochen gleich aus der Haut brechen.
Man sollte meinen dass es manchen Leuten schlimmer ging als mir, aber mir ging es schon schlimm genug. Selbstmitleid konnte ich nicht leiden, aber dieser depressive Ort lenkte meine Gedanken in genau diese Richtung. Ich war zurecht unzufrieden.
Die Wahrheit war: Ich saß zu unrecht hier.
Ich hatte noch nie an die Unantastbarkeit der Gerechtigkeit geglaubt, so wie andere, naivere Menschen es taten. Ich kannte die faulen Tricks, welche unehrliche Menschen nutzen, um die Schuld anderen aufzudrücken. Und wenn ich nicht mal mehr faire Justiz erwarten konnte, wusste ich, dass ich hier verrotten würde, wenn ich nichts unternahm.
Doch wie zum Teufel konnte ich handeln und aus diesem gottverdammten Gefängnis flüchten? Es schien auswegslos.
Resigniert senkte ich meinen Kopf auf die Knie als plötzlich ein Laut ertönte.
Ich blickte auf.
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Die nächsten Kapitel werden wahrscheinlich länger.
Aus wessen Perspektive ist dieses Kapitel wohl geschrieben? Ich bin mir sicher ihr habt eine Ahnung, es ist ja keine besonders schwierige Frage.
Kommis! Bitte! :)
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