„Aber jetzt mal im Ernst. Habt ihr Potters Abzeichen gesehen als er rein gekommen ist?“ Katy sah uns fragend an. Alice nickte und die beiden wechselten einen besorgten Blick.
„Warum macht ihr euch Sorgen, bloss weil Potter mal wieder Quidditchkapitän ist?!“ Alice und Katy sahen mich an und begannen, sinnlos rumzustammeln. „Also, naja, weisst du ... er ...“ „Redet Klartext!“ Katy sah mich mitleidig an. „Potter ist Schulsprecher.“
In meinem Hirn arbeitete es. Potter. Plus das Verb sein in der dritten Person Einzahl. Plus Schulsprecher. Irgendetwas liess meine Rechnung nicht aufgehen. „Potter ist niemals Schulsprecher!“ Ja, das war es! Das Wort niemals, oder nicht, oder irgendeine Verneinung, die dazu beigetragen hätte, dass ich mein letztes Schuljahr nicht damit verbringen musste, mit Potter irgendwelche Dinge zu planen. „Doch, Lils, er ist Schulsprecher. Als Alice es mir erzählt hat, habe ich es für einen Witz gehalten.“ Ich starrte Alice feindselig an. „Du wusstest davon?! Und hast mir nichts gesagt?! Hast du es nicht für möglich gehalten, dass ich durchdrehe, wenn ich diese Tatsache erfahre? Spätestens wenn ich mit Potter in einem Abteil sitze und wir die ersten Dinge besprechen müssen?!“ Alice sah mich gespielt geschockt an. Dann kämpfte sich aber ihr Lächeln durch, dass ganz langsam entstand und am Ende ein richtiges Grinsen war. „Ich dachte mir, wenn ich es dir schreiben würde, würdest du sofort auswandern, oder dich in eine Kakerlake verwandeln, damit du nicht mehr für Hogwarts zugelassen wärst.“ „Was ausserordentlich schade wäre, denn nur mit Potter als Schulsprecher würden wir in diesem Jahr weder Hogsmeade sehen, noch einen Abschlussball geniessen. Weil er es alleine nie fertig bringen würde, irgendetwas zu organisieren.“ Katy grinste mich nun ebenfalls an. „Toll. Und die Tatsache, dass ich weg wäre interessiert euch wohl auch nicht, was?“ Beleidigt drehte ich mich von ihnen weg und starrte aus dem Fenster. Katy und Alice lachten. Dann widmeten sie sich wieder dem Fragebogen der Rumtreiber, während ich mich auf mein schreckliches Schicksal vorbereitete. In zwanzig Minuten musste ich im Schulsprecherabteil sitzen und mit Potter die neuen Vertrauensschüler einweisen. Toll. Ich liebe diese Schule ... haha ...
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„Hey ihr Hübschen!“ Ich verdrehte meine Augen und schubste Pad in das Abteil um ihm zu sagen dass er jetzt bloss nicht flirten sollte. „Schon klar, Prongsie!“ Er sah mich entnervt an und wandte sich dann wieder seinen Drittklässler Verehrerinnen zu. „Wir vier, damit meine ich mich, unseren süssen Prongsie vor der Tür, Mister Wormy und Sir Moony, haben einen einfachen Fragebogen erstellt, der uns bei der Schlichtung unseres Streits helfen soll. Wir wollen rausfinden, ob ich oder ich der Beste ist.“ Sirius grinste verführerisch in die Runde. „Würdet ihr ihn für mich ausfüllen?“ Ich hörte wie einige der Dreizehnjährigen „Aber klar!“ "Natürlich, Sirius!“ flüsterten, dann verliess Pad das Abteil und grinste mich an. „Sie sind so süss. Klein, und zu jung für mich – trotzdem wünschen sie sich nichts sehnlicher, als mit mir auszugehen.“ Er seufzte theatralisch und zog mich mit sich in unser Abteil. Moony und Wormy waren schon da und lachten. „Was ist so lustig?“ Pad pflanzte sich neben Peter auf den Sitz, während ich mich neben Remus setzte. „Moony hat gerade erzählt, dass Heather Barnes, eine Ravenclaw, ihn fragte, ob diejenige mit der Höchstpunktzahl ein Date gewinnt.“ Ich sah ihn verwirrt an. „Was ist daran lustig? Ravenclaws denken halt, dass man überall Punkte erzielen kann.“ Moony grinste mich an. „Du hast auch nicht gesehen, wie sie mich das gefragt hat.“ „Wie denn?“ Pad sah ihn fragend an, eine grosse Tüte Spechende Butterkekse in der Hand. „Sie hat den Fragebogen genommen, ist aufgesprungen, vor mich hingestanden, hat mich von unten her angestarrt und einen total irren Ausdruck auf dem Gesicht. Etwa so!“ Er zog seine Mundwinkel nach unten, hielt seine Hände gefaltet an seinen Hals, zog die Augenbrauen zusammen und starrte mich an. Ich lachte und wollte einen Keks aus Pads Tüte klauen als die Kekse begannen „Neeeeein, Finger weg, wir gehören Sirius!“ zu schreien. „Tja, sie lieben mich.“ „Dein Glück, dass es die Kekse heisst und nicht der Kekse. Ansonsten hättest du Schwule Verehrer.“ Sirius starrte Peter erschrocken an. „Das wäre mein Untergang. Dann wäre ich nämlich nicht mehr-“ „-das ultimative, beste, schönste, grandioseste, wunderbarste, intelligenteste Frauenmagnet der Welt, sondern-“ „-das ultimativ peinlichste aber trotzdem schönste, beste, grandioseste, wunderbarste, intelligenteste Frauen- und Männermagnet der Welt.“ Moony und ich sahen uns an und begannen zu lachen. Pad sass mit einem trotzigen Gesicht da und hielt einen angeknabberten Butterkeks in der Hand, der leise „Hilfe!“ wimmerte. „Wir wissen es langsam, du hämmerst uns das seit vier Jahren ein, Pad.“ Wormy grinste ihn an und klaute ihm unter Protestschreien einen Keks. „Wobei es der Keks heisst, nicht etwa die Keks.“ Ich fuhr zusammen und drehte mich zur Tür um. Und da stand sie tatsächlich. Die absolut schönste Hexe die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe – und sehen werde. Sie lächelte Moony an (warum hat er eigentlich immer so ein Glück?!), nickte Wormy und Pad zu und sah dann zu mir. „Bist du Schulsprecher?“ Ich nickte schwach. Sie redete mit mir!!! Ganz normal, ohne Geschrei! „Dann hast du vielleicht auch den Brief gelesen, in dem stand, dass sich die Schulsprecher um zwölf im Schulsprecherabteil treffen, um die neuen Vertrauensschüler einzuweisen.“ Sie sah auf ihre Uhr. „Meinen Informationen zufolge ist es bereits zwanzig nach zwölf. Wo warst du, Potter?!“ Sie spuckte meinen Namen förmlich aus und in ihren Augen blitzte es verdächtig. Okay, James, sag nichts Falsches. Vielleicht kannst du sie wieder beruhigen. „Ähm, also, um ehrlich zu sein, ich habe den Brief nicht gelesen.“ Hatte ich wirklich nicht! Ich war zu bestürzt über diese Schande.
„Oh, wirklich nicht? Dann entschuldige ich mich höflichst bei dir!“ Upps, doch das Falsche gesagt. „Lily, er hat den Brief wirklich nicht gelesen, weil er nämlich direkt nachdem er das Abzeichen gesehen hat zu Dumbledore gegangen ist um es ihm zurückzugeben.“ Moony, danke, dass du dein Leben für mich opferst!
„Um ihm das Abzeichen zurückzugeben?!“ Lily starrte Moony an, als hätte er ihr prophezeit, dass sie und ich heiraten und einen Sohn kriegen würden, der mit siebzehn Jahren die Welt retten würde. Völlig unmöglich, da sie mich niemals heiraten würde (denkt sie – ich bin davon überzeugt, dass ich ihr Traumtyp bin, sie hat es einfach noch nicht geschnallt!). „Wozu?!“ Moony grinste sie an und sie – lächelte zurück!! Warum hasste sie ihn nicht?!? Er war schliesslich auch einer von den Rumtreibern! „Er dachte sich, das Abzeichen sei dem Falschen in den Umschlag gelegt worden und wollte es Dumbi zurückgeben, damit er es dem richtigen Schüler schicken könnte.“ „Das Problem war nur, dass er mir bloss sagte, dass er tatsächlich mich ausgewählt habe und dass ich somit auch das Abzeichen behalten sollte.“ Nun starrte Lily wieder mich an. „Er muss besoffen gewesen sein.“ Sie schüttelte bloss abwesend den Kopf, während Peter erfreut lachte. „Ha! Seht ihr?! Ich habe auch gesagt dass er besoffen war!“ Er sah uns triumphierend an. „Vergiss es! Er hat Slughorn beim Tränkebrauen geholfen und zuviel Giftgase eingeatmet!“ Pad nickte wichtigtuerisch, um seine Aussage zu untermalen und biss dann in einen neuen Butterkeks, der vor Schmerz aufschrie. Lily starrte erschrocken auf den Keks der jetzt ganz in Pad’s Mund verschwand und fragte dann: „Was bei Merlins Stinkschuh ist das?!“ „Schpreschente Keksche!“ Sagte Pad, natürlich nicht ohne die Hälfte seines Keks wieder rauszulassen. „Aha.“ Lily drehte sich angewidert weg und sah mich an. „Kommst du, Potter? Wir müssen noch immer die Neuen einweisen. Ich habe ihnen gesagt dass sie warten sollen, weil ich noch kurz meinen unfähigen Partner holen müsse.“ Ich grinste sie verführerisch an (zumindest hoffte ich, dass es verführerisch aussah ...) und sagte dann mit provozierender Stimme: „Ich bin dein Partner, Evans?“ Ich hasste es, Lily Evans zu nennen, weil ich ihr eigentlich viel lieber Lily, Lils oder Traumfrau sagen würde. Oder aber Potter, das wäre auch nicht schlecht. „Fresse halten und die Neuen einweisen kommen, Potter!“ Sie knurrte wütend und verliess mit wehendem rotem Haar das Abteil. Ich liebte ihr Temperament. Es passte perfekt zu ihren roten Haaren und ihren wunderschönen, grünen Augen. „Na dann, war schön, euch gekannt zu haben!“ Ich fuhr mir mit meinem Zeigefinger über die Kehle und verdrehte meine Augen. „Bis später, James!“ Moony betonte meinen Namen, was soviel heissen sollte wie: Mach keinen Scheiss, sei freundlich, halt dich mit Flirten zurück und, bei Merlins löchrigen Unterhosen, frag sie nicht nach einem Date!
Okay, kein Problem. Ich ging aus dem Abteil raus und stand Lily gegenüber. Sie schnaubte und ging den Gang entlang. Ich folgte ihr mit einem Sicherheitsabstand von fünf Schritten zu einem Abteil, das grösser war als die anderen und einen Tisch vor dem Fenster hatte.
„So, netterweise beehrt uns Potter nun ebenfalls mit seiner Anwesenheit. Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet.“ Lily lehnte sich an den Tisch und lächelte in die Runde. Ich stellte mich neben sie und grinste nun ebenfalls, etwas unbeholfen und entschuldigend. „Ich schlage vor, ihr stellt euch kurz vor, wie ihr heisst, aus welchem Haus ihr kommt und danach erkläre ich euch wie es ist, ein Vertrauensschüler zu sein.“ Ich sah mir die Kleinen etwas genauer an. Cassandra Brown und Elijah Bekker waren wohl die neuen Vertrauensschüler von Hufflepuff. Die beiden spielten als Jäger in ihrer Hausmannschaft. Pad’s Cousine Narcissa war auch da, sie starrte mich hasserfüllt an. Sympathisches Mädchen. Mandy Armstrong lächelte mich aufreizend an. Ich sollte mal wieder mit ihr ausgehen. Obwohl ... das letzte Mal hat mir ihr Bruder Danny, ebenfalls Gryffindor und siebzehn, gedroht, er würde mich krankenflügelreif hexen, wenn ich sie noch einmal ansah. Natürlich konnte ich ihn nicht ernstnehmen – ich meine stell dir das vor, ein Typ, einen Kopf kleiner als du selbst, stellt sich vor dich hin, starrt dich mit seinen wässrig blauen Augen an und sagt: „Ich hexe dich krankenflügelreif!“ Echt, das ist nicht bedrohlich, sondern einfach nur köstlich amüsant. „Ich bin Elijah Bekker, Hufflepuff. Ich habe einen grossen Bruder, Ryan, er ist der Kapitän unserer Hausmannschaft.“ Ich hasste den Typen. Ein Riesenschleimer, der denkt er sei der beste Hüter der Welt. „Ausserdem geht er mit unserer Schulsprecherin aus.“ Mein Kopf schnallte nach oben. Was redete der Kerl da?! „Elijah, ich glaube das interessiert hier niemanden.“, wies Lily ihn zurecht und sah dann Cassandra an, die neben Elijah sass. Ich starrte nur zu Boden. Ging Lily wirklich mit Bekker aus? Mit meinem Erzrivalen? (neben Schniefelus, Malfoy, den Blackschwestern und Lestrange, natürlich!!) Inzwischen hatten sich alle vorgstellt. Krass wie schnell die das machen konnten ... und ohne dass ich was mitbekommen habe ... darüber muss ich mir Sorgen machen!
„Ich bin Lily Evans, eigentlich Lillian, aber niemand nennt mich so, weil ich den Namen nicht so schön finde. Ich wurde in meinem fünften Jahr ebenfalls Vertrauensschülerin, jetzt übernimmt meine Freundin Katy Stewarts meinen Vertrauensschülerjob. Ich bin in Gryffindor.“ Sie sah mich auffordernd an, aber ich zuckte nur mit den Schultern. Sie schnaubte verächtlich. „Ich bin James Potter, Sucher und Quidditchkapitän von Gryffindor, überraschenderweise Schulsprecher und stinksauer auf deinen idiotischen Bruder, Bekker!“ Elijah belächelte mich nur. Wie ich diese Familie hasste. „Okay, diese Aussage war jetzt mehr als unpassend und idiotisch, wie ich es mir ja gewöhnt bin. Elijah, ignorier Potter.“ War ja klar dass sie in mir den Bösen sah. Wer hat denn bitteschön gerade über ihr Liebesleben geplaudert? Nicht ich!
Lily klärte die Acht darüber auf, wann Vertrauensschülertreffen waren, worauf sie achten müssen, was alles ihre Aufgaben seien undundund. Ich hörte ihr nicht mehr richtig zu. Erstens war es langweilig, zweitens wollte ich zu den Rumtreibern zurück um einen Plan zu machen, wie ich mich an Ryan Bekker rächen könnte und drittens fühlte ich mich wie ein angeschossener Hirsch. Überleben konnte ich noch, aber der verdammte Jäger hat mir ein Stück weggeschossen. Ich hatte tatsächlich mal wieder Liebeskummer. Das Schlimme war, dass es dieses Mal nicht war, weil Lily mir mal wieder einen Korb gegeben hatte. Dieses Mal wurde mir vorgeführt, dass Lily Evans nicht nur von mir begehrt wurde. Und dass sie bei anderen Interesse zeigte. Ich wusste nicht, ob sie mit Bekker zusammen war. Aber sie ging mit ihm aus. Und wenn ich etwas über Lily sicher wusste (obwohl ich sicher bin, dass ich sehr vieles über sie weiss), dann war es die Tatsache, dass sie bloss mit Typen ausging, an denen sie interessiert war. Bei denen sie sich vorstellen konnte, mit ihnen zusammen zu sein. Von denen sie sich erhoffte, dass es ihr Ken war. Woher ich von Ken weiss? Ich sagte doch ich weiss vieles. Ich kenne sie. Wahrscheinlich besser als Alice und Katy zusammen.
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