von doddo
Die ungewohnte Stille drückte mit aller Kraft auf Blaises Trommelfell. Es war schon lange nicht mehr so still gewesen, im Schlafraum der Slytherins. Crabbe und Goyle schnarchen zur Abwechslung mal nicht und auch Pansy war nicht da.
Blaise lag seit Stunden wach und starrte an die grünen Stoffbahnen über seinem Kopf. Obwohl sie sicherlich nie den Status einer Beziehung hatten, fühlte es sich trotzdem an, als hätte er sich von Draco getrennt.
Blaise wusste, dass sie niemals zusammen glücklich werden konnten. Er konnte sich die Reaktion seiner Mutter lebhaft vorstellen, falls er ihr eröffnen sollte, dass er sich in einen Todesser verliebt hatte. Und erst Liz. Er würde es nicht schaffen die Frau, die er seit zwei Jahren innig liebte, aufzugeben. Wofür überhaupt? Würde Draco sich wirklich für ihn ändern? Würde er sich von seinem Auftraggeber abwenden? Würde er die Beziehung öffentlich machen und sie überhaupt weiterführen wollen? Was würde in ein paar Jahren sein, wenn sie die Schule abgeschlossen hatten und im Berufsleben standen?
„Fuck“, flüsterte er und setzte sich auf. In vier Stunden musste er aufstehen. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Leise stieg er aus dem Bett, schnappte sich seine Schultasche und zog im Gemeinschaftsraum seine Verwandlungs- Mitschriften heraus. Übermorgen musste er eine mega Aufgabe abgeben und er hatte sich noch nicht mal die Angabe durchgelesen.
Ohne genauer darüber nachzudenken zündete Blaise sich eine Zigarette an und starrte gedankenverloren auf das Papier, auf dem er die Aufgabe notiert hatte:
„Drei Pergamentrollen, Thema: „Gefahren bei der Verwandlung von Menschen in unbelebte Gegenstände“
Zum zehnten Mal hatte er sich die Zeile bereits durchgelesen, aber ihr Sinn war ihr immer noch nicht eingegangen. Seine Gedanken kreisten um die Dinge, die erst vor wenigen Stunden im Raum der Wünsche passiert sind.
Stumm starrte er vor sich hin. Immer wieder schrieb er einige Zeilen auf einen frischen Bogen Pergament. Doch mehr als seinen Namen, den Titel und das Datum hatte er nicht zusammengebracht als es zu dämmern begann. Seufzend packte Blaise seine Sachen zusammen, schlich wieder die Treppe nach oben und begann sich für den Schultag fertig zu machen.
Als er seine Tasche neu einräumte, fiel ihm auf, dass er vorhin seine letzten Zigaretten geraucht hatte.
„Fuck“, murmelte er wieder. Die Muggelstämmigen verlangten in letzter Zeit horrende Preise. Dean Thomas und Seamus Finnigan kamen für einen Slytherin nicht in Frage. Also würde er Sue Li aus Ravenclaw bezirzen müssen. Hoffentlich fiel sie wieder auf ihn rein.
In diesem Moment begannen die Wecker im Schlafsaal verschiedenste Melodien zu spielen. Doch bevor sich die erste Hand schlaftrunken durch die Vorhänge streckte, war Blaise bereits aus dem Raum gehuscht.
„Hi Sue“
„Blaise! Hi!“, Sue lächelte den Schwarzhaarigen an. „Annie, geh ruhig vor. Ich komm gleich nach“, sagte sie zu einer schüchternen Rothaarigen. „Was kann ich für dich tun?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen lehnte sie sich gegen die Wand, während etliche Schüler neugierige Blicke auf das unübliche Paar warfen.
„Lass und ein bisschen spazieren gehen, was meinst du?“ Blaise bot ihr zwinkernd den Arm an, doch Sue ignorierte ihn.
Als sie einen leeren Gang betraten blieb Sue stehen und blickte den Jungen wieder fragend an. Sie wusste längst was er von ihr wollte, doch so einfach würde er sie nicht rumkriegen.
„Sag mal, du hast die Haare heute anders oder?“, fragte Blaise mit einem Lächeln.
„Ja. Annie hat mir einen Pony geschnitten“
„Steht dir sehr gut, das Pferd“ Als Sue laut auflachte, fügte Blaise schnell an: „War das jetzt falsch? Du weißt ja, ich kenn mich mit den Muggel- Sachen nicht so aus.“ Erneut ließ er sein unwiderstehlichstes Blaise- Lächeln erstrahlen.
„Ah, endlich kommen wir der Sache näher. Wie viele Päckchen willst du?“ Sue setzte sich auf eine Fensterbank und Blaise trat mir scheinbar gekränktem Gesichtsausdruck zu ihr.
„Ach, Sue. Warum müssen wir immer über die Geschäfte reden? Es gibt so viele andere Dinge, über die ich mit dir sprechen möchte“ Mittlerweile war er ihr für ein Gespräch zwischen Schulkollegen viel zu nahe gekommen. Er strich ihr sachte eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Das Mädchen musste die Augen schließen, als Blaises betörender Geruch zu ihr wehte.
„Aber wenn du darauf keine Lust hast...“ Sue schluckte und Blaise fuhr fort. „Du hast mich natürlich sofort durchschaut, du kleine Hexe. Aber ich kann einfach Nichts vor dir geheim halten“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Du hast recht, ich hab meine Reserven aufgebraucht und du bist die Einzige, die meine Lieblingsmarke hat“ Seine Hand hatte sich unbwmerkt aif ihren Oberschenkel gelegt. „Die Anderen haben nur diese Billig- Dinger, die sie um einen Horrenden Preis verkaufen. Aber ich weiß, dass du mich nie übers Ohr hauen würdest, nicht wahr?“ Sues Rücken war mittlerweile gegen das Fenster gedrückt. „Also, was würdest du für... sagen wir mal...“, Blaise tat so, als würde er erst jetzt anfangen darüber nachzudenken, „Zwei Stangen verlangen?“
„Fünf- Fünfzig“, Sues Stimme sprang nicht richtig an und sie räusperte sich. „Fünfzig Pfund“
„Ach, komm schon, Sue. Du weißt doch genauso gut wie ich, dass ich darum bei Finnigan dreimal so viel kriege. Wie wäre es, mit sagen wir fünfzehn Pfund?“
„Dreißig“
„Achtzehn“
„Fünfundzwanzig“
„Zwanzig“
„Fünfundzwanzig. Mein letztes Wort“
„In Ordnung“, mit beiläufigem Gesicht zog Blaise Geldscheine aus seiner Hosentasche, während Sue zwei Stangen Zigarettenpackerl aus ihrer Tasche zog, welche Blaise schnell einpackte.
„Es ist immer eine Freude mit dir Geschäfte zu machen, Sue“, hauchte er ihr ins Ohr und gab ihr einen winzigen Kuss auf die Wange, bevor er sich auf den Weg in die Große Halle zum Frühstücken machte. Er spürte die Blicke des Mädchens in seinem Nacken umd musste unwillkürlich grinsen. Das war leichter gegangen als erwartet.
Am Tisch der Slytherins saß Liz bereits über eine Schüssel Cornflakes und ihren Tagespropheten gebeugt. Das gute Geschäft von vorhin hatte seine schlechte Laune in Seifenblasen aufgelöst, die beim Anblick seiner hübschen Freundin zerplatzen.
„Guten Morgen, Schatz“ Er beugte sich zu ihr hinunter, küsste sie und setzte sich dann neben sie.
„Hi. Wo warst du denn heute Früh?“
„Ach, ich musste noch ein paar Besorgungen machen“ Blaise zwinkerte ihr zu während er sich einen Toast nahm.
„Hast du wieder dieser Ravenclaw den Kopf verdreht? Die schaut nämlich aus als wäre sie ganz schnell und ganz oft gegen eine Wand gelaufen“
Blaise warf einen Blick auf Sue, die an ihrem Tisch mit leerem Gesichtsausdruck in seine Richtung stierte. Es lachte laut auf und küsste seine Freundin auf die Wange. „Honey, warum sollte ich irgendjemandem den Kopf verdrehen, wenn ich das bei dir schon geschafft habe?“
Doch das Lache blieb dem Jungen im Hals stecken, als Draco hereinkam und sich feixend ihm gegenüber niederließ. Pansy hielt er dabei fest im Arm.
„Also ist es endlich offiziell?“, fragte Liz ohne wirkliches Interesse.
„Jah!“, hauchte Pansy glücklich und strahlte den Blonden verliebt an.
„Gratuliere“ Liz stieß Blaise unterm Tisch an und auch er murmelte etwas, das wie „Herzliche Gratulation“ klang. Um sein steinernes Gesicht zu verbergen, biss er rasch in seinen Toast und schnappte sich den Sport- Teil von Liz' Zeitung.
Nach dem Frühstück gingen die Mädchen wieder zurück in den Gemeinschaftsraum um ihre Taschen zu holen. Blaise hatte seine schon bei sich und Draco ließ sich seine von Pansy bringen. Wortlos gingen die beiden nebeneinander zu ihrer ersten Unterrichtsstunde, Verwandlung.
„Erklärst du mir auch, was das gerade für eine Aktion war?“ Blaise schob die Hände in seine Hosentaschen und ballte sie dort zu festen Fäusten.
„Ich weiß nicht was du hast, Blaise. Kannst du dich nicht für mich freuen?“, antwortete der Blonde.
„Für dich freuen? Hast du sie noch alle?“ Völlig verdattert blieb Blaise stehen.
Als Draco das nach ein paar Schritten bemerkte, drehte er sich um. „Komm schon, Blaise. Du hast nicht ernsthaft gedacht, dass das etwas zwischen uns werden kann, oder?“
Das verächtliche Lächeln auf den schönsten Lippen, die Blaise je geküsst hatte, welches ihn noch vor wenigen Stunden um den Verstand gebracht hatte, raubte ihm nun den letzten Nerv. Er packte seinen besten Freund am Kragen und rammte ihn unsanft gegen die Wand. Ihre Nasen berührten sich fast, doch die erotische Spannung, die sich sonst in so einer Situation zwischen ihnen aufgebaut hatte, blieb aus. Statt dessen konnte Draco die Wellen der Aggression, die von Blaise ausgingen regelrecht spüren.
„Jetzt hör mich mal ganz genau zu, Draco!“, flüsterte der Schwarzhaarige mit nach unten verzogenen Mundwinkeln. „Du kannst das vielleicht einfach so vergessen, was zwischen uns passiert ist! Aber ich nicht! Und leugnen, dass da etwas war, kannst du auch nicht! Aber tu mir zumindest den einen Gefallen und demonstriere deine falsche Freude nicht direkt vor mir!“
„Was meinst du mit falsche Freude?“, fragte Draco gelassen und betrachtete seine Fingernägel.
Blaise stieß ihn erneut hart gegen sie Wand. „Das weißt du doch selber! Du liebst Pansy doch keinen Zentimeter weit! Und nicht mal der Sex mit ihr gefällt dir! Hast du selber gesagt!“
„Und was willst du jetzt tun, Zabini?“, fauchte Draco ihn plötzlich an. „Wir können so nicht weiter machen! Das wissen wir beide. Es geht einfach nicht! Hast du schon mal von einem schw... von zwei Männern gehört die zusammen leben?“ Blaise musste kurz überlegen, dann senkte er geschlagen den Kopf und ließ den Blonden los.
„Siehst du?“, fuhr dieser leise und sanfter als vorhin fort und griff nach den Händen des anderen, „Es ist nun mal nicht möglich. Was willst du denn gegen die Konventionen dieser Gesellschaft ausrichten?“
„Triff mich heute Abend im Raum der Wünsche“, antwortete Blaise sofort hoffnungsvoll.
„Blaise...“, flüsterte der Blonde leise, mit traurigem Gesicht.
„Hey, Jungs!“, schallte auf einmal Liz' Stimme durch den Gang.
„Drayyy!“ Pansy rannte auf Draco zu.
Instinktiv ließ Draco Blaises Hände los und streckte sie lächelnd Pansy entgegen, die sich dankbar um seinen Hals warf. Wortlos nahm er ihr seine Tasche ab.
Blaise wollte nach Liz' Hand greifen, doch sie verschränkte die Arme und marschierte an ihm vorbei. „Können wir bitte endlich gehen, wir sind spät dran“, meckerte sie.
Zehn Minuten vor Unterrichtsbeginn erreichten die Vier das Klassenzimmer, ohne dass Liz und Blaise ein anderes Wort miteinander gesprochen hatten. Immerhin saßen sie schweigend nebeneinander, während Pansy auf Dracos Schoß kicherte.
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