von Simone Luna Rose
„Und nun liebe Schülerschaft, liebe Angehörigen, wird Hermine Granger, die in diesem Schuljahr die Jahrgangsbeste war, ihre Abschlussrede halten.“ Professor McGonagall lächelte Hermine aufmunternd zu und winkte die junge Hexe zu sich auf das Podium. Hermine, die vor dem Aufstehen noch einmal fest die Hand ihres Freudes gedrückt hatte, erhob sich und stackste auf zitternden Füßen in Ginnys Schuhen nach vorne. In ihrem Gehirn schwirrten Wörter hin und her, es drehte sich alles um sie herum...
Am Rednerpult angekommen klammerte sie sich daran fest. Ron betrachtete sie nervös. Sie würde das sicher hinbekommen! Aber er sorgte sich, dass der ein oder andere Schüler vielleicht lachen musste... Das würde seine Freundin total verunsichern... Hermine atmete noche inmal tief durch, faltete das Stück Papier auf, mit dem sie am Morgen noch die Rede ausgedruckt hatte und blickte zu Ron. Dieser nickte ihr bestärkend zu.
„Liebe Mitschülerinen und Mitschüler, liebe Eltern.
Nun ist sie vorbei - zehn Jahre Schulzeit. Oft haben wir uns diesen Tag herbeigesehnt. Doch ich glaube jetzt schon, dass wir uns im großen und ganzen an eine gute Zeit erinnern werden. Eine gute Zeit, das war es zu Anfang unserer Schulzeit hier in Hogwarts. Ich erinnere mich gut an die erste Zugfahrt, an die Einteilung in die Häuser durch den sprechenden Hut, an unser erstes großes Festessen hier in der großen Halle. An Halloween musste ich feststellen, dass ich in meiner grenzenlosen Lektüre Magischer Geschöpfe die Trolle wohl komplett vergessen hatte...“
Von Harry kam weiter hinten ein kleines Glucksen.
„Im zweiten Schuljahr wurden Schlammblüter durch das Schloss gejagt, ich erinnere mich an den Angriff des Basilisken, und im dritten Schuljahr mussten wir uns alle vor einem Magier fürchten, der zu unrecht beschuldigt und verfolgt wurde. In unserem 4. Schuljahr dann ist ein wohl uns allen bekannter dunkler Magier wieder an die Macht zurückgekehrt. Ich habe mich lange nicht getraut, seinen Namen auszusprechen. Heute ist es keine Schwierigkeit mehr für mich. Tom Vorlost Riddle, Lord Voldemord. Viele von uns haben letztes Jahr in der Schlacht gekämpft. Ein paar von uns, die heute hier mit uns ihren Abschluss feiern sollten, sind dabei ums Leben gekommen. Ich selbst habe mit euch Seite an Seite gekämpft. Ich habe all die Zauberkünste angewendet, die ich in diesen 7 Schuljahren heir gelernt habe. Ich habe gelernt, dass es nicht darauf ankommt, übermäßig viel Theorie der Zauberkunst oder die Entstehung unserer Welt zu wissen, obgleich das natürlich auch wichtig ist. Wie man sich duelliert, wie man einen Patronus erscheinen lässt und wie man einen Todesfluch abwehrt – alles haben wir gelernt. Es hat mir gezeigt, dass wir zusammen eine Generation vertreten. Die Generation, die den wohl größten schwarzen Magier aller Zeiten überlebt und besiegt hat. Heute sind wir alle Helden. Deshalb können wir alle stolz auf uns sein.“
Hermine sah kurz in die Reihen und erkannte einige Gesichter mit Tränen erfüllt, unter anderem auch die von Ginny und Molly. Harry hatte den Arm um seine Freundin gelegt und streichelte sie sanft. Auch Ron hatte Tränen in den Augen. Hermine blickte ihn zärtlich an. Auch ihr kamen die Tränen, doch sie riss sich zusammen und laß tapfer weiter.
„In diesen ereignisreichen 7 Jahren seit ihr alle mehr als meine Schulkameraden geworden. Ihr seit meine Freunde. Ich brauche heute keine Angst mehr zu haben, wenn ich sage, dass ich ein Schlammblut bin. Ich bin stolz darauf. Ich liebe meine Eltern. Und wir Schlammblüter sind keine Schande für die Zaubererwelt, sondern eine Beriecherung.“
Zustimmender Applaus erhob sich in der großen Halle.
„Ich möchte mich an dieser Stelle bei euch allen bedanken. Bei den Lehrern, bei den Eltern und Familien. Bei den Hauselfen, bei den Geistern und all den anderen Geschöpfen, die unsere Welt zu dem machen, was sie ist. Heute geht für uns alle ein wichtiger Abschnitt unseres Lebens zu Ende. Und gleichzeitig ist es auch der Anfang eines neuen, wunderbaren Lebensabschnittes. Danke, dass ihr alle mir zugehört habt.“
Als Hermine geendet hatte und von ihren Blättern aufsah, war es für ein paar Sekunden muksmäuschenstill. Sie schluckte. Ron starrte sie fassungslos an und von weitem schon erkannte Hermine, dass er weinte. Er stand auf und ging auf sie zu. Er nahm Hermine in den Arm und drückte sie fest an sich. Hermine erwiderte die Umarmung unsicher, als sie jedoch ihr Kinn auf seiner Schulter stützte und auf die Menge der Schüler hinter ihm blickte, brach ein großer Beifallssturm los. Hermines Eltern, die ihr in ihrer Aufregung noch gar nicht aufgefallen waren, waren aufgestanden und klatschten am lautesten. Auch die Weasleys mitsamt Harry hatten sich von ihren Plätzen erhoben. Geroge pfiff durch seine Finger. Hermine atmete erleichtert auf und löste sich aus der engen Umarmung ihres Freundes. Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und verlor sich in dem stechenden Blau seiner wunderschönen Augen. Sie wuschelte durch das rote Haar und lehnte ihre Stirn an seine, sie wollte in seinen Augen versinken... „Hermine, du warst einfach klasse!“ Er streichelte ihr über die Wange. „Ich bin so verdammt stolz auf dich!“
Und als Professor McGonagall alle Schüler des Abschlussjahrgangs auf die Bühne bat, um ihnen die Abschlussergebnisse und ihre Zauberhüte zu überreichen, weinte Hermine vor Glück. Neben ihr ein übers ganze Gesicht grinsender Ron, auf der anderen Seite eine ebenfalls strahlende Luna. Als McGonagall ihr die Rolle Pergament mit ihren Ergebnissen in die Hand drückte, flüsterte sie: „Hermine, ich bin sehr stolz auf dich!“ Das war das erste und wohla uch einzige Mal, dass die Schulleiterin eine Schülerin geduzt hatte. Sie seltte sich zurück an ihren Platz, um gemeinsam mit ihren Mitschülern symbolisch die neuen Zauberhüte einmal in die Luft zu werfen. Rons Hand immer fest gedrückt... Als die Feierllichkeiten einigermaßen beendet waren, nahm Ron seine Freundin nochmal zur Seite. „Mine, du warst einfach nur fantastisch! Ich bin so verdammt stolz auf dich!“ „Das sind wir übrigens auch, meine Kleine!“ Unbemerkt waren Hermines Eltern nach vorne gekommen, um ihre Tochter zu ihrer gelungenen Rede zu beglückwünschen... „Mom, Dad!“, rief die junge Hexe überglücklich und fiel ihrer Mutter um den Hals. Danach umarmte sie auch ihren Vater. „Du siehst so gut aus, mein Kind, es scheint dir gut zu gehen!“ Hermine strahlte ihren Vater an. Dieser blickte über die Schulter seiner Tochter hinüber zu Ron, der lächelnd auf ihn zukam. „Oh ja, Dad. Ich hab' meinen Abschluss, ich bin Jahrgangsbeste – und ich hab' den besten Freund der Welt!“ Bei den letzten Worten hatte sie Ron an seinem Blazer zu sich gezogen und ihn vor ihren Eltern auf den Mund geküsst. Das hatte sie vorher noch nie gemacht. Ron, der mit dieser Situation leicht überfordert war, legte seine Hände unbeholfen an ihre Hüften und lächelte in den Kuss hinein. Nur zu gerne wäre er ewig so mit ihr dagestanden, hätte sie die ganze Zeit küssen können, aber er versuchte, vernünftig zu denken und legte seine Hände an ihre Wangen, um sie leicht von sich zu drücken und sich so von ihr zu lösen. Er streichelte seiner Freundin übers Gesicht und pustete die lockigen Strähnen aus ihrer Stirn. Sie lächelte ihn wissend an und verschränkte ihre Finger in seinen Händen. Ihre Eltern grinsten und schüttelten Rons freie Hand. „Ron, schick sehen Sie aus, blau steht Ihnen gut!“ Ron schaute an sich hinunter und lachte verlegen. „Danke, Mrs. Granger, aber ich hätte eine Bitte an sie Beide...“ Hermines Eltern schauten überrascht zu dem Freund ihrer Tochter. „Ja, Ron?“ „Könnten Sie mich bitte nicht siezen? Ich komme mir dann immer so schrecklich alt vor!“ Es dauerte ein Weile, bis die Grangers sich gefasst hatte, dann lachten die Beiden lauthals los. „Aber natürlich, wir wollten es dir sowieso anbieten, aber nur, wenn du UNS dann auch duzt!“ Ron, der noch immer ein wenig Respekt vor den Eltern seiner Freundin hatte, atmete erleichtert auf. Er schüttelte erneut die Hände seiner „Schwiegereltern“ und nahm dann erleichtert und glücklich seine Hermine an die Hand und ging mit ihr nach hinten zu seiner eigenen Familie. Molly wischte sich immer noch die Tränen aus den Augen und umarmte zuerst Ron, dann Hermine. „Du warst so wundervoll, mein Kind! Du wirst es im Leben noch zu etwas bringen!“ Hermine lief fast so rot an, wie es Ron immer tat und nickte nur stumm. Harry und Ginny waren zu ihr getreten und hatten sie nacheinander umarmt, Ron scherzte mit George und Percy... Es war einfach ein gelungener Abschluss gewesen... Aber es gab ja noch den Ball am Abend....
Die Stuhlreihen waren verschwunden, als das Pärchen am frühen Abend wieder in die große Halle kam. Ron und Hermine hatten zusammen mit den Grangers und den Weasleys einen lustigen Nachmittag im Gemeinschaftsraum verlebt. Die Haustische waren auf die Seite gerückt worden, Nevilles Schülerband hatte schon aufgebaut, Neville selbst stimmte gerade seinen Bass. Hermine hatte Ginnys hohe, etwas zu großen Pumps gegen schlichte schwarze Ballerinas getauscht und fühlte sich gleich etwas wohler. Die junge Hexe atmete tief durch. Jetzt war sie entspannt, jetzt war sie glücklicher als jemals zuvor. Und heute würde sie den Mut dazu haben, ihrem Freund zu gestehen, dass sie ihr ganzes restliches Leben mit ihm verbringen wollte. Und sie war sich sicher, dass er das Selbe wollte...
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel