von minimuff
Heute ist Ostern, und pünktlich nach dem Frühstück versammeln sich alle Bewohner des Fuchsbaus, einschließlich Harry, Hermine und dem sentimentalen Sirius, der das Fest nicht alleine verbringen wollte, im Garten hinter der Weasleyhütte. Mrs. Weasley nimmt ein großes Gummigrammophon zur Hand, das verständlicherweise nur begrenzt hörbar ist, und erklärt den mehr oder minder interessierten Umstehenden:
"Okay, also heute ist Ostern, da feiert man den Tod- ääh, die Geburt-" Sie stockt kurz, entsetzt über die gravierenden Lücken in ihrem Allgemeinwissen. Hermine verdreht entnervt die Augen und holt ihre Taschenbibel aus- nun ja, ihrer Tasche, um das Matthäusevangelium noch mal schnell zu überfliegen. Natürlich weiß sie in allen Einzelheiten, was man an Ostern feiert, aber sie merkt, dass sie nicht weiß, was Jesus vor seinem Tod gefrühstückt hat und ob das vielleicht zu fettig war, was seinen Tod noch beschleunigt hätte.
Mrs. Weasley hat ihr wankendes Selbstbewusstsein wieder einigermaßen aufgerichtet und fährt mit ihrer schrillen Stimme fort:
"Heute ist Ostern, und da sammelt man Eier." Sie will weiterreden, wird aber von Sirius unterbrochen, der mit Tränen in den Augen plärrt:
"Bei uns zu Hause haben wir nie Eier gesammelt!" Erneut erinnert er sich an seine schreckliche Kindheit und versinkt in dem für ihn üblichen Selbstmitleid. Die anderen beachten ihn gar nicht. Aus einer unbestimmten Richtung wird eine Pflaume auf Sirius geworfen, was wohl heißen soll, dass er mit dem Rumgeheule aufhören soll. Sirius schnieft noch einmal kurz, wischt sich mit Hermines Bibel die Nase ab (Hermine sucht sofort fiebrig nach ihrem Pfefferspray) und presst die zitternden Lippen zusammen, damit Mrs. Weasley weiterkreischen kann. Die greift die Gelegenheit beim Schopfe und brabbelt in Rekordgeschwindigkeit: "Wir-sammeln-Eier-ich-hab-sie-versteckt-ihr-müsst-suchen-los-GEHTS!" Das letzte Wort schreit sie in die Menge, doch keiner rührt sich. Verwirrt blickt sich Mrs. Weasley um, und in ihr wird die traurige Erkenntnis wach, dass sie nicht zur Alleinunterhalterin geboren ist. Die anderen dösen in der Menge. Ron popelt gedankenverloren in der Nase, Harry knibbelt an seiner Narbe herum, damit sie sich entzündet und noch mehr hervorsticht. Hermine erklärt Ginny etwas über die politische Situation in Afghanistan, doch diese blickt nur fasziniert auf Hermines übergroße Schneidezähne.
Mrs. Weasley übergibt das Wort resigniert ihrem Mann, der sofort begeistert loslegt:
"Ostereier suchen ist eine Muggelaktivität, und alles, was Muggel tun, finde ich echt endgeil. Also, ran an die Eier-" Ginny prustet, doch außer ihr versteht niemand die Zweideutigkeit dieser Aussage- "Auf die Plätze, fertig, LOS!"
Langsam trotten die Mitspieler los. Es herrscht ein gewisses Desinteresse, was verständlich ist, da der Weasley'sche Garten matschig und patschig und voller Gnomenscheiße ist. Ron will schon wieder mit dem Popeln anfangen, als er plötzlich merkt, dass er endlich einmal die langersehnte Möglichkeit hat, besser zu sein als Harry. Seinen besten Freund fertigzumachen, hat Ron schon immer gefallen, und so macht er sich eifrig auf die Suche. Es dauert nur wenige Stunden, da findet er das erste Ei. Schwindelig vor Stolz, will er es den anderen mitteilen, da mischt sich wieder Mrs. Weasley ein: "Neineinein, Ronnyspätzchen, die goldenen sind für Harry! Du hast die Secondhandeier, die hab ich wieder zusammengeklebt."
Ron fühlt sich nun doch wesentlich verarscht von seiner Mutter und trottet in die Ecke, um sich ganz seinen Popeln zu widmen.
Seine Brüder spielen nach anfänglichem Zögern auch mit. Fred und George rennen wie Kleinkinder durch den Garten und kichern albern. Die Frühlingsgefühle haben sie ganz in den Bann genommen. "George, hasch mich, ich bin der Frühling!", quietscht Fred und zieht im Rennen sein Shirt aus.
Sein großer Bruder Charlie dagegen läuft geduckt durch den Garten und versteckt sich von Zeit zu Zeit hinter Gänseblümchen, um von den anderen nicht entdeckt zu werden. Seine Augen kleben auf seiner kleinen Schwester, und in seinem Kopf formen sich perverse Gedanken. Er hockt sich hinter einen Busch und beschließt, dort auf Ginny zu warten, um sie zu einem österlichen Rape-Play zu überreden.
Der einzige, der wirklich motiviert ist, ist natürlich mal wieder Harry. Er ist sich nicht mehr ganz sicher, was Dumbledore ihm nun wirklich aufgetragen hat zu suchen, und sammelt deshalb vorsorglich ein paar Eier. Leider endet seiner Sammelkarriere abrupt, als er auf einem von Rons abnormal großen Popeln ausrutscht und in ein riesiges Loch ohne erkennbare Herkunft fällt. Ron, der das mitbekommt, entweicht ein Lachen, das so hasserfüllt ist, dass er sich voller Schuldgefühle ganz Dobby-like einen seiner eigenen Popel gegen die Stirn klatscht, wo der begeistert kleben bleibt.
Hermine, die alte Streberin, hat sich einen ganz besonderen Trick ausgedacht: Sie benutzt einen besonders schweren Zauberspruch namens "Accio". Damit will sie alle Eier einsammeln und den Preis, den es ihrer Meinung nach gibt, einsacken. Sie richtet den Zauberstab auf ein Ei, schreit ihren Zauberspruch- und plötzlich fliegt alles in die Luft. Hermine hat nicht gewusst, dass Mrs. Weasley einen gewissermaßen etwas übertriebenen Schutzzauber auf jedes Ei gelegt hat, damit Leute wie Hermine nicht schummeln können. Darum fliegt nun alles in die Luft: der Weasleygarten, Rons Popelhaufen, Harrys Loch. Wie bei jeder ordentlichen Explosion gibt es eine Menge Rauch und Krach, und es dauert eine ganze Weile, bis alle ihre Körperteile wiedergefunden haben (metaphorisch gemeint) und die Lage überblickt werden kann. Alle sind etwas durcheinander, bis auf Harry, der wie ein wildgewordener Affe durch den Schutt rennt und "Ich bin frei! Ich bin frei!" brüllt.
Mrs Weasley runzelt die Stirn. "Also, nächstes Mal feiern wir aber woanders!"
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Ich wünsche allen frohe Ostern!!
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