von Simone Luna Rose
Als sie zwei Stunden später die große Halle nach dem Frühstück verließen, kehrten sie in einen leeren Gryffindor-Gemeinschaftsraum zurück. Ron und Hermine packten ihre Sachen, sie würden nicht alles für die zwei Wochen mit in den Fuchsbau nehmen. Ginny wartete am Fuß der Treppe zu ihren Zimmern. Sie freute sich auf Harry. Hermine wusste, dass ihre beste Freundin wahnsinnig Sehnsucht nach ihm hatte, oft lag Ginny bis Mitternacht bei ihr im Zimmer auf dem Bett und weinte in die Kissen. Hermine hatte sie tröstend in die Arme genommen. Heute würde sie ihren Geliebten wieder treffen.
Ron nahm das kleine rote Päckchen vom großen Weihnachtsbaum, unter dem jedes Jahr die Geschenke der Schüler lagen. Hermine beäugte das Päckchen genau und als Ron ihre Blicke bemerkte, sah sie rasch weg und nahm ebenfalls ein in Silber verpacktes Päckchen unter dem Baum hervor. Sie steckte es in ihre Perlentasche und schob ein weiteres, lila verpacktes Packet hinterher. Es war ein Geschenk für Ginny.
Der eisige Wind wehte den Dreien über die Gesichter, als sie 20 Minuten später auch schon im verschneiten Schloßhof standen. Die Professoren McGonagall, Trewlaney und Flittwick hatten sich am großen Tor versammelt, um ihren Schützlingen hinterherzuwinken. Da Hermine und Ron seit ihrem Erlebnis mit dem Gringotts-Drachen vor einem Jahr bei ihrer Flucht aus der Zaubererbank von fliegenden Tieren nicht allzu begeistert waren, die Testrale zu Schulbeginn waren da eine Ausnahme, würden sie wieder per Portschlüssel zurück zum Fuchsbau gelangen.
Ron war der Erste, der seine Hand auf einen alten Stiefel legte, Hermine und Ginny taten es ihm gleich.
Sie erhoben sich aus dem tiefen Schnee eines großen, verscheniten Weizenfeldes. Hermine hatte sich am schnellsten aufgerappelt und war von dem Schnee nun treifend nass. Neben ihr erhoben sich ihr Freund Ron und seine kleine Schwester Ginny aus dem eisigen Nass. Es konnte noch so kalt sein, Ron durchströmte sofort eine wohlige Wärme, als er zu seinem Elternhaus hinüberschaute. Er half seiner Schwester auf die Beine und schritt auf Hermine zu. Seine Hand umschloss ihre eisigen Finger und auch sie durchströmte wieder angenehme Wärme. Ginny legte einen Arm um ihren Bruder und so liefen sie durch den hohen Schnee auf den Fuchsbau zu, der nur magisch von den Schneelasten auf dem Dach vor dem Zusammenstürzen geschützt worden war. Am Hintereingang standen – in Mütze und Schal gehüllt – George und Molly Weasley, George hatte seinen Arm um seine Mutter und ein Mädchen an seiner Seite gelegt, dass Ron, Ginny und Hermine beim Näherkommen als Angelina Johnson erkannten. Angelina war in George's Jahrgang und hatte mit Harry zusammen im Quidditschteam der Gryffindors gespielt.
Hermine blickte Ron an. Der wusste, was seine Freundin in diesem Moment dachte und nickte nur zustimmend.
George tat ein bisschen Ablenkung gut, nach dem Tod seines Zwillingsbruders und bei der vilen Arbeit in seinem Laden...
Molly stürmte auf ihre Kinder zu und umarmte erst Ginny, dann Ron und Hermine übermütig. Ron trat auf seinen älteren Bruder zu und umarmte diesen ebenfalls. „Schön, dich wiederzusehen, altes Haus!“, meinte er und klopfte George auf die Schultern. Dieser nickte. Auch er war froh, seinen jüngsten Bruder an Weihnachten bei sich und seiner Familie zu haben, von seiner Freundin Angelina ganz zu schweigen.
Hermine war hinter ihren Freund getreten und umarmte George nun ebenfalls. Herzlich begrüßte sie auch Angelina, sie hatte sich mit ihr fürher in Hogwarts schon gut verstanden. Ron war hinter sie getreten und hatte sie ein wenig von den Anderen weggezogen. Überrascht hatte Hermine geseufzt. Ron bemerkte das und meinte: „Na, ich will dir nur kurz etwas sagen...“ Hermine drehte sich um und küsste ihn auf seine sommersprossige Nase. „Tut mir leid, ich war nur überrascht.“ Ron wischte ihr die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht und blickte ihr fest in die braunen Augen. „Hab' ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe?“, meinte er und zog Hermine näher an sich heran. „Nein, hast du nicht.“, erwiderte sie und grinste. „Ich liebe dich auch, Ron!“, sagte sie und die Beiden küssten sich. „Weihnachten mit dir zu verbringen, das ist mein größtes Geschenk dieses Jahr!“ „Achso, dann brauchst du ja mein Gechenk gar nicht mehr!“, tat sie beleidigt. Ron hob Hermine hoch und trug sie durch den Schnee im Garten wieder zurück zur Küchentür.
Der Nachmittag verging schnell und nach dem Tee wurden Ron und Hermine mit Ginny, George und den Anderen nach oben geschickt. Molly Weasley kochte das Weihnachtsessen. Arthur würde erst später aus dem Ministerium nach Hause kommen, hatte er gesagt, doch in Wahrheit machte er noch am 24. Dezember Geschenkbesorgungen. Bill und Fleur waren ebenfalls zu Weihnachten in den Fuchsbau gekommen. Bill hatte ihnen noch beim Kaffeetrinken gesagt, dass Fleur schwanger sei.
Ron konnte nicht mehr aufhören, auf Fleur's Bauch zu starren und so hatte ihn Hermine bestimmender als sonst in sein Zimmer geschoben. Hand in Hand stiegen sie das Treppenhaus hinauf und Hermine dachte gerade daran, dass ja ihre Eltern auch kommen wollten. Im selben Moment hörten sie unten inm Wohnzimmer einen unsagbar lauten Knall und Arthur Wealseys Stimme drang unverkennbar erfreut an ihre Ohren: „Schön, Sie zu begrüßen, Mr. Und Mrs. Granger! Willkommen wieder im Fuchsbau!“ Hermine blickte Ron glücklich an und hielt ein paar Sekunden inne, als Ron auch schon ihre Hand losließ und sie aufforderte: „Na, lauf' schon!“ Sie sprang 2 Stufen auf einmal hinunter und fiel ihrer Mutter in die Arme, ihr Vater kam hinzu und drückte sie fest an sich. „Meine Tochter! Es ist so schön, dich wiederzusehen!“, meinte der Zahnarzt und trat dann auf Ron zu, der hinter Hermine die Treppen wieder heruntergekommen war. „Schön, dich zu sehen, Ron, mein Junge!“, meinte er und schüttelte dem Freund seiner Tochter erfreut die Hand. Ron war rot geworden, weil ihn Hermine's Vater zum ersten mal geduzt hatte.
Sie lag in seinen Armen, in dem großen Sessel in seinem Zimmer, das Feuer prasselte im kleinen Kamin und Hermine kuschelte sich noch näher an Ron, der ihnen Punsch und frisch gebackene Kekse von Ron's Mutter nach oben gebracht hatte. Hermine lag auf seiner Brust, sie spürte, wie ruhig sein Atem ging und wie gelichmäßig sein Herz schlug. Das machte sie schläfrig. Sie war wieder glücklich. Glücklicher als je zuvor. Sie hatte ihre Eltern wieder, sie hatte ihre Liebsten um sich: Mom und Dad, Ron... Molly und Arthur Weasley, George, Percy, Bill, Ginny... und Harry, der vor ein paar Minuten ebenfalls angekommen war und nun hoffentlich ein paar schöne Stunden mit Ginny in ihrem Zimmer verbrachte. Vielleicht saßen die Beiden je wie sie und Ron auch am Fennster und sahen den Schneeflocken bei ihren Tänzchen zu. Sie suchte in seiner Umarmung nach seinen Händen, die sie so sehr liebte. So groß sie auch waren, sie konnten so zärtlich sein, so schützend... Sie fand seine Rechte und fuhr mit ihren Fingerkuppen jeden einzelnen Finger von seiner Hand nach... Sie küsste seinen Handrücken und umklammerte seinen Finger so fest, sie nur konnte. „Diese Ruhe ist so wunderbar, Ron!“, meinte Hermine. Ron hatte seinen Kopf zurückgelehnt und hatte ebenfalls in den dunklen Abendhimmel geschaut. Er hob den Kopf an, als sie zu ihm sprach. Auch er war so glücklich wie nie zuvor.
Ron strich Hermine über die Haare und spielte mit einer ihrer braunen Locken. Über den Kopf seiner Freundin hinweg blickte er auf die kleine Uhr an der Zimmerwand.
Bald würde sie siene Mutter runter zum Weihnachtsessen rufen. Vorher durfte niemand die Küche betreten. Hermines Eltern waren mit Arthur zu einem kleinen Spaziergang im Schnee aufgebrochen und George und Angelina spielten im Wohnzimmer eine Partie Zaubererschach.
Der Zauberer seufzte. Hermine löste sich aus seiner Umarmung, um ihm in die blauen Augen zu schauen. „Was ist los?“, fragte sie und strich ihm besorgt über die Wange. „Nichts, es ist nur so wunderbar ruhig gerade, und das kommt in diesem Hause nicht oft vor, du weißt doch...“ Sie nickte und küsste ihren Freund. Verliebt schauten sie sich eine Weile in die Augen. Dann rief sie Molly zum Essen.
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