von *Lilian*
So hier ist es, das erste Chap viel spaß beim Lesen! Eure Lilian
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Es war ein wirklich schöner Tag. Jedes andere Mädchen hätte draußen im Garten des großen Anwesens spielen dürfen. Mir war dies jedoch verboten worden, denn ich war kein normales Mädchen, was mir mein Vater immer und immer wieder einschärfte. Ich war die Tochter des dunkelsten Magiers überhaupt. Als seine Tochter durfte man viele Dinge nicht, zum Beispiel konnte ich nicht einfach mal alleine in das zwanzig Meilen entfernte Dorf, was hauptsächlich von Schlammblütern bewohnt war.
„Isabelle?“, riss mich eine Frauenstimme aus meinen Gedanken. Es war Alice, meine beste Freundin und meine Mama. Sie trug heute ein grünes Kleid, welches bis zum Boden reichte und ihre braunen Haare gut zur Geltung brachte. Ihre grünen Augen musterten mich liebevoll. Sanft legte sie eine Hand auf meine Schulter. „Ich denke, du kommst heute schon noch raus. Ich muss dir doch die Kräuter für den Zaubertrank zeigen.“, antwortete sie, als ob sie meine Gedanken gelesen hätte. „Merci, Maman.“ Meine Mama lächelte und zog mich kurz in die Arme. „Pas de problème, ma petite! (Kein Problem, meine Kleine). Am besten gehst du jetzt erst mal und lässt dir von deinem Vater ein paar neue Zauber zeigen. Er wartet im Salon auf dich.“, meinte sie und auf ihrem Gesicht zeichneten sich für einen kurzen Augenblick einige Sorgenfalten ab. Sie hatte immer etwas Angst um mich, wenn ich bei meinen Vater neue Zauber lernen sollte. Die meisten von ihnen waren tief schwarzmagisch, was hieß, wenn etwas schief gehen sollte, wären die Folgen schlimmer als der Tod. Vater ging bei meiner Ausbildung aufs Ganze. Ich beherrschte mit meinen neun Jahren mehr Flüche, als alle Schüler der Abschlussklasse in Hogwarts und Durmstrang zusammen.
Er unterrichtete mich schon seit meinem fünften Lebensjahr. Ich hatte keine Ahnung, ob ich nun mit elf Jahren auf eine der Zauberschulen durfte. Einerseits wollte ich auch, wie ein ganz normales Mädchen nach Hogwarts oder Beauxbatons, aber andererseits hatte ich etwas Angst, dass dort herauskäme, dass ich seine Tochter war. Dann würde bestimmt keiner mehr mit mir reden wollen außer denjenigen, mit denen ich ohnehin schon Kontakt hatte.
Mama klopfte mir ein letztes Mal auf die Schulter, bevor ich die Treppe hinunter in den Salon stieg. Bis auf mein Zimmer waren alle Räume in unserem Anwesen ziemlich dunkel und düster, aber prunkvoll eingerichtet. Selbst ich, die schon seit ihrer Geburt hier lebte, fand das Haus mehr als nur gruselig. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Mein Vater hatte grundsätzlich immer eine Überraschung auf Lager, um mich auf meine Flexibilität und Reaktionsfähigkeit zu trainieren.
Ich betrat den Salon, der von alten Kronleuchtern beleuchtet war. Die Vorhänge waren zugezogen, um das Tageslicht aus zu blenden. „Isabelle, komm herrein und schließe die Türe hinter dir!“, verlangte mein Vater, der an einem großen Eichentisch saß und über wichtig aussehenden Pergamenten brütete, ohne mich an zu sehen. Ich gehorchte, ließ die Tür ins Schloss fallen und trat an den Tisch heran.
Die Stille wurde nur durch das Kratzen der Feder meines Vaters durchbrochen und durch den prasselnden Kamin. „Wie heißt der Gegenfluch von Engorgio?“ Ich atmete leicht auf. Das war eine einfache Frage, also war mein Vater heute sehr gnädig gestimmt. „Reducio!“, antwortete ich kaum, dass er seine Frage ganz ausgesprochen hatte. Die Lektionen begannen meist mit einem zehnminütigen Ausfragen, in dem mein Vater überprüfte, ob ich die Bücher gelesen hatte. Er selbst hielt nichts davon, mich langatmige Aufsätze schreiben zu lassen, die er dann Korrekturlesen musste. Um die Theorie kümmerte sich Maman, die seiner Ansicht nach mehr Zeit hatte, sich damit rum zu schlagen. Vaters Lektionen beschränkten sich auf die gezielte Umsetzung der Zauber und Flüche und endeten nicht selten in einem Duell.
Vater stellte mir noch ein paar Fragen, zu verschiedenen schwierigen Zaubertränken und Zaubern bis er sich von seinem Stuhl erhob und seinen Zauberstab zückte. Ich hielt meinen Zauberstab ebenfalls bereit. Er wurde von Gregorovitsch Hand entworfen. Es war ein Einzelstück. Ulme und ein Einhornhaar von einer seltenen Einhornart, die es nur in Südfrankreich gab und dort von dem dortigen Zaubereiministerium unter Artenschutz stand.
„Heute lehre ich dich, wie du deinen Geist vor ungeschwünschten Angriffen schützt. Diese Kunst nennt man Okklumentik. Ich werde, währenddessen versuchen in deinen Geist ein zu dringen.“, begann er zu erklären. Ich hatte schon vorher davon gehört. Bella hatte Maman angeboten, es mir beizubringen, aber irgendwie hatte sie dann keine Zeit gefunden, da sie so mit Aufträgen eingedeckt war.
Ich nickte, als Zeichen, dass ich zugehört hatte. „Und du wirst versuchen mich daran zu hindern. Als erstes wirst du dich jetzt von all deinen Gefühlen lösen und denkst an irgendetwas unwichtiges. Ich gebe dir fünf Minuten.“ Seine Augen, die heute normal braun waren, beobachteten mich. Angestrengt kämpfte ich gegen meine Angst zu versagen, schloss die Augen und atmete ruhig ein und aus. Vor meinem inneren Auge stellte ich mir eine Blumenwiese vor, die durch einen kleinen Fluss geteilt wurde. Ein wirkliches idyllisches Fleckchen. Ich konzentrierte mich mit aller Kraft darauf und öffnete wieder die Augen. In Vaters blassem Gesicht spiegelte sich die pure Vorfreude wieder. „Ich zähle bis drei. Eins, Zwei, drei Legilimens!“
Vater schwang seinen Zauberstab. In meinen Kopf rasten viele Erinnerung durch. Doch plötzlich schaffte ich es an die Blumenwiese zu denken, an der nichts passierte. Sekunden später war ich wieder im Salon zurück. Ich schwankte etwas, denn die Wucht des Gegenfluchs hatte mich unerwartete getroffen. „Für den Anfang gar nicht schlecht. Du hast es zum Schluss doch noch geschafft mich zu einem unwichtigen Gedanken hinzuführen. Probieren wir es gleich noch einmal!“, schlug Vater vor. Er war heute wirklich in Hochstimmung. Normalerweise hätte er mich ausgelacht oder höhnisch runtergemacht, weil ich es nicht beim ersten Mal geschafft hatte.
Nach ein paar weiteren Versuchen schaffte ich es, Vater nur die Blumenwiese zu zeigen. Er schien sich damit für den heutigen Tag zufrieden zu geben. „Du wirst es täglich trainieren, dich von deinen Gefühlen zu lösen. Und dann werde ich dich nächste Woche noch einmal prüfen. Den Rest der Woche wirst du mit deiner Mutter, die anderen Fächer durchgehen. Ich werde nächsten Montag von meiner Reise zurück kehren. Dann erwarte ich, dass du es komplett schaffst mich von deinen Gedanken fern zuhalten.“ „Ja Vater!“, antwortete ich und knickste gehorsam. Er lächelte sogar sein etwas kaltes Lächeln und sagte: „Was würde ich nur ohne dich machen, Isabelle?“
Ohne etwas auf diesen Satz zu sagen, verschwand ich aus dem Salon. Wie jedes Mal fühlte ich mich erleichtert. Wenn Vater die ganze Woche nicht im Haus war, konnte ich mit Maman draußen lernen und üben und vielleicht etwas Französisch wiederholen. Ich wusste nicht, was Vater gegen Französisch hatte, aber er reagierte immer ganz gereizt, wenn er mich und Mama erwischte, wie wir uns auf Französisch unterhielten. Mama hatte englische und französische Vorfahren und konnte somit beide Sprachen fließend sprechen.
Dafür, dass wir immer nur im Geheimen ein paar Worte wechseln konnten, beherrschte ich diese Sprache recht. Mein größter Wunsch war es, einmal nach Südfrankreich zu den seltenen Einhörnern zu reisen. Allgemein war Frankreich ein sehr schönes Land, wie mir Mama erzählte. Sie war ein Jahr nach Beauxbatons gegangen und hatte vieles vom Land gesehen.
Fast hüpfend stieg ich die Treppe zum Mamas Salon nach oben. Sie brütete gerade über einem meiner Aufsätze an ihrem Schreibtisch, als ich herein kam. Ich schloss die Türe und Mama hob den Kopf von meinen Aufsatz. „Und wie ist es gelaufen, Chérie?“ Ihre grünen Augen musterten mich aufgeregt. „Gut, ich glaube, Vater war heute gut gelaunt. Er hat mir nur fünf Theoriefragen gestellt. Und dann haben wir angefangen, Okklumentik zu üben, oder wie das heißt.“, erzählte ich Mum hibbelig wie ich war und ging wie ein aufgescheuchtes Huhn durch den Raum.
Ihre Gesichtszüge hatten sich gerade etwas entspannt, aber als sie hörte, dass wir Okklumentik geübt hatten, waren sie wieder alarmiert. „Aber ich hab mich gut geschlagen. Hab mir vorgestellt ich bin auf einer Blumenwiese. Er hat ein paar Erinnerungen gesehen, aber nichts Schlimmes. Nicht wo wir den Ausflug nach Paris gemacht haben. Ich denke Vater, war ganz zufrieden.“, meinte ich ziemlich entspannt. „Wusstest du, dass er nächste Woche nicht da ist?“, fragte ich Maman. „Ja, er hat es mir schon erzählt.“, antwortete sie und lächelte. Ihre grünen Augen leuchteten. Auch Mama war froh, wenn Vater nicht da war. Es war so viel entspannter und wir mussten nicht darauf achten, worüber wir redeten und wie wir uns benahmen. „Können wir wieder draußen üben?“ „Bien sûr (Sicher), Süße! Na komm, es ist schönes Wetter. Ich zeige dir draußen die Kräuter für den Mondsteintrank.“
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