von ZauBaerin
Habe ich nicht mehr das Recht dich zu lieben?
Kapitel 1
Severus Snape hielt sich stöhnend den Kopf. Dieser verdammte Alkohol verursachte einen hämmernden Schmerz in seinem Schädel. Noch einmal stöhnte er laut auf und es dauerte einen Moment, bis sein alkoholumnebeltes Gehirn erkannte, dass das Klopfen nicht nur auf seinen betrunkenen Zustand zurückzuführen war, sondern dass jemand lautstark an die Tür hämmerte.
Mühsam rappelte er sich hoch und verharrte, einen Moment auf der Bettkante hockend. Mit zusammengekniffenen Augen warf er einen Blick auf die Frau an seiner Seite. Sie lag auf dem Bauch und er konnte nicht mehr von ihr erkennen, als eine lange, braune Haarmähne.
Wieder hämmerte es an der Tür. Fluchend erhob er sich von der Bettkante und wickelte die Bettdecke um seinen nackten Körper. Leicht schwankend begab er sich zur Tür und riss sie auf.
Es starrte die Frau an, die mit erhobener Hand vor ihm stand. Scheinbar hatte sie gerade wieder klopfen wollen.
„Hermine….“ erstaunt fasste er sich an den Kopf. „Was…, wieso….?“ Er konnte nur stottern und die Frau vor ihm weiterhin anstarren.
„Severus!“, kam es entsetzt von der jungen Frau zurück. Sie starrte vollkommen schockiert an ihm vorbei in den Raum. Ihr eigentlich blasses Gesicht wurde mit einem mal knallrot und dann wieder kreidebleich. „Ich…., es tut mir leid. Ich wollte dich nicht stören.“
Severus war ihrem Blick mit seinen Augen gefolgt und spürte, wie auch ihm alle Farbe aus dem Gesicht wich. Die Frau, die in seinem Bett lag, hatte sich aufgesetzt. Da er die Bettdecke um sich gewickelt hatte, konnte man ihren nackten Körper sehen. Sie reckte und streckte sich und gähnte ausgiebig.
Der Zaubertränkemeister starrte die Frau in seinem Bett völlig entgeistert an und versuchte klar zu denken.
„Entschuldige die Störung!“, stammelte Hermine. Er drehte sich blitzschnell zu ihr um, kniff einen Moment die Augen zusammen, da sein Schädel entsetzlich schmerzte und riss sie aber sofort wieder auf, um dann festzustellen, dass die junge Hexe davon stürmen wollte.
Er konnte sie gerade noch am Handgelenk fassen. „Hermine, bleib hier….“
Sie blieb stocksteif stehen, drehte sich aber nicht zu ihr um. „Lass mich los!“, flüsterte sie. „Sofort!“ Augenblicklich ließ er sie los und trat einen Schritt hinaus zu ihr auf den Flur.
Sie hielt den Kopf gesenkt als sie mit leiser, enttäuschter Stimme zu ihm sagte: „Geh zurück zu deinem Flittchen, Severus Snape. Du hast alles kaputt gemacht. Ich dachte, ich würde dir etwas bedeuten, aber ich habe mich in dir getäuscht. So sehr getäuscht.“
Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber an ihrer Stimme erkannte er, dass sie weinte. Als sie ging, hielt er sie nicht zurück.
Langsam wurde sein Kopf wieder klarer. Mit einem Ruck drehte er sich um und ging in das Zimmer zurück. Genaugenommen war es sein Hotelzimmer.
Lautstark knallte er die Tür hinter sich zu, baute sich vor dem Bett auf und starrte finster auf die Frau, die sich nackt und verführerisch auf dem Laken räkelte.
„Zieh dich an und verschwinde“, schnarrte er „Sofort!“
„Also erlaube mal….“, keifte die Frau ihn an.
Severus griff zu seinem Zauberstab, richtete ihn auf die Frau und wiederholte mit kalter Stimme „Sofort!“
Die Frau sprang mit angstvollem Blick aus dem Bett, zog sich blitzschnell an und verschwand Sekunden später, ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren.
Severus hatte es geschafft, sich solange aufrecht zu halten, wie diese Frau, deren Namen er nicht einmal kannte und der ihn auch nicht interessierte, sich im Raum aufhielt. Aber kaum war die Brünette verschwunden, sank er auf die Bettkante und vergrub sein Gesicht in den Händen.
Was hatte er nur getan.
Was, verdammt noch mal, bei der verrotteten Seele von Salazar Slytherin hatte er getan…..
So langsam lichtete sich der Nebel in seinem Gehirn und er gewann seine Erinnerungen wieder. Und wünschte sich gleichzeitig, alles auf der Stelle wieder vergessen zu können. Oder am besten ungeschehen.
An diesem Wochenende gab es ein Treffen der Zaubertränkemeister in Paris. Er sollte dort einen Vortrag halten und hatte all seinen Mut zusammengefasst und Hermine Granger gefragt, ob sie ihn begleiten würde.
Seit die junge Hexe vor etwa zwei Jahren als Lehrerin für alte Runen nach Hogwarts zurückgekommen war, waren sie und Severus sich langsam näher gekommen.
Anfangs verhielten sie sich wie Katz und Maus. Sie gifteten sich nur an und konnten kein vernünftiges Wort miteinander wechseln. Severus hielt sie für unreif, zu jung und absolut unerfahren. Dabei war sie schon fünfundzwanzig Jahre alt, als sie die Stelle als Lehrerin und Hauslehrerin für Gryffindor antrat.
Sie hielt ihn für antiquiert, zu streng und unflexibel. Doch nach einigen Monaten änderte sich langsam alles. Sie fingen plötzlich an, sich mit anderen Augen zu sehen, begannen plötzlich, mehr als nur das Notwendigste miteinander zu reden.
Severus merkte selbst, dass er anfing ihre Nähe zu suchen. Das er Ausreden erfand, um sie zu sehen.
Und wenn er sie sah, fing sein Herz an, schneller zu schlagen. Ihm wurde heiß, wenn sie neben ihm stand und wenn sie sich zufällig berührten, schoss sein Pulsschlag in ungeahnte Höhen.
Niemals hatte er geglaubt, dass er solche Gefühle für Hermine Granger entwickeln würde und niemals hatte er erhofft, dass sie diese Gefühle auch nur ansatzweise erwidern würde.
Doch seit einiger Zeit meinte er in ihren Augen etwas zu sehen, etwas, das ihn hoffen ließ. Hoffen auf mehr.
Er ließ es ganz langsam angehen. Begleitete sie auf Spaziergängen um den See, nahm sie mit in den verbotenen Wald um seltenen Pflanzen und Kräuter zu suchen, oder apparierte mit ihr in die Winkelgasse, um mit ihr bei Florean Fortescue ein Eis zu essen.
Benahm sich also absolut untypisch für einen Severus Snape.
Allerdings ging er nie auch nur einen Schritt zu weit. Zu Intimitäten war es zwischen ihnen noch nicht gekommen. Lediglich einmal hatte sie ihn auf die Wange geküsst, als sie ihm zu Geburtstag gratuliert hatte und einmal, als sie im verbotenen Wald über eine Baumwurzel gestolpert war, hatte er sie an der Hand festgehalten, damit sie nicht fiel. Den Rest des Weges hatte er ihre Hand nicht wieder losgelassen und sie hatte sie ihm auch nicht entzogen.
Doch dieses Wochenende sollte es soweit sein. Severus wollte ihr seine Liebe gestehen. Ganz romantisch, mit allem drum und dran.
Er hatte es sich so schön ausgemalt und eigentlich hatte auch alles soweit geklappt. Sie hatte zugesagt ihn zu begleiten. Nach Paris, in die Stadt der Liebe.
„Pah!“, dachte er „Liebe! Soweit kann es ja nicht her sein mit der Liebe. Wäre sie sonst mit einem anderen Mann verschwunden? Und hätte ich mich sonst so verhalten? Verdammter Mist!“
Natürlich hatte er anstandshalber zwei Zimmer gebucht, als sie zugestimmt hatte, ihn an diesem Wochenende zu dem Zaubertränkemeistertreffen zu begleiten.
Es war alles vorbereitet. Er musste einen Vortrag halten und hatte für später einen Tisch in einem exquisiten Restaurant reservieren lassen. Den Tag über hatten sie sich Paris angesehen. Alles schien perfekt zu sein; sie hatte sich sogar irgendwann bei ihm eingehakt und sich leicht an ihn gekuschelt, als es ihr etwas kalt wurde.
Zu Beginn seines Vortrages hatte er sie noch unter den Zuhörer gesehen, doch als er fertig war und sich endlich von den vielen Fragestellern losreißen konnte, war sie verschwunden.
Durch einen Hotelangestellten ließ sie ihm ausrichten, dass sie dringend nach England zurück gemusst hätte.
Das war alles…..
Er war in ihr Hotelzimmer gestürmt, in der Hoffnung, sie dort anzutreffen. Natürlich war sie nicht da. Auch ihre Reisetasche war weg. An der Rezeption hatte man ihm mitgeteilt, dass sie von einem dunkelhaarigen Mann abgeholt worden war.
In Severus hatte sich große Enttäuschung breit gemacht, die dann später in Wut umschlug. Und wütend saß er auch an der Hotelbar und kippte einen Whiskey nach dem anderen.
Soviel Whiskey, bis er Hermine aus seinem Kopf vollkommen weggetrunken hatte und mit irgendeiner Frau aus der Bar auf sein Zimmer ging.
Und das war es dann auch. Alles woran er sich erinnerte war, das er an der Hotelbar saß und sich betrank. Das nächste was wieder klar in seinen Gedanken erschien, war Hermine, die ihn anklagend und traurig ansah.
Wie konnte das alles nur so aus dem Ruder laufen? Mit wem war Hermine gestern Abend nur verschwunden. Er hatte geglaubt, sie hätte einen Rückzieher gemacht, dass sie doch keinerlei Gefühle für ihn hätte. Doch vielleicht gab es für alles eine ganz einfache Erklärung, denn als sie vorhin vor ihm gestanden hatte, hatte sie so verletzt gewirkt, so klein und zart.
Sie war doch auch gar nicht der Typ Frau, der gleichzeitig mit zwei Männern rum machte. Und er benahm sich mal wieder wie der Mistkerl, der er nun mal war.
Es hatte sich wieder bestätigt. Er war nicht beziehungstauglich. Wieso hätte er sonst bei der kleinsten Unklarheit so falsch reagieren können. Warum hatte er nicht erstmal darauf gewartet, dass sie ihm erklärte, warum sie verschwunden war. Vielleicht hatte sie einen triftigen Grund und er, als der größte Versager, den die Zaubererwelt je hervorgebracht hatte, konnte natürlich nicht warten um das herauszufinden.
Mit Sicherheit würde sie jetzt kein einziges Wort mehr mit ihm sprechen und das konnte er ihr nicht mal verübeln. Er im ungekehrten Fall, würde es jedenfalls nicht tun.
Er hätte ihr sogar einen bösen Fluch an den Hals gehext. Das sollte sie mit ihm auch tun, am besten einen Unverzeihlichen.
Severus stöhnte gequält auf, als er spürte, dass sich ihm der Magen umdrehte. Mit Mühe und Not erreichte er gerade noch das Badezimmer, wo er sich vor der Toilette auf die Knie sinken ließ.
SSHG SSHG SSHG SSHG SSHG SSHG SSHG SSHG SSHG SSHG SSHG SSHG
Hermine Granger war von Paris aus nach Cornwall appariert. Ihre Eltern besaßen ein Ferienhaus direkt am Meer. Dorthin hatte sie sich mit ihrem Schmerz zurückgezogen. Sie war selbst erstaunt darüber, dass sie in einem Stück dort angekommen war, denn in ihrer momentanen Verfassung hätte sie gut in ihre Einzelteile zersplintern können.
Nun hockte sie hier am Strand, hatte die Arme um die Knie geschlungen und weinte sich die Seele aus dem Leib. Es war eine grauenvolle Nacht und ein grauenvoller Morgen gewesen.
Liebend gerne hatte sie Severus zugestimmt, als er sie gefragt hatte, ob sie ihn nach Paris begleiten würde. Schon kurz nachdem sie nach Hogwarts zurückgekommen war, merkte sie, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Natürlich hätte sie sich das nicht anmerken lassen, denn sie war davon überzeugt, dass Severus sie auslachen würde, sollte er das jemals erfahren.
Doch langsam bemerkte sie, dass auch er anfing, sich für sie zu interessieren.
Das er Sachen mit ihr unternahm, die er wahrscheinlich nie zuvor mit einer anderen Frau unternommen hatte.
Dennoch wollte sie ihm Zeit geben, sich an den Gedanken zu gewöhnen, eine Beziehung mit ihr einzugehen.
Umso glücklicher war sie über die Reise nach Paris. Gestern noch war sie voller Hoffnung gewesen, als sie und Severus durch die Straßen von Paris geschlendert waren. Sein Verhalten war so aufmerksam und liebevoll gewesen und er hatte sie nicht zurückgestoßen, als sie ihre Hand in seine Armbeuge geschoben hatte. Noch nicht einmal, als sie sich an ihn gekuschelt hatte, als sie die Bootstour auf der Seine gemacht hatten. Es war so romantisch gewesen.
Alles war perfekt. Perfekt bis zu dem Moment, als sie während seines Vortrages die Nachricht erhielt, jemand möchte sie dringend sprechen. Erstaunt hatte sie Harry an der Rezeption angetroffen. Er hatte ihr mitgeteilt, dass ihre Eltern in einen schweren Autounfall verwickelt worden waren und es ihnen sehr schlecht ginge. Sie hatte gar keine andere Wahl gehabt, als sofort mit ihm nach London zu reisen.
Doch das Severus sich so einfach tröstete, das hätte sie niemals von ihm geglaubt. Andererseits war ja zwischen ihnen nichts passiert, was ihr das Recht geben würde, Besitzansprüche stellen zu dürfen. Außer ein paar harmlosen Gesten war zwischen ihnen nichts vorgefallen. Es war sein gutes Recht, die Nacht zu verbringen, mit wem er wollte. Er gehörte schließlich nicht ihr.
Energisch wischte Hermine sich mit einem Papiertaschentuch über die Augen und zog heftig die Nase hoch. Es wurde Zeit, dass sie sich zusammenriss. Sie musste dringend nach London, zu ihren Eltern. In der Hoffnung, dass sich der Zustand ihrer Eltern nicht verschlechtert hatte, brachte sie ihre Kleidung in Form und apparierte nach London.
Als sie kurz darauf das Krankenhaus betrat, traf sie auf Harry Potter, der zusammen mit seiner Frau Ginny in Richtung Ausgang ging.
„Hermine, da bist du ja. Wir wollten zu deinen Eltern, aber man hat uns nicht auf die Intensivstation gelassen.“ Ginny gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Wo warst du denn?“
Hermine strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Ich musste was Dringendes erledigen“, antwortete sie.
„Warst du bei ihm? In Paris?“
„Ja, das war ich.“
„Warum ist er jetzt nicht bei dir?“, fragte Harry missbilligend.
„Ich kann nicht darüber sprechen. Nicht jetzt!“ Hermine merkte, dass ihre Augen sich mit Tränen füllten. „Ich will jetzt nur an meine Eltern denken. Geht ihr noch mal mit mir hinauf?“
Sie wusste, dass ihre beiden Freunde sich Sorgen um sie machten. Zu Recht Sorgen machten. Aber sie schaffte es, wenn auch nur mit Mühe und Not, die äußere Fassade aufrecht zu halten und das auch nur, weil sie Severus komplett aus ihren Gedanken verbannt hatte. Sollte sie zulassen, dass er sich wieder hinein schlich, würde sie zusammenbrechen und sich alle ihren Schmerz aus der Seele weinen. Doch sie musste jetzt für ihre Eltern da sein.
Beide lagen sie im Koma und man konnte nicht sagen, wer von ihnen schwerer verletzt war.
Hermine blieb zwei Wochen bei ihren Eltern in London. Minerva McGonagall hatte sie mehrfach aufgesucht, um sich nach Jane und Robert Granger zu erkundigen. Dabei hatte sie Hermine jedes Mal zugesichert, das sie solange es Notwendig war, Urlaub nehmen könnte. Ihren Unterricht hatte solange Ginny Potter übernommen.
Nach diesen vierzehn Tagen kehrte Hermine nach Hogwarts zurück. Ihren Eltern ging es wundersamer Weise besser, was natürlich auf die Tränke zurückzuführen war, die Poppy Pomfrey in das Muggelkrankenhaus geschmuggelt hatte. Die behandelnden Ärzte allerdings konnten sich keinen Reim darauf machen.
Am Abend ihrer Rückkehr ging sie mit Ginny in die große Halle zum Abendessen. Auf dem Weg dorthin kamen sie an den Treppen vorbei, die in die Kerker führten.
Hermine, die es irgendwie geschafft hatte, in den letzten zwei Wochen kaum an Severus zu denken, konnte ihr Pech kaum fassen, aber genau in diesem Augenblick kann er die Treppe hinauf.
Sie schaute schnell weg, hatte aber genau gesehen, wie seine Augen sich überrascht weiteten und sein Blick dann plötzlich leer wirkte und er sie gequält ansah. Er war noch blasser als sonst.
Als sie den Lehrertisch in der großen Halle betraten, wurde sie von den anwesenden Kollegen freudig begrüßt.
Hermine lächelte und dankte allen für die lieben Begrüßungsworte mit einem aufgesetzten Lächeln. Essen brachte sie nicht herunter. So stocherte sie nur in ihrem Gemüse herum und trank ein Glas Rotwein. Und die ganze Zeit bemühte sie sich, ihre Fassung nicht zu verlieren.
Aus den Augenwinkeln sah sie immer wieder heimlich zu Severus hinüber, der einige Plätze weiter saß. Aber der dunkelhaarige Mann starrte nur auf seinen Teller, auf dem er, genauso wie Hermine sein Essen nur hin und her schob.
Er sah schlecht aus. Seine Gesichtszüge waren noch ausgeprägter als sonst und seine übergroße Nase stach überdeutlich aus seinem Gesicht hervor.
Ginny Potter, die das Elend nicht mehr mit anschauen konnte, schob ihren Teller beiseite und flüsterte Hermine leise zu „Ich bin fertig, wir können gehen, wenn du willst!“
Dankbar schob diese ihren Teller zurück und folgte ihrer Freundin in den Gryffindorturm. Ginny wohnte während ihrer Anwesenheit in Hogwarts in Hermines Wohnung.
Dort ließ sie sich erschöpft auf das Sofa sinken und seufzte tief auf.
Ginny ging schnurstracks in die kleine Küche, die zu der Wohnung gehörte und öffnete eine Flasche Rotwein. Sie reichte Hermine ein Glas, schenkte sich auch ein und ließ sich ebenfalls auf dem Sofa nieder.
Schweigend saßen die beiden Frauen nebeneinander, Ginny abwartend und Hermine um ihre Fassung kämpfend.
Aber es war ein Kampf, den sie jetzt endlich verlor. Zu lange hatte sie sich beherrschen müssen. Jetzt fingen die Tränen unaufhaltsam an zu fließen.
Sie weinte und weinte und hatte das Gefühl, gar nicht mehr aufhören zu können. Sie weinte um Severus, um ihre Eltern und immer wieder um Severus. Und endlich löste sich der Knoten in ihrer Brust.
Ginny hatte sie erst eine Zeitlang in Ruhe gelassen, doch dann hatte sie ihre Freundin in die Arme genommen und wiegte sie beruhigend hin und her.
„Ach Hermine, was ist denn bloß passiert, dass du so außer dir bist?“, fragte sie mitfühlend und strich ihrer Freundin tröstend über das Haar.
„Ich hatte gedacht, ich würde ihm etwas bedeuten, aber ich habe mich so sehr getäuscht. Als Harry mich an diesem Abend in Paris im Hotel aufsuchte und ich nach London musste, hat Severus gar nicht auf mich gewartet. Er hat sich sofort irgend so ein Flittchen gesucht.“ Hermine putzte sich die Nase und atmete leicht bebend ein. „Als ich morgens an seiner Zimmertür geklopft habe, hat er mir nackt geöffnet, das heißt, er war nicht richtig nackt, doch eigentlich schon, er hatte sich nur eine Bettdecke umgewickelt und in seinem Bett lag eine nackte Frau und die beiden haben Sex gehabt, dabei wollte ich doch, na, du weißt schon… jedenfalls hatte ich gedacht, dieses Wochenende in Paris würde uns endlich näher bringen und ich wollte ihm sagen, dass ich ihn liebe, aber er konnte nicht auf mich warten und musste ja unbedingt mit so einer langhaarigen, gutaussehenden Frau vögeln. Ich bin es ja nicht wert, das man auf mich wartet!“, schluchzte Hermine, ihre Stimme zitterte.
Ginny war zwar leicht verwirrt, weil sie Hermines verworrenen Ausführungen in diesem entsetzlich langen Satz, nicht so ganz folgen konnte. Allerdings konnte sie sich nicht verkneifen zu sagen „Du bist ja auch so hässlich!“
„Was? Ach quatsch! Natürlich bin ich das nicht.“ Hermine nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Glas und zog dann noch einmal heftig ihre Nase hoch.
Dann ließ sie sich wieder weinend an die Brust ihrer Freundin sinken. „Es tut so weh!“
„Ach Hermine!“ Ginny strich ihr beruhigend über den Rücken. „Was soll ich jetzt bloß mit dir machen?“
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