von Lyssiana_Malfoy
Ich muss schon zugeben, eigentlich hatte ich mir mein Berufsleben nach Hogwarts sehr anders vorgestellt. Es hatte natürlich seine Vorteile, wenn man im Ministerium arbeitete, allein, was man alles erreichen konnte und wen man alles traf. Mir ging das natürlich alles viel zu langsam. Ich war noch nie ein geduldiger Mensch gewesen, das lag mir einfach nicht.
Und nun sass ich hier in diesem stickigen, kleinen Büro und erledigte irgendwelchen Papierkram, für den sich der Zaubereiminister nicht im geringsten interessierte. Und schon schweiften meine Gedanken zu diesem blonden, fast goldenen Haarschopf ab.
Natürlich lenkte mich der Gedanke an ein Mädchen ab, wie sollte es auch anders sein? Was könnte jemanden wie mich sonst ablenken? Ich blinzelte kurz und versuchte mich wieder auf meine Arbeit zu konzentrieren – aber vergeblich. Wenn ich einmal an sie dachte, dann musste ich an sie denken.
Das witzige an der ganzen Geschichte war, dass ich noch nie mit ihr geredet hatte. Aber jedesmal lief ich rosa um die Wangen an, wenn sie in der Nähe war. Und jedesmal, nahm es mir fast den Atem, wenn sie mir wieder ein paar Akten von Minister brachte und mit mir redete.
Ich war es definitiv nicht gewohnt, dass ein Mädchen solche Auswirkungen auf mich hatte, normalerweise war ich es, der solche Auswirkungen auf Mädchen hatte. Es kratzte schon ein wenig an meinem Ego, dass sie mich für gewöhnlich ignorierte und eigentlich nur mit mir sprach, wenn sie mir neuen Papierkram brachte. Und auch dann, bestanden ihre Sätze meist aus „Hier“; „Viel Spass“ und „Schönen Abend noch“.
Ich runzelte die Stirn und dachte leise für mich, dass ich sie so oder so am besten vergessen sollte, weil es ohnehin keinen Sinn hatte mit ihr. Gerade, als ich mir eine neue Akte nehmen wollte, hörte ich einen lauten Knall und ein gedämpftes „Meine Güte, ihr doofen Teppiche“, dass mich sofort aufspringen und zur Tür stürzen liess.
Ich riss die Tür auf und sah gerade noch, wie Caleen McFee sich aufrichtete. Sie klopfte den Staub von ihren Kleidern weg und sah mich dann mit hochrotem Kopf an. Ein paar Strähnen hatten sich aus ihrem perfekt frisierten, gold-blonden Zopf gelöst und sie sah eindeutig so aus, als würde sie am liebsten ausrasten und rumfluchen. Stattdessen liess sie nur die Papiere mit einem Schlenker ihres Zauberstabs wieder in ihre Arme fliegen. Für mich sah sie trotzdem unglaublich aus und meine Wangen liefen automatisch wieder rosa an. Gerade hatte ich noch an sie gedacht und jetzt stand sie tatsächlich vor mir.
„Alles in Ordnung, mir fehlt nichts“, sagte sie schnell, als ich sie gerade nach ihrem Zustand fragen wollte. Sie zeigte auf den Papierstapel. „Soll ich Ihnen vom Minister bringen.“
„Das ist schön“, sagte ich lächelnd. Das Lächeln verging mir aber schnell, als ich den ziemlich grossen Papierstapel in ihren Armen sah. „Der will mich verarschen, hab ich Recht?“
„Ich fürchte nicht. Aber ich sollte jetzt wieder an meine Arbeit gehen. Wenn Sie mich brauchen, ich bin dort drüben.“ Sie nickte mit dem Kopf in Richtung ihres Büro und schenkte mir doch tatsächlich ein Lächeln.
Ich lächelte zurück. „Eine bessere Chance kriegst du nie wieder, Coin“, dachte ich und räusperte mich kurz, bevor ich etwas lauter sagte: „Wollen Sie nicht langsam Feierabend machen?“
Sie drehte sich um und schaute mich ganz verwirrt an. „Ich.. äh.. ich denke nicht? Ich muss noch Papierkram erledigen, denke ich.“ Sie schluckte und schaute kurz auf ihre Füsse.
„Sollte ich ja auch. Aber ich weiss langsam nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Manchmal ist es besser einfach aufzuhören und noch was trinken zu gehen.“
Sie blickte auf. „Äh.. ich denke, dann sollten Sie wirklich was trinken gehen.“ Sie lächelte wieder.
Ich lächelte schief. „Alleine? Nicht wirklich, oder? Ich dachte... nunja, ich dachte vielleicht möchten Sie mich begleiten?“ Ich war mir sicher, dass sich meine Hoffnungen in meinem Gesicht widerspiegelten, denn ich fühlte, wie meine Wangen noch heisser und damit noch röter wurden. Vielleicht war sie ja schon vergeben oder gar verheiratet? Was würde ich dann tun?
Ihr Gesicht erstarrte für einen winzigen Moment. Sie blinzelte und sagte dann nach einer Weile: „Ich.. äh.. öhm.. ich würde sehr gerne mitkommen.“ Sie sagte es sehr leise, aber mein Herz schlug bereits Saltos.
Ich musste erst nach den richtigen Worten suchen und so entstand eine mehr als peinliche Pause. Nach einer Weile antwortete ich ihr dann doch. „Gut.“ Ich strahlte wahrscheinlich wie ein Honigkuchenpferd, aber das blendete ich ganz einfach aus. „Gut. Haben Sie was gegen Muggellokale?“, sagte ich nüchtern und lehnte mich lässig an den Türrahmen. Dann fiel mir auf, dass mir dieses siezen auf die Nerven ging und ihr wahrscheinlich auch, also sagte ich einfach: „Wollen wir nicht einfach per Du sein? Ich bin Alexander. Aber die meisten nennen mich Alex.“ Ich lächelte wieder.
Sie lächelte zurück. „Nein, ganz und gar nicht... wegen beidem. Ich bin Caleen.“
Eigentlich wusste ich ja, wie sie hiess. „Freut mich, Caleen“, sagte ich trotzdem. „Warte kurz.“ Ich verschwand kurz in meinem Büro, zog mir hastig meine Jacke an und war dann in Sekundenschnelle wieder bei ihr vor dem Büro. Ich schloss das Büro ab und lächelte sie etwas schwer atmend an.
In der Zwischenzeit hatte auch sie sich ihren Mantel angezogen. Nunja, immerhin fast. Sie kämpfte mit den Knöpfen und fluchte dabei leise vor sich hin. Ich lachte leise in mich hinein und fand es natürlich wahnsinnig süss, wie sehr sie sich abkämpfte. Ich ging auf sie zu und stand sehr schnell ziemlich nahe bei ihr und sah auf sie hinab. Sie war wirklich sehr klein.
„Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte ich amüsiert.
Sie schüttelte heftig den Kopf. „Ich kann das“, sagte sie bestimmt und riss sich noch im selben Moment einen Knopf ab.
Ich lachte kurz und zog dann meinen Zauberstab. „Reparo.“ Der Knopf flieg vom Boden und nähte sich förmlich wieder an den Mantel.
Ihre Wangen hatten sich tatsächlich rosa verfärbt und sie lächelte mich an. „Danke“, sagte sie leise und versuchte dann wieder, ihren Mantel zuzuknöpfen. „Wieso geht das nicht?!“, fluchte sie und verschränkte dann einfach trotzig ihre Arme.
Ich lachte wieder leise und knöpfte ihr dann den Mantel zu. Mir fiel erst später auf, dass das vielleicht etwas zu direkt war, aber ich glaube, so gross hat es sie gar nicht gestört. „Du brauchst nur etwas mehr Geduld.“
Sie lächelte mich wieder strahlend an. „Danke.“ Wieder schaute sie kurz zu Boden und sah mich dann erst wieder an.
Es herrschte wieder diese peinliche Stille und ich stand wahrscheinlich doch etwas zu nah bei ihr, denn sie ging zwei Schritte zurück und räusperte sich dann.
„Wollen wir... gehen?“ Ich sah sie an.
Darauf lächelte sie wieder. „Ja“, sagte sie knapp und ging mir schliesslich nach.
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