Ich weiss, ich weiss. Nichts versprechen, das man nicht halten kann. Ich schäme mich. Es tut mir wirklich Leid!
Dafür kommt hier mal wieder ein neues Kapitel... :)
Hoffentlich lest ihr immer noch fleissig...
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Hell. Viel zu hell. Stöhnend schloss ich meine Augen wieder und verfluchte mal wieder den Werwolf in mir drin, der sich nicht an Sonnenlicht gewöhnt war und leider, so kurz nach Vollmond, noch immer zu viel Macht über mich hatte. Ich atmete langsam, zog die Luft und die Düfte in mich hinein. Die Bettwäsche neben mir war frisch gewaschen. Zwei weitere Personen lagen auf der anderen Seite des Krankenflügels in ihren Betten. Es roch aufdringlich und, ich verabscheue mich, appetitlich, nach Mensch. „Oh, du bist wach. Gut.“ Poppy klang erleichtert. Ich hörte, wie sie den Zauberstab zog, roch den Duft ihres weissen Kittels und spürte dann Hitze in meinem Körper aufsteigen. Ein Gestank nach verfaulten Eiern und getrocknetem Blut liess mich würgen. „Remus, ganz ruhig, das ist bloss ein Trank.“ Vorsichtig öffnete ich die Augen, versuchte, Poppy zu erkennen, aber kaum glaubte ich, etwas zu sehen begann mein Kopf zu schwirren. „Nox.“ Erleichtert öffnete ich meine Augen, wohlige Dunkelheit herrschte. Jedenfalls innerhalb meines Vorhangs. Poppy stand lächelnd vor mir. „Tut mir Leid, ich habe nicht daran gedacht dass deine Augen noch etwas empfindlich sind. Hier, setz dich auf und trink das. Ich weiss, es schmeckt noch grässlicher als sonst, aber du hast ja bereits Übung damit. Ich muss die andere Patientin versorgen.“ Sie half mir noch, mich aufzusetzen, drückte mir ein Fläschchen in die Hand und verschwand. Der verfaulte Geruch stieg jetzt noch stärker in meine Nase. Warum konnten Heiltränke nicht gut riechen?!
Seufzend hielt ich mir meine Nase zu, schloss meine Augen, schüttete den Trank in meine Kehle und schluckte ihn runter, heftig mit dem Brechreiz kämpfend. Das Fläschchen fiel aus meiner Hand auf den Boden, zerschellte und ich riss erschrocken meine Augen auf. Was war das für ein Trank?! Mein Körper schmerzte, vom kleinen Zeh bis zum Kopf, tausende spitze Nadeln schienen sich in meine Kopfhaut zu bohren und meine Muskeln zuckten unkontrolliert. Es hielt einige Sekunden an, dann entspannte ich mich wieder. Mein Atem ging wieder normal, ich hatte keine Schmerzen mehr und, das Beste, ich roch nur noch meine Bettdecke. Alles andere war in weite Ferne gerückt. Sehen konnte ich irgendwie nicht mehr viel. „So, Miss Evans, jetzt nehmen sie diesen Trank, dann reibe ich die Stellen, die sehr verletzt waren noch mit einer Einhornmilchlösung ein und in ein paar Stunden sollten sie wieder bereit sein, in den Gemeinschaftsraum zurückzukehren. In die Schule gehen sie morgen allerdings noch nicht, sie brauchen Ruhe. Und sollten mit einigen Personen sprechen.“ „In Ordnung, Miss Pomfrey.“ Lily war im Krankenflügel? Warum? War ihr etwas geschehen? James sagte, sie sei gerade mit Luke irgendwo im Schloss, als er mich vor dem Abendessen gestern noch besuchte. Hatte Luke ihr etwas angetan?
„Remus? Gut, du hast den Trank genommen.“ Hilflos sah ich mich nach Poppy um, aber das Licht fehlte. „Lumos!“ Sie kam gespannt zu mir und sah mich fragend an. „Wie fühlst du dich?“ „Was war das für ein Trank? Ich sehe nichts mehr im Dunkeln, obwohl das noch einen Tag anhalten sollte, meine Nase ist wieder so gut – oder schlecht – wie die eines Menschen ...“ „Einer der besten Alchemisten dieser Zeit arbeitet gerade daran, einen Trank zu erfinden, der die Verwandlung aufhebt. Noch ist es ein sehr langer Weg bis dorthin, aber dieser Trank ist einer seiner ersten Erfolge. Nimmt man ihn nach Vollmond, kann man sich schneller wieder wie ein normaler Mensch verhalten.“ Sie lächelte mich überglücklich an. „Ein Trank, der den Wolf etwas kontrolliert? Wow. Das ist mal ne gute Neuigkeit.“ „Ja, nicht wahr? Hör zu, ich wäre froh, wenn du mir aufschreiben könntest, wie es sich anfühlte. Dumbledore hat dafür gesorgt, dass du bei einem Projekt dabei bist. Einige Lykanthropen, welche die Tränke ausprobieren und dem Alchemisten dann mitteilen, wie er gewirkt hat. Du kannst noch immer sagen, dass du nicht willst. Natürlich ist alles anonym. Und du wärst einer der Ersten, der einen Trank gegen die Verwandlung bekommt.“ Wenn ich nicht mehr Schmerzen haben müsste, wäre mein Leben schon etwas besser. Von der Heilung träumte ich bereits nicht mehr, aber ein Trank, der die Verwandlung verhindern würde, oder zumindest zuliesse, dass ich die Kontrolle behalten könnte... „Ich mache mit.“ „Das dachte ich mir.“ Poppy zauberte das zerbrochene Fläschchen weg und begann damit, meine Wunden (die noch immer da waren aber nicht mehr schmerzten) neu zu verbinden. „Was tut Lily im Krankenflügel?“ Poppy arbeitete ruhig weiter und räusperte sich nervös. „Das solltest du sie lieber selber fragen“ „Und wer ist sonst noch hier?“ Poppy sah mich unwissend an, aber ich kannte sie inzwischen zu gut. „Welcher der drei?“ Meine Stimme brach. „Sirius.“ Erschöpft schloss ich meine Augen. Ich hatte Sirius also so schwer verletzt, dass er noch hier sein musste. Und schlief. „Warum ist er hier? Was ist schief gegangen?“ Poppy seufzte, beschwor ein Glas Wasser und sah mich entschuldigend an. „Sobald er wach ist, darfst du zu ihm rüber.“ Das hasste ich am meisten am Vollmond. Ich wurde zu einer Bestie, unberechenbar und gefährlich. Meine Freunde erkannte ich nicht mehr, verletzte sie, ich könnte sie töten ohne es zu bemerken – und ohne es am nächsten Morgen zu wissen.
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Wütend stapfte ich in den Schulsprecherräumen umher. Immer die gleiche Strecke. Fenster, Couch, Büchergestell, Tür zum Arbeitszimmer, mein Schreibtisch, Tür zum Wohnzimmer, Couch, Fenster. Es war vielleicht etwas eintönig, aber ich hatte noch viel zu viel Zeit und konnte definitiv nicht mehr schlafen. Lily’s Worte zischten in meinem Kopf, wie tausende Schlangen die mich mit ihrem Gift vollpumpen wollen. Er hat sie alleine gelassen. Am Waldrand. Bei Nacht. Er hat Lily allein gelassen. meineLily. Tiefe, rohe Wut stieg in meinem Bauch auf, mein Magen verkrampfte sich und meine Hände ballten sich zu Fäusten. Moony hätte Lily töten können. Und selbst wenn nicht Vollmond gewesen wäre, wenn die Zentauren Lily gefunden hätten, wären sie auch nicht freundlicher mit ihr umgegangen! Wie konnte er das tun? War sie ihm denn eigentlich egal?! Wütend schrie ich auf und liess mich an der Wand hinab sinken. Ich zog meine Beine an, legte meine Arme um meine Knie und liess den Kopf hängen. Niemand würde herkommen. Peter schlief noch, Sirius und Moony waren im Krankenflügel, Alice und Katy schliefen wahrscheinlich auch noch und Lily ... lag auch dort in einem weissen Bett. In einen Verband gewickelt. Weil Moony sie aufgeschlitzt hat. Weil Lily alleine am Waldrand war bei Vollmond. Weil ihr toller Freund sie allein gelassen hatte. Seufzend versuchte ich, die Wut unter Kontrolle zu bringen. Nach endlosen Minuten konzentrierten Atmens schloss ich die Augen und versuchte, die Bilder, die jetzt gegen meinen Schädel hämmerten abzuwehren. Moony, der davon sprengte, Sirius, der verletzt am Boden liegt, Moony, der seine Pranke hebt, der Schrei, ihre Stimme, wie ich versuche, Moony von ihr wegzustossen, mein Herz, das wild gegen meine Brust hämmerte, aus Angst dass sie sterben würde, Lily, die in ihrem eigenen Blut liegt, ihr aufgeschlitzter Oberkörper, ihre Augen, ihre wunderschönen Augen, die mit jeder Sekunde glanzloser werden ... ihr lebloser Körper, der schlaff in meinen Armen liegt. Heisse Tränen quollen aus meinen Augen hervor, Schluchzer schütteln mich und ich fange an, unkontrolliert zu zittern. Ich hatte so eine verfluchte Angst um sie. Und alles was sie dazu sagte, war, dass es doch gar nicht so schlimm sei. Vielleicht sollte ich sie fragen, was sie denn getan hätte, wenn sie Luke so gesehen hätte wie ich sie sah. Vielleicht verstand sie dann. Obwohl ich bezweifle, dass Luke für sie dasselbe ist wie sie für mich.
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Gespannt hörte ich dabei zu, wie Madam Pomfrey mit Remus über den Trank und das Projekt sprach. Mein Herz hüpfte vor Freude bei der Vorstellung, dass ihm vielleicht bald geholfen werden konnte! Noch ein Grund, Zaubertränke zu lieben ... „Was tut Lily im Krankenflügel?“ Die Sorge und die Angst in seiner Stimme sind unüberhörbar. „Das solltest du sie lieber selber fragen.“ Na toll. Danke, Poppy! Jetzt durfte ich Remus erklären, dass er als Werwolf meinen Oberkörper ... aufgeschlitzt hat. Im wahrsten Sinne des Wortes. Aber ich wollte ihm das nicht erzählen! Vielleicht glaubte er mir, wenn ich sagen würde, dass ... ich in eine Rüstung mit Schwert hineingelaufen bin. Drei Mal. Und dass ich dabei irgendwie geschwoben bin, da die Schnitte ja vom Hals zur Hüfte verlaufen. Ja, das wird er mir garantiert abkaufen. Was hatte James gesagt? Remus hasst sein kleines, pelziges Problem. Das bedeutet, dass ich heute wieder einmal mein ausgezeichnetes Taktgefühl anwenden durfte. „Lily?“ Seine Stimme war schwach, ängstlich und doch ... irgendwie hoffnungsvoll. „Guten Morgen Remus!“ Grüsste ich den Braunhaarigen, in der Hoffnung, an seiner Frage möglichst vorbei zu kommen. „Sirius sollte bald wieder aufwachen, er hat bloss einen Schlaftrank bekommen.“ „Bloss? Sirius bekommt sonst nie Schlaftränke. Nur, wenn er sehr starke Schmerzen hat.“ Seine bernsteinfarbenen Augen musterten mich sorgfältig. Na toll. James wird stolz auf mich sein. Ich habe Remus fast überhaupt kein schlechtes Gewissen gemacht. „Oh.“ Seufzend setzte er sich an mein Bett. „Warum bist du hier, Lily?“ „Ich bin in eine Rüstung hineingeschwebt. Die ein Schwert hatte. Das Schwert hat mich geschnitten.“ Ungläubig sah er mich an. „Drei Mal.“ flüsterte ich dann noch, was Remus dazu brachte, sanft lächelnd den Kopf zu schütteln und meine Hand in seine zu nehmen. „Denkst du wirklich, dass ich dir das abkaufe?“ „Ich habe es gehofft...“ Sein Lächeln wuchs, während ich ihn entschuldigend ansah. „Also, was ist wirklich geschehen?“ „Luke und ich gingen spazieren. Am Waldrand. Er hat sich verabschiedet. Ich habe weiter nach Zutaten gesucht.“ Sein Lächeln verschwand sofort, als in seinem Kopf die restlichen Puzzleteile zusammengesetzt wurden. Als hätte er sich verbrannt, sprang er auf, liess mich los und brachte einen Abstand von fünf Schritten zwischen uns. Dann senkte er seinen Blick auf den Boden. Abwesend bemerkte ich, dass seine Schultern zitterten. „Remus, ich habe es seit der fünften Klasse gewusst.“ Nun sah er mit grossen Augen zu mir. „Du hast was?!“
„Ich habe es gewusst. Immer bei Vollmond warst du krank. Und die Tage davor und danach. Wenn ich dich hier besuchen wollte, war das nicht möglich. Ich wusste es.“ „Aber ... du hast nie ...“ „Etwas gesagt? Wozu auch? Der Rest der Rumtreiber schien es zu wissen und ich dachte mir, dass es genügt, wenn sie dir als Freunde helfen. Ich habe einfach immer ihre Ausreden etwas gestützt.“ „Du hast dich nicht anders mir gegenüber verhalten.“ „Sollte ich das etwa?“ Er kam wieder etwas näher und sah mich ungläubig an. „Ich bin ein Werwolf, Lily. Ein Monster! Also hättest du allen Grund, um mich zu meiden! Du siehst und spürst ja, wozu ich fähig bin ... wie verabscheuungswürdig...“ Tränen sammelten sich in seinen Augen, seine Hände hatte er zu Fäusten geballt und alles an ihm schrie danach, ganz fest umarmt zu werden. „Remus!“ Vorsichtig stand ich auf, ging auf ihn zu und legte meine Hände auf seine Schultern. „Du bist nicht verabscheuungswürdig! Du bist ein wundervoller, junger Mann. Kein Monster. Ja, du verwandelst dich einmal im Monat in einen Werwolf. Aber Du bist kein Werwolf. Nur einmal im Monat. Sonst nicht. Sonst bist du Remus John Lupin, einer der besten Schüler von Hogwarts, unglaublich talentiert und ein wirklich guter, loyaler Freund.“ Sanft zog ich ihn in eine Umarmung, die er nach einigen Augenblicken widerwillig erwiderte. „Verflucht, du und Prongs seid euch ähnlicher, als ihr denkt!“ Sirius’ schwache, und doch unverkennbare, Stimme brachte uns dazu, die Umarmung zu lösen. Der Schwarzhaarige grinste uns verschmitzt an und gähnte. „So einen Trank möchte ich gern jeden Abend. Der ist echt super!“ Remus sah angespannt zu seinem besten Freund. „Och, komm schon Moony! Entspann dich! Uns geht es allen gut. Keine schlimmeren Schäden. Bei Lily bleiben noch nicht mal Narben zurück und bei mir kann man so oder so nicht erkennen ...“ Mit einem Blick zu mir brach er ab und lächelte tröstend seinen besten Freund an, der langsam zu ihm kam und ihn umarmte. „Es tut mir Leid.“ „Ich weiss, Moony. Aber seinen Pelzbrüdern vergibt man, weisst du?“ „Wie geht es Prongs und Wormy?“ „Es geht ihnen gut. Haben vielleicht einen kleinen Schock. Als Lily plötzlich auftauchte waren wir alle etwas überfordert.“ „Ja ja, ich weiss schon. Man geht auch nicht im Mondschein spazieren. James hat mich schon zurechtgewiesen.“ Remus lächelte nun wieder etwas, aber Sirius schien noch nicht ganz beruhigt. „Miss Evans, bitte legen Sie sich auf ihr Bett, damit ich die Einhornmilchlösung auftragen kann.“ „Aye, Madam!“ Remus und Sirius sahen mich noch einmal lächelnd an, dann verschwanden sie hinter dem Vorhang, den Madam Pomfrey beschworen hatte und ich zog vorsichtig mein Oberteil aus.
Langsam ging ich um die Ecke und blieb vor dem Portrait mit Old-Dumbi und Permadora stehen. „Das Schlammblut, schon wieder!“ „Ich wünsche dir ebenfalls einen guten Morgen, Perma!“ „Permadora, du ... du!“ „Wirklich beeindruckend. Professort Dumbledore, dürfte ich bitte hinein? Schwabbelspeck!“ „Aber natürlich, meine Hübsche!“ Der alte Greis zwinkerte mir zu und das Portait schwang auf. Igitt. Zum Glück war unser Dumbledore nicht so ein Lustmolch. Gedanken verloren ging ich zu meiner Zimmertür und hätte fast die Gestalt übersehen, die zusammengesunken auf dem Boden neben der Tür zum Arbeitszimmer sass. Zerstrubbelte, schwarze Haare. „James!“ Ich liess mich neben ihn fallen und hob sanft seinen Kopf etwas hoch. Seine Wangen waren tränenverschmiert und er schlief. „James!“ Vorsichtig schüttelte ich ihn, bis er langsam seine Augen öffnete und mich verschlafen ansah. „Lily?“ Er klang erfreut, aber auch verwundert. „Ja, ich bin es. James, was machst du hier unten? Solltest du nicht in der Schule sein? Komm, ich helfe dir hoch.“ Sorgfältig legte ich seinen Arm um meine Schultern und hievte ihn mit seiner Hilfe hoch. Dann schwankten wir zur Couch und ich liess ihn los. Kraftlos sass er auf der Couch, mir roten, verweinten und glanzlosen Augen. „James, was ist geschehen?“ Er sah mich lange an, musterte jeden Millimeter meines Gesichtes, bis ein sanftes Lächeln auf seinen vollen Lippen erschien. „Ich hatte Angst um dich, Lily. Ich dachte, du stirbst. Und das geht nicht. Du darfst nicht sterben.“ Seine Stimme war nur noch ein Hauch, als er etwas flüsterte, dass ich nicht mehr verstand. Dann verlor er das Bewusstsein. Er war wohl wirklich total entkräftet.
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