von Mariposa
Die ersten Sonnenstrahlen erreichten den Verboten Wald, Hagrids Hütte, den See und schließendlich auch Hogwarts. Wo sonst Harmonie zum Vorschein kam brachte die Morgensonne heute das Hinterbliebene einer Schlacht zu Tage.
Im Verboten Wald lagen Bäume am Boden und dort und da kam die Leiche einer magischen Kreatur, die dort zu wohnen pflegte zum Vorschein. Hogwarts, das einst so wunderschön, stolz und einsam in mitten dieser Landschaft lag, hatte nicht mehr viel mit dem einstigen Schloss gemeinsam. Überall lagen großen Steine auf der Wiese verstreut, der Schule fehlten Türme, Dächer und an einigen Stelle konnte man von draußen in kaputte Gänge und Räume blicken.
Über dem Schloss bannten sich Eulen ihren Weg durch die Morgensonne um die gute Nachricht an die ganze Welt zu verbreiten. Lord Voldemort war tot. Wovon Generationen geträumt hatten, was am Ende aber niemand mehr für möglich hielt war eingetreten. Der Preis dafür war aber hoch. Zurückgeblieben war eine zerstörte Zauberwelt ohne ein Ministerium, zerstörte Gebäude der Muggles und traumatisierte Menschen, die nicht wussten was sie fühlen sollten, wenn sie ihre geliebten Toten betrauerten. Freude und Leid waren Emotionen die man an diesen Morgen nur gemeinsam erleben konnte.
Die Helden der letzten Monate verließen erschöpft und müde das Büro das einmal dem Schulleiter gehört hatte. Inzwischen waren die Menschen damit beschäftigt ihre Familie und Freunde zu suchen und nach Hause zu gehen um sich von dem großen Kampf zu erholen. Harry Potter, der Junge der überlebt hatte, warf sich seinen Tarnumhang wieder über, während er neben seinen beiden besten Freunden Ron und Hermine durch die Gänge ging. Bis zum letzen Augenblick war er die einzige Hoffnung, dass dieser Albtraum endete. Er hatte es geschafft, doch der Preis für ihn war von Anfang an groß gewesen. Zu viele geliebte Menschen hatte in den Jahren des Kampfes sterben müssen.
„Wollen wir zu den anderen in die große Halle gehen?“, fragte Hermine und durchbrach die Stille. Ron, der ihre Hand locker in seiner hielt, sagte: „Ja, ich möchte zurück zu meiner Familie.“ Harry konnte die beiden verstehen, doch er wollte nicht zurück. Er wollte sich nicht wieder zum letzten und alles entscheidenden Kampf beglückwünschen lassen, wo er sich gar nicht so richtig freuen konnte. Er dachte an die ganzen Menschen die wegen ihm ihr Leben gelassen hatte, die hier her gekommen waren um ihm zu helfen und den Ausgang der Schlacht nie erlebt hatten. Aus diesem Grund zog er es auch vor, unter dem Umhang durch seine alte Schule zu gehen. „Ihr könnt gerne gehen, aber ich werde nach draußen gehen. Ich brauche einmal ein paar Minuten für mich“, erklärte Harry und seine beiden Freunde blickten in die leere neben ihnen, wo er sich befand. Beide nickten und Hermine meinte: „Ich kann dich verstehen.“
Den restlichen Weg zur großen Halle schwiegen alle und dort angekommen gingen Hermine und Ron hinein, zu dem Tisch wo die Weasley standen. Ein Kreis hatte sich um den schwerverletzten Fred gebildet und Mrs. Weasley weinte während sie auf ihre ganze Familie einredete. Harry wusste nicht ob es Freudentränen oder Tränen der Trauer waren, vermutlich etwas von beiden. Seine Blicke glitten über George und Percy hinweg zu Ginny. Seine Blicke blieben an der rothaarigen Hexe heften. Ihre Augen waren ebenfalls auf Fred gerichtet und ihr Gesicht ließ nicht erkennen was in der jungen Frau vor sich ging. Harry konnte nur erahnen wie schwer die letzten Monate für sie gewesen sein mussten.
Harry irrte ziellos am zerstörten Gelände von Hogwarts umher und irgendwann blieb er am Rande des Quidditchfeldes wieder stehen. Hier fühlte er sich alleine und nahm seinen Tarnumhang ab. Er ließ sich in das noch leicht feuchte Gras fallen und spürte wie mit jeder einzelnen Sekunde immer mehr von der großen Last, Anspannung und Angst der letzten Wochen, Monate und Jahre von ihm abfiel.
Seine Gedanken wanderten zurück zu dem Augenblick an dem er vor wenigen Stunden seit 17 Jahren wieder die Möglichkeit gehabt hatte, mit seinen Eltern zu reden. Ob es über Wirklichkeit war? Hatte er sich das Gespräch vielleicht nur eingebildet um sich zu beruhigen? Bei den Gedanken an diesen Gang in den Verboten Wald kämpfte er für einen Augenblick mit den Tränen. Als Harry sich dazu entschlossen hatte zu sterben, war an der Situation nichts bedrohliches, angsteinflößendes mehr gewesen. Sein Überlebenswille hatte sich dem Schicksal gebeugt. Doch jetzt, wo alles vorbei war, wusste der junge Zauberer, dass er dies nicht noch einmal machen konnte. Er hatte nun endlich das was er immer wollte: in Freiheit leben, frei von allen Flüchen und Prophezeiungen die ihm von seinem ersten Atemzug an begleitet hatten.
Harry hielt sich immer wieder den Moment vor Augen, an dem das letzte bisschen Leben aus Voldemort gewandert war. In dieser Sekunde war es sich sicher, dass er nie wieder einen Fuß in die Welt der Lebenden setzten konnte. Trotz allem war es für ihn plötzlich so unwirklich. Es dauerte nicht einmal eine Sekunde bis er tot war und trotzdem hatte der Kampf für Harry beinahe 7 Jahre gedauert. Er wusste, dass er ein paar Tage oder Wochen brauchen konnte um zu begreifen, dass er nun ein Leben in Frieden führen konnte, so wie er es wollte. Er war frei. Trotzdem wollte keine richtige Freude aufkommen. Das erlebte der letzten Monate saß noch zu tief in den Knochen. Er hatte in seinen 17 Jahren schon viel zu viel durchmachen müssen. Harrys Blicke wanderten über das Quidditchfeld, das beinahe unversehrt geblieben war, als er Schritte hörte.
Sofort wollte er den Tarnumhang überwerfen, um sich vor neugierigen Fragen oder überschwänglichen Beglückwünschungen zu schützen, als er merkte, dass es Ron und Hermine waren. Als er sie so glücklich, Hand in Hand auf ihn zukommen sah musste er unweigerlich an Ginny denken, die wie eine Statue in der großen Halle gestanden war. Ob es ihr gut ging? Er war etwas neidisch auf die beiden, wie gern hätte er nun Ginny bei sich gehabt, aber er freute sich auf für Hermine und Ron.
„Meine Mum möchte, dass du mit uns in den Fuchsbau mitkommst. Fred wird gerade ins St. Mungos gebracht.“, ergriff der Rothaarige das Wort. Harry stand auf und ging auf die beiden zu. „Wie geht es Fred?“, wollte er wissen und ignorierte die erste Frage. Den mit ihr hatte Ron Harry nur wieder daran erinnert, dass er sich auch einen festen Wohnsitz suchen musste. Viel zu viel ging Harry durch den Kopf, was er in den nächsten Wochen erledigen sollte, dabei hätte er nun am liebsten einfach nur geschlafen. „Er wird wieder, aber wir können im Moment nichts mehr für ihn tun.“, erklärte Ron. „Komm mit Harry, wir sollten alle endlich wieder einmal richtig ausschlafen und Mrs Weasley wird ohnehin nicht zulassen, dass du irgendwo anders hingehst“, meinte Hermine. Alle drei mussten kurz grinsen und nun spürte auch Harry das erste Mal deutlich die Müdigkeit die an seinem Körper zerrte. Hermine hatte Recht, Rons Mutter würde nicht zulassen, dass Harry nun ins Haus seines Paten zurückkehren würde oder sonst wohin. „Ja, ich habe wohl auch keine andere Wahl“, meinte Harry und begleitete mit einem leichten Lächeln auf den Lippen seine Freunde zurück ins Schloss.
Mr. Weasley erwartet die drei schon im Eingangstor. „Ahh… hier seit ihr“, rief er und war auch sichtlich erleichtert, dass endlich alles vorbei war, „Die anderen sind schon im Fuchsbau und wahrscheinlich auch schon im Bett. Hier ist unser Portschlüssel.“ Er zeigte auf eine kleine Statue eines Schützens, die zu seinen Füßen lag. „Dann mal los, wir sind alle müde!“, meinte Ron und alle vier griffen nach der Statue. Die Umrisse um sie herum verschwammen und die Küche des Fuchsbaus formte sich vor ihren Augen aus dem Nichts.
In Harry stieg ein wunderbares Gefühl der Geborgenheit auf, als er wieder im Haus seines besten Freundes war. Hier hatte er sich immer wohlgefühlt, hier war er immer willkommen gewesen und hier hatte man jede einzelne Sekunde an ihn und die anderen beiden geglaubt. „Harry!“, Molly fiel ihm um den Hals und umarmte die anderen beiden gleich mit, „Wir sind froh, dass es endlich vorbei ist. Jetzt geht schlafen und ruht euch aus. Ihr hatte eine anstrengende Zeit!“
Harry, Ron und Hermine nahmen Molly beim Wort und machten sich auf den Weg nach oben. Harry blickte sich um, in der Hoffnung, dass Ginny noch wach war, doch im ganzen Haus war es bereits still. Ron blieb mit Hermine kurz an der Tür seiner Schwester stehen, mit der sich Hermine ein Zimmer teilte, und als Harry sich umwandte sah er wie sich die beiden küssten. Er lächelte leicht und ging einfach weiter in das Zimmer seines besten Freundes. Dort ließ er sich ins Bett fallen und sofort überkam ihm Müdigkeit und es war fast unmöglich gegen sie anzukämpfen. Harry sah noch wie Ron das Zimmer betrat und die Vorhänge vorzog, damit es nicht ganz so hell war, dann war eingeschlafen.
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