
Eher depressiv....aber es geht vorwärts... :)
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Das Portait ging auf und James kam herein. Schnell warf ich mein Buch, in dem ich die letzte halbe Stunde immer dieselbe Stelle gelesen hatte, zur Seite und ging auf ihn zu. Er sah zu mir, aber schien durch mich durch zu sehen, seine Augen waren ausdruckslos und sein ganzer Körper zitterte. Als ich vor ihm stand, legte ich vorsichtig eine Hand auf seine Schulter und strich ihm über die Wange. „Wie?“ „Drachenpocken...“ Seine Stimme brach und er schloss seine Augen, müde von der Anstrengung, keine Schwäche zeigen zu dürfen. Sanft zog ich ihn in eine Umarmung strich über seinen Rücken. Erst reagierte er nicht, doch dann schlangen sich seine Arme um meine Hüften und er vergrub seinen Kopf an meinem Hals. „Lass es zu James.“, flüsterte ich in sein Ohr und hielt ihn etwas fester. Sein Körper zitterte heftiger und ich spürte, wie mein Oberteil langsam von seinen lautlosen Tränen durchnässt wurden. Er liess sich gegen mich sinken, seine Beine gaben nach und unter Anstrengungen konnte ich uns irgendwie in eine halbwegs bequeme, sitzende Position bringen. James weinte weiter, ich hielt ihn weiter fest, und wir blieben sitzen, auf dem Teppich mitten in den Schulsprecherräumen. Irgendwann begann er zu schluchzen, sein Körper war gespannt bis aufs Äusserste – als hätte er körperliche Schmerzen. Ich drängte mich noch mehr an ihn, wollte ihn unbedingt trösten, ein bisschen von seinem Schmerz abnehmen, ich wollte ihm so sehr helfen dass mir irgendwann selber Tränen kamen, die auf seinen Umhang tropften. Ich sah, dass wir langsam in den Unterricht müssten, aber ich sagte nichts, ich blieb sitzen und hielt ihn fest, denn ich wusste, dass Dumbledore ihm frei gegeben hatte und ich mich nicht konzentrieren konnte, wenn James in diesem Zustand alleine hier wäre. Zwischen den Schluchzern flüsterte er immer wieder leise: „Ich bin allein, Lily...ich bin allein...“
::::::::::Alice:::::::::::::::::::
Das Frühstück am nächsten Tag war unausstehlich. James, Sirius, Remus und Peter sassen apathisch da, starrten in die Luft und teilten den Schmerz. James hatte seine Eltern, Sirius seine Ersatzeltern verloren und Peter und Remus waren immer gerne zu den Potters gegangen. Katy sass still neben ihrem Freund und hielt seine Hand, und hin und wieder sah man, dass Sirius ihre Hand drückte, als wolle er wissen, ob sie noch immer da war – und Katy strich stets mit ihrem Daumen über seinen Handrücken. Sie war da, und sie würde nicht gehen. Nicht auch noch.
Remus legte, kaum sass Tonks neben ihm, seinen Kopf auf ihre Schulter, während sie sanft durch sein Haar strich. Peter ass Schokopudding, den ihm die Hauselfen extra hinstellten und James...James war alleine. Er ass nichts, er trank nichts, er tat nichts – er hatte niemanden, um anzulehnen. Lily war direkt zu Luke gegangen und hatte sich entschuldigt, dass sie ihn am Abend versetzt hatte. Als sie ihm erzählte, weshalb, lächelte er bloss mitfühlend und bat sie, James sein Beileid auszusprechen. Dann kam sie zu uns, musterte jeden und setzte sich neben James, der auf seinen leeren Teller starrte. Lily war eher spät dran. Die letzte halbe Stunde hatte ich mit Versuchen verbracht, James etwas zu essen unterzujubeln. Seine drei Freunde hatten alle gefrühstückt, doch er...er war in einer anderen Welt. Als Lily sich setzte, reagierte nicht. Doch als sie ein Brötchen bestrich, einen Arm um ihn legte und das Brötchen wortlos in seinen Teller schob, hob er es kraftlos zu seinem Mund ass es. Dann goss sie ihm Kürbissaft ein, drückte ihm den Becher in die Hand und er trank. So ging es den ganzen Tag weiter. Lily war bei James, erinnerte ihn daran, dass er noch lebte und brachte ihn dazu, zu essen, seine Hausaufgaben zu machen und den Tag zu überstehen. Noch nie hatte ich erlebt, dass sie so geduldig mit jemandem umging.
::::::::::::::Katy:::::::::::::::::::::::
Sirius und ich standen auf der Brücke und sahen über die Landschaft, schweigend und nachdenklich. Er war gestern mittag zu mir gekommen, hatte mich bei der Hand genommen und mich in seinen Schlafsaal gezogen, wo wir uns auf sein Bett gelegt hatten und er sich an mich gekuschelt hatte. Er liess mich nie los, atmete ruhig, aber ich spürte seine Tränen. Irgendwann versiegten sie und er hatte angefangen zu erzählen.
::::::::::::::::Flashback::::::::::::::::
„James’ Eltern waren wie meine eigenen. Als ich vor einem Jahr im Sommer zu ihnen kam, mitten in der Nacht, haben sie mich einfach aufgenommen. Ohne Fragen zu stellen liessen sie mich hinein...Ich habe mich bei den Potters gefühlt, als hätte ich eine Familie...eine liebevolle Familie. Es war mein Zuhause. Charlus und Dorea waren unglaublich gütige Menschen...sie liebten James über alles...ihr einziger Sohn, den sie endlich bekommen hatten...so viele Dinge haben sie überlebt...ich dachte, James und ich dachten, dass nichts ihnen etwas antun kann. Und jetzt? Sie sind tot. Wegen einer bescheuerten Krankheit...“ Sirius’ Stimme brach, er drückte sich fester an mich und ich wartete, bis er weitererzählen wollte.
„Einfach so, Katy...einfach so...Dumbledore sagt, sie hätten nicht einmal vierundzwanzig Stunden gehabt nachdem die Heiler Drachenpocken diagnostiziert haben...ich konnte ihnen nicht danke sagen...mich nicht verabschieden...ich vermisse sie, Katy....“
:::::::::Flashback Ende:::::::
Wir blieben den ganzen Nachmittag liegen, er erzählte Geschichten über die Potters und weinte immer wieder. Und je länger ich mit ihm da lag, je mehr ich hörte, desto bewusster wurde mir, dass Sirius Black mir vertraute. Mich liebte.
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Es war seltsam. Wirklich. Ich lag auf der Couch, mein Kopf auf Lily’s Beinen, meine Augen geschlossen und ihr Freund sass uns gegenüber und unterhielt sich mit ihr. Aber egal wie seltsam es war, es tat unglaublich gut. Denn ich wusste, dass Lily für mich da war, weil sie wusste, dass Sirius gerade nicht für mich da sein konnte. Und ich nicht für ihn. Ohne dazu aufgefordert zu werden, hatte sie einen Platz eingenommen, einen Platz, der für mich unglaublich wichtig war. Der Platz der besten Freundin. Und Luke akzeptierte das. Als er vorhin reingekommen war, hatte er mich gegrüsst, Lily einen Kuss gegeben und hatte sich gesetzt. Keine Eifersucht. Immerhin hatte ein Typ seinen Kopf bei seiner Freundin und sie sah immer wieder besorgt zu ihm hin. Obwohl ich meine Augen geschlossen hielt, wusste ich, dass sie mich ständig ansah.
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Ich wusste nicht, dass Luke kommen würde. Aber auch wenn ich es gewusst hätte, hätte ich nichts geändert. James hatte seine Aufgaben erledigt und war danach auf der Couch eingeschlafen. Und sein Kopf lag in meinem Schoss. Während ich ein Buch las, schlief er und der Gedanke, dass etwas daran seltsam sein könnte kam mir gar nicht. Bis Luke reinkam und mir klar wurde, dass er alles Recht dazu hätte, wütend zu sein. Aber er reagierte nicht. Er lächelte sogar James zum Gruss an, der durch unsere Stimmen erwacht war. James sah schlecht aus. Zumindest so schlecht James Potter aussehen konnte. Dunkle Augenringe, dumpfer Blick, unordentlich gekleidet – aber das Schlimmste waren seine hängenden Mundwinkel. Er lächelte nie. Was verständlich war. Aber unbedingt wieder geändert werden musste. Ich lächelte Luke dankbar an, als er sich mir gegenüber hinsetzte und nach Alltagsdingen fragte. James blieb liegen, liess sich nichts anmerken, aber ich wusste, dass er sich, genauso wie ich, fragte, weshalb es selbstverständlich gewesen war, dass wir uns nahe kommen. Warum es selbstverständlich für mich war, für ihn da zu sein. Irgendwann setzte er sich abrupt auf und rieb sich die Augen. „Quidditchtraining.“ Murmelte er, dann holte er seinen Umhang, den Besen und verschwand.
Luke sah mich fragend an.
„Es geht ihm beschissen, oder?“ „Natürlich geht es ihm beschissen, seine Eltern sind tot.“ „Ja, aber...es muss ihm echt beschissen gehen, wenn er so offensichtllich schwach ist.“ Er grinste doof und fuhr sich durch die Haare. Schwach? James war nicht schwach. Er war verflucht stark. Und was soll das durch die Haare fahren? Das hatte Luke noch nie gemacht... „Könntest du das lassen?“ Verdutzt sah er mich an. „Was soll ich lassen?“ „Dir durch die Haare zu fahren. Das...passt nicht zu dir.“ „Okay...wie du meinst.“ Schweigend legte ich meine Hand auf die plötzlich kalte Stelle auf meinem Oberschenkel, wo bis vor kurzem James’ Kopf gelegen hatte. „Ihr seid sehr gute Freunde geworden.“ Ich nickte abwesend. „Hmm.“ Luke seufzte und setzte sich neben mich. Dann legte er einen Finger an mein Kinn und drehte meinen Kopf zu sich. „Mach dir nicht so grosse Sorgen um ihn, Lily. Er schafft das schon.“ Nein. Er schaffte es nicht. Nicht alleine. „Du hast Recht.“ Er lächelte und strich mir eine Strähne hinters Ohr. „Habe ich schon erwähnt, dass du unglaublich verführerisch aussiehst heute Abend?“
Ich war ungeschminkt, trug ein altes Shirt, Trainerhosen und meine Haare waren in einem chaotischen Pferdeschwanz. Und, oh, habe ich schon erwähnt, dass mitten auf meiner Stirn ein grosser Pickel prangte? Aber ja, ich sah verführerisch aus. So wie jedes Mal, wenn wir alleine in der Nähe von weichen Oberflächen waren, auf denen man liegen konnte. Luke küsste mich sanft, was schön war, doch irgendwann wurde sein Kuss etwas zu drängend und ich drückte ihn etwas von mir weg. „Luke, ich muss noch verflucht viele Aufgaben erledigen...“ Er sah ziemlich genervt aus, hob aber seine Hände als ob er aufgäbe und stand auf. „Ich verschwinde schon.“ „So...hatte ich das nicht gemeint.“ „Doch, hast du Lily. Aber es ist in Ordnung. James ist dein bester Freund, er macht ne schwere Zeit durch und dann muss dein Freund ein bisschen unten durch. Das ist in Ordnung. Kümmer dich um James und wenn es ihm wieder besser geht hast du auch wieder Zeit für mich.“ Er küsste mich zum Abschied, lächelte liebevoll und ging.
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