von katrinablack
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Während wir ausstiegen klammerte ich mich an Dina, aus Angst sie zu verlieren, auch wenn es praktisch ein Ding der Unmöglichkeit war den Weg nach Hogwarts nicht zu finden. Grob versuchte ich zu schätzen wie viele Schüler es waren…Auf jeden Fall ziemlich viele.
„Es ist Tradition, dass die Erstklässler über den See nach Hogwarts fahren, aber ich glaube nicht, dass du mitkommen musst“, brüllte Dina über den Lärm hinweg und ich nickte nur. Hilfe, Hilfe. Ich stellte fest, dass wir eine Art Kette gebildet hatten.Dina klammerte sich an Kurt, ich klammerte mich an Dina und Freddie klammerte sich an mich, bis eine laute Stimme die Erstklässler zu sich rief. Wiederwillig ließ mein Cousin los und trottete zu dem riesigen Mann herüber.
Dina folgte meinem Blick.
„Ich weiß er sieht ein bisschen wild aus…Aber Hagrid ist OK, er ist Wildhüter und fährt jedes Jahr mit den Erstklässlern über den See. Komm, wir gehen“
Ich fürchtete mich vor dem nächsten Schuljahr. Hogwarts schien so groß, dass ich mich bestimmt mehrmals verlaufen würde. Wenn ich doch bloß so etwas wie eine Karte von Hogwarts hätte…Oder zumindest Freunde…
Kurt, ein riesiger Kerl mit blondem Haar, blauen Augen und einem ziemlich breiten Kreuz, drängte sich durch die Massen der Schüler und brachte uns sicher bis an die Spitze. Unmittelbar neben uns liefen Remus, James, dieser Sirius und Rattengesicht. James hielt ein rothaariges Mädchen an der Hand und Sirius wurde von einer Horde Mädchen verfolgt. Ach ne. Der Mädchenschwarm der Schule. Hab ich es doch gewusst.
Remus schaute zu mir herüber und lächelte. Das rothaarige Mädchen folgte seinem Blick und wandte mir ebenfalls den Kopf zu. Ich grinste ihr schnell zu und ließ mich von Dina den Berg hochziehen.
Direkt an der Eingangstür wurde ich von einer streng wirkenden Lehrerin angehalten. Sie trug einen smaragdgrünen Umhang, einen passenden Hut und eine Brille. In ihrer Hand hielt sie einen weiteren, schäbigen Hut. Sie legte mir die Hand auf die Schulter.
„Caprice Reeves?“, fragte sie mich und ich nickte. Sie zog mich an die Seite und hielt mir den Hut vor die Nase.
„Sicher hat ihnen ihre Cousine bereits erzählt, dass wir unsere Schüler in Häuser einteilen. Normalerweise geschieht das in der großen Halle, aber wenn Sie möchten können wir das auch in einem Nebenzimmer machen. Sie wissen schon, wenn sie Trubel vermeiden wollen“
„Machen wir es im Nebenzimmer“, sagte ich und merkte erst danach wie pervers das Klang, doch bei einer solchen Lehrerin muss ich doch wirklich keine Angst vor sexuellen Übergriffen haben, oder? Immerhin war das hier ja keine katholische Klosterschule…
In einem kleinen Klassenraum drückte mich die Lehrerin auf einen Stuhl und setzte mir rasch den Hut auf. Ich verstand sie. Hier war es eiskalt und die warme Luft aus der großen Halle war wirklich verlockend. Schnell die Neue einteilen, dann schnell in die Halle gehen und aufwärmen.
Bitte, bitte Gryffindor, dachte ich verzweifelt.
>>Soo, du willst also nach Gryffindor<<sagte eine Stimme in meinem Kopf und es dauerte eine Weile bis ich registrierte, dass es der Hut war der zu mir sprach. Uff, und ich dachte schon da war was im Kesselkuchen den wir auf der Hinfahrt gefuttert hatten…
Ohja, bitte, bitte,flehte ich.
>>Was hälst du davon wenn ich dich nach Hufflepuff stecke? <<
Nicht sehr viel,dachte ich. Dad hatte mir einmal erzählt, dass Hufflepuff nur Loser hervorbrachte und ich musste meinen Vater einfach stolz machen…
>>Soso…<<
„Ravenclaw“, sagte er laut und mein Herz rutschte mir in die Hose, beziehungsweise in den Rock. Ravenclaw, nicht Gryffindor, so wie es mein Vater gewollt hatte…
„Seehr schön“, sagte die Lehrerin zufrieden.
„Der Umstände wegen dürfen sie heute noch bei ihrer Cousine sitzen…Ab morgen werden sie am Ravenclawtisch sitzen“ mit diesen Worten scheuchte sie mich in die große Halle. Der Strom der Schüler war immer noch nicht abgerissen, also fiel ich nicht sonderlich auf. Ich suchte den Raum nach Dina ab und fand sie auch,leider Gottes in der Nähe dieser Spatzenhirne. So selbstbewusst wie möglich ließ ich mich neben Dina fallen und ignorierte das erneute Heulen von Sirius.
Kaum eine halbe Sekunde später waren Dina und die rothaarige Freundin von diesem James in ein Gespräch über Spliss vertieft. Das Mädchen löste ihren Zopf und das glänzende rote Haar fiel ihr locker über die Schulter.
„Meine Mum hat mir ein Shampoo aus der Winkelgasse geholt…Leider kostet es fast zwanzig Galleonen und bei dem vielen Haar…“, sie seufzte traurig. Sie hatte mein vollstes Mitgefühl. Das Zauberershampoo kostete wirklich absurd viel, so viel, dass meine Mutter es in ihrem Zimmer bunkerte und mir nur zu besonderen Angelegenheiten erlaubte dieses Shampoo zu benutzen.
Man bedenke, dass die Frau Quidditchspielerin ist.
Sie verdient verdammt viel Geld.
Ich benutze Muggelshampoo. Die Welt ist unfair.
„Du musst deine Haare mit normalem Bier waschen“, warf ich ein und das Mädchen warf mir einen belustigten Blick zu.
„Da riech ich doch wie ein Suffkopf“, sagte sie und lächelte. Oh man, ich mag sie. Irgendwo hab ich mal gelesen, dass das Hirn drei Sekunden braucht um zu entscheiden ob man den Gegenüber mag oder nicht. Mein Gehirn weicht wohl von der Norm ab denn ich mochte das Feuerköpfchen schon nach zwei Millisekunden. Ich möchte wissen wie sie heißt, trau ich mich aber nicht sie zu fragen. Wir sind ja schließlich nicht mehr im Kindergarten. Einfach warten bis irgendjemand ihren Namen sagt.
„Du musst normale Spülung benutzen, dann legt sich der Geruch“, sagte ich und Feuerköpfchen schnauft kurz durch die Nase. Soll wohl ein Lachen sein. Ich nimms ihr nicht übel. Ich lache auch manchmal so. Ich kann ja schließlich nicht bei jede Gelegenheit in mein wildes Gegackere ausbrechen. Ich lache sehr oft, sehr lange und sehr laut. Genauso wie Dina. Bei jeder Kleinigkeit gackern wir los und beruhigen uns erst wieder, nachdem unsere Eltern uns für einige Zeit getrennt hatten. Geschieht das nicht, so fangen bei jedem neuen Augenkontakt direkt wieder mit dem Lachen an.
„Ahhh, ich hab euch noch gar nicht vorgestellt; Lilly, das ist meine Cousine Fay Reeves aus Kanada. Sie und ihr Vater wohnen jetzt hier“
Soso, Lilly heißt sie also. Ein schöner Name. Um Längen besser als Caprice. Oder Faline. So nannte mich ein Lehrer in Kanada immer, weil er gedacht hat, dass Fay ein Kürzel für meinen “richtigen“ Namen wäre. Alles Idioten in Kanada. Zurück zu Lilly. Wie gesagt war sie mir von Anfang an sympathisch gewesen. Wie viele Rothaarige hatte sie grüne Augen, allerdings sah sie nicht so gruselig aus wie andere Rothaarige die ich kannte. Eine alte Freundin von mir, ihr Name war Heather McCoy, hatte panische Angst vor Rothaarigen gehabt. Warum auch immer. Eine weitere Freundin, Leigh Blackford, hatte Angst vor Chinesen. Ich ziehe die Bekloppten wohl an wie rohes Fleisch die Fliegen.
Für gewöhnlich schließe ich sehr schnell Freundschaften, wenn ich denn will. Bei Lilly will ich und ich versuche sie so zuckersüß wie möglich anzulächeln. Lächeln ist mir oft sehr peinlich, zumal ich einen ziemlich großen Mund habe und zudem ich noch einer schlimmen Erbkrankheit unterliege: Ich kann schrubben und schrubben wie ich will, doch meine Zähne werden nie so richtig perlweiß wie die von anderen Leuten. Seit Jahren arbeite ich schon an einen Trank für weiße Zähne, doch bis jetzt ist es mir noch nicht gelungen die richtigen Zutaten zu finden. Um genau zu sein, das beste Resultat war, als ich Zahnpasta und Mundspülung in den Kessel gekippt habe.
Deshalb: Immer hinter vorgehaltener Hand lachen.
„Warte mal“, sagte James plötzlich und pikste mich leicht mit seiner Gabel.
„Was?“, fragte ich ihn freundlich. Er war der Freund von Lilly, ich muss mich bei ihm benehmen wenn sie meine Freundin werden soll.
„Du sagtest du heißt Reeves? Wie die Quidditchspielerin?“
NEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIN! Ok, Fay cool bleiben. Du hast die Szene schon tausendmal in deinem Kopf geübt. Cool bleiben, Pokerface aufsetzen und antworten.
„Hjaa, aber in Kanada heißen viele Reeves“, antwortete ich so kuhl wie möglich und grinste, ohne die Zähne zu zeigen, James an.
„Aha…Komisch…Du siehst ihr irgendwie ähnlich“
Auch das war eingeplant. Ganz cool bleiben, Faline. Du kannst das. Einfach so tun als ob das ein Kompliment wäre. Bis jetzt hat er noch keine Anspielungen auf Titten gemacht, wer weiß, vielleicht haben die es in Kanada auch niemanden gesagt und die Nachricht ist gar nicht bis nach England gekommen. Ist immerhin ein Ozean dazwischen.
„Echt? Danke“, gab ich zuckersüß zurück und James schien für eine Weile verwirrt. Sehr gut, Fay. Jetzt das Thema wechseln. Aber ich wurde unterbrochen.
„Warte mal…Amanda Reeves? Die mit den riesigen Titten?“, fragte Sirius mit tellergroßen Augen und ich verzog angewidert das Gesicht. Nein, nicht daran denken, dass dieser Kerl eventuell auf deine eigene Mutter gewenkt hat. Nein. Nein. Nein. Nicht dran denken.
„Sirius“, zischten James und Remus aufgeregt und der Angesprochene hob abwehrend die Hände.
„‘Tschuldigung, ihr Süßen“, sagte er und zwinkerte James zu.
In diesem Moment beschloss ich mir eine innere Sympathiepunkteliste für Sirius anzulegen. Nach der Sache im Zug war der Stand -1 gewesen, dann nochmal drei Abzüge wegen der Bemerkung über meine Mutter, aber weil er eben einfach so verdammt sexy gezwinkert hat, werden die drei Minuspunkte einfach wieder ausgeglichen.
Plötzlich wurde es ganz ruhig in der Halle. Alle Blicke wandten sich zur Tür und beobachteten wie die Erstklässler in die Große Halle marschiert kamen. Freddie schaute sich nervös um, entdeckte uns, winkte uns zu, Dina und ich reckten die Daumen in die Höhe und Freddie ging weiter. Er sah so knuffig aus mit seinem verstrubbelten Haar, seiner noch von der Pubertät verschonten weichen Haut und dem etwas zu großen Hogwartsumhang.
„Süß“, hauchte ich hingebungsvoll und Dina brummte zustimmend.
Ihr gefiel es anscheinend nicht, dass sie süßer war als ihr Bruder, aber dagegen kann man nichts machen. Wenn sie möchte könnte ich Ruby Campbell, ebenfalls eine alte Freundin von mir ( Man, dafür dass ich erst fünfzehn bin, habe ich schon ganz schön viele alte Freunde..) eine Eule schicken, inklusive zwei Fotos von Dina und Freddie. Ruby würde auf Dina tippen und zwar aus dem Grund, weil Ruby lesbisch ist. Ich weiß nicht ob Dina das beruhigen oder beunruhigen würde. Wer weiß.
Die Häuserverteilung begann, doch Sirius und James hörten schon gar nicht mehr zu. Ebenso wie Dina und Lilly. Sie unterhielten sich wieder über Haare. Komisch, sonst war Dina nie so gesprächig was ihr Haar anging. Zwar hatte Dina schöne, dünne Haare, die ihr aber nie bis über die Schultern wuchsen, mit denen sie aber schöne Sachen anstellen konnte. Einmal zum Beispiel hat sie sich zum Beispiel ganz viele kleine Zöpfe gemacht und sah nach einer Nacht aus wie Medusa. Meine Haare waren anders. Lang, dick und schwer. Wenn ich mir die Haare flechte bleiben die einfach so wie sie sind. Ich hab manchmal sogar das Gefühl, die lachen mich aus. Meine Haare hassen mich. Könnte vielleicht daran liegen, dass ich sie schon seit Jahren mit Tönungen und Tränke, deren Dampf meine Haare lockig machen sollten, quäle. Hat einmal geklappt und jetzt rächen sie sich an mir. Bin wohl selber dran schuld.
Erneut wurde es totenstill in der Halle, bis auf ein kurzes Scharren und darauf folgte mehrfaches Gabelgeklapper. Freddie hatte sich neben mich gesetzt und tat sich nun hungrig sein Abendessen auf. Dina hingegen trug sich nur von dem auf, was ihrer Meinung nach gesund war. Dina und ihre Diäten. Warum macht sie sich denn Sorgen? Kurt und sie waren doch schon so gut wie verheiratet, warum wollte sie immer noch dünn bleiben? Ich hingegen achtete kaum auf mein Gewicht. Hätte ich auch nie tun müssen, immerhin war meine Mutter so unfair und gab mir nur Abfall. Nicht Abfall im Sinne von Abfall, nein Abfall im Sinne von verkacktem Essen. Das was vielleicht neben die Pfanne gefallen war, oder Tomaten mit braunen Stellen…Doch hier...
Zum ersten Mal war ich dann doch ganz froh hier zu sein.
~*~
Nach dem Essen wurde ich erneut von der Lehrerin, die sich als Professor McGonagall herausstellte, abgefangen.
„Miss Reeves, wir müssen noch die Fächer besprechen die sie hier belegen werden. Da ihre alte Schule ein anderes Notensystem benutzte, müssen wir hier auf ihr eigenes Gespür vertrauen. Also, nennen sie mir ihre starken Fächer“
Oje. Schwere Frage…Es fiel mir sehr schwer mich selber zu beschreiben, zumal ich mir dann immer so arrogant vorkam. Was ich laut meines Vaters auch war…
„Also, mein stärkstes Fach ist auf jeden Fall Zaubertränke…In Verwandlung können sie ganz auf mich verzichten…Wahrsagen liegt mir auch nicht so…Ich bin auch ganz gut in Kräuterkunde…Arithmentik kann ich auch ziemlich gut…Pflege magischer Geschöpfe gehört auch dazu…Ähm…Muggelkunde und…Das wars eigentlich“
„Falls sie Auror werden wollen dann –“
„Ich will kein Auror werden“, unterbrach ich sie hastig.
„Ich möchte irgendwann als Heilerin arbeiten“
Professor McGonagall nickte und tippte mit einem Zauberstab auf ein leeres Pergament und reichte es mir.
Mein Stundenplan. Mir war klar, dass ich kein einziges Fach mit Dina oder Lilly haben werde, immerhin waren die beiden eine Klassenstufe über mir und in einem anderen Haus, also hieß es neue Freunde finden. Das konnte ich gleich morgen machen. Morgen war Donnerstag, das bedeutete in den ersten beiden Stunden Muggelkunde. Schön, gleich was Einfaches zum Anfang.
Ich verlies den Klassenraum und stieß fast gegen Remus.
„Mr. Lupin, warum treiben sie sich noch hier herum? Sie sollten schon lange in ihrem Schlafsaal sein“, tadelte McGonagall.
„Tut mir leid, Professor, aber ich wusste nicht ob Miss Reeves den Weg kennt, deswegen habe ich mir gedacht ich hole sie ab…“, entschuldigte sich Remus und lächelte.
„Na schön, aber bitte gehen sie auf dem direkten Weg zum Gemeinschaftsraum. Keine Umwege oder Abstecher“
Remus zog mich in Richtung einer riesigen Treppe. Dann steckte er mir etwas zu. Ein Pergament.
„Was ist das?“, fragte ich leise und bestieg den ersten Treppenabsatz.
„Eine Karte von Hogwarts…Vor zwei Jahren haben Sirius und James verschiedene Karten entworfen…Eigentlich sollte die Karte noch den Standpunkt anderer anzeigen, doch bei dieser ist es schief gegangen…Trotzdem zeigt sie dir das komplette Hogwarts an“, sagte er ebenso leise und blieb stehen. Verwirrt drehte ich mich um.
„Was ist?“
„Bauchnabel“, flüsterte Remus dem Portrait eines pummeligen Mannes mit rosigen Wangen und Himmelblauen Umhang zu.
„Dort bin ich sehr kitzelig“, erwiderte das Portrait und schwang zur Seite. Remus winkte mich heran.
„Hogwarts ist voller Geheimgänge, aber du wirst sie schon noch kennenlernen…Tippe einfach auf die Karte und sag: Guten Morgen. Wenn du fertig bist sagst du: Gute Nacht. “
Beeindruckt folgte ich Remus auf eine steile Wendeltreppe, die Karte fest in der Hand. Geheimgänge, sprechende Bilder…Das einzige sprechende Bild in Kanada war unser alter Schuldirektor gewesen…Selbst der hatte sich nur hinter ein Loch in der Wand gesetzt, einen Rahmen drumherum gezaubert und Schüler erschreckt.
Es dauerte kaum drei Minuten und schon waren wir im siebten Stock.
„Gurkensalat“, sagte Remus zu einem weiteren Bild, welches wohl die Tür zum Gemeinschaftsraum war und die Frau auf dem Bild schmatzte vergnügt. Das Portrait schwang zur Seite.
„Ähm…Remus, ich bin in Ravenclaw“, verriet ich ihm vorsichtig und beobachtete seine Reaktion.
„Ich weiß, aber du darfst reinkommen…Deinen Gemeinschaftsraum findest du auf der Karte“, antwortete er geheimnisvoll und grinste.
Der Gemeinschaftsraum gefiel mir von Anfang an. Doch was ich anschließend sah, gefiel mir weniger gut. Einige Quidditchposter hingen an der Wand, darunter auch eines meiner Mutter. Und wie hätte es anders sein können, genau das wo sie gerade ihre Brüste entblößte. Ich war stocksauer über die Unterentwickeltheit der Jungs, die jetzt in einer Traube um das Poster herumstanden, gröhlten wenn meine Ex-Mutter ihre Brüste zeigte, traurig aufstöhnten wenn sie aus dem Bild flog und wieder gröhlten wenn sie wieder ins Bild kam.
Remus bemerkte meinen Blick und legte fragend den Kopf schief.
„Egal“, presste ich hervor und stapfte wütend zu Dina und Kurt herüber. Ich hatte erst mal genug von Jungs.
Nein, Kurt war kein Junge in meinen Augen. Er war geschlechtslos für mich. Wenn ich ihn mir nackt vorstellte, so sah er untenrum aus wie Ken.
„Ich hab ihnen gesagt sie sollen es abhängen“, entschuldigte sich Dina, die direkt wusste worum es ging und was mich aufwühlte. So war es immer. Dina war mein Fels in der Brandung.
Um mein Image als die lockerste und coolste Frau der Welt zu behalten, winkte nur lässig ab und antwortete: „Kein Ding. Mich erkennt hier sowieso niemand“
~*~
Später, viel viel später – blöderweise hatte ich mich verlaufen – saß ich im Gemeinschaftsraum der Ravenclaws und schrieb einen Brief an meinen Vater…
Hi Dad,
hab schlechte Neuigkeiten, bin nicht in Gryffindor, sondern in Ravenclaw. Ich hoffe du streichst mich jetzt nicht aus dem Testament oder so. Viel Spaß zu Hause, Gruß an alle
Fay
Rührende Zeilen, nicht wahr? Ich weiß, danke keinen Applaus. Seufzend faltete ich den Brief und ließ ihn in meine Tasche gleiten. Ich hab mir erklären lassen, dass ich meine Briefe in der Eulerei abgeben muss. Kein Problem für mich, immerhin hatte ich die Karte. Leider hatte ich keine Eule,also musste ich Dina nach ihrer fragen…
Jemand tippte mich an. Mag ich nicht. Da erschreck ich immer. Trotzdem drehte ich mich um und lächelte freundlich.
„Hi“, sagte ein Mädchen und grinste.
„Hallo?“, gab ich etwas verwirrt zurück.
„Du bist neu hier, nicht wahr?“
„Jaa“
„Gut, dann schläfst du bei mir im Schlafsaal“ Ihr Lächeln wurde breiter. Scheint eine lustige Person zu sein. In meinem Kopf ging ein rotes Licht an.
POTENTIELLE NEUE BESTE FREUNDIN!! POTENTIELLE NEUE BESTE FREUNDIN!! POTENTIELLE NEUE BESTE FREUNDIN
„Coooooooool“, sagte ich gedehnt und stand auf.
„Ich bin Fay Reeves“
Sie grinste noch breiter und enthüllte ihre strahlend weißen Beiserchen. Ich war sofort neidisch auf sie. Gab es noch andere Dinge auf die ich neidisch sein konnte? Mal sehen, sie hatte schwarze Haare, braune Augen und war ziemlich blass…Sie war fast einen Kopf kleiner als ich und hatte leichte X-Beine…
„Ich bin Helena“, sagte sie und machte einen Knicks. Dabei kicherte sie.
Ich folgte ihr auf eine Treppe und durch eine Tür.
„Hey, ich hab unsere neue Zimmergenossin gefunden“, rief sie den schemenhaften Umrissen auf einem der fünf Betten zu. Ich erkannte, dass sie alle in einem Kreis saßen. Herje, die lackieren sich wohl nicht die Nägel? Ich machte mir ernsthafte Sorgen hier in so ner‘ Chichi-Sekte gelandet zu sein.
Meine Sorgen wurden beseitigt, als das Licht anging und ich sah, dass die Mädels in einem Kreis um einen Haufen Squares saßen. Squares waren Müsliriegel von den Muggeln, eigentlich ziemlich schwer zu bekommen. In England selbst hab ich die noch nie gesehen. Nur in Kanada. Selbst da musste man die sich aus Amerika importieren lassen. Blöde Amerikaner.
Ich nahm unser Zimmer unter die Lupe. Wie der Gemeinschaftsraum war auch dieses Zimmer komplett in blau und bronze gehalten. Fünf Himmelbetten mit blauen Vorhängen, mit jeweils fünf Schränken. Fünf Fenster und drei Eulen.
Die Mädchen blickten mich neugierig an.
Ich grinste flüchtig und deutete auf die Squares.
„Wo habt ihr die her?“, fragte ich.
„Meine Schwester hat sie mir aus den Staaten mitgebracht“, erklärte ein Mädchen mit wilden braunen Locken.
„Cool“, sagte ich und setzte mich in Bewegung. Mein Ziel, das Bett, welches wohl mir gehören musste, da mein Koffer daneben stand. Erst jetzt bemerkte ich, wie müde ich war. Doch Helena wollte mich anscheinend noch nicht schlafen lassen und bombardierte mich mit Squares.
„Ey, du kennst die Namen der anderen doch noch gar nicht“, empörte sie sich und ich hob den Kopf.
„Das ist Kathryn Krueger“, sagte Helena und deutete auf das Mädchen mit den braunen Locken.
Meine weiteren Mitbewohnerinnen waren; Lucy O’Hara, ein Mädchen mit einem so üblen irischen Akzent, das ich immer lachen musste wenn sie etwas sagte. Elaine Blackford, ganz unverkennbar eine Amerikanerin und natürlich Helena Blum. Eine nette Truppe. Soviel zum Thema keine Freunde finden…
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