von mia.winchester
„Bald wird ihn niemand mehr als Tom Riddle kennen. Dieser Name wird in Vergessenheit geraten, weil das, was er inzwischen geworden ist, all das, was seine frühere Persönlichkeit ausgemacht hat, in den Schatten stellt. Nie hat die Welt einen so mächtigen Zauberer gesehen. Bald wird sich alles ändern, das verspreche ich euch.“
„Wie meinst du das?“, hakte Pollux nach. „Mein Sohn, wieso hast du mir nie davon erzählt? Was weißt du, was wir nicht wissen?“
„Nun. Es begann vor einiger Zeit. Nachdem Tod Riddle sich zurückgezogen hatte, hat er erst begonnen, den Weg für das zu ebnen, was in Zukunft geschehen wird. Er hat begonnen, sich vorzubereiten, die Zaubererwelt in zu verändern. Und mit ihr, wenn es nicht anders geht, wobei er das doch auch eigentlich anstrebt, in einen Krieg zu ziehen, die magischen Linien vom Schmutz der Unwürdigen zu reinigen und die Magie als das zu nutzen, was sie ist: Macht.“ Alphard ließ das Wort eine Weile so über den Köpfen seiner angespannten Verwandten stehen, dann fuhr er fort. „Er hat begonnen, im Untergrund Leute um sich zu scharen, die bereit sind, ihm in seinem Kampf beiseite zu stehen. Reinblüter, mächtige Zauberer und Hexen, die er im Geheimen dafür ausbildet. Aber das ist nicht alles. Er selbst setzt alles daran, zum größten aller Zauberer zu werden. Und was die wenigsten wissen: Er ist es, der damals die Kammer des Schreckens geöffnet hat. Bereits in seiner Schulzeit hat er das Ziel verfolgt, das Slytherin vor Jahrhunderten gesetzt hat. Slytherin, der übrigens einer seiner Vorfahren ist.“
Ein Raunen ging durch die Familie. Sie flüsterten aufgeregt durcheinander, bis Alphard weiter redete.
„Ich darf eigentlich nicht öffentlich darüber reden. Ich genieße des volle Vertrauen des Dunklen Lords. Aber hier weiß ich, dass ihr alle auf seiner Seite seid. Auf unserer Seite, der Seite der Todesser. Wir sind die Anhänger des Dunklen Lords und ich möchte euch, meine liebe Familie, ganz herzlich dazu einladen, einem unserer Treffen beizuwohnen. Glaubt mir, das ist eine ganz große Sache. Das größte, was die Zaubererwelt je erlebt hat.“
Wieder sogen alle erstaunt die Luft ein.
„Fantastisch...“, murmelte Cassiopeia. „Darauf habe ich gewartet.“
„Wieso hast du das nicht früher gesagt?“, fragte Caspar.
„Ich wusste es, ich wusste es.“, murmelte Irma. „Lord Voldemort. Magie ist Macht. Oh ja.“
„Ich bin ja so stolz auf dich, mein Junge!“, sagte Pollux.
Alphard lächelte. „Ich will ja nichts sagen,“, feixte er, „aber der Dunkle Lord selbst hat mich offiziell zu seinem engsten Vertrauten gemacht.“
Jetzt ertönte ein einheitliches „Oooh“ und „Aaah“ und Cassiopeia und Charis klatschten verzückt in die Hände.
„Mein Junge!“, staunte Pollux.
„Er lehrte mich Zauber, die niemand von euch je gesehen hat und nahm mich mit auf eine ganz besondere Reise. Ich will nicht zu viel verraten, aber Lord Voldemort ist in Besitz eines der wertvollsten Artefakte der magischen Geschichte, und dieses haben wir gemeinsam in eine Höhle am Meer versteckt, denn dieser Gegenstand birgt ein mächtiges Geheimnis.“
„Erzähl mehr, erzähl mehr!“, bat Regulus.
„Oh nein, mein Kleiner, das darf ich nicht. Wie ich bereits gesagt habe, ich bin der engste Vertraute des Dunklen Lords und darf keinesfalls mehr verraten, als er mir erlaubt hat zu sagen. Sonst könnte das üble Konsequenzen haben. Ihr habt keine Vorstellung, wie mächtig er ist.“
„Der Truthahn ist fertig!“, schallte es aus der Küche und sofort eilte Lucretia mit der großen Platte herbei. Goldbraun gebrannt und vor Fett triefend lag darauf der von Caspar und Charis getötete Prachtvogel.
Keiner würdigte ihn oder seine Köchin eines Blickes. Sie alle starrten noch immer Alphard an. Während seines ganzen Vortrages hatten sie nur ihm gelauscht, hatten nur ihn angesehen. Alles, woran sie gedacht oder was sie gefühlt hatten, waren seine Worte gewesen. Nie hatten sie so etwas Spannendes gehört. Alle hatten sie ihm gebannt gelauscht, hatten sich an seinen Worten erfreut.
Nur drei von ihnen nicht.
Narzissa hatte zwar gelauscht, aber das weitaus weniger gespannt, weil sie all diese Geschichten, bis auf die mit dem magischen Artefakt und der Höhle bereits von Bellatrix gehört hatte. Sie hatte sich umso mehr mit den immer wiederkehrenden Gedanken an Lucius herumschlagen müssen.
Andromeda hatte nicht zugehört. Als der Name Tom Riddle gefallen war, hatte sie sofort zu ihrer großen Schwester geschaut. Und trotz der vielen aufkeimenden Zweifel an der Beziehung zu ihr hatte sie augenblicklich Mitleid verspürt, als ihr Onkel Bellatrix über den Mund gefahren war und das erzählt hatte, was sie wahrscheinlich eigentlich hätte sagen wollen. Ja, Bellatrix tat Andromeda auf einmal schrecklich Leid. Sie hatte sich gewünscht, sie umarmen zu können, weil sie das so lange nicht getan hatte und weil sie sich vorstellen konnte, wie es für Bellatrix war, von Alphard zu hören, dass er der engste Vertraute des Dunklen Lords war, wenn sie sich stets für Selbige gehalten hatte. Andromeda hatte auch als Einzige das Blut an Bellatrix' Hand hinab rinnen sehen. Zu gerne hätte sie etwas zu ihr gesagt, aber sie brachte kein Wort zustande.
Bellatrix selbst hatte den Schmerz in ihrer Hand nicht gespürt. Die Scherben steckten inzwischen tief in ihrem Fleisch, aber alles was, sie fühlte, war Wut. Heiße, nackte Wut. Sie wollte ihren Zauberstab zücken und Alphard zum Schweigen bringen, aber sie schaffte es nicht einmal, ein einziges Wort zu sagen, um seinen verdammten Redefluss zu unterbinden. Und als er von der Reise zu der Höhle erzählte und stolz eröffnete, dass er dem Dunklen Lord nah stand wie kein Anderer, sich Bellatrix' Wut kurz in Trauer, dann in Eifersucht und schnell wieder in eine noch viel größere Wut verwandelte, da zweifelte sie sogar daran, je wieder sprechen zu können. Ihr Hals war trocken, ihre Augen tränten. Statt Lucretia auf ihre Frage, wie viel Löffel Mondkalbmett sie zum Truthahn wollte, zu antworten, riss sie sich ohne jegliches Gefühl darin die Scherbe aus der Hand, stand auf und lief schluchzend davon, viel Blut und erschrockene Familienmitglieder zurücklassend.
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