von giveMEaREASON
*verschwörerisch lach*
Wenn ihr wüsstet, was ich schon alles geplant habe, dann wärt ihr sicherlich erstaunt, was sich noch so ereignen wird. Bleibt bisdahin geduldig, ich versuch mich zu beeilen.
An dieser Stelle würde ich Ree gerne für die regelmäßigen Kommentare danken! :) *daumen hoch*
Gleichzeitig möchte ich die anderen auffordern sich dazu durchzuringen, mir einen Kommentar zu schreiben.
Bei 702 Aufrufen und 7 Abonnements meiner FF findet sich sicherlich der ein oder andere, der mir eine Kritik hinterlassen könnte! Bitte! *lieb guck*
LG, auch an meine Schwarzleser
g.M.a.R. ;)
So, genug gelabert.
Freut euch auf dieses chap. Die erste versprochene Wendung ereignet sich hier. Die Überschrift ist ja schon Hinweis genug...
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Ryans Sicht
Die Zeit blätterte an mir vorbei.
Eine ganze Woche war vergangen seit ich den Entschluss für meinen Kampf gegen die Ungerechtigkeit besiegelt hatte. Die entfachte Motivation loderte noch immer wie ein mächtiges Feuer in mir und ich konnte die Energie deutlich spüren. Sie reichte bis in meine Haarspitzen, so als wären sie elektrisch geladen und als hätte ich die Macht wie der griechische Gott Zeus helle Blitze regnen zu lassen.
Doch ich musste mir eingestehen dass diese Motivation zunehmend abnahm, da ich keinen Schritt weiter gelangte. Der Funke, der vor einigen Tagen noch übergesprungen war, drohte zu erlöschen wenn ich nicht bald näherendes Holz für das kleine Feuer anschaffte. Mein Wille, die Luft war bereits vorhanden, doch ich brauchte Information mit denen ich meinen Tatendrang befriedigen konnte. Feuer brannte nicht auf Stein.
So biss ich die Zähne zusammen und kämpfte mich durch ein Meer aus Unklarheiten, unentschlossen wie ich vorgehen sollte.
Je länger ich nachdachte, desto stärker schwoll die Wut in mir an, dass ich Damian nicht gefolgt war und ihn verhört hatte. Auch wenn ich mir nicht sicher sein konnte, dass er an dem Desaster von Hogwarts beteiligt war, so machte mich der Gedanke an ihn sehr nachdenklich. Er war vielleicht meine einzige Spur. Mein Instinkt teilte mir, dass er kein unwichtiger Faktor war. Aber ich musste akzeptieren dass ich meine Chance letztendlich nicht genutzt hatte und sie gnadenlos vor mir verpufft war.
Ein Gedanke reifte heran. Wenn ich schon nicht an die Damian herankam, sollte ich mich darüber informieren was er in den letzten Monaten, die nicht unter meiner Aufsicht standen, so getrieben hatte. Ich wollte Daten, Zahlen, Aufenthaltsorte, mitwirkende Personen und wenn möglich auch Tätigkeiten. Wann ging er zu den Todessern, wohin wurde er gebracht, wie lange verbrachte er seine Zeit dort, mit wem stand er in Kontakt und was tat er dort? All diese Informationen wollte ich begierig in mich aufsaugen. Möglicherweise war es ein Schuss ins leere oder vergeudete Zeit wenn ich mich in das Thema vertiefte. Aber mein Instinkt ließ mir keine Ruhe.
Doch woher sollte ich diese Information bekommen? Es gab kein Archiv mit Unterlagen in denen jeder Schritt der Todesser dokummentiert war und zu dem ich überhaupt Zugang hatte. Geld hatte ich ebenfalls nicht. Mein Verließ in Gringotts mit dem relativ bescheidenen Vermögen von 1250 Galleonen, 315 Sickeln und 67 Knuts war vermutlich schon leergeräumt worden. Askaban bzw. das Minesterium hatte nun die Eigentumsrechte meiner Habseligkeiten, Geld eingeschlossen. Ich musste mich korrigieren; ich konnte genau genommen nichts mein Eigentum nennen bis auf das Geld. Mir war also alles genommen worden.
Frustriert entschloss ich mich, den Orden des Phönix aufzusuchen sobald ich meinen Durst gestillt hatte. Notfalls würde ich um Hilfe flehen, auf meinen Knien rutschen, betteln und hoffen, dass sie mir glaubten ich seie unschuldig.
Ich brach zu meiner vorerst letzten Jagd auf.
In gewohnter schneller Pirsch erspähte ich ein Reh in dem knorrigen Wald. Ich stürzte mich darauf, mit ausgestreckten Armen, die ich wie riesige Pranken um den Hals des Tieres schlang und schnell die blutdurchströmte Halsschlagader durchtrennte. Das rote, flüssige Blut quoll aus der Wunde hervor und das Reh gab einen letzten erschrockenen Laut von sich, bevor es bewusstlos in meinen Armen zusammensank. Mein Durst wurde gehemmt. Ich löste meine Lippen von der offenen Wunden und ließ den blutleeren Kadaver zu Boden sinken. Dann wandte ich mich um.
Ich stockte. Mein unglaublich guter Gehörsinn verriet mir Bewegungen in einiger Entfernung. Die Schritte auf dem Boden waren leise, hatten etwas animalisches, doch ich hörte keinen Herzschlag. Für einen Moment lang verstummten die Geräusche und ich überlgegte, ob mir jetzt schon paranoide Wahrnehmungsstörungen zu schaffen machten, da sprangen die besagten Gestalten aus dem Blätterdach der Bäume.
Vampire.
Zwei unbekannte Gestalten landeten mit gefletschten Zähnen auf dem Waldboden. Angriffslustig, ungezähmt und wild. Ein Vampir sprang blitzschnell auf mich zu, ich machte mich bereit und nahm meine Verteidigungsstellung ein. Ich stieß mich fest mit dem hinteren Bein am Boden ab. Der Auftrieb dieses Sprunges machte es mir möglich, den Angreifer mitten in der Luft von mir zu stoßen. Er konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen und wurde nach unten geschleudert. Dies bot jedoch eine Gelegenheit für seinen Freund. Der andere Vampire nutzte die Ablenkung, die mir sein Partner bescherte und rannte auf mich zu. In letzter Sekunde nahm ich die Arme hoch und wollte seinen Schlag parieren, doch die Wucht allein, die auf meine schützenden Hände traf, war explosionsartig und presste mich nach hinten. Meine Füße fanden keinen Halt und ich wurde wohl oder übel von der geballten Kraft nach hinten geschleift. Strauchelnd kam ich zum stehen. Gegen einen Baum gedrängt. Alles geschah so schnell, dass ein Mensch die Ereignisse nicht hätte erfassen können. Nur drei Sekunden Zeit kostete dieser erste kurze Kampf.
'Was wollt ihr?', fauchte ich lautstark.
Die zwei Vampire grinsten amüsiert. 'Ein wenig Kräfte messen, Menschenliebhaber', antwortete ein Vampir mit weißblondem Haar und lächelte hämisch. Spottend betrachtete er den Rehkadaver. 'Sind deine Zähne schon so stumpf, dass du keine Menschen mehr aufreißen kannst?', höhnte er.
Ich verzog zornig mein Gesicht.
'Wenigstens bin ich nicht darauf angewiesen aus dem Hinterhalt anzugreifen', erwiderte ich giftig. 'Ich habe den Überraschungseffekt nicht nötig um einen Gegner zu überwältigen, Feigling.' Das Lächeln verschwand.
'Achte auf deine Worte oder du liegst schneller mit deiner hässlichen Fresse im Dreck als du bis drei zählen kannst', drohte sein breitschultriger, braunhaariger Kumpane.
Herausfordernd zog ich die Augenbrauen hoch, was die angespannte Atmosphäre nicht gerade entschärfte.
'Ich konnte es direkt mit zwei von eurer Sorte aufnehmen, ihr niederträchtigen Mörder. Angst könnt ihr mir also mit einer leeren Drohung nicht einflößen', stellte ich kalt fest, so als wäre es eine selbstverständliche Schlussfolgerung. Dass ich der zweiten Attacke nur knapp entkommen war, ließ ich außen vor. Manchmal war es die Sache wert einen Kampf vom Zaum zu brechen und zu provozieren. Man sollte sich nicht davor fürchten eisern seine Ansichten zu vertreten und möglicherweise einen Schlag dafür einzustecken. Diese Auffassung beeinflusste mein Leben schon immer und ich habe sie noch nie bereut. Denn diese Auffassung hielt an meiner Unschuld fest und motivierte mich, auch weiterhin (Rück-) Schläge einzustecken und trotzdem aufzustehen. Ich hatte Hermines Vertrauen und den des Ordens verloren, doch dass hielt mich nicht davon ab alles in meiner Macht stehende zu versuchen, was mich einen Schritt auf meinem holprigen Weg weiterbrachte.
'Wir haben es nicht nötig uns diesen verquirrlten Mist anzuhören. Wenn wir niederträchtige Mörder sind, was bist du dann? Ein Heiliger?' Der Blonde lachte bitter. 'Denkst wohl es wäre heldenhaft Tierblut zu trinken und auf Menschenblut zu verzichten, was?' Er schüttelte ablehnend den Kopf. 'Aber die Menschen haben das nicht verdient. Sie haben uns, die zweifellos bessere Rasse, unterdrückt. Jetzt wird es Zeit unseren rechtmäßigen Platz als Herrscher einzunehmen.'
Ich fühlte mich an Askabans Ufer zurückversetzt. Diese knappe Rede ähnelte Smith's Ansprache erstaunlich stark. Als wäre dieser Blonde anwesend gewesen und hätte sich die Propaganda-Slogans abgekupfert.
'Bist du diesen faden Tierblutgeschmack nicht leid? Erinnerst du dich überhaupt an den überragenden Geschmack des Menschenblutes? Rostig, aber süß zugleich. Mit einer aromatischen Note von Honig.' Der Blonde leckte sich genüsslich über die Lippen, als haftete noch eine dünne Spur des getrunkenen Blutes auf ihnen.
'Werd doch wieder so, wie die Natur es vorgesehen hat. Menschenkiller hin oder her, es ist unsere Bestimmung', übernahm der Braunhaarige Typ das Wort.
'Bestimmung', schnaubte ich. 'Nichts an uns ist natürlich oder von höherer Kraft so vorgesehen.' *(A/N)
Der Braunhaarige wollte sogleich etwas erwidern, er hatte schon sein Maul weit aufgerissen, wollte mir natürlich beschönigen, wo es nichts zu beschönigen oder gutzureden gab. Doch da ertönte ein gellender Ruf, der die Widerrede erstickte.
'Cillian! Luke! Verdammt noch mal, wo steckt ihr?' Eine weibliche Stimme, die von unverhohlener Wut zeugte, durchbrach die Idylle des kleinen Waldes brutal. Der Schrei ließ die Vampire vor mir erstarren.
'Alles okay. Wir sind hier, Carol', antwortete der Blonde lautstark, aber nicht mehr ganz so vorlaut. Ich musste fast schon lächeln bei dem Gedanken, wie untergeben sie nun klangen. In meinem Unterbewusstsein wurde eine vage Erinnerung wachgerufen. Caroline hatten wir früher gegen ihren Willen auch Carol genannt. Warum sie sich so gegen den Spitznamen gesträubt hatte, wusste ich bis heute nicht, und hatte wohl kaum mehr eine Chance es in Erfahrung zu bringen.
Noch ehe ich die Carol, die durch den Wald rannte, zu Gesicht bekam, erwiderte sie: 'Nenn mich gefälligst nicht so!'
Aber natürlich bildete ich mir nichts auf dieser Antwort ein, die zu der Carol, die ich kannte, so hervorragend gepasst hätte, sondern wartete schweigend und in fester Stellung bis eine Silhouette zwischen den Bäumen auftauchte.
Ich schnappte nach Luft, vor den Kopf gestoßen und nicht in der Lage die Information zu verarbeiten.
Ein schlankes Mädchen mit einer gold glänzenden blonden Haarpracht, die lässig über ihre Schultern hing tauchte vor mir auf. Silberne Augen leuchteten merkwürdig metallisch. Er war, als würde das Silber erhitzt, sodass es weiß-grau glühte. Ein Stich von Cobaltblau mischte sich darin. Ihre Kleidung war leger und weniger zerfetzt als die, der anderen Vampire. Eine silberne Kette, die zu ihrem Augenpaar passte, baumelte um ihren Hals.
Es war unmöglich diese Überraschung in irgendeiner Weise zu beschreiben. Wenn Totgeglaubte auferstehen ist es kein leichter Schock, den es zu verarbeiten gilt, sondern ein erschütternder Moment in dem man förmlich spürt wie etwas Geglaubtes krachend in sich zusammen fällt. Ein einkrachendes Gebäude von gigantischem Ausmaß. Wenn ich einen Herzschlag gehabt hätte, hätte er jetzt zweifellos ausgesetzt.
Caroline Wheeler wandte sich verwundert mir zu. Ich war das Erste, was sie erblickte.
Einen Moment lang ertastete Carolines Blick mein Gesicht, als wollte sie sichergehen, dass ich nicht die Ausgeburt ihrer Fantasie war, genauso wie ich. Meine Haut brannte. Dann folgte ein Moment der Feststellung. Darauf folgte die Akzeptanz. Ihr Gesichtsmuskeln zuckten, dann formte sich ein geschwungenes Lächeln, dass man aufsetzte, wenn man jemanden schon längere Zeit nicht gesehen hatte. Ja, aber ich hatte Carol sozusagen ein Leben lang nicht gesehen. Mein Gesicht blieb erstarrt. Zwischen uns herrschte Kälte.
Sie schritt auf mich zu, benommen tat ich das selbe und dann standen wir uns direkt gegenüber.
'Ryan! Wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen.'
Völlig perplex entschloss ich mich, einfach nur zu nicken. So richtig glauben wollte ich es noch immer nicht.
Sie deutete meinen Blick richtig, erkannte meinen Schreck.
'Was ist los?'
'Was los ist? Du...wir...ich, ich dachte du wärst...t-tot', plötzlich war ich völlig verständnislos und empört. Eine Wut, die ich vorher nicht gekannt hatte, loderte auf. Ich hatte bisher immer nur Zane beschuldigt, Caroline keine Vorwürfe gemacht. Aber sie hatte überlebt und uns nicht informiert. Kein Wort zu uns, die wir in tiefer, vorwurfsvoller Trauer schwelgten. Sogar ein Streit mit ungeahnten Konsequenzen, der mich von Zane abspaltete und den ich bereute, hatte seine Wurzeln in diesem Thema.
Erbarmungslos untergrub mich dieses Gefühl von Wut und Enttäuschung, dass sie uns im Unklaren gelassen hatte.
'Wieso hast du dich nie gemeldet?' begehrte ich auf. 'Scheiße, Zane hat dich geliebt! Du warst wie eine Schwester für mich!' In meinem Inneren wurde es immer hitziger.
Caroline ließ den Schwall von Vorwürfen über sich ergehen. Dann, als ich tief Luft holte sagte sie: 'Ich habe eine Erklärung.'
'Na dann', ich gestikulierte mit meinen Armen, 'ich höre zu.'
Cillian und Luke verzogen sich, als ertönte soeben ein Stichwort. Als sie außerhalb der Hörweite waren, begann Caroline.
'Ich habe ein neues Leben angefangen. Und alle Ereignisse hinter mir gelassen.'
Die Kälte, die sich jede Sekunde weiter breitmachte war betäubend. Ich fühlte nur noch stumpf die Wut hindurch, aber keinerlei positive Gefühlsregungen.
'Schön, aber hätten wir nicht wenigstens eine entwarnende Nachricht verdient?' Unbewusst zählte ich mich jetzt wieder zu der Vampirgruppe hinzu.
Carols Augen glühten noch mehr. 'Ihr habt mich im Stich gelassen. Auf ganzer Linie versagt. Zane als die Person die ich liebte, du als mein gefühlter Bruder und alle anderen als Freunde. Also wage es nicht mich für etwas zu beschuldigen!' Ihre Stimme zitterte, aber nicht weil sie traurig war. Auch sie verband diese angehäufte Wut mit den Ereignissen.
Wut und Kälte mischte sich wie eine heiße Wasseröberfläche und eisig kalter Wind auf dem Ozean. Ein unkontrollierbarer Wirbelsturm entstand.
'Außerdem hast du in gewisser Weise recht. Ich war tot.'
'Das musst du mir jetzt erklären.'
Sie blinzelte und nach diesem Blinzeln sah sie anders aus. Gebrechlicher. Aber ich hatte kein Mitgefühl. Ich erschrak nur gering.
Dann nach einen weiteren Blinzeln war diese Wirkung auch schon wieder verflogen, als hätte es den schwächlichen Moment niemals gegeben. Vielleicht war es auch nur Einbildung meinerseits gewesen.
'Weißt du eigentlich was passiert wenn dich Auroren schnappen?'
Ich schwieg. Überlegungen und Vermutungen hatte ich schon, doch ich wollte, dass sie von sich aus sprach. Deswegen verlor ich keinen Laut.
'Sie spritzen dir ein Serum. Um genau zu sein eine abgeschwächte Form des tödlichen Werwolfgiftes. Bekommen wir Vampire die nicht abgeschwächte Version zu spüren, verbrennen wir von innen heraus. Jedenfalls... Du kannst dich nicht bewegen, keine Regung oder einen Laut von dir geben und dann, dann bringen sie dich nach Askaban. Wenn du Glück hast überlassen sie dir eine schäbige kleine Zelle, aber wenn nicht....dann foltern sie dich. Sie zwingen dich Namen zu verraten. Aufenthaltsorte und alles drum und dran um neue Vampire zu fangen. Es ist krank was sie mit dir anstellen. Sie drohen dir Gliedmaßen abzuhacken, nutzen unverzeihliche Flüche.' Dann spie sie aus: 'So...abartige und verächtliche Menschen. Ein Teil von dir stirbt, wenn du das durchmachen musst.'
Ich musterte ihren Gesichtsausdruck und die Abscheu die darin lag. Auch eine Träne funkelte in ihren silber-blauen Augen. Mit einem sterbenden Teil meinte sie sicherlich nicht die Gliedmaßen. Ich wusste nicht wie sie an diese Informationen gelangt war, aber schlimmstenfalls musste ich annehmen, dass sie es miterlebt haben musste. Hautnah. Außerdem ihre Aussage, sie sei in gewisser Weise gestorben...in genau dem Moment schniefte sie herzzerreißend.
'Details möchte und muss ich nicht wissen. Ich habe die Atmosphäre in Askaban selbst miterlebt', erzählte ich ungerührt, durch Kälte gebändigt. Es war schwer es auszudrücken. Emotional gesehen herrschte zwischen uns tiefes Schweigen. Eine Mauer aus Schweigen. Wir hatten uns nichts zu sagen. Rein emotional gesehen. Doch informativ brach eine Welle über mich hinein, als ihre Worte an meine Ohren drangen. 'Wie bist du geflohen?'
'Stopp mal, du warst auch in Askaban?'
Ich nickte und wiederholte meine Frage. Sie starrte auf den Boden. 'Ich bin nicht stolz darauf, was ich getan habe.'
'Inwiefern?'
'Ich habe Namen verraten und somit für die Festnahme eines anderen Vampirclans gesorgt. Da haben sie mich frei gelassen und natürlich unter absolute Schweigepflicht gesetzt, was ihre Ermittlungsmethoden anbelangt.'
'Damit hast du das Schweigen gerade gebrochen.'
'Jaah', sie hob den Blick, 'erzähl mir von deinem Askaban Aufenthalt. Warum warst du da? Haben sie die auch geschnappt?'
'Nein, zumindest nicht unter denselben Umständen wie dich.'
In einer Kurzfassung erzählte ich die Ereignisse, doch den Streit auf der Lichtung ließ ich aus. Ich wollte Zane nicht erwähnen. Ebenso wie Hermine, zumindest hatte ich das vor gehabt. Doch in meinem Redeschwall ließ ich aus Versehen ihren Namen fallen.
Caroline unterbrach mich kein einziges Mal. Sie hörte aufmerksam zu.
Als ich geendet hatte, hatte sie keine einzige Frage bis auf: 'Wer ist Hermine?'
Ich fuhr mir durch mein zerzaustes Haar. 'Ach, niemand wichtiges', versuchte ich so beiläufig wie möglich zu sagen. Merlin sei Dank hatte sie keine durchschauende Gabe. Sie wusste nicht einmal, was ihre Gabe war und anscheinend hatte sich nichts an ihrer Unwissenheit verändert. Nicht jeder Vampir hatte das Glück früh oder jemals etwas über seine individuelle Fähigkeit zu erfahren. Geschweige denn, sie anzuwenden. Meist entdeckte man sie nur zufällig.
Sie biss sich auf die Lippe, als wäre sie unzufrieden mit meiner Antwort. Ich beschloss sie schnell abzulenken.
'Gehören diese zwei Typen zu dir?' Ich wies in die Tiefen des Waldes und hoffte, dass die besagten Typen mich auch wirklich nicht hören konnten.
Einen Moment lang sah es so aus als würde sie misstrauisch ihre Antwort abwägen.
'Jaah, wieso fragst du? Haben sie etwas angestellt?'
'Ähm, ich weiß ja nicht wie ich das ausdrücken soll, aber die zwei trinken Menschenblut.' Meine Empörung deswegen war noch immer nicht verklungen und hallte deswegen in jeder Silbe unterschwellig mit.
Caroline starrte mich einen Augenblick lang an. Ich hatte absolut keine Ahnung was in ihrem Kopf vorging. Ihre Augen erschienen mir wie ein kniffliges Rätsel und ich hatte das Gefühl ihre Augen glühten heller, doch das Glühen ebbte sofort wieder ab.
Dann öffnete sie ihren Mund, bereitwillig auch dies zu erklären. 'Sie wurden noch nicht bekehrt. Wir und die Gruppe nähern uns langsam an sie ran, und ich sollte sie eigentlich zu uns lotsen. Weißt du, sie sind skeptisch was die Vegetarier-Variante angeht. Doch mit uns und unserer Unterstützung versuchen wir an ihren Verstand zu appelieren.'
'Uns?'
'Ja, ich bin in einer neuen Gruppe.'
'Oh.'
Bedrücktes Schweigen. Nur noch die eisige Kälte schien zu bestehen. Ich spürte keine Freude sie wiederzusehen. So erging es auch ihr. Es war verwirrend, wenn ich zurückdachte an die Zeit, in der sie wie meine kleine Schwester war. Vor mir stand ein anderen Mensch. Wir unterhielten uns, doch auf emotionaler Basis verband uns nur dieselbe eisige Leere.
'Was willst du jetzt machen?', fragte Carol um auf das vorherige Thema zurückzukommen.
'Ich will unbedingt meine Unschuld beweisen.'
Sie stutzte. 'Wieso suchst du dir nicht eine andere Identität und vergisst England und die Ereignisse? Wanderst in ein anderes Land aus oder so? Wäre das nicht viel einfacher?'
Ich kannte den Grund. Den Grund mit den rehbraunen Augen. Doch ich log, was dies anbetraf: 'Ich brauche keinen möglichst einfachen Weg, ich will nur meine Unschuld klarstellen.'
Sie erwiderte nichts. Und verlor auch kein Wort über ihren ehemaligen heißblütigen Liebhaber. Zane, dessen Liebe plötzlich unerwidert blieb, wurde nicht thematisiert. Doch wen wunderte dass schon bei der eisigen Stimmung? Mir war es auch lieber so. Dann musste ich ihr nicht erzählen, dass ich mich aus Zanes Gemneinschaft gerissen hatte und dass es ein Streit um ihren angenommenen Tod war.
'Ich wünsch dir viel Glück noch in deinem neuen Leben. Und verzeih mir bitte, dass ich dich im Stich gelassen habe', bat ich matt.
'Danke Ryan. Ich verzeihe dir.'
Ich fühlte mich betäubt. So, als hätte mir jemand mit einem dicken Ast auf den Kopf geschlagen. Eine vertraute Person, der ich einmal so nahe war, war entfremdet worden. Angst erfüllte mich. Würde es so auch zwischen mir und Hermine ablaufen? Entfremdet und ohne das ehemalige Gefühl von Nähe?
Ich wollte mich umdrehen und davon trotten, doch etwas hielt mich davon ab und ich zögerte noch einen Wimpernschlag lang. Dann ließ ich sie stehen. Im Wald, umringt von den vielen Laubbäumen.
'Warte!'
'Jaah?' Auf der Stelle drehte ich mich um. Ich starrte in ihr blasses Gesicht und lauschte ihren Worten.
'Ich weiß wie du deine Unschuld beweisen kannst.'
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*(A/N) Über die Legende über die Entstehung der Vampire werdet ihr später noch etwas erfahren. Bleibt bisdahin geduldig.
Schon Vermutungen was Caroline meinen könnte? Ich hoffe die Kälte konntet ihr einigermaßen nachvollziehen. Falls es Fragen geben sollte, ich beantworte jede davon sehr gerne. Und natürlich Kommis nicht vergessen!
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