von giveMEaREASON
Ein neues Kapitel kommt hier: Nummer 16 ist es schon!
@Ree: Es freut mich, dass du dich auf Ryans Sicht der Dinge freust. Wie versprochen liefere ich hier ein erstes Aufeinandertreffen.
Ja, Rons 'Ich liebe dich' hat im letzten chap sicherlich nicht den besten Moment getroffen, da stimme ich dir zu.
Aber er kämpft halt mit allen Mitteln und denkt nicht daran Hermine aufzugeben. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden, wenn es um die Liebe geht, oder...? ;)
@all: In zukünftigen Kapiteln dürft ihr euch übrigens noch auf einen emotionalen Wutanfall freuen. Von wessen Seite bleibt ein Geheimnis. Wann genau ist noch unklar, aber er wird definitiv stattfinden... ;)
Hier ziehe ich erst mal einen Schlussstrich.
Viel Spaß beim Lesen!
(Business as usual: Geschäft wie gewöhnlich)
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Ryans Sicht
Ich hätte nie gedacht, dass eine einfache Visitenkarte mir so viel zu schaffen machen konnte. Aber je länger ich die Ereignisse vor mir her schob, desto drängender war das Gefühl, etwas unternehmen zu müssen. Und was bot sich da mehr an, als die soeben offenbarte Chance?
Mein Instinkt gewann letztendlich die Oberhand und zwang meinen Verstand zur Kooperation.
Ich würde den Vampirjäger engagieren.
Der Entschluss stand mehr oder minder fest, auch wenn ich mir ab und zu nachdenklich übers Kinn fuhr und ernsthaft daran dachte die zweifelhafte Idee aufzugeben. In den Wind zu werfen und so zu tun, als wäre diese bestechend vielversprechende Möglichkeit niemals infrage gekommen.
Aber wie gesagt trieb mich meine Unruhe dazu, den Gedanken durchzusetzen. Und ein paar ruhelose Stunden später war ich bereit mein Versteck zu verlassen und mich meinem Vorhaben zu stellen. Was bedeutete, dass ich mich der Zivilisation annähern würde...
Jetzt, da ich endlich einen Plan hatte, was zu tun war, viel mir die Umsetzung und Vorbereitung einfacher.
Bisher war mein Ziel gewesen unbemerkt zu warten und scharf nachzudenken, was bisher nicht sonderlich viel genützt hatte. Mir selbst erschien es die feigeste Variante mit meiner Situation fertigzuwerden, worauf ich absolut nicht stolz war. Im Gegenteil, es erschien mir als vertraute ich dem Zufall all meine Wünsche und Hoffnungen an. Doch jetzt, da ich endlich in Aussicht auf etwas Regung in diesem verwirrenden Knäuel aus Unklarheiten war, fühlte ich mich als Teil der ganzen Entwicklung dieses Problems. Es sollte lieber durch meine Hand scheitern als durch die Willkür des Zufalls. Oder natürlich, wenn es mir gelingen sollte, würde es nur durch mich geschehen, weil ich für meine Unschuld kämpfte.
Als die späte Nacht anbrach war ich soweit. Sicherheitshalber hatte ich mir zuvor einen kleinen Snack aus zwei Kaninchen gemacht. Man wusste ja nie...
Um Carpington zu finden, wagte ich mich in einen Tourismusshop, der sämtliche Weltkarten im Sortiment hatte. Der ältere Mann mit schief sitzender Brille, dem der kleine Laden gehörte, der hier in diesem kleinen Dorf eher Fehl am Platze wirkte, beachtete mich nicht sondern zog es vor, den Sportteil einer Zeitung zu begutachten. Die zweite Kundin hingegen, eine kleine Frau mittleren Alters starrte erst argwöhnisch auf mich und distanzierte sich langsam, wohl darauf bedacht Blickkontakt zu vermeiden. Die Hände hatte sie schützend um ihre Handtasche gelegt. Wahrscheinlich dachte sie, ich wäre ein Taschendieb oder so etwas in dieser Art. Nur so konnte ich mir ihre Reaktion erklären. Vielleicht war sie ja misstrauisch geworden, weil ich meine Kapuze so tief in mein Gesicht gezogen hatte, dass darunter gerade so meine Nasenspitze hervorlugte.
So schnell es ging versuchte ich das alles hinter mich zu bringen und verließ das Dorf mit einem dicken Straßenatlas. Eine düstere Wolkenfront zog von Westen heran und es sah nach Regen aus. Mein Verdacht wurde bestätigt als ein paar Minuten später dicke Tropfen auf meinen Körper trafen und durch meine Kleidung sickerten.
Solange die Karte noch nicht vor Nässe triefte, suchte ich nach der Stadt namens Carpington.
Und ein Anflug von Freude mischte sich in die triste Stimmung des wolkenverhangenen Himmels, als ich zu meiner Überraschung feststellte, dass die Stadt nur 17 Meilen entfernt war.
Schlimmstenfalls hätte ich mehrere Tage, eventuell wenn es unerwartete Komplikationen gab, sogar Wochen lang reisen müssen, aber jetzt handelte es sich um weniger als eine Stunde, die mich von dem Vampirjäger trennte.
Glück im Unglück.
Also machte ich mich auf den Weg. In regelmäßigen Intervallen überprüfte ich anhand der Karte meine Position, verglich die Straßen und schritt weiter voran. Ich versuchte so unauffällig wie möglich durch die Straßen zu rauschen, doch bei Dunkelheit konnte ich ungehindert in den Schatten oder Menschenmengen verschwinden. Begleitet vom leichten Regen huschte ich einfach an den Nasen der ahnungslosen Leute vorbei.
Nach nicht allzu langer Zeit war ich meinem Ziel schon erheblich näher. Wenn ich ein paar Straßen folgte und ein paarmal abbog war ich schon da. Doch mitten auf einer Einbahnstraße entdeckte ich plözlich etwas Ungewöhnliches.
Es passierte plötzlich und so unerwartet wie ein elektrischer Schlag. Es war einfach...da.
Was genau es auch war, ich konnte es nicht beschreiben, aber als ich mich umdrehte erschien mir die plausibelste Erklärung dafür eine Art Intuition. Mein Körper, mein Instinkt wies mich dazu an mich umzudrehen. Irgendetwas war da, worauf ich hingewiesen werden sollte.
Tatsächlich drehte ich mich mitten im Laufen um, jedoch sprang mir nichts ins Auge, was dieses Gefühl hätte auslösen können. Eine graue Straße gesäumt von Häusern und ein paar Bäumen. Mehr nicht.
Dennoch widerstrebte es mir das als blanke Einbildung abzustempeln. Es war nicht wie ein paranoider Reflex...
Um mich selbst zu Beruhigen beschleunigte ich mein Tempo und blaues Neonlicht hieß mich willkommen.
Aus irgend einem Grund vermutete ich, dass nicht magische Wesen dieses Licht nicht wahrnehmen konnten. Es handelte sich um eine Art Anzeigetafel, doch ich hatte mich geirrt, es war kein Neonlicht, sondern irgendetwas dämmrigeres. Darauf blinkten das Abbild eines menschlichen Schädels und das ebenso leuchtende Wort Bar.
Das hier war der richtige Ort.
Ich fragte mich, welche Waffen mich dort erwarten würden. Waffen um meine Spezies auszurotten. Und der Mann, der mit ihnen hantieren konnte, konnte sie auch zu meinen Gunsten gegen andere einsetzen. Wie viel würde er dafür wohl verlangen, mir Damian auszuliefern. Mein Herz rutschte mir in die Hose als ich daran dachte, dass ich ein überzeugendes Pokerface brauchte um vorzutäuschen, dass ich mir den ganzen Spaß leisten konnte.
Doch nach ein paar Sekunden riss ich mich zusammen und verließ mich auf meinen Schutzschild, der mich bisher noch nie völlig im Stich gelassen hatte.
Die Bar lag in einem Kellerabteil eines Innenstadtappartments. Zwei Treppen führten jeweils von links und rechts zwei Meter hinab bis zur verglasten Tür des Lokals. Aus einem kleinen milchigen Glasfenster oben an der Tür, konnte ich kein Licht ausmachen. Recht ungewöhnlich für eine Bar, selbst wenn es Montag war. Ich lauschte einen Moment, dann trat ich ein.
Man könnte sagen, dass ich grobe Vorstellungen von dem Aussehen dieses Vampirjäger-Treffpunktes hatte. In diesen Rahmen gehörten zum Beispiel irgendwelche Dekorationen und Trophäen, aber nicht in Form von Pokalen oder ähnlichem. Vielmehr irgendetwas, das darauf hinwies, dass diese Jäger in ihrer Freizeit Vampire abschlachteten. Tatsächlich jedoch war es einen normale, magische Bar.
An der rechten Seite von der Tür aus gesehen befand sich ein langer Mahagoni Tresen mit hohen Barhockern davor. Hunderte alkoholische Getränke waren in einem Schrank dahinter aufgestapelt. Rechts waren Sitzecken aus demselben hochwertigen Holz platziert worden und im hintersten Bereich des Lokals war ein Billiardtisch mit gemütlicher Sofaecke aufgebaut. Alles wirkte ein wenig ungepflegt und hatte Kratzer und Macken von früheren Partys überstehen müssen. Es wirkte jedoch sonderbar leer. Außer einem Barmann konnte ich niemanden sehen.
Der Barmann war etwas älter und polierte in gebückter Haltung den Tresen, weil er mindestens 1,90 Meter groß war. Er hatte dunkelblondes Haar, dass platt auf seinem Schädel lag und blickte mich einen Moment mit soviel Desinteresse an, dass er sich lieber wieder seiner Arbeit zuwandte.
Ich war mir nicht sicher ob ich ihn ansprechen sollte, aber was blieb mir denn sonst übrig?
Ich ging also auf ihn zu und beobachtete ihn eine Sekunde lang dabei, wie er mit einem Lappen über das Holz scheuerte und dabei angestrengt seine Augenbrauen verzog.
'Entschuldigung, Sir...', begann ich und wartete auf eine Reaktion.
Der Mann polierte immer langsamer bis sein Arm ganz zum Stillstand kam, dann blickte er auf. Seine Miene blieb unverändert; so angestrengt, als wäre er noch immer darum bemüht den Tresen glänzend zu polieren.
'Ich möchte gerne wissen, wo ich Mister Harvey Bardem finden kann.'
Einen Moment lang hatte ich das Gefühl, dass der Mann mich nicht verstanden hatte, denn er starrte mich noch immer argwöhnisch an. Dann wischte er sich mit dem freien Handrücken über die Stirn, als wollte er den Schweiß abschütteln. Doch im selben Moment kam mir der Gedanke, dass dies doch eine konzentrierte Miene war, die der Mann aufsetzte.
'Einen Moment bitte.'
Der Mann hinkte in einen dunklen Flur zwischen den Getränkeregalen, den ich erst jetzt bemerkte und verschwand darin. Irgendwann ertönte von weit hinten eine kratztende Stimme, viel entfernter als ich den Gang vermutet hatte. Das dunkle Schwarz musste in einen weitern großen Raum münden. Dann hallten wieder Schritte im Gebäude. Sie waren gleichmäßiger als das schwerfälige Humpeln des Barmanns und ein stämmiger Mann trat hinaus.
Das erste was mir auffiel, war nicht das offensichtlichste: der sandfarbene Cowboyhut, der auf dem Kopf meines Gegenübers ruhte. Es war die Narbe am Hals, teilweise von einem Hemdkragen versteckt, dennoch sichtbar. Eine Narbe, wie ich sie von zahlreichen anderen kannte. Opfern von Vampirbissen.
Harvey Bardem war ungefähr so groß wie ich, aber breitschultriger. Unter seinem Holzfällerhemd zeichneten sich Muskeln ab. Sein Gesicht hatte grobe Züge, und ein markantes, eckiges Kinn mit Bartstoppeln übersät. Über seiner langen Nase waren seine Augen, die vom Schatten der Hutkrempe erfasst wurden, doch ich konnte ihre dunkelbraune Farbe erkennen. Einzelne Strähnen seines schütteren rotbraunen Haars hingen ihm vor der Stirn. Er musterte mich forschend.
Wahrscheinlich hatte er schon tausend Mal solch eine Situation vor sich gehabt, doch mich beschlich das Gefühl, dass er heute etwas neues oder ungewöhnliches in mir sah.
'Wie ich sehe, haben Sie bereits Earl kennengelernt. Wenn der alte Saufbold nicht gerade hier arbeitet, hängt er an der Flasche, wie viele andere Barkeeper hier zu Lande. Wie kann ich Ihnen helfen?'
'Ich versuche einen Vampir aufzuspüren.'
'Aha. Nun Sie wollen vermutlich, dass ich Ihnen diese Arbeit abnehme, nicht wahr?'
Ich nickte.
Er lachte mit rauer Stimme auf, doch es hörte sich eher nach einem Keuchen an.
'Wenn Sie wollen, dass ich Ihnen helfe, müssen Sie sich meinen Dienst auch etwas kosten lassen. Wie heißen Sie?'
'Ryan Worth.'
Sein Blick hellte sich kurz auf, oder war es bloß Einbildung?
Er notierte meinen Namen auf einem kleinen Block.
'Wen suchen Sie?'
'Damian Slayer.'
'Soll ich ihn nur ausfindig machen, herschaffen oder auch umbringen?'
Die Nüchternheit der Frage war eigentlich beängstigend. Als wäre ein Mord nichts besonderes.
'Herschaffen', entschied ich mich für die goldene Mitte.
'Na schön', pfiff Bardem durch die Zähne und notierte weiteres. 'Gibt es besondere Schwierigkeiten mit denen ich rechnen müsste?'
'Hm, wahrscheinlich ist er Mitglied in der Todesser Gemeinde und genießt vielleicht ihren Schutz. Seine besondere Gabe ist aber unklar.'
'Okay...unterm Strich ist dies doch eine aufwändige Mission. Sie müssten mit 800 Galleonen Kosten rechnen.'
Ich nickte, obwohl mein Bauch sich gerade nach außen ausstülpte, so flau fühlte er sich an. Ich besaß kein bisschen Geld. Wie sollte ich solch eine horrende Summe bezahlen?
Bardem streckte mir die Hand aus und ich ergriff sie zögerlich.
'Dann ist dies also ein Deal?'
'Ja, ein Deal', bestätigte ich.
Wir schüttelten und kräftig die Hände. Dann überreichte er mir ein Klemmbrett.
'Füllen Sie diesen Fragebogen bitte mit so vielen Daten wie möglich über Slayer aus. Und unterschreiben sie zum Schluss den Vertrag.'
Ich nahm das Brett mit den Zetteln und begann die Zeilen am Tresen auszufüllen.
Aussehen und Verhalten nahm einen weitreichenden Anteil der Fragen ein. Ich kreuzte passendes an und arbeitete mich vorwärts. Es gab sogar ein Feld, in dem es mir freigestellt war zusätzlich den Grund meiner Suche anzugeben. Die verschiedenen Möglichkeiten umfassten auch Rache. Doch ich legte mich nicht fest, sondern übersprang das Feld einfach.
Zuletzt setzte ich meinen Namen auf den Strich, der die Zusammenarbeit zwischen mir und dem Vampirjäger bezeugte.
Es war endgültig besiegelt.
'Danke. Ich liefere ihnen dann regelmäßig Berichte über meine Fortschritte. Nehmen sie dies.'
Er gab mir ein Handy.
'Meine Nummer ist darin eingespeichert. Rufen Sie mich ausschließlich damit an, okay? Die Suche wird wahrscheinlich zwei Wochen Zeit kosten, da ich im Moment keine weiteren Aufträge habe, die viel Zeitraum einnehmen. Außerdem...'
Er zog blitzschnell eine Waffe aus einem versteckten Holster unter seinem Hemd und richtete sie mit der Mündung präzise auf meinen Kopf. Es war eine normal aussehende Pistole, doch ich zweifelte keinen Moment daran, dass darin keine normale Munition war. Diese Munition war imstande mich zu töten. Ich starrte geschockt darauf, doch mein Schutzschild gewährte mir immer noch eine gewisse Sicherheit. Würde er bei diesem Geschoss aufreißen? Ich sprang einen Satz zurück und hob die Hände.
'Machen Sie keine Dummheiten', zischte er. Plötzlich lachte er herzhaft als hätte jemand einen besonders komischen Witz gerissen, und zog die Pistole fort.
'Sie fallen einfach immer wieder darauf rein', sagte er grinsend zu niemand bestimmtem und klopfte scherzend auf den Tresen.
Ich konnte über den Scherz nicht lachen, aber bemühte mich ihn nicht allzu grimmig anzublicken.
Stattdessen verabschiedete ich mich und trat hinaus auf die Straße.
Der Regen hatte aufgehört, doch der Himmel war noch immer so düster wie zuvor, als könnte es jeden Moment wieder anfangen.
In etwa zwei Wochen würde Damian also in meiner Gewalt sein. Dann hätte Bardem seine Gründe mir die Waffe an den Kopf zu halten, wenn er wissen würde, dass ich ihn nicht bezahlen konnte...
Ein einfacher Bluff konnte viel zu schnell zu gefährlich werden. Und ich riskierte den wohl größtvorstellbaren Einsatz.
Mein Leben.
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Hinterlasst mir bitte einen Review! Ich freue mich über jede Meinung!
g.M.a.R.
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