von giveMEaREASON
Hermines Sicht
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'Ich muss mal kurz an die frische Luft', keuchte ich und erhob mich nochmals, diesmal mit Sicherheit und Kontrolle in den Beinen.
Ich schlängelte mich durch die Tischreihen und erreichte nach einer gefühlten Ewigkeit den Zelteingang. Die stickige Zeltluft wurde von einer frischen Brise ersetzt, in der sich meine Haare zu ringeln begannen. Ich genoss den kühlen Wind, der meine erhitzte Haut kühlte und entfernte mich unbewusst ein paar Schritte vom Zelt.
Und ich weinte. Stumme Tränen rannen von meinen Wangen hinunter und tropften auf das in der Abenddämmerung dunkelgrüne Gras. Schon zum zweiten Mal erfasste mich diese Emotionsflut und ich fühlte Angst. Angst davor, dass ich das Falsche getan hatte. Dass ich Ryan aufgegeben hatte. Plötzlich stockte ich. Mein Herzschlag setzte aus.
Vampire waren in den Augen des Minesteriums nur kaltblütige, abstoßende Killer, deren reine Existenz mit der Todesstrafe gestraft wurde.
Was wenn Ryan schon tot war?
Nein, redete ich mir bestimmt ein, das war unvorstellbar. Ein Leben, sei es auch das von Vampiren, war unantastbar. Doch diesen christlichen Grundsatz verkündete Askaban nicht in der Strafführungsspitze. Ich konnte mir das einfach nicht vorstellen. Den reglosen, leblosen Körper von Ryan, getötet mit irgendeinem speziellen Gift. Verblasste, tote Bernsteinaugen, ohne den Glanz der einmal in ihnen geschimmert hatte, die aus einem ebenso toten Gesicht starrten, das keine Spur mehr von einem Lächeln zeigte. Nein, dieser Gedanke durfte meine Überlegungen nicht durchkreuzen. Instinktiv wusste ich dass er lebte. Es war, als könnte ich seinen Vampir-Herzschlag spüren. In meinen Gedanken pochte er und drängte mich endlich etwas zu unternehmen. Aber so einfach war das nicht.
Was sollte ich machen?
Ryan saß in Askaban. Unschuldig.
Impulsiv spürte ich das Verlangen es Ron und Harry unter die Nase zu reiben. Doch in meinem Kopf begannen sich die Zahnräder zu drehen und ich dachte intensiv nach. Mein Kopf rauchte förmlich.
Was würde es bringen? Ich wollte das Thema nicht wieder aufwärmen, auch wenn es früher oder später wahrscheinlich dazu kommen würde. Meine Konzentration sollte ich nicht darauf verwenden und somit verschwenden. Angestrengt überlegte ich. Ich konnte nicht einfach in Askaban reinspazieren und nach der Freilassung eines Gefangenen bitten. Forderungen zu stellen war sowieso nicht möglich. Ich hatte rein gar nichts in der Hand um Ryan aus dem Gefängnis zu holen. Keine schwerwiegenden bzw. anerkannten Beweise.
Dass es vielleicht doch anders war, dass Ryan doch schuldig war, konnte ich mir nicht vorstellen. Jetzt da ich Bestätigung für meine Zweifel bekommen hatte, flammte ein kämpferischer Ehrgeiz in mir auf und mir wurde zum ersten Mal wahrhaftig klar, warum ich eine Gryffindor und keine Ravenclaw war.
Ryan musste unschuldig sein, dann würden auch meine bisherigen Gedanken wieder den Sinn gewinnen.
Schließlich musste man bedenken dass ich diesen vielleicht roten Haarschopf gesehen hatte. In dem Raum, in dem wir Lavender schlussendlich gefunden hatten. Deswegen hatte ich auch zuerst Ron verdächtigt, dass er ... na ja, was mit Lav-Lav am Laufen hatte.
Sollte das denn keine Bedeutung haben? Hagrids und meine Zeugenaussage ließe sich doch vor Gericht verwenden.
Vor Gericht, doch für Vampire gab es ein solches nicht.
Zornig knirschte ich mit den Zähnen.
In der Vergangenheit mochte vielleicht etwas geschehen sein, das Misstrauen gegenüber Vampiren rechtfertigen konnte. Aber eine Ablehnung der Tatsache, dass dies nicht auf alle Vampire zutraf, entsprach mal wieder dieser versessenen Politik im Minesterium.
Wenn ich es schaffen sollte eine Gerichtsverhandlung zu bewerkstelligen, gäbe es möglicherweise eine Chance für Ryan.
So etwas wie ein fairer Prozess wäre eine wahre Revolution in der Geschichte der engstirnigen Justizverhandlungen, die die Vergangenheit und Gegenwart des Zauberminesteriums prägten. Harry wusste mit Sicherheit, was ich damit meinte. Er war selbst Opfer der Anti-Potter Bewegung geworden. Eine Narbe auf seinem Handrücken, welche er einer gewissen Dame mit Vorliebe für die Farbe Rosa zu verdanken hatte, sprach deutliche Worte.
Und so gab es auch eine Anti-Vampir Bewegung. Doch diese waren nicht die einzigen, die aufgrund von Vorurteilen geächtet wurden.
Merkte das Minesterium nicht, das Voldemort eben diesen Hass, diese Ungerechtigkeit ausnutzte um Scharen von Anhängern zu gewinnen? Das hieß, falls das Minesterium nicht bereits unter Kontrolle des Dunklen Lords war. Aber das würde in absehbarer Zeit passieren, wenn wir nichts unternahmen.
Und dazu mussten wir etwas beitragen. Wir würden es tun, indem wir den unsterblichen Lord wieder sterblich machten. Das war Harrys, Rons und meine Aufgabe.
Somit wäre wieder das Problem im Fokus.
Ryan steckte hinter den Gitterstäben, doch die Horkrux-Jagd stand unmittelbar bevor.
Kam ein Rückzieher meinerseits überhaupt in Frage?
Die Antwort stand fest: Nein, ich würde Harry bei seiner schwierigsten Aufgabe nicht alleine lassen. Niemals.
Doch das bedeutete, dass Ryan umso länger leiden musste.
Selbst sein Schutzschild musste doch mal in Gegenwart der kalten Dementoren bröckeln, oder? Vampire waren nicht unbesiegbar. Menschen hatte bloß nie die Mittel es soweit oder noch weiter zu bringen.
Konnte ich das mit meinem Gewissen vereinbaren?
In Gedanken versunken raufte ich mir die Haare.
Nicht in der Lage meine Gedankengänge zur Ruhe zu bringen, grübelte ich weiterhin über eine moralisch zweifelhafte Angelegenheit. Doch jemand musste immer unter jeder getroffenen Entscheidung auf dieser Welt leiden. Wie unfair das alles doch war.
Plötzlich tauchte aus dem Nichts ein silbrig-blau leuchtender Luchs auf. Der Patronus, der aus Licht und Rauch zugleich bestehend schien, landete in einer präzisen Bewegung vor dem Zelteingang. Dann stob er hinein, mitten in die Feierlichkeiten.
Noch während ich zum Zelt stapfte, hörte ich wie die Musik und jegliches Lachen abklang. Die Melodie hörte auf und jegliche Stimme wurde unterbrochen. Ruhe. Schwerwiegende Ruhe, die sich wie ein alles erstickender Mantel über uns legte. Ruhe, die beängstigend war. Der Patronus bildete den Mittelpunkt der Feier und durchbrach die Fröhlichkeit. Durch den Zelteingang hatte ich den freien Gang gut im Blick. Zu beiden Seiten beobachteten die Gäste mit nervösem Blick, der von Ehrfurcht und bösem Verdacht zeugte, den aus gleißendem Licht bestehenden Luchs. Er schwebte kurz über dem Boden inmitten der besorgten Zauberer, die krampfhaft Hände Angehöriger gedrückt hielten.
Der Luchs öffnete sein Maul und daraus drang Kingsley Shaklebolts schallende Stimme. Seine Unheil verkündende Nachricht umfasste nur zwei knappe Sätze. Zwei Sätze, deren Bedeutung schlagartig einen Wasserfall aus erschaudernder Angst auslösten.
'Sie kommen. Die Todesser.'
Einen Moment lang herrschte die schlimmste Stille, die man sich vorstellen konnte. Eine Stille, in der jedem Anwesenden klar wurde, dass Sicherheit und Leben nicht mehr selbstverständlich waren. Nicht jeder würde den Krieg überstehen, der bevorstand. Der Krieg, der jeden Moment durch die Tore des Fuchsbaus dringen würde. Dunkle Furcht lähmte die Menschenmasse.
Der erste markerschütternde Schrei ertönte von links. Panik pulsierte durch meine Adern und dass Adrenalin trieb mich an, schneller zu rennen. Haarscharf verfehlte mich ein Zauber und ich rannte weiter. Krach und zischende Flüche unterbrochen von aufheulenden Schreien dröhnten in meinen Ohren und vor mir sah ich eine kreischende Menschenmasse, die sich in Sicherheit bringen wollte und panisch umherlief, meine Sicht versperrte, keine Rücksicht auf Verlust nahm und mich beinahe umstieß. Doch ich hielt mich mühsam auf den Beinen und rannte fort, dorthin wo die Schreie nicht gellten. Weg von den Remplern, weg von den Flüchen.
In Sicherheit?
Ich verließ das Festzelt durch den Eingang und wandte ihm meinen Rücken zu. Erst nach einigen Minuten drehte ich mich um und blickte auf ein in züngelnden Flammen aufgehendes Zelt. Die Luft flimmerte durch die Hitze, ein feuriges Prasseln, Rasseln und Reißen war selbst aus einiger Entfernung noch vernehmbar. Der Fuchsbau glühte in dem Licht des Feuers. Schatten der sich auftürmenden Flammen und flackerndes Licht zugleich tauchten die Umrisse in ein erschreckendes Licht. Schemenhafte Schatten der angsterfüllten Gäste rannten von dem brennenden Tod davon und wurden von den brutalen Todessern gejagt.
Harry und Ron, rief ich mir ins Gedächtnis. Ich musste sie finden. Was wenn ihnen etwas passiert war?
Am Liebsten hätte ich ihre Namen laut geschrien. Quer über das Gelände. Aber dass wäre vielleicht unklug gewesen, denn dann würde ich meine beiden Freunde zu mir locken, sodass die Todesser das goldene Trio direkt auf einer Angriffsfläche hätten. Sie könnten dann nicht nur den Jungen-der-überlebt-hat sondern auch Ron und mich auslöschen.
Mit meiner rechten Hand umschloss ich den Zauberstab fester und hob ihn an.
Vielleicht könnte ich ihnen einen Patronus schicken.
Doch mein Kopf war leer. Ich fand die nötige freudige Erinnerung nicht. Es war als hätte es nie eine gegeben. Aber Verzweiflung spürte ich nicht. Viel eher eine Art von Bauchschmerzen. Ich fühlte mich einfach unwohl in meiner Haut. Leere. Es war schwer, wenn nicht sogar unmöglich es zu beschreiben.
Noch immer mit ausgestrecktem Arm verweilte ich auf der Rasenfläche, noch immer ohne meinen Patronus vor mir.
Und ich sah wie die Flammen immer höher stiegen. Sie fraßen sich am Saum des Zeltes entlang, umgeben von dichtem dunkelgrauen Rauch, der in meinen Augen immer schwärzer wurde.
Da packte mich von hinten ein starker Arm. So fest, dass es fast weh tat.
Ich zuckte unter der unvorhergesehenen Berührung zusammen.
Das vertraute Gefühl durch einen Schlauch gezogen zu werden erfasste jede Faser meines Körpers. Kurz bevor mir die Luft zum Atmen ausging stand ich wieder auf festem Boden.
Meinen Arm mit dem Zauberstab noch immer auf die Person vor mir gerichtet.
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Die erdrückende Dunkelheit umgab mich und verwehrte mir jeglichen Sinneseindruck.
Ich sah nur stockfinstere Dunkelheit.
Ich fühlte bloß einen knorrigen Holzboden unter meinen Füßen.
Ich roch nur einen muffigen, abgestandenen Geruch.
Ich hörte bloß ein angstrengtes Atmen. Direkt vor mir.
Die Anwesenheit einer Person vor mir war bestätigt. Es war als würde von dem Fleck im dunklen Raum vor mir eine merkwürdige Wärme ausgehen. Oder war es der heiße Atem? Meine Nackenhaare stellten sich auf. Die Präsenz des Menschen der meinen Arm ergriffen und mit mir appariert war, lenkte meinen hohlen Blick auf sich. Ich starrte in die Dunkelheit.
Mein Zauberstab war noch immer ausgerichtet. Zielsicher auf denjenigen, wer auch immer vor mir stand. Die Leere, die ich kurz zuvor noch gespürt hatte, wurde von meiner angespannten Konzentration abgelöst. Es fühlte sich so an, als würden meine Nerven überspannt, sodass sie beinahe rissen.
Ein Knistern im Hintergrund ertönte und helles Licht von noch unbekannter Quelle erleuchtete den Raum und somit auch mein Gegenüber. Ich blickte Auge in Auge mit...Harry.
Seine smaragdgrünen Augen leuchteten in dem weißen Licht, welches von Rons Zauberstab hinter uns erzeugt wurde, heller als sonst. In dem struppigen, zerzausten Haar hatten sich kleine Rußflöcken verfangen.
Schreckensstarr war mein Zauberstab noch immer auf seine Brust gerichtet.
Er erwiderte meinen erschrockenen Blick verunsichert.
Langsam hob er die Hände, als wollte er mir zeigen dass er entwaffnet war.
'Äh Hermine, ich bin's. Kannst du bitte den Zauberstab senken? Dass du auf mich zielst ist ein bisschen ... verwirrend', drückte Harry seine unangenehme Situation aus.
Ich brauchte einen weiteren Moment bis ich seine Worte verarbeitet hatte. 'N-Natürlich, Entschuldigung', erwiderte ich matt und schlang meine Arme um ihn. Auch Ron zog ich in eine innige Umarmung. Scheiß auf falsche Hoffnungen! Die wahnsinnige Angst die beiden bei dem Angriff verloren haben zu können entwirrte sich nun in Erleichterung. Mir fiel ein Stein vom Herzen.
Ich nahm Ron in Augenschein. Er sah auch nicht viel besser aus als Harry. Auch in seinen Haaren hafteten feine Rußflöckchen, die jedoch nicht wie bei Harrys schwarzem Haar kaum auffielen, sondern in seinen roten Haaren sofort ins Auge sprangen. Der Ruß war auch auf seinem Festumhang verstreut und auf seiner Hose entdeckte ich ein angesengtes Loch oberhalb des Knies, dass vielleicht durch springende Funken eingebrannt war.
Ron, der sich den Ruß von den Kleidern gestrichen hatte, sprach nun mit trüber Stimme. 'Hm, Grimmauldplatz. Gute Idee.'
Ich ließ meinen Blick durch das Hauptquartier des Phönixorden wandern. Heute hangen nicht mehr ganz so viele Spinnenweben hier, aber trotzdem wirkte die dunkle Atmosphäre nicht besonders wohnlich. Noch dazu war die muffige Luft hier staubig und löste bei mir einen unfreiwilligen Hustenanfall aus. Ich keuchte und meine Kehle fühlte sich rau und kratzig an.
Harry machte ein paar vorsichtige Schritte in der nur durch Rons Zauberstab erhellten Umgebung, dann öffnete er mit einem Ruck seines Zauberstabs sämtliche Vorhänge und Fenster und endlich flutete Sonnenlicht in den Raum, gemischt mit frischer Luft.
Wir befanden uns hier im Salon des Grimmauldplatz Nummer 12. Unverkennbar. Ein schwarzer, hochwertiger, grün-silbern verzierter Marmortisch bildete das Zentrum des Raumes und zu beiden Seiten der Stuhlreihen erstreckte sich jeweils eine breite Fensterfront. Harry hatte nur die linke Fensterseite geöffnet, doch das reichte um den ganzen Raum hell zu beleuchten.
Aus der Abenddämmerung war nun schon früher Morgen geworden und das helle Licht stach nach der gewohnten Dunkelheit unangenehm in den Augen. Reflexiv kniff ich sie zum Schutz zusammen und machte einen Schritt zurück in den etwas schattigeren Bereich des Salons.
Wir drei standen hier und waren vorerst in Sicherheit, denn der Fidelius Zauber versprach Tarnung, doch eine bedrückende Sprachlosigkeit legte sich über uns. Wir hatten keine Ahnung wie es den anderen ging. Die Weasleys, Tonks und Remus, Hagrid, Luna und ihr Vater, und die Delacours. Sie könnten alle verletzt oder gar tot sein. Und wir hatten keine Ahnung, hockten unversehrt in unserem Versteck.
Ron blickte verloren an die vergilbte weiße Wand.
'Wir sollten vielleicht unsere Sachen umziehen', brach ich unsicher das Schweigen. Zwar war mein Kleid nicht sonderlich dreckig, doch ich hielt es nicht eine Sekunde länger darin aus. Das Selbe galt für meine hochhackigen Schuhe. Nachdem ich so schnell darin gerannt war, machte sich ein erster Schmerz bemerkbar.
Harry und Ron stimmten zu und ich hatte das Gefühl, sie waren froh, abgelenkt zu werden.
Stumm machte ich mich auf den Weg in ein Nebenzimmer. Im Vorbeigehen öffnete ich jedes Fenster, das die Gänge lichtete. Ich wollte gerade die Türklinke eines Schlafzimmers runterdrücken, als ein abschätziges Schnauben auf Kniehhöhe ertönte.
'Dreckiges Schlammblut!'
Kreacher der Hauself starrte in gewohnter buckeliger Haltung abschätzig in mein Gesicht. Die Abscheu konnte mir nichts anhaben. Selbstbewusst erwiderte ich seinen Blick.
'KREACHER!', donnerte Harrys Stimme und er lief mit geblähten Nasenflügeln zu mir, gefolgt von einem mindestens genauso wütenden Ron.
'Du wirst Hermine nie wieder so nennen! Hast du gehört? Nie wieder. Ich befehle dir, dass du dich Hermine gegenüber respektvoll verhälst und niemals abschätzig über ihren Blutstatus redest!'
'Ihr Blut ist reiner als deins, mieser Elf', fügte Ron hinzu.
Kreacher verzog quälend das Gesicht als wäre er es Leid sich ständig Befehlen hingeben zu müssen.
Obwohl ich B.Elfe.R. gegründet hatte, empfand ich kein Mitleid als Kreacher mit niedergeschlagenen Ohren im Obergeschoss verschwand. Solche Beleidigungen musste ich mir nicht gefallen lassen.
Harry verdrehte die Augen.
Ron stammelte etwas unverständliches, dann sagte er lauter: 'Ich müsste mal auf die Toilette.'
Harry wies mit dem Zeigefinger in die entsprechende Richtung.
Ron stöhnte. 'Mann! Hoffentlich fängt die alte Black nicht wieder an zu schreien. Ich hab noch einen Tinitus vom letzten mal, als sie mich als Blutsverräter zusammengestaucht hat.'
Harry grinste, aber ich brachte nur ein schwaches Lächeln zustande, als wir Ron belustigt nachblickten.
'Wir sollten gucken ob die Schlafzimmer oben einigermaßen...na ja...zum Schlafen geeignet sind. Ich schlaf nicht allzu gern auf dem alten ramponierten Sofa im Wohnzimmer', schlug Harry vor.
Ich nickte. 'Ich gucke eben in welchem Zustand die Zimmer sind. Warte du noch auf Ron, sonst findet er uns gleich nicht.'
'Von mir aus, aber wenn das Portrait schreit, muss er allein damit klarkommen. Er ist nicht der einzige, der danach einen Tinitus hatte.' Harry lächelte zaghaft.
Ich stieg vorsichtig die Treppen hoch, doch egal wie ich mein Gewicht verlagerte, ein Knarren übertönte jeden meiner Schritte.
Im langen Flur der Schlafgemache angekommen, stieß ich Tür für Tür auf und erblickte die verschiedensten Möbel aus alten Zeiten.
Die Blacks schienen ein Faible für kuriose Antiquitäten zu haben. Bereits im ersten Zimmer mit der Türaufschrift Alphard befand sich ein prunkvolles, unförmiges Sofa in den typischen Slytherin Farben, welches aus dem letzten Jahrhundert stammen musste.
Das nächste Zimmer, in das ich einen Blick warf, war das von Sirius. Mit Sicherheit unterscheidete sich dieses am meisten von den anderen. Hier waren keinerlei Slytherin Farben an Möbelstücken zu erkennen. Ganz im Gegenteil. Ausschließlich warme Farben angewandt worden um das Zimmer Sirius anzupassen. Ein alter fransiger Gryfinndorschal lag auf dem Boden. Ein vergilbtes Bild der Quidditch Mannschaft von Gryffindor hing an der Wand. Daneben hing ein anderes, eingerahmtes Bild. Es zeigte den unverschämt gutaussehenden Sirius, dessen dunkle Locken über seinen Schultern hingen. Ein anderer junger Mann mit zerstrubbelten schwarzen Haaren und einer Brille hatte einen Arm auf seine Schulter gelegt und lächelte breit. Lächelnd gesellte sich im Verlauf des Schnappschusses ein weiterer Freund hinzu. Seine Haare waren kurz und braun, ebenso wie seine Augen. Er erwiderte etwas schüchtern das Lächeln seiner Freunde und stellte sich in die Reihe neben sie. Doch die drei waren nicht die einzigen, die ursprünglich auf dem Bild abgebildet waren. Ein abgerissener Rand ließ erahnen, dass eine weitere Person Platz auf dem Bild gefunden hatte, bevor der Abschnitt des Fotos unsanft abgerissen worden war. Somit passte es nicht mehr perfekt in den dafür angefertigten Goldrahmen und die Leere fiel sofort ins Auge. Und ich wusste wer fehlte.
Dieses Bild zeigte die Rumtreiber ohne Peter Pettigrew alias Wurmschwanz, der James und Lily Potter einst verraten hatte. Sirius muss nach James' Tod noch einmal hierhin zurückgekehrt sein. Wütend auf den Verräter hatte er die freundschaftliche Erinnerung an ihn zerstört. Ich ließ meinen Blick weiter gleiten.
Der Baldachin des großen Bettes lag als zerknülltes Laken unter einem Stuhlbein. Umgeben von zahlreichen Papierfetzen. Die Schubladen des hochwertigen Holzschreibtisches waren herausgezogen worden und hangen zum Teil nur noch locker in den Angeln. Sie beinhalteten bis auf ein paar Bögen Briefpapier und Stiften nichts weiteres. Mein erster Instinkt erklärte diesen Müll mit allgemeiner Unordnung, doch der zweite Gedanken schrie laut: Jemand hat hier herum gewühlt! Etwas gesucht!
Gewühlt? Gesucht? Wieso?
Nachdenklich biss ich mir auf die Unterlippe. Diesen Verdacht sollte ich Harry äußern. Später.
Jetzt ging ich weiter und stieß, ohne Nachzudenken, die nächste Tür auf. Das Zimmer in das ich nun blickte war erstaunlich sauber. Entweder hier rieselte kein Staub von der Decke und es war eine absolute schmutzfreie Zone, was ja in dem alten verfallenden Haus ziemlich besonders wäre, oder aber Kreacher gab sich noch immer Mühe, dieses Zimmer in Schuss zu halten. Verwundert von dem guten Zustand trat ich hinein und besah mir die Wände genauer. Wieder typisch Slytherin. Grün-Silber. Alles war den Farben angepasst und glänzte staubfrei. Die Möbel hatten, bis auf ein paar Schrammen oder Löchern im Stoff, keine Makel.
Dieses Zimmer wirkte fast noch so, als würde es bewohnt. Zwar nicht so sauber wie der Durchschnitt sondern eher schlampige Ordnung, allerdings bewohnt.
Kreacher konnte dieses Zimmer nicht bewohnen. Er war nicht dazu befugt sich im Gemach seiner Befehlshaber breit zu machen, selbst wenn sie verstorben waren.
Verwirrt trat ich hinaus. Wessen Zimmer war das?
Aufmerksam las ich die in Silber gefassten Lettern an der Tür.
Regulus Arcturus Black
Wieder und wieder wiederholte ich den mir unbekannten Namen. Ich kannte niemanden der so hieß, aber ich hörte nicht auf den Namen zu lesen.
Erstaunen erfasste mich und völlig in Trance sagte ich laut: 'Regulus Arcturus Black. R.A.B.'
Mit bebender Stimme rief ich nach unten: 'Harry! Das solltest du dir mal ansehen!'
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R.A.B.! Kommt das Trio einen Schritt weiter?
Ein paar Kommis wären nett! Bitte! xD
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