von katrinablack
Das erste was ich sah nachdem wir gelandet waren, war erstmal jede Menge Licht, dass mich ziemlich heftig blendete. Ich fühlte mich immernoch ziemlich wackelig auf den Beinen, wie damals als ich meine ersten Flugversuche gemacht hatte. Dabei wäre es viel einfacher gewesen wenn wir zu Besen gekommen wären, doch mein Daddy mit seinen merkwürdigen Vorhaben schonmal zu üben wie es ist ein Muggel zu sein, war natürlich der Meinung gewesen, dass wir mit dem Flugzeug reisen sollten. Warum wir üben sollten wie Muggel zu leben war mir unklar, da meine Großmutter Roberta, eine Hexe mit Leib und Seele, sogar den Einkauf, was ihr anscheinend schon viel Ärger mit dem Zaubereiministerium eingebracht hatte, mit Zauberei erledigte. Meine Tante Lucy hingegen war ähnlich wie mein Dad ziemlich angetan von den Muggeln und erzog ihre Kinder ziemlich muggelhaft. So hatte ich jedenfalls alle noch in Erinnerung. Lucy mit zusammengebundenem blonden Haar und weiten Flanellhemden, Roberta mit wildem rotbraunem Haar, dass sie so aussehen ließ wie die weibliche Version von Albert Einstein, Freddie mit strubbeligen braunem Haar und dem Mund immer mit irgendetwas verschmiert, meist war es Schokolade und meine Cousine Dina mit ihrem Frisch-Aus-Dem-Bett Haarlook. Ich hoffte es hatte sich nichts mehr seit den Ferien letzten Jahres geändert…So wären wenigstens noch ein paar Dinge vertraut gewesen…
„Deine Tante Lucy holt uns ab“, teilte mir mein Vater müde mit und schob mich auf den großen Parkplatz vor dem Flughafengelände.
Mein Vater warf einen glücklichen Blick in Richtung bevölkter Himmel. Er seufzte.
„Tja Fay, jetzt fängt ein neues Leben für uns an. Freust du dich?“
„Meine Freude ist grenzenlos, Dad“, gab ich unglücklich zurück und seufzte.
Ferien in London – Total OK, es gibt spannende Dinge zu sehen, wie zum Beispiel die Winkelgasse oder die Muggelgeschäfte
Leben in London – Kein Kommentar.
Missmutig beobachtete ich wie Autos parkten, wie glückliche oder unglückliche Familien zurück zu ihren Autos gingen, wie Kinder lachend und weinend herumtollten und hoffte irgendwann ein bekanntes Gesicht zu sehen.
Ein Wagen rollte an, eine Scheibe wurde herunter gefahren und meine Cousine Dina nahm ihre Sonnenbrille von der Nase.
Ich sollte mich jetzt wohl normalerweise fragen, warum Dina bei diesem Wetter eine Sonnenbrille trägt, doch nach fünfzehn Jahren Bekanntschaft mit ihr, schockte mich fast gar nichts mehr.
„Hey junge Lady, wie viel würden sie den Kosten?“, fragte sie übermütig und grinste mich breit an.
„30 und ein warmes Bett plus Verpflegung für drei Jahre“, gab ich lächelnd zurück.
Meine geliebte Dina…Mein einziger Lichtblick am Horizont.
„Steig einfach ein“, rief meine Tante vom Vordersitz und Dina zog eine Grimasse. Mein Vater lachte herzhaft und öffnete schwungvoll die Autotür. Hatte dieses Wetter etwa eine vitalisierende Kraft auf ihn? Oder war es einfach nur die Tatsache, dass er jetzt einen Ozean und ungefähr 10000 Meilen von meiner Mutter getrennt war?
Dinas anschließende Umarmung schnürte mir beinahe die Luft ab.
„Du kannst dir nicht vorstellen wie froh ich bin, dass du da bist“, sagte sie und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Meine Tante Lucy ließ den Motor an und ordnete sich geschickt in den regen Nachmittagsverkehr ein.
„Seitdem wir ihr erzählt haben, dass du kommst, war sie kaum ruhig zu kriegen. Ich hab schon überlegt ob ich wieder anfangen soll zu stillen“,teilte Lucy mir lächelnd mit und Dina zog erneut eine Grimasse.
„Freddie freut sich genauso dich zu sehen. Er ist froh das er ab dem nächstem Jahr doch nicht alleine zur Schule gehen muss“
„Glaub mir, die Sorgen hatte ich auch schon“, gab ich zurück und fing an aus dem Fenster zu starren. Ich hatte nicht wirklich vor Freunde zu finden, zumal mir Freunde manchmal ziemlich lästig waren. Da hielt ich mich lieber an meine Familie. Ich will ja nur hoffen, dass Freddie sich nicht für seine Cousine schämt, sobald er coole neue Freunde gefunden hat, denn dann wäre ich wirklich aufgeschmissen.
Ich sah wie Dina den Mund öffnete um anscheinend etwas zu sagen, doch ich warf ihr einen warnenden Blick zu. Ich wusste wen sie gerade im Sinn hatte, doch ich wollte kein Wort mehr über meinen Ferienflirt des letzten Jahres hören.
Das ganze Thema war sowieso recht merkwürdig. Der Kerl hatte wirklich gut ausgesehen, etwas ausgemerkelt, aber gut. Blass war er gewesen, was in England zwar nicht selten war, doch irgendwie hatte seine Haut fast etwas transparent ausgesehen. Jedenfalls stand er eines Tages vor der Tür und hatte nach meiner Cousine verlangt, da diese aber gerade nicht da war fragte ich ihn ob er solange reinkommen möchte, er stimmte zu und wir haben uns etwas unterhalten. Der üblige Smalltalk-Scheiß eben. Hey, wo kommst du her, ich hab dich hier noch nie gesehen. Ja, ich komm aus Kanada, Dina ist meine Cousine. Aha, ich bin mit deiner Cousine im selben Haus blahblah…
Wir kamen auf das Thema Freunde und er erzählte mir von seiner Clique die sich anscheinend die Rumtreiber nannten und dann kam Dina und die beiden sind abgezogen. Am nächsten Tag kam er wieder, Dina war gerade bei ihrem Freund, ich fragte ihn ob er wieder zu Dina will, er verneinte und meinte er wolle zu mir und so fing die ganze Sache an. Wir hatten auf kitschige Art beschlossen dass ich ihm meinen Namen nicht verraten werde und dann als ich am Ende der Ferien wieder nach Kanada zurück musste, stand er um fünf Uhr morgens an der Tür und hat mir auf der Türschwelle einen kleinen Abschiedskuss gegeben.
Süß hat er ausgesehen als er da so nervös vor der Tür stand und sein Herz hat ganz schnell geklopft als ich ihn umarmt habe, doch immerhin hatte ich damals noch einen Quidditchkaptain in meinem Heimatland.
Der Plan war gewesen, dass wir uns niemals mehr wiedersehen wollen und niemand, Dina nach dem Namen des anderen Fragen darf. Damals hatte ich allerdings noch nicht gewusst, dass wir sobald umziehen werden und ich ihn unglücklicherweise wiedersehen werde.
Naja, wenn man den Erzählungen von Dina, Dad und Lucy glauben dürfte, so war Hogwarts riesig und falls Dina noch keinen anderen Freundeskreis gefunden hatte, steht die Chance dass ich ihn wiedersehen werde ziemlich klein. Außerdem war Hogwarts wie gesagt, riesig und dort gab es sicher viele Möglichkeiten jemanden dezent zu ignorieren oder um jemanden bewusst aus dem Weg zu gehen.
Merkt man dass ich mir versuche die Sache schön zu reden?
Und außerdem war da immernoch dieses Laster, dass ich meiner Mutter praktisch wie au dem Gesicht geschnitten war und die Gefahr bestand, dass mich jemand anhand meines Aussehens erkennen könnte und ich dann sicherlich keine ruhige Minute mehr hätte.
„Fay, hör auf so ein Gesicht zu ziehen, davon bekommst du Falten“, gurrte mein Dad fröhlich und zwickte mir in die Wade.
Ich lächelte gekünstelt und wandte mich wieder meiner Cousine zu.
„Wann fängt bei euch nochmal die Schule an?“
„Im September“, antwortete Dina geistesabwesend.
Noch knapp drei Wochen in Freiheit…
Mehr oder weniger.
Ich wette sobald mein Vater wieder in seiner vertrauten Umgebung war, würde der Familenmensch in ihm erwachen und er würde sicherlich viele tolle Aktionen( Muggelaktionen) planen und diese, leider Gottes, auch in die Tat umsetzen wollen.
*~*
„Wie gut dass wir uns loseisen konnte“, seufzte Dina und ließ sich auf mein neues Bett fallen.
Ich schmiss meine kleine ledergebundene Tasche auf den Boden.
„Da hast du dein Gepäck drin?“ Meine Cousine schien erstaunt.
„Unaufindbarer Ausdehnungszauber“, murmelte ich, zückte meinen Zauberstab, den ich seit einem Unfall immer in meinem Ärmel transportierte und klopfte dreimal auf den Rand meiner Tasche.
„Du kriegst den hin?“, fragte Dina interessiert.
„Ja“, gab ich stolz zurück und fing an meine Habseligkeiten von Miniatur auf Normalgröße wachsen zu lassen. Ich war nicht wirklich gut in Defensiver Magie, zumindest nicht in der Praxis, Haushaltszauber bekam ich grad noch so hin und in allen anderen Fächern, die nicht direkt etwas mit Zaubern zu tun hatten, sondern mit Büchern, war ich relativ gut. Doch meine Stärke lag definitiv bei Zaubertränken. Meine Mutter hatte einmal gesagt, die Zaubertrankdämpfe würden mir irgendwann das Hirn wegätzen. Was weiß die schon. Sich nen‘ Holzstock zwischen die Beine klemmen und ein paar Bälle herumschießen ist also eine angebrachte Freizeitbeschäftigung? Ich hasste Quidditch aus zwei Gründen: Erstens, weil dieser verdammte Sport die Ehe meiner Eltern zerstört hatte und zweitens weil ich eine Niete in diesem Sport war. Dinge die ich nicht konnte, wurden gleich von mir verabscheut. Quidditch, Verwandlungen, Singen, Fliegen und so weiter.
„Du weißt schon, dass du in Hogwarts keinen Schrumpfzauber zum Packen benutzen darfst?“,sagte Dina.
„Warum?“, fragte ich ein wenig quengelig. Oje, dieses Verhalten musste ich sofort ablegen, sonst hieß es gleich, die verwöhnte Kanadierin will eine Extrawurst,nur weil sie aus einer tollen Schule für Hexerei und Zauberei kommt…Blabla…
Ich hoffte nur, dass mich wirklich niemand erkennen würde. Sonst bekomm ich einen Schreikrampf…
„Weil wir dort Koffer haben, außerdem würde sich alles, was geschrumpft war, sofort wieder vergrößern. Ist halt so ne‘ Regel in Hogwarts. Anscheinend wollen die verhindern, dass wir irgendwelche unnützen Dinge mitnehmen.“
„Oh nein, aber wie soll ich dann meine ganzen Klamotten mitnehmen? Oder meine ganze Schminke die ich mir jeden Morgen mit einem Spachtel ins Gesicht schmiere? Oder meine Haarpflegeprodukte? Gibt es in Hogwarts Telefon Anschluss? Ich muss doch meinen Therapeuten und meinen Hautarzt anrufen, außerdem bekomm ich bei diesen Temperaturen bestimmt Akne und nehme zu, bis ich so aufgedunsen bin wie eine Pflaume“, imitierte ich meine Schwester und Dina lachte. Wir machten uns oft über meine Schwester lustig, sehr oft. Nicht zum ersten Mal wünschte ich mir, dass Dina meine Schwester wäre. So eine Art Schwester, zu der ich Aufblicken konnte und nicht so eine Art Schwester für die man sich schämen musste. Die Sache mit dem Telefonanschluss hatte meine Schwester im ersten Jahr in unserer alten Zaubererschule wirklich bebracht. Dabei war sie damals erst elf gewesen…
„Nein, wirklich, Fay. Nimm einen Koffer mit, in Hogwarts hast du alles was du brauchst. Außerdem ist das Essen dort Fabelhaft“
{Anmerkung: Tut mir leid, wenn es bis jetzt noch nicht soo spannend war, doch ich wollte nicht so plump und ohne Vorgeschichte anfangen}
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