von Simone Luna Rose
Als Ron aufwachte, war es dunkel im Zimmer. Nur die kleinen Lampe über dem Bett leuchtete und tauchte den Raum in ein angenehmes, entspannendes Licht. Hermine war eingeschlafen, sanft hatte sie sich an seine Schulter gekuschelt und beide Arme um ihren Freund geschlungen. Ron richtete sich ein wenig auf, musste sich aber erneut auf die Lippe beißen, da er immer stärkere Schmerzen hatte. Wahrscheinlich war er auch deswegen aufgewacht. Er legte die Hand an seine Stirn, wobei er bemerkte, dass auch in seiner Hand etwas schmerzhaftes steckte, und er erkannte den Infusionsschlauch, den er bis zu dem kleinen Infusionsbeutel auf einem Ständer neben seinem Bett zurückverfolgte. Er wunderte sich, was das war, beschloss aber, Hermine nicht aufzuwecken und sie danach zu fragen. Er schaute sich um. Auf seinem Nachttisch standen Feldblumen, die sicherlich seine kleine Schwester Ginny vorbeigebracht hatte. Sein Wecker und sein Zauberstab lagen ebenfalls da, und seine Mutter musste ihm auch ein paar Klamotten gebracht haben, denn über seinem Bett lag seine Jacke. Es war schon 3 Uhr morgens! Der junge Zauberer lächelte und strich sanft über Hermines Arme. Sie regte sich nicht. Wieder bemerkte Ron, dass die Schmerzen schlimmer wurden und er suchte nach einer Klingel, denn Hermine hatte ihm erklärt, dass man so eine Krankenschwester rufen konnte. Da, ein kleiner roter Knopf am Nachttischchen... Er drückte darauf und wenige Minuten später erschien auch schon die Nachtschwester. „Ja, wie kann ich helfen?“ „Ähmmmmnnn... Ich habe Schmerzen. Kann ich eine Schmerztablette bekommen? „ Die Krankenschwester lächelte und trat an das Bett. Mit einem Grinsen fiel ihr Blick auf Hermine, die in diesem Augenblick irgendetwas Unverständliches murmelte. Prüfend tastete die Schwester den Beutel ab. „Ich bringe einen neue Infusion und eine Schmerztablette, dann können sie noch ein paar Stunden schlafen, ja?“ Ron nickte schüchtern, das Muggelkrankenhaus machte ihn noch immer ein wenig unsicher.
Wenige Momente später tropfte eine neue Infusion in die Nadel an seinem Handrücken. Ron schluckte die Tablette und sofort spürte er eine aufkommende Müdigkeit. „Hey, meine Süße...“, flüsterte er seiner Verlobten ins Ohr und küsste ihr Ohrläppchen. Sie schmiegte sich nur enger an ihn und murmelte wieder irgendetwas. Ron betrachtete die schlafende Hermine und konnte sich nichts Schöneres vorstellen ,als jeden Morgen mit ihr aufzuwachen. Weil die Schmerzmittel bereits ihre Wirkung hatten und ihm schon wieder die Augen zufielen, schloss er sie nur wieder so fest in die Arme, wie es ihm seine frisch vernähte Narbe am Bauch erlaubte.
Am nächsten Morgen war Hermine freilich die Erste, die aufwachte, Ron schlief dank seiner Schmerzmittel noch tief und fest.
Als einen Krankenschwester um kurz vor 8 Uhr mit zwei Frühstückstabletts hereinkam, setzte sie sich verlegen im Bett auf, vorsichtig, um Ron nicht zu wecken. „Guten Morgen, Miss! Ich habe ihnen auch etwas zu Essen mitgebracht.“ „Das ist nett von Ihnen, danke.“ Sie sollten ihren Freund jetzt wecken, der Arzt wird gleich kommen. „Ja, ist gut.“ „Und Eines noch: Wenn Sie noch eine Nacht hierbleiben wollen, müssten Sie uns Bescheid sagen, wir müssten ihnen dann etwas berechnen!“ „Kein Problem! Und ja – ich würde gerne noch hierbleiben!“ Mit diesen Worten und einem bestätigenden Nicken verschwand die Krankenschwester wieder. „Schatz, wach' auf...“ Hermine strich Ron über die Wange. Seine Sommersprossen schimmerten im Sonnenlicht und als er die Augen öffnete, strahlten sie durch die Sonne in einem noch schöneren Blau, als sie es sonst auch schon taten. Ron nahm ihr Gesicht in seine Hände, streichelte über ihre Wange und fuhr mit seinen Fingerspitzen ihre Konturen nach. Er wollte sie. Nur SIE, nur die Eine. Hermine Granger. Hermine lächelte ihn an. Genauso, wie sie ihn nach ihrem ersten Kuss angelächelt hatte, mit dem selben Lächeln, mit dem sie eingeschlafen war, nachdem sie zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten, genauso wie sie ihn immer anlächelte, seit 2 ½ Jahren... Und in diesem Moment wurde ihm klar, dass er nicht mehr warten wollte...
„Hermine..?“ „Hm?“ „Lass' uns so bald wie möglich heiraten!“
10 Monate später.
„Ginny, bist du fertig?“
Hermine Granger stand im Flur ihres Elternhauses, ihre braunen Locken fielen geglättet und elegant hochgesteckt über ihre Schultern. Die Angesprochene stolperte, auf einem Fuß hüpfend, durch den Gang. Ginny zog sich im Gehen noch einen ihrer verdammt hohen Pumps an, die sie seit kurzem fast ständig trug. „Man Hermine, ich bin zum ersten Mal in meinem Leben in einem richtigen Muggelhaus, und du hetzt mich hier so herum! Außerdem bin ich noch nicht fertig, meinst du wirklich, das ich nicht besser das grüne Kleid...“ Hermine drehte sich zu ihr um, so gut es eben in ihrem weiten Rock möglich war. „Ginny Weasley, es geht heute schließlich nicht um dich und darum, welches Kleid DU trägst!“, meinte sie, stieß ihrer besten Freundin dabei aber neckisch in die Seite. „Und DU... An deiner Stelle würde ich mir genau überlegen, ob du heute in unsere Familie einheiratest oder nicht!“ Die Beiden Freundinnen lachten unbeschwert und glücklich und fielen sich in die Arme. „Hermine, wo hast du das Kleid noch einmal her? Es ist wirklich.. wow, Ron wird Augen machen!“ Die braunhaarige Hexe lächelte geschmeichelt und betrachtete sich im Spiegel, der vor der Haustür hing. „Ja, es ist wirklich schön, aber wo ich es her habe, ist mein wohl behütetes Geheimnis!“ Sie wirbelte im Kreis herum, das bis zur Taille bestickte und trägerlose Hochzeitskleid raschelte. Der knallrote Lippenstift passte zu ihren braunen Haaren, die Augen waren dezent geschminkt und das strahlend weiße, romantische aber doch modern geschnittene Hochzeitskleid passte ihr hervorragend. „Wo ist eigentlich mein Strauß?“, fragte sie, nachdem sie einen weiteren Lachanfall mit einem Glas Sekt, den sie am Morgen mit ihrer besten Freundin und Trauzeugin geköpft hatte, hinunterschluckte. „Der steht in der Küche...“ Hermine nickte und schlängelte sich umständlich einen Weg durch die Küche ihres Hauses, ihr Brautstrauß mit roten Rosen, Maiglöckchen und Dahlien stand auf dem Tisch in einer Vase. „Hermine, jetzt verlässt du gleich dein Elternhaus, für immer als Hermine Granger!“, flüsterte sie sich selbst zu und unwillkürlich bekam sie Gänsehaut.
Heute würde sie Ron Weasley heiraten. Den Ron Weasley, den sie seit ihrem 14. Lebensjahr liebte, also seit knapp 5 Jahren. Seit fast drei Jahren waren sie ein Paar und heute würden sie endlich heiraten. Sie würde seine Frau werden, verdammt, sie würde Ron heiraten! Und mit ihm seine große, verrückte und wundervolle Familie. Sie war sich noch nie in einer Sache so sicher gewesen, als jetzt. Dabei war sie doch sie. Hermine Granger! Wie in einem Abspann liefen die gesamten 3 Jahre noch einmal an ihr vorüber, wie ferngesteuert stieg die junge Hexe in ihrem Kleid die Treppen nach oben ihr altes Zimmer, in dem sie den ersten Hogwartsbrief geöffnet hatte, in dem sie zum ersten Mal in den Sommerferien für ihre ZAGs gelernt hatte, in dem sie zum ersten Mal mit Ron geschlafen hatte...
Sie setzte sich auf ihr Bett, streichelte ihrem alten Kater Krummbein über das rote Fell, er schlief wie immer seelenruhig. Sie ließ sich in die Kissen fallen und schloss für einen Moment die Augen. „Amazing grace, how sweet's the sound...“, sang sie leise vor sich hin. Warum sie gerade dieses Lied im Sinn hatte, wusste sie nicht. „Hermine, kommst du nun?“ Ginny stand im Türrahmen und grinste sie ertappt an. „Ja, ich komme. Ich war nur... Ich hab' nachgedacht...“ „Hoffentlich willst du meinen Bruder noch heiraten?“ Hermine schüttelte den Kopf. „Nein, da bin ich mir schon sicher, aber ich hab daran gedacht, wie schnell doch die Zeit vergeht, vor allem, seit wir uns in Hogwarts geküsst haben...“
„Ja, Hermine, die Geschichte will ich jetzt nicht nochmal hören, wir sind echt schon spät dran. Lass uns gehen, sonst ist es bei euch so, wie bei allen anderen Hochzeiten auch, nämlich dass die Braut immer zu spät kommt.“ „Ja, du hast Recht, langsam werd' ich jetzt auch etwas nervös, Ginny!“ „Ach, auch das ist normal!“ „Sagte die Frau, die schon dreimal geheiratet hat!“, neckte Hermine ihre Freundin. „Ja, ok, ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, aber hey, immerhin hab' ich jetzt auch – halt' dich fest – einen Verlobungsring!“ „Hör' doch auf! Seit waaaaaaannn?“ Hermine riss ihrer Freundin fast den Finer ab. „Harry hat mir gestern den Antrag gemacht... Das ihr heiratet, hat auch für mich Vorteile!“
Mit einem Blick auf ihre Armbanduhr wich Ginny aber das Lächeln aus dem Gesicht, hektisch strich sie ihre roten Haare aus dem Gesicht und zog die Braut aus deren Zimmer. „Schluss jetzt, wir sind wirklich spät dran!“
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