von Shag
3. Unendliche Qualen
Wann würde das Enden? Was bezweckten diese Menschen? So viele Gedanken marterten Jacks innerstes. Den Verlust seiner Eltern konnte er kaum ertragen. Geschweige denn den seines besten Freundes, seines Bruders. Warum hat man ihnen das angetan? Warum brachte man ihn nicht auch einfach um? Weshalb musste man ihn auf solch höllische Weise quälen? Waren inzwischen Wochen vergangen oder gar Monate? Die Zeit, die seit seinem ersten Besuch im Labor verstrichen ist, konnte er kaum einschätzen. Lange hatte er kein Sonnenlicht gesehen. Was genau man mit ihm anstellte, konnte er nicht ausmachen. Jedes mal verschwamm die Welt um ihn herum. Jedes mal wachte Jack erst wieder in seiner Zelle auf. Eigentlich hätte es nur ein schöner Urlaub werden sollen. Wer hätte ahnen können dass solch ein Ende auf sie wartete? Jack hatte es schon lange aufgegeben, sich einzureden, dass dies alles nur ein schlechter Traum war, aus dem er bald erwachen würde. Zu real waren die Schmerzen die er jedes Mal spürte. Zu irreal die Dinge die er manchmal sah. Das alles konnte er nicht träumen.
Dennoch spürte er eine Veränderung in sich. Es war nicht nur Trauer und Wut die sich vermischten. Auch eine Art Kraft. Die Experimente die man an ihm durchführte zeigten inzwischen nicht mehr dieselbe Wirkung wie noch am Anfang. Er fühlte sich nicht mehr so geschwächt. Er hatte das Gefühl, dass die Drogen die man ihm verabreichte nicht mehr erreichten was sie erreichen sollten. Doch beruhigte ihn das keineswegs. Jedes mal wenn er die Schritte hörte die sich seiner Zelle näherten wusste er was geschehen würde. Er wusste genau, dass es kein Essen sein würde das man ihm bringt. Das war seltsamerweise immer da. Es erschien auf merkwürdige Weise aus dem nichts. Drei mal am Tag. Nein, die Schritte machten ihm jedes Mal aufs neue Angst. Er wusste, man würde ihn wieder in das Labor bringen und auf den Tisch legen. Ohne eine Chance sich zu wehren. Obwohl die Männer nicht wirklich bewaffnet waren konnte er sich nicht gegen sie zur Wehr setzen. Bewegungsunfähig brachte man ihn immer wieder in diesen verhassten Raum. Die Prozedur war bei jedem Besuch dieselbe. Eine Spritze, ein brennen das seine Adern mit schmerzen durchlief die er sich bisher nicht hätte erträumen lassen und schließlich die Dunkelheit die ihn umgab. Bewusstlosigkeit die ihn hinderte alles bei vollem Bewusstsein mitzubekommen. Ob er dafür dankbar sein sollte oder nicht, wusste er nicht. Wenigstens bekam er auf diese Weise nicht mit was man ihm antat. Wenigstens musste er so nicht nachvollziehen wie seine Familie gelitten hat bevor sie den Tod fanden. Zwar hat Jack nur seinen Bruder gesehen. Aber dieser Anblick genügte um sich auf ewig in sein Bewusstsein zu brennen. Die Qualen die einen Tod herbeiführen, der ein so unendlich grausames Bild des Todes wieder spiegelt. Das wollte er nicht am eigenen Leib erfahren müssen. Nicht bei vollem Bewusstsein. Bei den Gedanken füllten sich seine Augen wieder mit Tränen. Tränen die nicht lange von Bestand sein sollten.
Schritte. Tränen wichen einem entsetzten Gesichtsausdruck. Schritte. Sie kamen näher. Befand er sich zu lange in diesem Loch, dass er sich dieses Geräusch inzwischen einbildete? Die Schritte wurden lauter. Immer lauter. Verzweiflung machte sich in ihm breit. Er wollte nicht wieder dort hinaus. Er hielt das nicht mehr aus. Er wollte nur noch sterben. Jack starrte auf die Kerzen, welche den öden Raum ein wenig erhellten. Vor ein paar Tagen versuchte er mit diesen Kerzen ein Feuer zu legen. Vergebens. Er konnte sie nicht einmal berühren. Vielleicht wurde er langsam verrückt, aber es machte den Anschein, dass ein unsichtbares Kraftfeld die Lichtquelle schützte. Die Schritte verstummten. Er hörte wie sich das Schloss öffnete. Die Tür schwang auf. Zu gut bekannte schwarze Roben näherten sich ihm. „So jetzt haben wir es bald geschafft.“ hörte er den ersten Mann reden von dem er glaubte er sei der Anführer. „Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Auf jeden fall mit der Tatsache dass du noch nicht das zeitliche gesegnet hast. Wie das Endergebnis aussieht wird sich zeigen.“
„Was macht ihr mit mir?“ wollte Jack wissen.
„Wir wollen wenigstens einmal ehrlich zu dir sein.“ antwortete der Anführer. Wieder zog er seine Kapuze aus dem Gesicht. Dieses blasse Gesicht, diese blonden Haare, das arrogante Grinsen. Jack wusste nicht wieso aber inzwischen hatte er das Gefühl ihn schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Vor dieser Zeit. Bevor er in diesem Kerker aufgewacht ist. „Wir wissen selbst nicht so genau was am Ende mit dir geschehen wird. Wir hoffen allerdings, dass du uns genau so nützlich bist wie die Umstände kompliziert sind die du uns bereitest.“ Sein Begleiter stimmte mit trauriger Stimme zu. „Nur bedauerlich, dass unser geliebter Lord das alles nicht mehr miterleben kann.“
Wieder schleifte man ihn in das Labor. Die fesseln schossen aus dem Nichts hervor. Die Spritze kam näher. „Ab heute heißt es wohl abwarten was geschieht Jungs.“ Hörte er eine Stimme bevor ihn das Brennen seiner Adern wieder in die Bewusstlosigkeit stürzte.
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