Ein seltsamer Geruch lag in der Luft. Eine Mischung aus Rauch, Öl, Schweiss und frischem Schnee kitzelte sie in der Nase. Doch sie war sich nicht sicher, ob sie den Geruch mochte oder nicht. Sicher war nur, dass solange sie ihn wahrnehmen konnte, sie noch am Leben war. Sie schloss die Augen, scharrte mit den Spitzen ihrer schwarzen Stiefel auf dem feuchten Erdboden und legte den Kopf in die Hände. Ihre Arme stützte sie auf ihren Knien ab, sie sass auf einem einfachen Holzschemel und atmete nun einmal tief ein und aus. Die Luft rauschte in ihre Nase, durchströmte ihre Lungen und entwich dann in Form kleiner Silberwölkchen über ihrem Kopf zurück in ihre Umgebung, welche von dem seltsamen Geruch erfüllt war, zu dem sich nun auch noch feuchte Erde und der Duft ihrer Lederhandschuhe gesellten.
„Wir beginnen in wenigen Minuten, Champions. Wenn ihr die Eröffnung sehen wollt, könnt ihr noch kurz rausgehen.“
Erleichterung überkam sie: Bewegen. Sie durfte sich bewegen! Schnell stand sie auf, straffte die Schultern und trat aus dem Zelt. Unterhalb der Anhöhe, auf welcher es stand, befand sich ein riesiges, in eine natürliche Erdmulde zwischen zwei Hügel eingelassenes, Stadion aus massivem Stein. Sie konnte die tausenden Menschen auf den Tribünen sehen. Sie jubelten, als ein Lichtblitz durch das Stadion schoss. Sieben Gestalten konnte sie aus der Entfernung in das Stadion marschieren sehen. Sie blieben schliesslich um einen riesigen, goldenen Kelch am hinteren Ende des Stadions stehen und hoben alle den rechten Arm. Ein Raunen ging durch das Publikum, es wurde still. Dann schossen sieben silberne Lichtblitze in den Kelch und ein riesiges Feuer wurde darin entfacht. Es loderte hoch hinauf in den Himmel und das Publikum jubelte. Sie fühlte, wie ihre Anspannung zurückkehrte. Sie trat zurück ins Zelt, setzte sich zurück auf den Schemel und versuchte erneut sich einfach nur auf ihre Atmung zu konzentrieren.
„Wir freuen uns hiermit das diesjährige Lorbeerfest zu eröffnen. Mögen die Spiele beginnen! Ludi incipiant!“
Die Menge tobte, der Lärm dröhnte in ihren Ohren. Jemand legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie blickte auf in das Gesicht eines freundlichen Mannes mittleren Alters.
„Es ist soweit.“
Zum ersten Mal in ihrem Leben vergass sie zu atmen. Ihr Denken schien mit einem Mal einfach aus zu setzten. Alles was ihre Welt noch zusammenhielt war die lähmende, ihren Körper erstarren lassende, Angst.
Sie rang nach Luft.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Ich tanze sehr gern und gerade die Walzerproben haben viel Spaß gemacht, aber interessanterweise wollte Mike gar nicht, dass wir die Tänze perfekt beherrschen. Er wollte vielmehr unsere Unsicherheit bei den Tanzschritten ins Bild bringen.