von Paddy_4
„Lass den Horkrux hier.“, sagte Harry.
Ron zerrte sich die Kette über den Kopf und warf das Medaillon in einen nahen Sessel.
Dann wandte er sich an Hermine.
„Und was machst du?“
„Was soll das heißen“?
„Bleibst du, oder was?“
„Ich…“, sie wirkte gequält. „Ja – ja, ich bleibe. Ron, wir haben gesagt, wir gehen mit Harry, wir haben gesagt, wir helfen…“
„Ich versteh schon. Du entscheidest dich für ihn.“
„Ron, nein – bitte – komm zurück, komm zurück!“
Ihr eigener Schildzauber behinderte sie; als sie ihm schließlich entfernt hatte, war Ron schon in die Nacht hinausgestürmt. Harry stand völlig stumm und reglos da und hörte, wie sie schluchzte und zwischen den Bäumen nach Ron rief.
…
Der Regen prasselte weiter aufs Zeltdach und ein kalter Windhauch blies durch den offenen Zelteingang, durch den Ron und Hermine gerade hinausgestürmt waren.
Harry konnte Hermine weiter verzweifelt durch den Regen rufen hören. Immer wieder schluchzte sie Rons Namen durch den einsamen Wald.
Harry lauschte weiter ihren Rufen und Bitten, die allmählich immer leiser wurden, bis sie schließlich verstummten.
Er strich sich durch die Haare, kniete sich nieder und hob das Medaillon auf, das Ron, bevor er gegangen war auf den Sessel geschleudert hatte. Es war auf den Boden gefallen.
Das mit grünen Smaragden verzierte S in der Mitte des Medaillons, glitzerte im Licht der Gaslampe, die auf einem kleinen Holztisch in der Ecke des Zeltes stand.
Harry musterte den Horkrux genauer und versuchte dabei ein weiteres Mal, es aufzubekommen. Vergeblich. Es öffnete sich keinen Zentimeter.
„Verdammter Mist!“, fluchte Harry laut und warf das Medaillon wütend auf Rons leere Pritsche.
Ein lauter Knall in der Ferne des Waldes ließ ihn aufhorchen. Stille
Ein erstickter Schrei hallte durch die Bäume und den Regen bis hin zu Harry, der nachdenklich in seiner Pritsche lag.
>>Er ist also weg. Disappariert.<<
Harry rieb sich über die brennenden Augen. Er hatte es gewusst – es befürchtet.
Ron und Hermine waren enttäuscht von ihm, seinen mangelnden Hinweisen und seinen Führungsqualitäten. Hätte er sie bloß nie mitgenommen auf diese vollkommen sinnlose Reise.
„Wir dachten du wüsstest, was du tust!? Wir dachten Dumbledore hätte dir gesagt, was du tun sollst, wir dachten du hättest einen echten PLAN!“
Rons Worte hallten immer und immer wieder in seinem Kopf umher und trafen ihn jedes Mal so hart, wie ein Tritt eines wütenden Hippogreifs.
Dumbledore.
>>Wieso hat er mich im Dunkeln zurückgelassen? Hat er von mir erwartet, dass ich etwas alle Horkruxe in einer Woche beisammen und zerstört hätte und in der nächsten Woche Voldemort gleich mit dazu? Bereitete es ihm womöglich Vergnügen, ihn so im Nicht umhertappen zu lassen? <<
Seine Gedanken vergifteten ihn und zerstörten seine Erinnerungen an seinen verstorbenen Schuldirektor.
Mit einem lauten Murren hob er den Zauberstab von seiner Pritsche: „Accio Medaillon!“
Ein metallisches Rascheln und die Kette flog in Harrys ausgestreckte Hand.
Er legte seinen Zauberstab neben sich und hängte sich den Horkrux um den Hals und stülpte es unter seinen warmen Pullover.
Das kalte Medaillon ruhte ruhig auf seiner nackten Brust, während er mit verschränkten Armen auf die schräge Zeltwand über ihm starrte. Er meinte das Geräusch des metallischen Herzens aus dem Innern des Medaillons zu hören. Stärker und schneller als üblich.
Wut und Verzweiflung brodelten in ihm hoch.
>>Was hatte Ron denn erwartet? Ich habe ihm erklärt, wie schwer und gefährlich es werden würde und er war trotzdem einverstanden ihn zu begleiten, weil Freunde ja füreinander da sein müssten. Ja, klar…<<
Harrys plötzliche Verbitterung erreichte gerade den Höhepunkt, als ein leises Wimmern und das Rascheln der nassen Blätter auf dem Waldboden ihn aufschrecken ließen.
Der starke Wind pfiff unnachgiebig durchs Zelt und jagte Harry eine Gänsehaut durchs Gesicht. Hermine war zum Zelt hereingestolpert.
Sie hatte den Kopf gesenkt, sodass Harry ihr Gesicht nicht sehen konnte. Ihre Haare und ihre Klamotten waren völlig durchnässt, ihre Schuhe vom Schlamm des Waldbodens völlig verdreckt. Sie zitterte am ganzen Körper.
Sie machte den Reißverschluss des Zeltes zu, schmiss ihre Schuhe in eine Ecke und warf sich, ohne Harry anzusehen, in einen weiteren Sessel nahe dem kleinen Feuer in einem alten Ofen. Fest drückte sie ihre Beine an ihren zitternden Körper und legte den Kopf auf ihre Knie.
Leise fing sie an schluchzen.
Harry beobachtet sie eine kurze Weile, bis er schließlich aufstand, die Decken von seiner Pritsche nahm und sie Hermine über die Schulternd warf. Kurz verstummte ihr Wimmern.
Zögernd wickelte sie sich in Harrys Decken ein. Schließlich hob sie den Kopf an und blickte ihn mit verweinten Augen an, als er gerade wieder das Gerüst des Bettes hochstieg und sich wieder in seine Pritsche legte.
„Da-…Danke.“, bedankte sie sich leise. Ihre Stimme war brüchig und rau.
„Keine Ursache.“, erwiderte Harry kurz angebunden, als er wieder dem Regen lauschte, der immer stärker auf die dunkle Zeltdecke trommelte.
„Harry.“, krächzte Hermine nach einer Weile. „Harry, e…es tut mir Leid! Ich –“
„Lass stecken, Hermine.“, unterbrach Harry sie mürrisch und wandte sich von ihr ab. „Willst du ihm denn nicht nachrennen? Ich hab ja nichts in petto, nicht wahr?“
Seine Verzweiflung hatte sich in Wut verwandelt und er konnte sich nicht länger für sich behalten und Hermine war die Einzige, an der er sie auslassen konnte.
Er wusste, dass er sie verletzt hatte. Er hatte genau das wiederholt, was sie über ihn gesagt hatte. Doch es war ihm egal.
„Harry. Bitte, es tut mir Leid, ich wollte nicht…“.
Sie zuckte heftig zusammen, als Harry plötzlich von seiner Pritsche runter gesprungen war und mit drohendem Finger auf sie zulief.
„Was wolltest du nicht!?“, schrie Harry sie wutentbrannt an. „Meinst du ich habe nicht gemerkt, wie ihr hinter meinem Rücken getuschelt habt!? Meinst du es macht mir Spaß ziellos hier herumzusitzen, während Du-weißt-schon-wer immer stärker wird!?“
„Nein…ich…“, stammelte Hermine mit erschrockenen Augen, doch wieder unterbrach sie Harry.
„Oder meinst du, ich hätte nicht bemerkt, wie du Ron heimlich anschmachtest?“, rief Harry ihr zu, wohl wissend um die Wucht, die diese Worte auf sie haben würden.
Das Zelt fing an zu leicht zu wackeln, als ein weiterer starker Luftstoß an ihnen vorbeizog.
Harry holte tief Luft und blickte zu Hermine herunter. Ihr Gesicht ausdruckslos und ohne Emotion. In ihren geröteten, rehbraunen Augen schwammen stumme Tränen, die langsam ihre nasse Wange herunter liefen und sich mit den Regentropfen auf ihrem Gesicht vermischten. Sie wandte das Gesicht von ihm ab und versteckte es hinter einem durchnässten Haarvorhang. Harry taumelte nach hinten.
Augenblicklich tat ihm Leid, was er gesagt hatte und er bereute es, so die Beherrschung verloren zu haben.
„Hermine. Tut mir Leid.“, entschuldigte er sich kleinlaut, als Hermine wieder anfing zu schluchzen. „Bitte, hör auf zu weinen. Ich weiß nicht…“
„Nimm den Horkrux ab.“, nuschelte Hermine.
„Wa- Was?“, fragte Harry verwirrt, doch plötzlich bemerkte er das kalte Medaillon wieder, das auf seiner Brust leicht umher schwankte.
„Du hast ihn doch um, nicht wahr?“, sagte Hermine leise und spähte zu ihm auf.
Er nickte kurz, zerrte die Kette über den Kopf und legte das Medaillon auf einen nahen Klappstuhl. Sobald der Horkrux nicht mehr auf seiner Haut lag, fühlte er sich frei, besänftigt und seltsam frei. Er hatte ganz vergessen, was für eine Wirkung der Horkrux auf ihn hatte.
Hermine versteckte das Gesicht wieder hinter den Haaren.
Harry strich sich die Haare zurück. Sie waren ziemlich lang geworden, seit dem Tag vor der Hochzeit, an dem Molly den Zauberstab gezückt und seine Haare etwas kürzer gezaubert hatte. Langsam kniete er sich vor dem Sessel, auf dem Hermine sich zusammengekugelt hatte, nieder.
Vorsichtig hob er die Hand und legte sie auf das rechte Knie von Hermine.
Sie zuckte leicht zurück, als Harry leicht mit einem Finger darüber strich.
„Hermine, ich wollte nicht…bitte…ich bin ein totaler Idiot.“, flüsterte Harry flehend und blickte zu seiner schluchzenden besten Freundin auf.
„Nein.“, weinte sie leise. „Nein, bist du nicht.“
Sie strich sich die ebenfalls langen Haare aus dem Gesicht und sah zu ihm herunter.
„Ich hätte mit dir reden sollen. Und Ron…Ron-“, stammelte sie, doch als sie seinen Namen erwähnte, fing sie wieder an zu weinen. Ihre Stimme bebte, und Tränen strömten aus ihren Augen, stürzten ihre zarten Wangen hinab und tropften auf Harrys Decken, in die sie sich eingewickelt hatte.
Harry reagierte schnell.
Er nahm einen ihrer Arme, legte ihn um seiner Schultern, schob einen Arm unter ihre beiden Kniekehlen und hob sie vorsichtig hoch. Er setzte sich auf den Sessel; Hermine auf seinem Schoß. Er zog ein sauberes Taschentuch aus seiner schlabbrigen Jogginghose und reicht es ihr. Hermine wischte sich die Tränen ab, vergrub die Hände fester in die warmen Decken und legte den Kopf an seine Schulter.
„Ich hätte das nicht sagen dürfen.“, entschuldigte sich Harry ein weiteres Mal und tätschelte ihr sanft den Rücken.
Hermine schüttelte heftig den Kopf und legte eine Hand um seinen Nacken. Ihre nassen Klamotten und Haare fingen an seinen Pullover zu durchnässen, doch das störte ihn nicht.
„Du liebst ihn, nicht wahr?“, fragte Harry nach einer Weile.
Hermines blickte zu ihm hoch und schaute ihm tief in die Augen. Kurz schloss sie die Augen, wobei eine weitere kleine Träne aus ihren Wimpern flüchtete und ihre Wange hinabtropfte.
Schließlich nickte sie.
Wieder fing sie an zu weinen, diesmal heftiger und Harry legte beide Arme um sie und drückte sie fest. Laut schluchzend klammerte sich Hermine um seine Brust und weinte an seiner Schulter. Harry strich ihr durchs Haar und legte sein Kinn auf ihren Kopf.
„Ich weiß.“
Noch fester presste sie sich an ihn. Ihr Körper bebte.
„Ich weiß.“, wiederholte er mit sanfter, beruhigender Stimme.
Langsam streichelte er ihr über den Rücken. Ihr Kinn drückte gegen seine Brust und ihr nasses Haar kitzelte ihn am Hals. Plötzlich hob sie den Kopf an und sah zu ihm auf.
Harry schluckte leise.
Ihre Augen schienen aus flüssiger Schokolade zu sein und stumme Tränchen schwammen darin. Eine löste sich und floss seitlich ihrer cremefarbenen Haut hinab. Ihre Wangen waren leicht gerötet, vermutlich von der Kälte, die draußen herrschte. Die Träne lief ihre zierliche Nase entlang, über die sanften Ränder ihrer weichen, pfirsichfarbenen Lippen und schließlich blieb sie in einem ihrer Mundwinkel hängen.
Harry hob langsam den Finger und wischte zögerlich mit der Fingerspitze die einsame Träne aus ihrem Gesicht.
Hermine lächelte ihn zaghaft an.
„Dankeschön.“, flüsterte sie und nahm die Hand, mit der Träne auf dem Finger und umschloss sie mit ihren kalten, aber weichen Händen. Harry schluckte wieder und eine Wärme durchströmte seinen betäubten Körper, die nichts mit der Raumtemperatur zu tun hatte. Sein Atem ging schneller und sein Blick musterte weiter das hübsche Mädchen vor ihm.
„Was ist?“, fragte sie, als Harry sie anstarrte.
„Wa- Was?“, murmelte Harry irritiert und blickte sie verwundert an. „Ähm, nichts.“
Peinlich berührt blickte er auf seine Knie, die durch das Getümmel aus den vielen Decken herausragten. Seine Wangen fingen an zu glühen und er konnte die Röte förmlich greifen, die ihm durchs Gesicht wanderte.
Hermine atmete tief ein und legte den Kopf wieder an Harrys Schulter. Zärtlich fing sie an seine Hand zu massieren. Sie strich über die Narbe auf seinem Handrücken, die er von Umbridges Nachsitzstunden hatte: Ich soll keine Lügen erzählen
Harrys Augen wurden fiebrig und wurden müde. Die Hitze machte ihn schläfrig.
Er fing an die Berührungen auf seiner Hand zu genießen und auch, wie sie da auf seinem Schoß saß. So nah.
Die Bewegungen ihrer wärmer werdenden Hände wurden langsamer und hielten plötzlich inne, ihr Atmen wurde tiefer und lief schließlich ruhig und rhythmisch weiter.
Sie war eingeschlafen.
Harry beobachtete sie eine Weile und kuschelte sein Gesicht in ihr süß duftendes Haar und lauschte dem Gesang des Waldes. Der schwere Herbstregen hatte sich in einen leichten Nieselregen verwandelt und der Wind wehte nur noch leise um das Zelt und die Zeit verstrich mit ihm.
Wieder blickte er in ihr ruhiges Gesicht.
Sie wirkte entspannt und friedlich.
Harry konnte sehen, wo die vielen Tränen ihr Gesicht entlang geflossen waren.
Eine Linie zog sich über ihre vollen, pfirsichfarbenen Lippen, die ihre perfekten weißen Zähne verbargen. Eine nasse Haarsträhne fiel über ihr Gesicht. Das goldene Haar schimmerte leicht im Licht der Gaslampe. Harry hob seine freie Hand und legte die Strähne hinter ein Ohr.
>>Sie ist wirklich schön. <<
„Nein…“, flüsterte Hermine plötzlich im Schlaf. „Nein.“
Harry hob den Kopf und musterte die schlafende Schöne in seinen Armen.
„Nein!“, wimmerte sie wieder, diesmal lauter.
Ihre Augenbrauen hatten sich zusammengezogen und ihr Gesicht wandelte sich in einen flehenden Ausdruck. Ihre Fingerkuppen krallten sich unangenehm in seinen Handrücken, der immer noch von ihren Händen umschlossen war.
„Hermine.“, hauchte Harry leise. „Hey, ganz ruhig.“
„Bitte…zurück…Ron.“
Harry schluckte. Ron. Sie träumte also von ihm. Natürlich.
Er zog seine Hand aus den ihren und legte sie unter ihre Kniekehlen. Mit sicherem Griff hob er sie auf seine Arme. Sie war nicht sehr schwer.
Geschickterweise hatte sie beide Hände an Harrys Pullover festgekrallt, sodass sie sicher mit dem Kopf an seiner Brust, in Harrys Armen lag.
Er trug sie zu ihrer einzelnen Pritsche und legte sie sanft darauf. Ihren Kopf legte er liebevoll auf das große Kissen. Er zog seine Decken aus ihren klammernden Händen, und deckte sie stattdessen mit ihrer und Rons Decke zu, die er von dessen Pritsche gezogen hatte.
Sein Geruch haftete noch immer daran.
Ihr Wimmern wurde augenblicklich leiser und sie kuschelte sich eng in die Decken ein.
Harry kniete sich neben sie und beobachtete sie.
Langsam hob er eine Hand und wollte ihr einzelne Haare aus den Augen streichen, doch als seine Finger ihr Gesicht berührt hatten, seufzte sie leise und schmiegte ihr Gesicht an seine Hand. „Hmmm…“
Sie drehte sich zur Seite; seiner Hand zu.
Ihr warmer Atem traf auf seine Haut und ein kalter Schauer jagte ihm eine Gänsehaut durch den Körper. Fasziniert und erschrocken zugleich blickte er auf die schlafende Hermine.
Ein leichtes Glühen schien von ihren geröteten Wangen auszugehen. Leicht knabberte auf ihren Samtlippen herum. Dicht zog sie die Decken an ihr feines Gesicht, die Finger tief in die warmen Decken vergraben.
„Gute Nacht, Hermine.“, säuselte Harry leicht benommen.
Mit müden Augen zog er den Pullover aus. Vorne war er völlig nass von Hermines Klamotten.
Er schlüpfte in einen bequemen Wollpullover und schwang sich seine Decken um die Schulter. Harry löschte das Feuer im kleinen Ofen und die Gaslampe auf dem kleinen Holztisch, die das Zelt nur noch spärlich beleuchtet hatte.
Völlige Dunkelheit.
Vorsichtig machte er einen Schritt vor den anderen, doch als er an dem kleineren Sessel vorbeikam, stolperte er über etwas Hartes, Kantiges.
Mit ausgestreckten Händen krachte er in den Klappstuhl, der unter ihm zusammenbrach.
„Verdammt!“, zischte Harry leise durch die Dunkelheit. Hoffentlich hatte er Hermine nicht aus dem Schlaf verschreckt.
Er setzte sich aufrecht hin und rieb sich den nackten rechten Fuß. Seine Fußsohle war eiskalt.
Sein großer Zeh blutete leicht. Harry tastete in der Dunkelheit umher.
Er war über einen großen und sperrigen Holzscheitel gestolpert, der von dem Stapel aus Feuerholz gefallen war, der sich neben dem kleinen Ofen befand.
Mit knirschenden Zähnen zog er die übrig gebliebenen Teile des Klappstuhls unter seinen Oberschenkeln hervor. Plötzlich spürte er etwas Eiskaltes zwischen seinen Fingern.
Das Medaillon von Salazar Slytherin.
Ohne Nachzudenken zerrte er sich die Kette um den Hals und unter den Wollpullover.
Er war hundemüde und seine Augenlider würden jeden Moment nachgeben.
Schleppend gelangte er schließlich zum Metallgerüst seiner Pritsche.
Mit einem letzten Kraftakt kletterte er nach oben und erschöpft ließ er den Kopf auf sein Kissen fallen. Er schlang sich die Decken um seinen leicht zitternden Körper.
Es war eisigkalt im Zelt und bibbernd versteckte er sein Kinn und seinen Mund unter den annähernd warmen Decken. Kurz ließ er die vergangenen zwei Stunden Revue passieren.
>>Ron ist weg. Abgehauen. Hermine ist vollkommen fertig und wir sind alleine und keinen Schritt weiter an unserem Ziel, Voldemort endgültig zu vernichten. Großartig. <<
Diese Gedanken zermürbten ihn von innen und ein weiterer Schauer durchfuhr ihm.
>>Ginny. Ich brauche dich. <<
Eine stumme Träne quellte aus einem seiner Augen, als er an Ginny dachte. Er vermisste sie so sehr und jeder Gedanke an sie, war wie ein Rasiermesser, das ihm tief durch sein Herz schnitt. Ihre Abwesenheit quälte ihn jeden Tag, jede Nacht, jede Minute oder Sekunde.
Leise seufzend nahm er seine Brille ab und legte sie neben sein Kissen.
Noch bevor die große Träne sein rabenschwarzes Haar berührt hatte, war er eingeschlafen.
Verschwommene Bilder tauchten plötzlich vor seinen Augen auf.
Dunkelheit umfing ihn, ehe er von einem hellen Leuchten geblendet wurde.
Ein Leuchten aus roten Schleiern verdeckte seine Sicht und manchmal streichelte ihn das flammende Rot durchs Gesicht.
Er schloss die Augen für einen kurzen Moment und genoss die sanften Streicheleinheiten auf seinem Gesicht. Es war ein wundervolles Gefühl und eine wonnige Wärme durchfuhr seinen Körper bis hin zu den Fingern- und Zehenspitzen. Wieder öffnete er die Augen.
Schnell blinzelte er und irritiert blickte er sich um.
Das flammende Rot schwand allmählich dahin.
Zuerst färbte es sich sanft orange, dann stechend hell und schließlich blickte er in zartes Gold.
Ein Schreck durchfuhr ihn, als auch das Gold durch sein Gesicht strich. Es war ihm unangenehm und doch konnte überkam ihn eine ähnliche Wärme wie zuvor.
Sanft durchfuhr sie seinen Körper.
„Harry!“
Harry schnellte hoch.
Kerzengrade saß er in seiner Pritsche, die Decken waren zu seinen Füßen gerutscht.
Ihm war schweinekalt. Augenblicklich umschlang er seinen zitternden Oberkörper mit seinen eisigen Armen.
„Tut mir Leid, dass ich dich aufgeweckt habe, Harry.“
Irritiert blickte er zu seiner Rechten, über den Rand seiner Pritsche hinaus.
„Gi-Ginny?“, stammelte Harry erschrocken, als er ihn das schöne Gesicht vor ihm blickte.
Ein helles Leuchten und ein wütendes Grollen ertönten nahe dem Zelt.
Ein feines Gesicht blickte ängstlich zu ihm hoch.
Ein feines Gesicht umrandet von zartem Gold.
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