von mia.winchester
Seit Tagen schon hingen dichte, graue Wolken über den Türmen von Hogwarts, und die Luft schmeckte nach Nebel und Eis. Es wurde Winter. Während die Länderein von einem silbrigen Mantel der Kälte überzogen dalagen, wurde im Schloss alles daran gelegt, in jeder Ecke ein wärmendes Feuer zu entzünden, um dass man, nachdem man sich draußen die Nasenspitzen rot gefroren hatte, sich innerhalb von Hogwarts gleich wieder mollig warm fühlte.
Der Schulleiter, Professor Dumbledore, hatte außerdem veranlasst, dass alle Schüler zwei Kaminfeuerkugeln für die Taschen ihrer Roben bekamen. Diese kleinen, runden Bälle waren Dumbledores neueste Erfindung: Gläsern schimmernde Kugeln, in deren Inneren ein warmes, magisches Feuer loderte.
Bellatrix hatte ihre Kaminfeuerkugel gleich am Tag der Ausgabe mit voller Wucht gegen den Rücken von Gideon Prewett prallen lassen, wo sie platze und Gideons Umhang entzündete. Zwar hatte dieser das Feuer schnell genug unter Kontrolle, doch Bellatrix rühmte sich noch Tage später mit dem dummen Gesicht, das der ach so brilliante Jungzauberer Prewett gemacht hatte, als er so plötzlich in Flammen aufgegangen war.
β Was für ein ein Idiot.β, feixte sie am Mittagstisch. β Und das Schlimmste ist, der ist auch noch verwandt mit uns.β
β Was du nicht sagst!β, staunte Alison.
β Entfernt.β, betonte Bellatrix. β Es kümmert mich auch nicht wirklich.β
β Hast auch Recht. Diese Seite der Familie ist unwichtig. Was mich viel mehr interessiert, ist die Erweiterung deinerseits.β Wer dort, mit einem süffisanten Lächeln auf den schmalen Lippen sprach, war Rodolphus Lestrange, ein finsterer, hochgewachsener Zauberer, der schon lange ein Auge auf Bellatrix geworfen hatte. Er und sein jüngerer Bruder Rabastan zählten zu Bellatrix' engsten Freunden und sie war seinen Annährungsversuchen alles Andere als abgeneigt. Dennoch legte sie ein angewidertes Gesicht auf, als sie ihm entgegnete: β Vergiss es, Lestrange.β
β Wenn du mir weiterhin die kalte Schulter zeigst, muss ich mir wohl überlegen, ob ich dich weiterhin zu Du-weißt-schon-wem mitnehme.β
Mit einem Mal war der neckische Unterton der Unterhaltung verschwunden. Ergriffen von dem plötzlichen Gedanken an den Dunklen Lord legte Bellatrix ihr Besteck beiseite und schloss die Augen.
β Bitte.β, hauchte sie. β Sag seinen Namen.β
Und als Rodolphus ihn schließlich aussprach, genoss sie jede einzelne Silbe: β Lord Voldemort.β
Danach sahen sich Bellatrix und Rodolphus eine ewig zu währen scheinende Sekunde in die Augen. Sie waren Hüter eines großen Geheimnisses, stolze Anhänger eines immer größer werdenden Klans, Wächter einer Macht, die in ihrem unvorstellbaren Ausmaß bald die gesamte Zaubererwelt überkommen würde wie ein todbringender Eiswind.
Alison unterbrach viel zu früh diesen innigen Moment zwischen den zwei Verbündeten: β Wer ist dieser Lord Voldemort, von dem ihr immer sprecht?β
β Das wirst du noch früh genug erfahren, Zabini!β, zischte Bellatrix.
β Beruhig dich, Bella.β, entgegnete Alison. β Ich habe ja nur gefragt.β
β Ja, du fragst zu viel.β, grummelte Rodolphus.
β Ach!β Eine fröhliche Stimme durchbrach die Anspannung. β Wird hier wieder über den unglaublichen Lord Sahnetort getuschelt?β
Andromeda, Bellatrix' jüngere Schwester, quetschte sich zwischen diese und Alison.
β Halt deine Klappe, Dro.β, knurrte Bellatrix. β Es ist eine Schande, ihn so zu verhöhnen. Aber die wird deine Frechheit noch vergehen, ehe du ihn zum ersten Mal getroffen hast. Er hatβ-
β - mein Leben verändert, bereichert, in die richtigen Wege geleitet.β, beendete Andromeda den Satz für ihre Schwester. Dann lachte sie. β Ich weiß schon, der große Sektenführer Voldemort und seine treueste Anhängerin Bellatrix Black. Das Traumpaar.β
Bellatrix errötete unter den gewaltigen Massen rabenschwarzen Haares, die auf ihrem Kopf wucherten. Andromeda möge sie vielleicht verhöhnen, doch es schmeichelte ihr nur zu sehr, zu hören, dass sie die treueste Anhängerin des Dunklen Lords war. Wo dessen Aufstieg doch gerade erst begonnen und sie noch kaum ein Wort mit ihm persönlich gewechselt hatte. Nur die wenigen Auserwählten, die er zu seinem Inneren Kreis zählte, waren bis jetzt in den Genuss gekommen, ihn überhaupt persönlich zu treffen und Bellatrix genoss jedes noch so kurze Treffen in den Wäldern um Hogwarts, bei dem sie sich in der Nähe des in der Zukunft wohl größten schwarzen Magier aller Zeiten wägen konnte.
β Still jetzt.β, zischte sie und diesmal gehorchte Andromeda.
β Ist schon gut.β, sagte sie leise. Sie wusste um die Faszination ihrer großen Schwester für diesen geheimnisvollen Mann und ein wenig jagte es ihr auch Angst ein, wie fanatisch Bellatrix und ihre Freunde diesen gewissen Lord verehrten, von dem noch nie wirklich jemand gehört hatte.
β Wie sind die Hähnchenschenkel?β, fragte sie den weißblonden Drittklässler schräg gegenüber, der die gesamte Unterhaltung mitangehört hatte.
β Oh.β, sagte dieser, offensichtlich ertappt, β die schmecken. Also, die schmecken gut.β
β Prima, dann nehm' ich mir doch gleich zwei.β
β Friss nicht so viel, Dro.β, warnte Bellatrix. β Sonst wirst du noch so fett wie die kleine Prewett.β
Molly Prewett, ein pummeliges, rothaariges Mädchen war zwei Jahre jünger als Bellatrix und ihr ein noch lieberes Opfer als ihre Brüder Fabian und Gideon, die an der Schule bereits jetzt als zwei der größten Zauberer gefeiert wurden, die je durch die Hallen von Hogwarts gewandelt waren. Andromeda hatte zusammen mit Fabian Zaubertränke und hatte schon oft mit ihm und seinem besten Freund Ted zusammen in der Bibliothek gesessen. Das konnte sie ihrer großen Schwester natürlich auf keinen Fall sagen, aber diese Beleidigung konnte sie dennoch nicht einfach hinnehmen.
β Lass Molly in Ruhe. Und die Prewetts generell. Was hast du nur gegen sie? Sie sind eine ordentliche, reinblütige Zaubererfamilie. Kein Grund, so auf ihnen herumzuhacken.β
β Wo sie Recht hat, hat sie Recht.β, sagte Rodolphus und hob seinen Kelch, um Andromeda in der Luft zuzustoßen. β Reines Blut, alles gut.β
β Viel mehrβ, zischte der weißblonde Junge ganz überraschend, β würde ich mich über ihren Freund, diesen Ted Tonks oder was weiß ich, aufregen. Dass so etwas wie der überhaupt hier aufgenommen wird. Abschaum der Zauberergesellschaft.β
β Was ist mit Ted?β, fragte Andromeda.
β Ein Schlammblut ist der!β, bellte der Junge. β Ein dreckiges Schlammblut! Seine Eltern sind Muggel. Und ein Idiot ist er noch dazu. So etwas gehört von der Schule geschmissen.β
Stille trat ein.
β Hey,β, lachte Bellatrix schließlich. β Der Kleine gefällt mir.β
β Danke.β Der Jähzorn verschwand aus dem blassen Knabengesicht und wich nun einer zarten Röte.
β Wie heißt du, Kleiner?β, fragte Rodolphus.
β Ich bin Malfoy. Lucius Malfoy.β
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