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Fanfiction

Drei Schwestern - Sonnenlicht und Feuer

von mia.winchester

Das Sonnenlicht des nächsten Morgens brach durch die glatte Oberfläche des schwarzen Sees und ließ den moosigen, von Algengewächsen bedeckten Grund in einem smaragdgrünen Schein erleuchten. Der Glanz drang durch die Bullaugen an den steinigen Wänden des Slytherin-Schlafsaales und als die Schwestern erwachten, fühlten sie sich, als hätten sie im See selbst genächtigt. Es war wunderschön, und erschreckend warm, vor allem dafür, dass der See um die Kerker sonst so kühl war.
Narzissa hätte Bellatrix und Andromeda gern zur gleichen Zeit umarmt, hätte ihnen von der Zeit bei Lucius erzählt, doch als sie schweren Herzen hinnehmen musste, dass die beiden nicht einmal mehr einander einen angenehmen Morgen wünschten, verzichtete auch sie darauf, und wartete, bis eine von ihnen von selbst auf sie zukam. Natürlich war dies zunächst Andromeda, die sie auf dem Weg in den Gemeinschaftsraum abpasste, unbeholfen und kalt umarmte, und mit gespielt besorgter Miene fragte, wie es ihr bei den Malfoys ergangen sei. Narzissa konnte ihr nicht verübeln, dass sie keine wirkliche Fürsorge aufbringen konnte. Schließlich konnte sie sich erstens sicher sein, dass es Narzissa dort sehr wohl gut ergangen war, zweitens war ihr hübsches Gesicht trauriger denn je und durch jedes ihrer lieben Worte klang der Schmerz ihrer eigenen Seele.
Beim Frühstück dann stieß Bellatrix ihre kleine Schwester in die Seite. „Da bist du ja wieder.“, raunzte sie.
Im Gegensatz zu Andromeda war Bellatrix bester Laune. Genau so wie alle anderen Todesser, die sich schon auf die Nacht nach dem Frühlingsball freuten. Dass Lucius ebenso euphorisch war, störte Narzissa. Aber Bellatrix konnte sie das wohl kaum sagen. Hätte Narzissa auch nur ein Wort gegen die Geschichte mit Voldemort gesagt, dann hätte Bellatrix sie vielleicht ebenso links liegen lassen wie Andromeda. Und mit der Familie zu brechen war das Schlimmste, was Narzissa sich vorstellen konnte. Zuzusehen, wie ihre eigene Schwester drauf und dran war, dies zu tun, quälte sie schon genug. Außerdem hatte sie, eben anders als Andromeda, schlichtweg nichts gegen das, was im Wald und dort, wohin der Dunkle Lord seine Anhängerschaft bringen würde, geschehen sollte. Vielleicht konnte sie sich nicht lebendig genug ausmalen, welche Grausamkeiten sie vollbringen würden, vielleicht war ihr aber auch alles Recht, solange die, die ihr am Herzen lagen, nicht zu Schaden kamen. Narzissa wollte es nicht einmal wissen, sie wollte sich nicht damit belasten. Sie machte sich genug Gedanken über andere Dinge.



Niemand im Schloss konnte sich daran erinnern, jemals einen so raschen, heißen Frühling erlebt zu haben. Die Schüler waren überglücklich, an jenem Tag vor dem Frühlingsball keinen Unterricht zu haben. Denn in den schweren Kutten, die sie zu jenem zu tragen hatten, hielt es sich in der stechenden Sonne kaum aus. Sian trug ein rosanes, leichtes Kleid, das ihre Mutter ihr genäht hatte. Sie fühlte sich daran wie eine Fee, und ertappte sich dabei, in unbeobachteten Momenten besonders leichtfüßig zu laufen, sich zu drehen, und vor allen Dingen in jeder spiegelnden Oberfläche zu betrachten.
Das ganze Schloss lag unter dem Zauber der Aufregung und Sian selbst konnte an nichts anderes mehr denken als daran, wie sie in der nächsten Nacht die Anhänger des Dunklen Lords stellen und Professor Dumbledore in den Wald rufen würde, um dass er den unheilvollen Machenschaften Voldemorts ein für alle Mal Einhalt gebieten konnte. Und sie würde in die Geschichte eingehen, als das Mädchen, was die Zaubererwelt mit ihrem Scharfsinn und ihrer Klugheit vor dem nahenden Untergang bewahrt hatte. Sie war furchtbar aufgeregt und musste sich immerzu auf die Lippen beißen, um nicht vor Aufregung zu schreien. Es war dieses furchtbare und gleichzeitig herrliche, einnehmende Gefühl, das eine Mischung aus Angst und Freude zugleich war, in etwa wie Verliebtheit, nur, dass Sian noch nie verliebt gewesen war, und dass man bei der Liebe, anders als sie, keine Angst um das eigene Leben haben musste. Denn was, wenn sie erwischt werden würde? Bellatrix war schon misstrauisch geworden. Und vor dieser fürchtete Sian sich inzwischen ganz besonders. Sie wusste, sie musste wirklich vorsichtig sein.
„Pass doch auf!“, brüllte ein Junge, in den Sian beinahe hineingelaufen wäre, als sie, in Gedanken an die kommende Nacht, durch den Flur tänzelte.
„Tut mir Leid!“, stammelte sie.
Es war Gideon Prewett, ebenfalls Gryffindor und mit ihr im Slug-Club.
„Du bist Sian Somerset.“, stellte Gideon fest. Sian hatte ihm sämtliche Unterlagen aus der Hand gefegt, als sie an ihm vorbei- und beinahe in ihn hineingerauscht war. Nun bückten sich beide, um die Pergamentrollen aufzusammeln.
„Ja.“, sagte sie, erstaunt, dass er ihren vollen Namen und nicht den nämlichen Spitznamen nannte, den man ihr verpasst hatte.
„Pass auf, wo du hinläufst, Sian Somerset.“, sagte Gideon, nachdem er sich von Sian alle Rollen in die Arme hatte legen lassen.
„Ja.“, erwiderte Sian.
Sie senkte den Kopf und wartete darauf, dass Gideon weiterging, aber er blieb vor ihr stehen, ließ den Blick über ihr Kleid und ihren Körper darunter wandern, und obgleich Sian sich furchtbar entblößt und durch das vorige Missgeschick auch noch blamiert fühlte, begannen ihre Wangen flammend rot zu kribbeln.
„Sag mal, du bist doch auch im Slug-Club, oder?“, fragte Gideon schließlich. Er war ein freundlicher Junge, das war überall bekannt, aber niemals ohne Grund. Wen er nicht kannte, den strafte der löwenstolze Gideon nicht selten mit Verachtung. Doch in seiner Stimme lag Wärme.
„Ja.“, sagte Sian ein drittes Mal.
„Hast du eine Begleitung für den Ball morgen?“, fragte er.
Sian spürte ihre knochigen Knie unter dem langen Kleid ganz weich werden.
„Nein.“, stotterte sie. „Nein, daran habe ich noch gar nicht gedacht.“
Wo war ihr Mut hin? Sie wollte einen Mörder stellen, konnte sich aber nicht dazu aufraffen, Gideon Prewett in die Augen zu sehen? Endlich hob sie den Kopf und fixierte seine Augen mit ihren. Sie lächelte.
„Ich auch nicht!“, erwiderte Gideon mit einem breiten Grinsen. „Total blöd von mir. Wollen wir beide zusammen hingehen?“
Ehe Sian etwas sagen konnte, nickte sie schon. „Gern.“, brachte sie schließlich hervor.
„Als Freunde.“, sagte Gideon und hob den Finger.
„Als Freunde.“, wiederholte Sian. Auch wenn dies eigentlich eine Eindämmung ihrer Freude bedeuten sollte, konnte sie doch nicht aufhören, zu lächeln. Freunde hin oder her, alleine die Tatsache, dass Gideon Prewett ihr Begleiter für den Ball sein sollte, war so unglaublich, dass Sian sich erst einmal an die Wand lehnen musste, als Gideon wieder verschwunden war. Der kalte Stein kühlte ihren Rücken und ihr Herz schlug wie verrückt. Sie fragte sich, wie sie die kommende Nacht überleben sollte.
Was sie nicht wusste war, dass sie dies nicht tun würde.




„Tu mir diesen einen Gefallen, Dro.“, flehte Narzissa ihre Schwester an. „Und komm morgen Abend mit. Wenn du nicht mitkommst, bin ich ganz alleine.“
„Du hast doch Lucius. Und Bella, vor allem Bella.“, sagte Andromeda leise. Sie saß im Gemeinschaftsraum der Slytherins und versuchte, das neueste Werk von Caleb Claxlel zu lesen, eine Sekundärliteratur zu „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ mit besonderem Bezug auf schwarzmagische Wesen, aber sie konnte sich nicht konzentrieren.
Narzissa tänzelte vor ihr auf und ab und versuchte ständig, ihr das Buch zu entreißen, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.
„Aber die gehen doch um Mitternacht. Oder besser gesagt schon früher. Du weißt, warum.“
„Mich würde es wundern, wenn irgendjemand in diesem Haus hier es nicht weiß.“, spottete Andromeda. „Ich frage mich, ob es außer mir noch einen einzigen Slytherin gibt, der kein Todesser ist.“
„Mich.“, rief Narzissa.
„Aber auch nur, weil du zu jung bist. Und selbst dein bester Freund ist einer.“
Narzissa zuckte mit den Schultern. „Genau deswegen musst du zum Ball kommen. Sonst bin ich alleine mit all den blöden Gryffindors und Ravenclaws, und, am Schlimmsten, mit all diesen Flachzangen von Hufflepuffs.“
„Na, na.“, scholt Andromeda ihre Schwester. „Denk darüber nach, was du sagst.“
„Ist doch wahr.“, maulte Narzissa. „Und außerdem wirst du so schön aussehen,-“ Sie stockte. Sie hatte für einen Augenblick vergessen, dass Bellatrix das Kleid, was sie Andromeda für den Ball zu Weihnachten hatte schenken wollen, aus Wut verbrannt hatte.
„In welchem Kleid denn?“, fauchte Andromeda schließlich auch. „Ich habe nichts zum Anziehen.“
Narzissa senkte den Blick, trat ein paar Schritte zurück und ließ sich in den Ohrensessel gegenüber von Andromeda fallen.
„Bellatrix wird fantastisch aussehen, du wirst fantastisch aussehen. Ich werde passend zu meinem seit Monaten in Fetzen hängendem Trauergesicht eine Lumpe vom letzten Jahr tragen müssen. Verstehst du, dass ich keine Lust habe auf diesen dämlichen Ball?“
Narzissa sah, wie Andromedas traurige Augen sich mit Tränen füllten. Das hatte sie nicht gewollt.
„Dro...“, flüsterte sie. Sie wollte aufstehen, wollte Andromeda umarmen, doch irgendetwas hielt sie im Sessel. Irgendetwas war da, was sie und ihre Schwester voneinander trennte, und sie fragte sich, ob es schon länger dagewesen war, genau so lange wie Bellatrix und Andromeda sich voneinander entfernt hatten, oder ob es erst jetzt, in diesem Moment aufgetaucht war, nun, da sie Andromeda wieder weinen sah, schon wieder, und merkte, dass sie es langsam leid wurde.
„Hör doch endlich auf, dauernd zu heulen.“, sagte Narzissa, ohne es wirklich zu wollen.
Andromeda sog scharf die Luft ein. „Was... Was sagst du da?“
„Ich sage“, fuhr Narzissa mit zittriger Stimme fort, „dass ich es nicht mehr ertragen kann, dich ständig nur traurig zu sehen. Tag und Nacht, bei Sonnenschein und Regen, im Winter wie im Frühling. Ständig ziehst du dieses wehleidige Gesicht. Du heulst fast jede Nacht, glaubst du, ich höre das nicht? Weswegen bin ich wohl diese Woche zu den Malfoys gefahren? Weil ich das mit dir und Bella nicht mehr ertragen kann. Wie ihr zueinander seid!“
„Das ist nicht meine Schuld!“, brüllte Andromeda und stand auf. Sie fegte das Buch in ihrer Hand auf den Boden.
„Nicht deine Schuld? Hat Bellatrix sich in ein Schlammblut verknallt? Hat Bellatrix sich den Obrigkeiten der Familie widersetzt? Stellt Bellatrix sich so an, nur weil sie kein Kleid hat? Zieht Bellatrix ständig dieses furchtbare Gesicht? Nein!“ Inzwischen schrie Narzissa. Sie hatte sich noch nie so laut schreien gehört. Es war unglaublich befreiend, auch, wenn ihr jedes Wort, was sie ihrer armen, traurigen Schwester da an den Kopf war, leid tat. Sie wollte sie nicht verletzen, wollte nicht, dass sie noch mehr weinte. Aber all das, was sie da aus sich herausbrechen ließ, das meinte sie auch so. Egal, wie sehr sie sich wünschte, zärtlichere Worte für Andromeda übrig zu haben.
Andromeda schluchzte laut. „Wieso du auch noch?“, weinte sie.
„Wieso ich auch noch? Was meinst du?“, brüllte Narzissa.
„Wieso kehrst du mir auch noch den Rücken?“, weinte Andromeda.
„Hast du vielleicht mal überlegt, ob du es bist, die allen Anderen den Rücken kehrt? Bella und ich bringen uns nach wie vor als Familie ein, während du dich in deiner Einsamkeit suhlst und vollkommen ausgrenzt. Wenn du dir ein Herz fassen und endlich über deinen Schatten springen würdest, könnte vielleicht alles so sein wie früher!“, schrie Narzissa. „Ich weiß, dass Bella sich verändert hat. Aber wenigstens kämpft sie. Denk nur an die Sache mit Onkel Alphard!“
Andromedas Gesicht verzerrte sich augenblicklich. „Die Sache mit Onkel Alphard?“, schrie sie plötzlich. „Oh, Zissy, wenn du wüsstest!“
„Wenn ich wüsste?“, rief Narzissa. „Wenn ich was wüsste, Andromeda? Was?“
Andromeda holte tief Luft. Zu gerne hätte sie jetzt alles gesagt. All das, was ihr seit Monaten auf der Seele brannte wie Feuer. Doch sie konnte nicht. Sie fiel auf die Knie und alles, was dann noch aus ihrem Mund kam, war ein von Tränen ersticktes Schluchzen.
„Ich kann nicht fassen, was aus uns geworden ist.“, sagte Narzissa.
Sie drehte sich um und ging in Richtung Treppe.
Andromeda sah auf und blickte ihrer kleinen Schwester hinterher. Mochte sie auch jünger sein als sie selbst, so war es inzwischen Andromeda, welche die Schwächste der Schwestern geworden war. Narzissa schien nicht länger das Mädchen aus Glas zu sein. Vielleicht war Andromeda es jetzt. Und wenn sie es war, war sie längst in tausend kleine Scherben zerbrochen.
Sie konnte nicht länger ertragen, die Bruchstücke ihrer Seele in immer kleiner werdende Teilchen zerspringen zu fühlen. Sie musste etwas ändern.


Vielleicht hatte Narzissa Recht. Vielleicht war Andromeda es, die der Familie den Rücken kehrte. Bislang hatte sie eigentlich versucht, sich selbst zum Bleiben zu überzeugen. Bleiben, bei der Familie, bleiben bei den alten Bräuchen, bleiben bei dem, was sie kannte. Bei ihren Schwestern, ganz egal, wie diese sie behandelten.
Es war ihr schwer gefallen, aber sie hatte es gemeistert. Sie war trauriger als je zuvor, lebte mit einem gebrochenen Herzen getrennt von dem Jungen, von dem sie wusste, dass er alles sein könnte, was sie zum Glücklichsein brauchte. Sie ließ Streit und Hass und sogar Mord auf ihrem Rücken austragen. Bislang hatte sie es irgendwie gemeistert. Aber sie konnte nicht mehr. Sie wollte es nicht länger meistern. Der Kampf in ihr war entschieden. Es machte keinen Sinn mehr, sich von Bellatrix unterjochen zu lassen und Narzissa vorzuspielen, dass alles gut sei, nur damit der Schwesternbund beieinander und die Familie in Ehre blieb. Es war nicht Bellatrix Schuld, egal, wie wahnsinnig sie war. Es war nicht Narzissas Schuld, oder Teds Schuld oder die Schuld von irgendjemand anderem, dass es Andromeda so schrecklich ging. Es war ganz allein ihre eigene Schuld, weil sie es zuließ. Weil sie es meistern wollte. Doch das war jetzt vorbei. Sie wollte all dies nicht länger ertragen.
„Ich bin die, die allen Anderen den Rücken zukehrt.“, flüsterte Andromeda unter Tränen. „Ich bin die, die alles kaputt macht.“ Sie weinte bitterlich. „Gut so.“, weinte sie. „Genau so soll es sein.“ Und dann lächelte sie.



Ted, Fabian und Gideon genossen den lauen Frühlingsabend bei einem kalten Butterbier im Drei Besen. Gideon erzählte gerade davon, dass er Sian Somerset gefragt hatte, ob sie ihm zum morgigen Ball begleite.
„Nicht wahr?“, prustete sein Bruder. „Die Albtraum-Schreckschraube?“
„Ich bitte dich.“, sagte Gideon. „Sie ist alles Andere als ein Albtraum. Ich habe sie heute zum ersten Mal richtig angesehen und ich muss schon sagen, sie ist wirklich hübsch. Ich will ihr eine Chance geben. Ich habe gesagt, wir gehen als Freunde, aber wer weiß, was daraus wird.“
„Tröstet ein hübsches Gesicht über fehlende Tassen im Schrank hinweg, mein Bruder?“, feixte Fabian und nahm einen großen Schluck Butterbier. Der Schaum des süßen Getränks zeichnete ihm einen weißen Bart über die Oberlippe.
„Über fehlende Tassen weißt du ja wohl am Besten Bescheid.“, entgegnete Ted.
„Ted, du sagst ja auch mal was!“, lachte Fabian. Er hatte noch nicht bemerkt, dass das Schaumbärtchen ihn wie eine junge Version von Professor Slughorn aussehen ließ.
Ted konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ich kann dich nicht ernst nehmen.“, sagte er.
„Was? Wieso?“ Fabian starrte Gideon an. Als der den Schaumbart sah, prustete er los.
„Was ist los mit euch?“, fragte Fabian verwirrt. „Hab ich was... Oh.“ Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Lippen und der Bart war verschwunden. „Sehr witzig.“, keifte er. „Also, wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, Sian.“
„Ich möchte nicht, dass du so abfällig über sie sprichst.“, sagte Gideon.
„Uns hört doch keiner!“, entgegnete Fabian.
„Vielleicht hört ihr allgemein mal auf, ständig nur von Mädchen zu sprechen?“, schlug Ted vor.
„Komm schon, Teddy. Bevor du dein Herz an das Black-Mädchen verloren und all deine Lebensfreude gleich mit hast gehen lassen, wusstest du auch kein interessanteres Thema.“, lachte Fabian. „Vielleicht tut es dir ja mal wieder ganz gut, über ein paar hübsche Hexen zu quatschen.“
„Zum Beispiel Emerson Gilligan.“, zischte Gideon und pfiff durch die Vorderzähne. „Die ist vielleicht klasse. Süßer als zehn Pfund kandierte Himbeeren im Honigtopf.“
„Emerson gehört mir!“, sagte Fabian. „Ich will nichts hören. Du hast doch jetzt Albtraum-Sian.“
„Ich hab dir gesagt, du sollst nicht so über sie sprechen.“, mahnte Gideon.
„Also, was ist Ted? Wer gefällt dir?“, fragte Fabian, obwohl er genau wusste, was als Antwort kommen würde.
„Verhalte dich nicht wie ein Fünfjähriger, Fabian.“, maulte Ted. „Du weißt es ganz genau. Ich habe keine Lust auf eure blöden Spielchen. Ich will Andromeda. Und keine Andere.“
„Aber sie will dich nicht, blickst du es denn nicht? Wie deutlich soll sie dir noch zeigen, dass das mit euch nichts wird? Du machst dich zum Troll.“, schimpfte Fabian.
Gideon hob prüfend beide Brauen. „Sieh mal, Ted, ich habe dir selbst dabei geholfen, das mit ihr einzurenken, aber nach dem, was zuletzt passiert ist... Das war wirklich das Ende, glaub es mir.“
„Du hast es ja auch viel zu weit getrieben. Gleich ein Antrag...“ Fabian schüttelte den Kopf und kippte den letzten Rest Butterbier in einem Zug weg. „Da sieht man mal, wie weit es schon gekommen ist mit dir.“
„Es hat, denke ich, wirklich keinen Sinn mehr, zu warten.“, sagte Gideon leise.
Fabian fuhrt fort: „Denkst du allen Ernstes, gleich schwingt die Tür auf, dein Mädchen kreuzt auf, fällt vor dir auf die Knie und sagt dir, dass sie dich doch heiraten will? Ted, wir sind zwar Zauberer, aber so magisch kann keine Welt sein, dass so etwas darin passiert.“
Gideon und Fabian nickten synchron und sahen sich furchtbar ähnlich. Ihre Worte verletzten Ted. Wie gerne hätte er sein Butterbier gehoben, hätte mit ihnen, wie früher, laut gröhlend angestoßen und sich in ein unbeschwertes Gespräch über Emerson oder Elody oder Annie und wie sie alle hießen, gestürzt, doch er konnte nicht. Er konnte nicht, weil er noch immer zu traurig war, er konnte nicht, weil er trotz allem und gegen jede Vernunft noch immer auf Andromeda wartete und vor allem konnte er nicht, weil selbige just in diesem Augenblick durch die Tür der Drei Besen stürzte.
„Ted?“, rief sie, vollkommen außer Atem.
Ted und seine beiden besten Freunde drehten im selben Moment die Köpfe Richtung Tür.
„Bei Merlins Bart...“, stammelte Fabian. „Das gibt’s doch nicht.“
Alle Hexen und Zauberer im Drei Besen hatten aufgehört, sich zu unterhalten. Alle schauten sie auf das blasse, hübsche Mädchen an der Tür und den Jungen am anderen Ende des Raumes, der sich von seinem Platz erhoben hatte und sie ungläubig anstarrte.
„Ted, ich hab dich überall gesucht.“, keuchte Andromeda und lief auf ihn zu. Ein Raunen ging durchs Lokal.
„Küsst euch!“, brüllte ein dicker Hufflepuff, der nicht älter als zwölf sein konnte. Ted fragte sich unterschwellig, wie der es nach Hogsmeade geschafft hatte.
„Was ist passiert?“, fragte Ted. „Ist alles in Ordnung?“
Statt ihm zu antworten, fiel Andromeda ihm in die Arme. Ted hatte ihr angesehen, dass sie geweint hatte, und nun, da er sie schützend griff und an sich drückte, fing sie wieder damit an.
„Bei Merlins Bart...“, flüsterte Fabian immer wieder. „Das kann doch nicht wahr sein.“
„Jetzt halt doch mal den Mund.“, zischte Gideon.
„Ted, Ted, Ted...“, schluchzte Andromeda. „Ted, es tut mir Leid, ich habe dir wehgetan. Und mir selbst auch, mir selbst am allermeisten. Aber ich will nicht mehr. Ich will nicht mehr traurig sein und so tun, als würde es mir gut gehen. Ich will, dass es mir wirklich gut geht. Und du hast Recht. Wenn ich all das länger mit mir machen lasse, wird es mir nie gut gehen. Ted, mit dir geht es mir gut, glaube ich.“
Andromeda sprach leise, aber das gesamte Lokal hörte, was sie sagte. Auch, wenn nicht viele Schüler da waren, so würde man sich, natürlich mit dem, was noch danach und auch am folgenden Tage geschah, angereichert, schon nach kurzer Zeit im ganzen Schloss davon erzählen. Und während die Schüler eines Hauses es als eine der schrecklichsten Geschichten überhaupt totzuschweigen versuchen würden, würden die Schüler der übrigen Häuser es als ihre liebste Liebesgeschichte immer weitererzählen.
„Ich weiß, dass es dir mit mir gut geht. Du erzählst mir nichts neues.“ Ted lachte. Er war furchtbar aufgeregt, aber alles fühlte sich genau richtig an. Er hatte gewartet, ja, und lange hatte es sich vergebens angefühlt, doch nun wusste er, dass es sich gelohnt hatte. Das war es, worauf er gewartet hatte. Auf diesen Moment, in dem Andromeda in seinen Armen lag, die Frühlingssonne vor den Fenstern unterging und alles in ein orangerotes Licht, wie Feuer, tauchte, und er spürte, dass er Recht gehabt hatte, die ganze Zeit über. Ted war glücklich, ein anderes Wort konnte diese vielen Empfindungen nicht beschreiben.
„Ist mir egal, ob wir zu jung sind, oder zu leichtgläubig, oder ob das keiner außer uns für richtig hält.“, sagte Andromeda schließlich und löste sich von Ted. „Ja.“
„Ja, was?“, fragte Ted, obwohl er genau wusste, was Andromeda meinte.
„Ihr spinnt doch!“, brüllte Fabian.
„Nicht zu fassen!“, lachte Gideon. „Ihr seid vollkommen übergeschnappt!“
„Wenn du noch willst, meine Antwort lautet jedenfalls Ja.“ Andromeda lachte.
Ted sagte nichts. Das Lokal begann, zu johlen und zu applaudieren. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten trat Farbe in Andromedas Gesicht und ihre Augen leuchteten so hell, dass man nicht glauben konnte, wie traurig sie noch vor einer halben Stunde ausgesehen hatten.
„Sag doch was, Ted.“, drängte sie und drückte seine Hände.
„Ich hab dich gefragt, also werd' ich wohl noch wollen, oder?“ Und dann lachten beide. Und sie lachten so laut und herzlich, wie nur zwei Menschen lachen konnten, die dies seit viel zu langer Zeit nicht getan hatten. Sie lachten und befreiten all das Glück, was ihre Trauer in einem Käfig aus Dunkelheit in ihnen gefangen gehalten hatte, aus ihrer Seele und das war der größte Zauber, der je in den Drei Besen stattgefunden hatte. Es bedurfte keinem Zauberspruch, keinem magischen Wesen und keinem großen Hexenmeister, sondern nur einem Jungen und einem Mädchen, die nach viel zu langer Zeit endlich das bekamen, wonach ihr Herz sich am meisten gesehnt hatte: Einander.


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Emma ist eine natürliche Schönheit – wenn sie also die ,normale‘ Hermine in ihrer Schuluniform spielt, müssen wir ihr Aussehen unter dem Make-up eher herunterspielen. Aber der Weihnachtsball erfordert natürlich das genaue Gegenteil – da konnten wir uns mit dem Make-up richtig austoben.
Amanda Knight, Maskenbildnerin